Der Brexit koste das Königreich schon jetzt rund 230 Millionen Euro jede Woche, warnt der Chef der Bank of England. Der Abschied von Europa dämpfe das Wirtschaftswachstum. Und auch in britischen Krankenhäusern zeigen sich schon die Vorboten des Brexits: Die Zahl europäischer Krankenschwestern und Hebammen, die sich registriert haben, ging innerhalb eines Jahres um 90 Prozent zurück. Fehlende Pflegekräfte verschärften so im letzten Winter die ohnehin desolaten Zustände im staatlichen Gesundheitswesen. Manche sehen dunkle Wolken über der Insel aufziehen. Immerhin ist der Kontinent der weitaus wichtigste Absatzmarkt für die britische Exportwirtschaft. Investor-Legende George Soros unterstützt mittlerweile eine Kampagne für ein zweites Briten-Referendum, das
zum Verbleib in der EU führen soll. Soros attestiert vielen Briten schlicht „Realitätsverlust“. Der Brexit stellt das Land auch innenpolitisch vor eine Zerreißprobe: In Nordirland könnte wegen der ungeklärte Frage der EU-Außengrenze die Krise zwischen Katholiken und Protestanten wieder aufflammen. Doch an vielen Nachfahren des alten Empire perlen Warnungen und Befürchtungen ab. „Keep calm and carry on“, heißt ihre Devise, mit der man schon den Zweiten Weltkrieg durchgestanden habe. Großbritanniens Glück und Erfolg hänge nicht vom Europäischen Binnenmarkt oder einer Zollunion mit dem Kontinent ab. Für sie ist klar: Vor genau einem Jahr hat man der EU die Kündigung geschickt. Und in genau einem Jahr ist deshalb auch Schluss. (Text: 3sat)