Folge 910

  • Wenn das Leben Angst macht

    Folge 910 (90 Min.)
    Die Angst geht um! Kein anderes Thema bewegt die Menschen gerade mehr als Corona. Angst ist ansteckend und kann zermürben. Sie verändert unseren Alltag in fast allen Bereichen, reduziert unsere Lebensqualität und schränkt uns extrem in unseren Gewohnheiten ein. Denn es kann jeden von uns treffen. An jedem Ort. Das Herz rast, die Hände schwitzen, der Schwindel tritt ein – wir haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder gar zu sterben. Angst ist eines der wichtigsten Grundgefühle, die wir haben.
    Angst gehört zum Leben, sie hat eine Schutzfunktion und dient uns als Frühwarnsystem für eine Vielzahl alltäglicher Gefahren. Ständig platzen unterschiedliche Bedrohungen in unser Leben, in ängstlicher Erwartung vor Lebensbedrohlichem fühlen wir uns gleichzeitig mit dem Gefühl der Machtlosigkeit konfrontiert. Auch die Angst vor Terror hält die Menschen mittlerweile in Atem. Die Toten von Halle oder Hanau, die Amokfahrt in Volksmarsen – solche Schreckensszenarien hinterlassen ihre Spuren.
    Wer solch eine Tat überlebt, leidet lebenslang. Aber auch bei vielen nicht Betroffenen macht sich ein mulmiges Gefühl breit, sie fühlen sich schutzlos, manche trauen sich kaum noch auf die Straße. Sie fürchten sich bei jedem herrenlosen Koffer am Flughafen, bekommen Panik, wenn die Bahn kurzfristig im Tunnel anhält. Angst kann sich so entwickeln, dass sie krank macht. Ob soziale Phobie, Panikattacken oder Höhenangst – Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
    Wie verändert Angst unsere Gesellschaft? Was ist Hysterie, was ist tatsächliches Risiko? Welche Wege führen aus der Angstfalle? „Wenn das Leben Angst macht“ – darüber spricht Michael Steinbrecher mit diesen Gästen: Andreas Breitkopf bereitet das Virus große Sorgen. Seit sieben Jahren pflegt er seine im Wachkoma liegende Mutter in den eigenen vier Wänden. Hilfe erhält er nur von seiner 78-jährigen Großmutter. Die Angst, sich beim Einkaufen mit Corona zu infizieren und das Virus nach Hause zu tragen ist bei ihm riesig: „Ich versuche extra vorsichtig zu sein und fasse Produkte im Supermarkt nur noch mit meinen Pflegehandschuhen an.“ Ella Paravyan war mit der Schule auf Abschlussfahrt in Nizza, als die Gruppe das LKW-Attentat am 14. Juli 2016 miterleben
    musste.
    Zwei Mitschüler und ihre Lehrerin verstarben, eine Schülerin wurde schwer verletzt. Seit dem Terroranschlag sind Ängste für die heute 22jährige Lehramtsstudentin an der Tagesordnung: „Die Angst ist so in mir drin, dass ich gar nichts richtig genießen kann.
    Ich denke immer, der Tod wird mich noch holen.“ Zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin drohte Christine Brekenfeld hochschwanger zu verbluten: „Ich war mit einer riesigen Angst vor dem Ende meines Lebens konfrontiert. Das war ein Beben, das durch mich hindurchging.“ Diese Todesangst verwandelte sich während einer Nahtoderfahrung in ein Gefühl des Friedens und Angenommenseins. Danach fand sie spirituelle Methoden, um auch im Alltag Ängste annehmen zu können.
    Sönke Ellerbrock hatte es in seinem Leben schon oft mit Naturgewalten zu tun. Als Kind erlebte er hautnah die Hamburger Sturmflut, auch sein Hotel-Restaurants direkt an der Elbe ist regelmäßig von Hochwasser bedroht. Doch erst seit Corona hat der Wirt zum ersten Mal wirklich Angst um die Zukunft seines Betriebs: „Bei Hochwasser siehst du den Schaden, der angerichtet wird. Das hier ist anders, einfach nicht greifbar.“ Angst ist auch der ständige Begleiter von Comedy-Autor Peter Wittkamp.
    Der Kreativ-Autor leidet seit seiner Jugend an Zwangsstörungen und Kontrollgedanken. Diese waren zeitweise so stark, dass er sich in die Psychiatrie einweisen ließ. Doch er nimmt seine Krankheit mit Humor: „Wenn man den Humor verliert, hat man gar nichts mehr.“ Dies gilt für ihn auch jetzt in der Corona-Krise. Elke und Gerd Döring verbrachten ihren Skiurlaub in Südtirol, als bei dem 67jährigen typische Symptome auftauchten. Zuhause wurde das Ehepaar positiv auf Corona getestet.
    Während Gerd Döring unter Husten, Kopfschmerzen und Fieber litt, hatte seine Frau keinerlei Beschwerden. „Wir hatten Glück im Unglück“, so die 63jährige, überwältigt von der Unterstützung vieler Menschen während der Quarantäne. Der Angstforscher Prof. Dr. Borwin Bandelow warnt vor Panik und plädiert für Gelassenheit. Gerade jetzt hätten viele das Gefühl, etwas Unbeherrschbarem ausgesetzt zu sein: „Die Angst ist im Moment ansteckender als das Virus selbst. Wir sollten nicht übervorsichtig sein, aber die allgemeinen Regeln befolgen“, so der Psychiater und Psychotherapeut. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 03.04.2020SWR Fernsehen

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Sa 04.04.2020
12:25–13:55
12:25–
Sa 04.04.2020
10:45–12:15
10:45–
Fr 03.04.2020
22:25–23:55
22:25–
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