Staffel 3, Folge 1–3

Staffel 3 von „Meine Kindheit  …“ startete am 18.05.2012 im WDR.
  • Staffel 3, Folge 1 (45 Min.)
    Für Rebecca Siemoneit-Barum, die zur letzten Generation der Zirkusdynastie Barum gehört und die Manege schon als Kind erleben durfte, gehörte Applaus und Publikum von klein auf dazu: „Sobald man sprechen kann als Zirkuskind, wünscht man sich eigentlich, ebenfalls auf der Bühne stehen zu dürfen“, sagt sie. Bis heute vermisst sie die besondere Atmosphäre der Zirkuswelt, wo Vorstellungen den Tagesablauf bestimmen, die Musik aus dem Zirkuszelt die Zeit taktet und der Geruch von Sägemehl, Tieren und Schminke in der Luft hängt. Mit 12 Jahren beginnt sie bei der Lindenstrasse ihre Schauspielkarriere als „Iffi Zenker“.
    Sie sei eben schon damals „viel zu sehr eine Rampensau gewesen, als dass sie diese Chance hätte vorbeiziehen lassen wollen“, sagt sie heute und lacht. Für viele Kinder bringt der Zugang zur Bühnenwelt ungeahnte Freiheiten: Thomas Bohnen, durfte für den Film „Die Vorstadtkrokodile“ Scheiben einschmeißen und in verschrotteten Autos rumturnen. Die acht Wochen Dreharbeiten zu dem Film gehören zu seinen schönsten Kindheitserinnerungen. Ehrgeiz und Disziplin sind Eigenschaften, die fast alle Bühnenkinder mitbringen: So auch Tanja Szewczenko, die von sich sagt, dass sie mit 6 Jahren „Blut geleckt“ habe.
    Damals gewann sie ihren ersten Eiskunstlauf-Wettbewerb. Auch für Julia Lindig war die Bühne ein Ort „wo man einfach gut aufgehoben ist, vielleicht auch, weil man von allen anderen ganz weit weg ist“. Schon als kleines Mädchen stand sie mit ihren vier Schwestern regelmässig auf der Bühne des Kölner Opern- oder Schauspielhauses. Walter Ullrich, wurde 1931 quasi in ein Ensemble geboren. Sein Vater war Schauspieler und die Mutter Sängerin. Mit ihnen tingelte Walter Ullrich – heute legendärer Intendant des „Kleinen Theater Bad Godesberg“- durch ganz Deutschland, immer froh, wenn ab und zu eine Rolle für ihn drin war.
    Viele Ortswechsel erlebte auch Michael Gees, der „westfälische Mozart“, wie er in den 60er Jahren genannt wurde. Mit acht gewann er den Steinway-Nachwuchswettbewerb, mit fünfzehn haute er von Zuhause ab. Dazwischen liegen turbulente Jahre mit großartigen Auftritten, wichtigen Vorspielen und kindlicher Not, sich nicht so entfalten zu dürfen, wie es seinem ungeheuren Talent entsprochen hätte.
    Für den Knabensopran Josef Protschka war die Pubertät hingegen eine willkommene Zäsur: Obwohl er immer gern gesungen hatte, schätzte er die Zeit des Stimmbruches als eine Phase, in der er ganz normal leben konnte, ohne Rücksicht auf die Stimme nehmen zu müssen. Für viele Kinder beendet die Pubertät die Zeit im Rampenlicht. Bühnenkinder sind besondere Kinder. Sie bewegen sich in Parallelwelten, denn ihr Leben verläuft zwischen Schule und Auftritt, zwischen Spiel und Pflicht, zwischen Arbeit und Applaus. In der WDR Dokumentation „Meine Kindheit auf der Bühne“ teilen sie ihre außergewöhnlichen Erinnerungen und Erfahrungen mit uns. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 18.05.2012WDR
  • Staffel 3, Folge 2 (45 Min.)
    Eine Kindheit in der Schulzeit: Damals schwänzte man als Schüler den Mathe-Unterricht und ging stattdessen im nahe gelegenen Wäldchen spielen. Die Tage vor den Sommerferien waren die längsten im ganzen Jahr. Der Spickzettel fiel aus dem Ärmel und der Tischnachbar vom Stuhl. „Unsere Geschichte – Meine Kindheit in der Schule“ erzählt von großen und kleinen Erinnerungen an die Schulzeit, die das Leben eines jeden von uns so sehr geprägt hat. Aber sie hat nicht nur mit Biografie und kollektivem Erinnern zu tun. Die Schule ist und war auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen.
    Kaum eine andere Institution verrät mehr über unsere Werte und Moralvorstellungen als die Schule. Und kaum einer kommt an ihr vorbei. Die meisten lassen kein gutes Haar an ihr. Aber fast alle blicken irgendwann mit Wehmut auf sie zurück. Und in welchem Fotoalbum fehlt schon das Bild vom ersten Schultag? „Tut, tut! Da kommt ein Auto“, das war der erste Satz, den der Postschiffer Fiede Nissen gleich am ersten Tag lernen musste. „So etwas vergisst man sein Leben lang nicht.“ Für ihn, der auf der Hallig Langeneß aufgewachsen ist, war Heimatkunde das schönste Fach.
    Mit 14 anderen Kindern besuchte Fiede Nissen eine Zwergenschule, die unmittelbar neben der Kirche untergebracht war. „Ich war gerade fünf Jahre alt“, erinnert sich Dorothea Voigtländer aus Bonn, „aber ich kam mir schon sehr erwachsen vor.“ Es erstaunt wenig, dass ihr Lieblingsfach Geschichte sein würde. Denn als der erste Deutsche Bundestag am 7. September 1949 in Bonn in der Pädagogischen Akademie tagte, fand die Schulstunde gleich nebenan statt. Die Mädchen knicksten vor Konrad Adenauer, dem freundlichen älteren Herrn, der einem auch schon mal im Park begegnen konnte.
    Dem Schauspieler Jan-Gregor Kremp genügte es bei Mathe-Arbeiten nicht, einzelne Zahlen abzuschreiben. Es mussten gleich ganze Zahlenreihen sein, weil die Wissenslücken zu groß waren. Zeugnisse konnten allein durch die Mathe-Note „verunziert“ werden. Die schlimmsten Momente an der Tafel fanden auch bei Rebecca Siemoneit-Barum und Gerda Laufenberg während des Mathematikunterrichts statt. In den Nachkriegsjahren und oft bis in die 1960er-Jahre hinein wurden kleine und größere Vergehen in der Schule hart bestraft, meistens mit dem gefürchteten Rohrstock.
    Der uneingeschränkte Respekt vor dem Lehrer, der damals in den Augen der meisten Menschen noch mindestens dieselbe Autorität wie der Pfarrer hatte, war selbstverständlich. Dass Kinder auch Spaß an der Schule haben können, kam erst in den Reformbemühungen der 1960er-Jahre auf die Tagesordnung. Lehrer durften geduzt werden, neue Lehrmittel wie Overheadprojektoren zogen in den Unterricht ein. „Für Schüler meiner Couleur“, glaubt Jan-Gregor Kremp, seien diese Bemühungen eher kontraproduktiv gewesen. Die Lehrer wurden nicht mehr ernst genommen und stattdessen verspottet.
    Vor allem im Sexualkundeunterricht mussten junge Lehrer erfahren, was es heißt mit „Anschauungsunterricht“ zu scheitern. Auch wenn sich die Unterrichtsmethoden über die Jahrzehnte grundlegend geändert haben, so haben die ehemaligen Schulkinder doch oft dieselben Erinnerungen. Das Schönste an der Schule, davon sind die meisten überzeugt, sei der Schulweg gewesen, denn dort habe die große „Freiheit“ begonnen. „Wenn wir Klassenkameraden zusammen sitzen, dann kommt irgendwann immer die eine Frage: „Weißt du noch, weißt du noch?“, sagt Paul Wascinski, der nach dem Krieg im Ruhrgebiet zur Schule ging. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 25.05.2012WDR
  • Staffel 3, Folge 3 (45 Min.)
    Wenn sie an ihre Kindheit denkt, kommt ihr sofort der prächtige Park in den Sinn, weitläufig und mit altem Baumbestand. Mit ihren Geschwistern tobte sie hier bis zum Umfallen und oft mit aufgeschlagenen Knien. Franziska Gräfin Schönburg-Glauchau, die Tante von Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, erinnert sich gut an Schloss Wechselburg in Sachsen, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Das Schloss war so groß, dass sie sich heute nicht mehr sicher ist, ob sie überhaupt in allen Räumen gewesen ist. Im Kriegsjahr 1945 mussten die Schönburgs ihr Zuhause verlassen und kehrten nie mehr ins heutige Sachsen zurück. Heute lebt die Gräfin auf Schloss Ehreshoven bei Engelskirchen, einem Damenstift für unversorgte adelige Damen, Schirmherr ist die Rheinische Ritterschaft. Ehreshoven wird von elf Damen bewohnt und von einer Äbtissin geleitet. Sehnsucht nach Wechselburg, dem Ort ihrer Kindheit, hat Gräfin Schönburg noch heute, 84 Jahre alt.
    Weniger standesgemäß geht es auf Schloss Beck bei Bottrop zu. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Schönheit gilt Experten als Musterbeispiel des westfälischen Barock und das, obwohl sich um das prächtige Anwesen heute Achterbahn und Karussells gruppieren. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wollte niemand das Prachtstück haben, kein Wunder, war es doch in einem erbärmlichen Zustand. Bis Karl Kuchenbäcker kam, ein Kaufmann aus Marl. Der Bürgerliche überraschte sein Frau und die Tochter Karla eines Tages, als er sie in Marl ins Auto setzte und erst vor dem abgewrackten Schloss Beck wieder anhielt. Die Tochter konnten es anfangs nicht glauben, doch es stimmte: Ihr Vater hatte das Schloss gekauft und hier würde sie jetzt wohnen. Seine Töchter Karla und Katharina erzählen von ihrer Kindheit auf Schloss Beck. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.06.2012WDR

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