Polen hat sich zum Musterschüler in der EU entwickelt. Die Wirtschaft boomt. Doch nur mit niedrigen Löhnen und EU-Fördergeldern ist diese Wachstumsstory auf Dauer kaum am Leben zu halten. Polens Aufstieg ist nicht zu übersehen. Nicht nur die alten Städte blühen in neuem Glanz. Polens Wirtschaft legt seit mehr als zehn Jahren ununterbrochen zu, einzigartig in der EU. Selbst die Wirtschafts- und Finanzkrise meisterte das Land weit besser als andere. Für 2016 werden 3,6 Prozent Wachstum erwartet, dreimal mehr als im EU-Durchschnitt. Seit Jahren setzt Polen auf niedrige Löhne und hat mit geringen Steuersätzen Investoren angelockt. Nach und nach entwickelte sich das Land zur Werkbank des Westens: Großunternehmen wie Opel oder
Volkswagen haben sich angesiedelt. Auch Bosch, MTU oder der Chemieriese BASF lassen dort produzieren. Rund die Hälfte von Polens Wachstum geht auf EU-finanzierte Konjunkturprogramme zurück. Mit knapp 14 Milliarden Euro netto jährlich profitiert Polen so stark von der Mitgliedschaft in der EU wie kein anderes Land. Zwischen 2007 und 2013 sind bereits 70 Milliarden Euro aus Brüssel nach Warschau geflossen. Das meiste davon wurde in Autobahnen, Abwasseranlagen und Häfen gesteckt. Doch die Wirtschaftspolitik muss sich neu ausrichten, wenn Polen nicht auf Dauer am EU-Tropf hängen will. Langfristig braucht das Land tiefgreifende Reformen zur Erhöhung von Investitionen und Konkurrenzfähigkeit. (Text: 3sat)