Inzest, sexuelle Ausschweifungen, Korruption und Brudermord – es gibt kaum eine Todsünde, die der Familie Borgia nicht nachgesagt wird. Allen voran Rodrigo Borgia (1431 – 1503), der adlige Emporkömmling aus Spanien, dem es 1492 unter dubiosen Umständen gelingt, als Alexander VI. den Papstthron zu besteigen. Der frisch gewählte Kirchenfürst entpuppt sich bald als rücksichtsloser Despot, der nur seine eigenen Interessen verfolgt und vor nichts zurückschreckt, wenn es darum geht, seine Macht zu erhalten und auszubauen. Er hält sich mehrere Mätressen und zeugt mindestens sechs uneheliche Kinder, zu denen er sich unverhohlen bekennt und die er bedenkenlos in seine politischen Machenschaften verstrickt. Seine Tochter Lucrezia zwingt er drei Mal in die Ehe, die Wahl ihrer Männer erfolgt mit politischem Kalkül. Seine Söhne Juan und Cesare bekleidet der Kirchenfürst mit hohen Ämtern und Würden. Cesare ernennt er mit 18 Jahren zum Kardinal, Juan wird
Oberbefehlshaber der päpstlichen Armee, militärische Misserfolge ändern daran nichts. Darüber hinaus deckt Alexander VI. die Straftaten seiner Kinder und sieht auch über eigene Fehltritte geflissentlich hinweg. Trinkgelage, Sex-Orgien, Günstlingswirtschaft und Grausamkeiten – die Liste der Verfehlungen des Dieners Gottes sind lang. Zeitgenossen wie Girolamo Savonarola prangern Papst Alexander VI. infolgedessen immer wieder wegen seiner Sittenlosigkeit öffentlich an. Bis heute polarisiert Papst Alexander VI., und zweifelhafte Überlieferungen erschweren ein klares Urteil über seine Person. Wer war er wirklich, dieser Papst? Was ist Mythos, was Wirklichkeit im „Fall Borgia“? Die Dokumentation „Der Fall Borgia“ erzählt die Geschichte von Alexander VI. und seiner Familie. Experten wie Helmut Markwort, Marina Münkler und Uwe Neumahr liefern umfassende Analysen über die Politik des Papstes und bringen Licht in eines der dunkelsten Kapitel europäischer Geschichte. (Text: ORF)