2023, Folge 159–165

  • Folge 159
    Leben nach der Machtergreifung Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30.01.1933 wurde von den Nazis als „Machtergreifung“ zelebriert. Eine Macht, die der NSDAP aber vielmehr gegeben wurde: Die deutschnationalen und konservativ-nationalen Kräfte in der Regierung hatten gehofft, man könne die Nazis damit kontrollieren. Die fatale Fehleinschätzung mündete in Terror: Um ihre Macht auszubauen, sich zu behaupten und durchzusetzen, räumten sie aus dem Weg, was die „Volksgemeinschaft“ angeblich störte. Allein 1933 gab es in Berlin 220 Folterstätten der SA. Keller, alte Kasernen oder auch Privatwohnungen. Und es entstanden schnell die ersten Konzentrationslager. Die „MDR Zeitreise“ zeigt diesen frühen Terror auf: gegen Anhänger von SPD und KPD, gegen Künstler und Intellektuelle, gegen Juden und Sinti und Roma, gegen vermeintlich „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“.
    Wir zeichnen das Schicksal der Familie Rosé aus Weimar nach, die von Beginn an unter der Gewalt gelitten hat. Wozu diente das Konstrukt der Volksgemeinschaft und wie verhalf es den Nazis zum Erfolg? Einer, der wie viele Tausend andere die NS-Herrschaft stütze, war Eduard Wirths. Aus dem jungen Mediziner, der an der Universität Jena Assistenz-Arzt war, wurde der führende Standort-Arzt von Auschwitz und Chef von Josef Mengele. Wie war sein Weg und warum erinnerte man an ihn bis vor kurzem in seinem Heimatort als Kriegs-Gefallenen? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.01.2023MDRDeutsche Online-PremiereDo 26.01.2023ARD Mediathek
  • Folge 160
    Der Nationalsozialistische Untergrund war die gefährlichste rechtsextremistische Terrorgruppe der Nachkriegszeit. Zehn Morde, 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge, 15 Raubüberfälle gehen auf das Konto der Terrortruppe um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Wenn es um den NSU gehe, falle bis heute allen Beate Zschäpe ein, so Semiya Simsek. „Aber die Namen der Opfer kennt kaum jemand.“ Enver Simsek war ihr Vater. Er wurde nur 38 Jahre alt. Er war das erste Opfer der NSU-Mörder. Am 9. September 2000 wurde er an seinem mobilen Blumenstand in Nürnberg erschossen. Elf Jahre lang tappten die Ermittler im Dunkeln.
    Sie verdächtigten zunächst den Toten, er wäre Drogenkurier gewesen und Mitglied einer Mafiabande. „Diese Vorurteile, die man gegenüber Ausländern hatte, gerade damals in den neunziger Jahren, vor allem gegenüber Türken, haben die Polizei auf dem rechten Auge blind gemacht.“, so Semiya Simsek. Sie lebt inzwischen mit ihrer Familie in der Türkei. Der Tod des geliebten Vaters und die falschen Verdächtigungen der Familie haben sie mürbe gemacht. Im Mai 2013 begann der Prozess gegen Beate Zschäpe und Unterstützer des NSU. Fünf Jahre dauerte der Mammutprozess.
    Nach seinem Ende blieben viele Fragen offen: war wirklich nur das Trio für alle Taten verantwortlich? Hatten sie Unterstützer? Warum haben Behörden wie der Verfassungsschutz bei den Ermittlungen versagt? Weshalb wurden zunächst die Opfer verdächtigt, in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein? Kann so etwas heute wieder geschehen? Die „MDR Zeitreise“ sucht Antworten auf diese Fragen und lässt neben den Angehörigen der Opfer auch die Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız aus Frankfurt/​Main zu Wort kommen. Sie vertrat im Prozess die Familie von Enver Simsek als Nebenklägerin und prangerte das Versagen von Polizei und Verfassungsschutz an.
    Dafür bekam sie jahrelang Morddrohungen. Auch für den investigativen Journalisten Jonas Miller aus Nürnberg ist das Kapitel NSU nicht abgeschlossen, genauso wie für die Politikerin Katharina König-Preuss aus Jena. Miller ist überzeugt, dass Mundlos, Zschäpe und Böhnhardt Unterstützer in der Nürnberger Neonaziszene hatten. Die Linkenpolitikerin Katharina König-Preuss will wissen, warum nicht konsequent weiterermittelt wird, wer den NSU unterstützt hat, wie das Netzwerk aussah und an welchen Stellen staatliche Behörden versagt haben? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.05.2023MDRDeutsche Online-PremiereFr 05.05.2023ARD Mediathek
  • Folge 161
    Für welche Ideale lohnt es sich zu kämpfen? Der Protest: ein legitimes Mittel um seinen Unmut zu äußern, lautstark und öffentlich. Zumindest heute. Aber ist dafür jedes Mittel recht, wieviel Protest braucht die Demokratie? Früher gingen die Menschen für Freiheit auf die Straße und riskierten ihr Leben. Kann man das mit den heutigen Aktionen vergleichen. Was halten die einen von den anderen? Gibt es den typischen Protest? Wie ist er zu betrachten in Bezug auf die Proteste, die Menschen in der DDR in Lebensgefahr brachten? Oder geht so ein Vergleich gar nicht? Die „MDR Zeitreise“ spricht mit Menschen, die aufstehen, für ihre Sache eintreten und protestieren: damals und heute. Der 33-jährige Leipziger Martin Rebmann macht aus seinem Einsatz für Umweltschutz ein generationsübergreifendes Projekt in dem er mit den „Omas for Future“ zusammen Aktionen ins Leben ruft, die wachrütteln sollen.
    Günter Toepfer aus Jena ist durch den Aufstand des 17.Juni 1953 entscheidend geprägt worden: er hat die Diktatur immer abgelehnt, kam nicht mit den Repressionen in der DDR zurecht, ein Fluchtversuch scheiterte und er kam in Isolationshaft. Wie blickt er auf die heutigen Proteste der Klima-Schützer? Haben sich den letzten Jahrzehnten die Proteste verschärft? Mit welchen Mitteln werden sie geführt und ist das alles berechtigt? Die Wissenschaftlerin Sophia Hunger vom Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung hat sich mit diesen Fragen beschäftigt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.06.2023MDRDeutsche Online-PremiereMo 05.06.2023ARD Mediathek
  • Folge 162 (30 Min.)
    Der Schrebergarten – Synonym für den Kleingarten schlechthin. Geboren in Leipzig, gepflegt und bewirtschaftet heute von bundesweit knapp 902.000 Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern. Und diese halten nicht nur die vielzitierten Normen und Vorgaben der Kleingartenverordnung ein, sondern tragen zu einem erheblichen Teil zum Erhalt von Artenvielfalt bei, sorgen für frische Luft in der Stadt, für Erholung und Bewegung, und liefern frisches Obst und Gemüse. Welche Rolle spielen Kleingärten seit mehr als 100 Jahren für die Entwicklung einer Stadt und ihrer Bevölkerung? Ist es ein ernsthafter Schritt zur Selbstversorgung, wenn wir Gurke & Co.selber ziehen? Welchen Wert haben Kleingärten für Temperatur und Klima in Großstädten? Und kann der individuelle Garten gar Vorbild für die immer wieder geforderte Agrarwende in der Landwirtschaft sein? Die „MDR Zeitreise“ trifft Kleingärtnerinnen und Kleingärtner, geht auf historische Spurensuche zu den Wurzeln der Schrebergärten, interviewt bloggende Selbstversorger und befragt Wissenschaftler nach der Bedeutung des Kleingartens in Zeiten des Klimawandels. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.07.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 27.06.2023ARD Mediathek
  • Folge 163 (30 Min.)
    Raumpioniere landen in der Lausitz
    Die Gegend, in der Franziska Stölzel aufgewachsen ist, gibt es drei Mal: einsam und idyllisch, dann laut und voll, dann wieder einsam, vielleicht sogar ein bisschen traurig. Die Lausitz hat den Strukturwandel mehrfach erlebt. Vor der Braunkohle bäuerliches Heideland, schießt hier mit der vergangenen Jahrhundertwende eine Industrielandschaft aus dem Boden. Mit der Braunkohle kommen die Arbeiter, mit den Arbeitern die Familien. 1989 ist Weißwasser eine der jüngsten Städte der DDR. Heute ist das Durchschnittsalter der Lausitzer unter den höchsten der gesamten Bundesrepublik. Die Mauer fiel. Die Jungen gingen. Auch Franziska Schölzel zog aus Weißwasser in den Westen.
    Doch sie ist zurückgekommen, um der Region ihrer Kindheit wieder Leben einzuhauchen. Sie ist ein Raumpionier geworden. In der „MDR Zeitreise“ besuchen wir Raumpioniere: Was tun sie? Warum? Und vor allem mit welchem Ergebnis? Goedelen Matthyssen stellte eine belgische Schokoladenfabrik an eine Tagebaukante. Antje Schadow eröffnete ein Kino in einer Bäckerei. Und natürlich Franziska Stölzel, die den sozialen Wandel in Brasilien studieren wollte und feststelle, dass sie den sozialen Wandel auch sehr gut in der Lausitz studieren kann. Was treibt sie alle aufs platte Land? Und was heißt das dann für ebendieses Land? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.09.2023MDRDeutsche Online-PremiereFr 08.09.2023ARD Mediathek
  • Folge 164 (30 Min.)
    Es ist die größte Einzelinvestition in einen deutschen Industriestandort seit Bestehen der Bundesrepublik und zugleich die für den deutschen Steuerzahler teuerste. Intel, der amerikanische Chiphersteller, will in Magdeburg eine neue Fabrik errichten. 30 Milliarden Euro soll die kosten. 10 Milliarden will der deutsche Staat beisteuern. In Sachsen-Anhalt wird der Baugrund für das neue Werk geschaffen, während in Dresden die Ansiedlung eines weiteren Chipherstellers aus Taiwan verkündet wird. Warum gehen die Chip-Giganten ausgerechnet nach Ostdeutschland? Der Blick in die jüngere Geschichte zeigt: Der Osten Deutschlands hat eine durchaus lange Tradition in der Entwicklung und Produktion von Halbleitern.
    Und die Verfügbarkeit von Chips ist nicht erst heute eine Frage von Macht oder Ohnmacht einer Volkswirtschaft. Chips, die mikroelektronischen Halbleiter, sind die Basis der Digitalisierung. Fehlen sie, brechen ganze Wirtschaftssysteme zusammen. Die DDR stand ab Mitte der 1970er-Jahre vor der Aufgabe, eine eigene Chipindustrie aufzubauen. Embargolisten des Westens verhinderten fast alle Importe westlicher Hochtechnologie. Wollte man weiter als Industrieland bestehen, musste in einem für das kleine Land unglaublichen Kraftakt eine eigene Chipproduktion gestemmt werden.
    Denn die Frage war schlicht: Haben wir den Chip oder haben wir ihn nicht? Das Geschichtsmagazin „Zeitreise“ erzählt eine Geschichte über die Macht des Chips und über die Bedeutung von Investitionen. Es ist eine Geschichte wie ein Spionagekrimi: geheimer Dokumententransfer, Technikschmuggel aber auch stolze Erfolge eigener Forschung bis hin zur Präsentation des 1 MB-Chips 1988, Made in GDR. Mit Jahrzehnten Abstand zeigen sich erstaunliche Parallelen zu heute. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.10.2023MDRDeutsche Online-PremiereFr 13.10.2023ARD Mediathek
  • Folge 165 (30 Min.)
    Antisemitisch, geschichtsrevisionistisch und demokratiefeindlich – Einstellungen, die dem Reichsbürger-Milieu zugeschrieben werden. So wie das Sammeln von Waffen, das Planen von Entführungen, Putsch-Versuche. Und doch ist die Szene groß und vielfältig, hat keine einheitlichen Ziele. Die „MDR Zeitreise“ begibt sich auf die Spur der Reichsbürger. Seit wann gibt es sie und worauf berufen Sie sich? Der Journalist und Sozialökonom Andreas Speit beschäftigt sich damit schon seit vielen Jahren. Allen gemeinsam sei, dass sie die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik ablehnen und sich auf ein Deutschland in den Grenzen von 1918, 1933 oder 1937 berufen. Nach dieser Logik ist die Bundesrepublik für sie kein völkerrechtlich anerkannter Staat, sondern ein Konstrukt der Alliierten, das nicht souverän ist.
    Reichsbürger sprechen daher auch häufig von der „Firma BRD GmbH“. Karoline Roshdi, Kriminal-Psychologin, forscht zu Gewalt und Radikalität in der Szene. Welche Rolle spielen Verschwörungstheorien, wann und warum radikalisieren sich die Menschen? Sie weiß, dass es starke Gruppendynamiken gibt, die es sehr schwer machen einfach auszusteigen. Der selbsternannte König von Deutschland und prominentester Reichsbürger Peter Fitzek nimmt immer wieder neue Orte ins Visier. Wie gehen die Gemeinden oder Städte damit um, dass sich Reichsbürger bei ihnen niederlassen wollen? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.12.2023MDRDeutsche Online-PremiereSa 02.12.2023ARD Mediathek

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