Folge 160

  • NSU und kein Ende – Staatsversagen, Opferleid und Rassismus

    Folge 160
    Der Nationalsozialistische Untergrund war die gefährlichste rechtsextremistische Terrorgruppe der Nachkriegszeit. Zehn Morde, 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge, 15 Raubüberfälle gehen auf das Konto der Terrortruppe um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Wenn es um den NSU gehe, falle bis heute allen Beate Zschäpe ein, so Semiya Simsek. „Aber die Namen der Opfer kennt kaum jemand.“ Enver Simsek war ihr Vater. Er wurde nur 38 Jahre alt. Er war das erste Opfer der NSU-Mörder. Am 9. September 2000 wurde er an seinem mobilen Blumenstand in Nürnberg erschossen. Elf Jahre lang tappten die Ermittler im Dunkeln.
    Sie verdächtigten zunächst den Toten, er wäre Drogenkurier gewesen und Mitglied einer Mafiabande. „Diese Vorurteile, die man gegenüber Ausländern hatte, gerade damals in den neunziger Jahren, vor allem gegenüber Türken, haben die Polizei auf dem rechten Auge blind gemacht.“, so Semiya Simsek. Sie lebt inzwischen mit ihrer Familie in der Türkei. Der Tod des geliebten Vaters und die falschen Verdächtigungen der Familie haben sie mürbe gemacht. Im Mai 2013 begann der Prozess gegen Beate Zschäpe und Unterstützer des NSU. Fünf Jahre dauerte der
    Mammutprozess.
    Nach seinem Ende blieben viele Fragen offen: war wirklich nur das Trio für alle Taten verantwortlich? Hatten sie Unterstützer? Warum haben Behörden wie der Verfassungsschutz bei den Ermittlungen versagt? Weshalb wurden zunächst die Opfer verdächtigt, in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein? Kann so etwas heute wieder geschehen? Die „MDR Zeitreise“ sucht Antworten auf diese Fragen und lässt neben den Angehörigen der Opfer auch die Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız aus Frankfurt/​Main zu Wort kommen. Sie vertrat im Prozess die Familie von Enver Simsek als Nebenklägerin und prangerte das Versagen von Polizei und Verfassungsschutz an.
    Dafür bekam sie jahrelang Morddrohungen. Auch für den investigativen Journalisten Jonas Miller aus Nürnberg ist das Kapitel NSU nicht abgeschlossen, genauso wie für die Politikerin Katharina König-Preuss aus Jena. Miller ist überzeugt, dass Mundlos, Zschäpe und Böhnhardt Unterstützer in der Nürnberger Neonaziszene hatten. Die Linkenpolitikerin Katharina König-Preuss will wissen, warum nicht konsequent weiterermittelt wird, wer den NSU unterstützt hat, wie das Netzwerk aussah und an welchen Stellen staatliche Behörden versagt haben? (Text: MDR)
    Deutsche TV-Premiere So. 07.05.2023 MDRDeutsche Streaming-Premiere Fr. 05.05.2023 ARD Mediathek

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Sendetermine

So. 07.05.2023
22:20–22:50
22:20–
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