Menschen & Mächte Folge 185: Südtirol – Heimat auf Italienisch
Folge 185
Südtirol – Heimat auf Italienisch
Folge 185
Der sogenannte „Marsch auf Rom“ zwischen 27. und 31.Oktober 1922 bezeichnet die Phase der faschistischen Machtübernahme durch Benito Mussolini in Italien mitsamt folgender, radikal durchgeführter „Italienisierung“ Südtirols. „Politischer Notstand“ verkoppelt mit (politischen) Konflikten zwischen deutsch-österreichischer und italienischer Identität kennzeichneten die 20er und 30er Jahre, dann die „Stahlpakt-Phase“ zwischen Hitler und Mussolini mitsamt 2.Weltkrieg. Moderater dann nach 1945, jedoch zeitweise auch Gewalt besetzt, Stichwort: Bombenanschläge, die Jahrzehnte der Auseinandersetzung und Debatten um Selbstbestimmung und Autonomie. Stetig begleitet von lange gespannten, wenn nicht gestörten Verhältnissen zwischen Wien und Rom. Die Dokumentation von Andreas Pfeifer legt frei, wie das österreichisch-italienische Grenzland mit seiner Sonderstellung in nationalen und europäischen Krisenzeiten umgegangen ist und wie die letztlich erstrittene Autonomie die kulturelle und politische Distanz zu Rom und zu Wien
vergrößerte. Viele Südtiroler und Südtirolerinnen beharren mittlerweile auf einem Identitätsgefühl, das weder dem italienischen Zentralstaat noch der österreichischen Schutzmacht zugeneigt ist und sich zwischen Bergeshöhen und Belcanto, Tracht und Trattoria, Speck und Spaghetti einen eigentümlichen Weg bahnt. Das sprachliche Wandern zwischen den beiden Welten kreiert und kreierte häufig den Charme des Unperfekten, den Mangel an fehlerfreiem Deutsch wie fließenden Italienisch. Wie Südtiroler deutscher und italienischer Muttersprache mit- und nebeneinander leben – und wie sich das Lebensgefühl im Land aus alpinen und mediterranen Quellen gleichermaßen speist, spürt Andreas Pfeifer in dieser, auch an wichtigen historischen Orten gedrehten „Menschen und Mächte“ Dokumentation nach. Pfeifer reist durch Südtirol, streift dabei die eigene Lebensgeschichte, seine zweisprachige Kindheit und Jugend, spricht mit Zeitzeugen, die unter dem Faschismus litten und wandert analytisch mit kritischen Zeitgenossen wie Reinhold Messner durch ein Idyll und seine Schattenseiten. (Text: ORF)