Einmal jährlich verwandelt sich Meknes, eine der vier marokkanischen Königsstädte, in ein orientalisches Feldlager. Der Turnierplatz vor der Stadtmauer wird von großen Mannschaftszelten flankiert. Rund 2.000 Schaulustige säumen den Platz. Zum großen Fantasia-Reiterspiel werden mehr als 500 Teilnehmer erwartet. In vollem Ornat ziehen sie auf ihren mit Gold und Pailletten geschmückten Pferden zum Start. Stolz tragen sie die weißen Dschellaba zur Schau, die turbanartigen Kopfbedeckungen und ihre langen silberbeschlagenen Flinten. Mit den Fantasias halten die Berber eine mehr als 2000-jährige Kampftradition aufrecht. Auf ähnliche Art zogen sie schon mit Hannibal über die Alpen oder stürmten den islamischen Invasoren entgegen. Auch Lachsen Slimani ist besessen von den Reiterspielen. Er ist Anführer einer Fantasia-Gruppe und lebt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Hochplateau im Mittleren Atlas. Sein 18-jähriger Sohn Mohammed ist ebenfalls ein begeisterter Reiter und will in die Fußstapfen des Vaters
treten. Die Familie Slimani besitzt neben einem Arbeitspferd einen Fantasia-Hengst. Er ist ihr ganzer Stolz. Die meisten Bauern können sich, wenn überhaupt, nur ein Pferd leisten. In einem trockenen Land wie Marokko ist Grünfutter teuer. Und der Unterhalt für ein Pferd entspricht dem einer ganzen Familie. Mohammed will unbedingt mit seinem Vater auf einer Fantasia reiten. Dazu benötigt er laut Tradition ein eigenes Reittier. Lachsen will seinem Sohn diesen Traum erfüllen. Um das nötige Geld aufzutreiben, wagt er ein Abenteuer: Er reist nach Ouarzazate, auch Hollywood der Wüste genannt. Hier hoffen Marokkaner aus dem ganzen Land, als Schauspieler entdeckt zu werden oder zumindest einen Komparsenjob zu bekommen – als reitender Bandit, Beduine oder Haremswächter. Filmemacherin Lisa Eder begleitet Lachsen Slimani durch die Gebirgslandschaft des Mittleren Atlas bis an den Rand der Wüste. Nur dort kann es Lachsen gelingen, sich und seinem Sohn den Traum von einer gemeinsamen Fantasia in Meknes zu erfüllen. (Text: arte)