Menschen hautnah Folge 21: 24 Senioren, zwei Studenten und das Virus – Eine WG im Ausnahmezustand
Folge 21
24 Senioren, zwei Studenten und das Virus – Eine WG im Ausnahmezustand
Folge 21
Lässt sich Alterseinsamkeit durch neue Wohnformen vermeiden? Ist die Mischung von Alt und Jung eine Lösung? Anfang Februar 2019 begeistert die Diakonie Michaelshoven 24 Senioren und zwei Studenten für ein gemeinsames Projekt in einem Kölner Haus: Die Studenten bekommen dort eine günstige Bleibe, dafür stehen sie den alten Menschen zur Seite und überlegen sich kleine Unterhaltungsprogramme. Projektleiterin Heike Marth hat die Bewohner unter vielen Bewerbern persönlich ausgesucht: Kunststudent Jorrit König (24), der die Idee, mit alten Menschen gemeinsam zu leben, spannender findet als jede Studenten-WG. Und BWL-Student Philipp Schaper (26), der auf einem Dorf aufgewachsen ist, in dem auch seine Großeltern leben. Den Austausch unter den Generationen sieht er als Bereicherung – das Projekt in der Stadt spricht ihn sofort an. Offen sollen alle hier sein, unternehmungslustig. Wie Elisabeth Lai, die weitgereiste 86-jährige Kölnerin, die gerne Karneval feiert. Oder die kunstinteressierte Wilma Keulertz (89), die früher in Düsseldorf wohnte und
nun in der Nähe ihres Sohnes in Köln sein will. Gerade haben sich alle in die neue Wohnsituation eingelebt. Die Studenten haben gelernt, bei zu großen Ansprüchen an sie Grenzen zu setzen, die Senioren die ersten Krisen nach dem Umzug überwunden. Dann wird mit Corona auch der WG-Alltag ein anderer. Die WG ist ein offenes Haus – kein Altersheim mit den entsprechenden Besuchsverboten. Heike Marth tut alles, um das Virus draußen zu halten. Einige Senioren ignorieren die Abstandsgebote und ecken damit an. Andere ziehen sich ängstlich zurück. Elisabeth Lai leidet enorm unter den Kontaktbeschränkungen. Und die beiden Studenten sind verunsichert – sie müssen ihre Sozialkontakte einschränken, um die betagten Mitbewohner nicht zu gefährden. Sie könnten ausziehen, zu Eltern oder Freuden – doch sie bleiben und kümmern sich weiterhin um ihre Wohngemeinschaft. Das Virus wird nun zur Bewährungsprobe für ein ungewöhnliches Projekt. Wird die WG besser zusammenfinden – oder wird das gemeinschaftliche Leben an seine Grenzen stoßen? (Text: WDR)