Die Filme – 2015, Folge 84–89

  • Folge 84 (45 Min.)
    Als die ersten amerikanischen Kameraleute in das Konzentrationslager Buchenwald kamen, fielen ihnen vor allem zwei Dinge auf, die das Lager von anderen unterschied. Erstens die sogenannten Kinderbaracken mit über 900 jugendlichen Häftlingen, die das Grauen von Buchenwald dank protegierender Kräfte überleben konnten. Zweitens frappierende Unterschiede innerhalb der gesamten Häftlingsgemeinschaft: Eine Vielzahl desorientierter und verhungernder Elendsgestalten auf der einen Seite, gut ausgestattete und stramm organisierte „Funktionshäftlinge“ mit ihren Untergruppierungen auf der anderen.
    Von 1937 bis zu seiner Befreiung im April 1945 internierte die SS im Konzentrationslager Buchenwald 250.000 Häftlinge. 56.000 von ihnen fanden hier in unmittelbarer Nachbarschaft der Klassikerstadt Weimar den Tod. Nach dem Krieg suggerierte die DDR-Geschichtsschreibung jahrzehntelang, dass es vor allem die deutschen Kommunisten waren, die in Buchenwald litten und starben und trotzdem todesmutig den Widerstand gegen ihre Peiniger organisierten. Eine Heldensaga, die schließlich in der Legende von der erfolgreichen Selbstbefreiung des Lagers mündete.
    Neben der 1958 eingeweihten Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald war es vor allem der in 30 Sprachen übersetzte Roman „Nackt unter Wölfen“ und dessen 1963 von der DEFA realisierte Verfilmung, die diesen Mythos zementierten. Nach dem Mauerfall fand man im Archiv der SED geheime Dokumente, die ein ganz anderes Bild von der Lagerwirklichkeit und der Rolle der deutschen Kommunisten zeichneten. Die Häftlinge bildeten keine homogene Leidensgemeinschaft, sondern kämpften in einzelnen Gruppen mit brutalsten Methoden gegeneinander ums Überleben.
    Durch den Hunger und durch die Gewalt der SS wurde ein permanentes Klima der Angst geschaffen, in der Mitmenschlichkeit und Solidarität zu Ausnahmeerscheinungen wurden. Nach einem erbittert geführten Häftlingskrieg gelang es den deutschen Kommunisten, wichtigste Posten der sogenannten Häftlingsselbstverwaltung zu besetzen. Auch mit Unterstützung der SS, die Buchenwald ab 1942/​43 zu einem effektiven Arbeitslager umfunktionieren wollte und dabei auf die Mithilfe der gut organisierten und vernetzten Kommunisten angewiesen war.
    Im Gegenzug wuchs der Einfluss der deutschen Kommunisten auf den Lageralltag. Sie nutzten ihre privilegierte Stellung als Funktionshäftlinge, um ihre eigene Lage zu verbessern und z.B. verdiente Genossen vor den Transportlisten zu bewahren, auf Kosten anderer. Ein erfolgreiches „Überlebenskollektiv“: Unter den 56.000 Toten des KZ Buchenwald konnte eine interne Untersuchungskommission der SED lediglich die Namen von 72 deutschen Kommunisten ausfindig machen.
    Doch unter der Häftlingsselbstverwaltung durch die Kommunisten gelang es zugleich, das Leben aller Häftlinge im Lager zu erleichtern. Seuchen wurden eingedämmt, die hygienischen Bedingungen verbessert, die Versorgung ebenfalls. Ohne ihren Einsatz hätten auch die über 900 minderjährigen Häftlinge in den sogenannten Kinderbaracken kaum überlebt. Sie standen unter dem Schutz der Kommunisten. Viele von ihnen waren noch keine 14 Jahre, die Jüngsten gerade einmal 3 Jahre alt. Mit Hilfe von bislang kaum bekannten Bildern setzt die Dokumentation den sozialistischen Heldenmythos und die rekonstruierbare Lagerwirklichkeit auf dem Ettersberg zueinander in Beziehung und zeigt, wie schwer es war, unter den Peitschenhieben der SS Würde sowie Empathie zu bewahren.
    Mit aufwendigen 3-D-Animationen vermittelt die Dokumentation einen Eindruck von der Architektur des heute weitgehend zerstörten Lagers. In Buchenwald seit langen Jahren tätige Historiker, wie Prof. Volker Knigge und Dr. Harry Stein, unterstützten den Film mit fundierten Aussagen zur Lagergeschichte. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.04.2015MDR
  • Folge 85 (45 Min.)
    Einst war sie die starke Frau an der Seite von Walter Ulbricht, die First Lady der DDR. Eine Frau, die für die Partei lebte und die Interessen der Partei über alles stellte – auch über die eigene Tochter? Erstmals im Deutschen Fernsehen zu hören: Tonbandaufnahmen von Adoptivtochter Beate Ulbricht aus einem Interview einer Boulevardzeitung aus dem Jahr 1991 – ein Interview, in dem Beate kein gutes Wort an ihrer Mutter Lotte Ulbricht lässt. Was ist dran an den Vorwürfen? Experten, Zeitzeugen aus dem privaten Umfeld der Ulbrichts und frühere Freunde helfen bei der Einordnung und zeichnen so ein eindrucksvolles Porträt von Lotte Ulbricht. Wie agierte sie zwischen ihren Rollen als idealistische Kommunistin, Frauenrechtlerin und Stalinistin, Mutter und First Lady? (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.08.2015MDR
  • Folge 86 (45 Min.)
    Er war der berühmteste Gegenspieler von James Bond: Mr. Goldfinger – unvergessen dargestellt von Gert Fröbe. Ein Weltstar aus dem sächsischen Zwickau. Ein Bösewicht, der seine Mutter über alles liebte. Eine westdeutsche Schauspielikone mit weltweitem Erfolg, der seine Heimat nie vergaß und mitten im Kalten Krieg permanent zwischen West und Ost, zwischen Hollywood und Zwickau pendelte. Und nicht zuletzt ein Mann, der immer den Frauen zugetan war und stets sein privates Glück suchte. „Geschichte Mitteldeutschlands“ erzählt diese Geschichte anhand vieler Filmausschnitte und exklusiven Interviews mit Zeitzeugen, Verwandten und Kollegen von Gert Fröbe, dem „bösen Sachsen“ in Hollywood. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.08.2015MDR
  • Folge 87 (45 Min.)
    Die Hamburger Schauspielerin arbeitete viele Jahre am Weimarer Nationaltheater. Die Rolle ihres Lebens fand sie aber als First Lady des Dritten Reichs an der Seite von Reichsmarschall Hermann Göring. Doch was wusste sie von den Machenschaften ihres Mannes? Während Millionen Menschen starben, führten sie ein fürstliches Leben inmitten millionenschwerer Beutekunst: Reichsmarschall Hermann Göring, der zweite Mann im Nazistaat und seine Gattin Emmy. Über die Schauspielerin ist kaum etwas bekannt. Schauspielerin Kirsten Block spielt sie fast ausschließlich mit Originalzitaten aus Verhörprotokollen, aus ihrer Autobiographie und aus Emmy Görings einzigem großen Interview. Der Film zeichnet das Bild einer Frau ohne Unrechtsbewusstsein, die immer wieder betont, dass sie „die Weltanschauung meines Mannes“ teilt. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.08.2015MDR
  • Folge 88 (45 Min.)
    Sein Vater war einer der mächtigsten Männer der Reformationszeit. Der Sohn, Cranach der Jüngere, soll das Familienunternehmen weiterführen. Aber kann er das? Es steht viel auf dem Spiel für Lucas Cranach den Jüngeren, dessen Geburtstag sich dieses Jahr zum 500. Mal jährt. Der Film zeigt, wie es Lukas Cranach trotz aller Wirrungen und Hemmnisse gelang, das Imperium weiter auszubauen und zeichnet nach, wie einer der reichsten Bürger Wittenbergs, der sich stets auch für die Belange der Stadt eingesetzt hat, urplötzlich vor dem Nichts zu stehen scheint, um am Ende dennoch als großer Künstler und Mäzen in die Geschichte einzugehen. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.08.2015MDR
  • Folge 89 (45 Min.)
    Mechthild von Magdeburg verlässt im 13. Jahrhundert die Geborgenheit ihrer Familie, ohne zu heiraten oder ins Kloster zu gehen. Ein enormes Risiko, denn Frauen haben damals nicht viel zu sagen. Mechthild von Magdeburg schert das nicht. In einer Zeit voller dramatischer Umbrüche wagt die Mystikerin das Undenkbare – kann das gutgehen? Indem Mechthild von Magdeburg ihre Gedanken und ihre Erfahrungen mit Gott in bildgewaltige Worte fasst, legt sie sich mit den mächtigen Kirchenfürsten an. Ihre Visionen sind keine Weltflucht, im Gegenteil – Mechthild lebt bewusst in der Welt und kämpft für ihren Glauben.
    Der Film erzählt nicht nur das Leben der Mechthild von Magdeburg, sondern schildert den großen Umwandlungsprozess, der rund um den Jahrhundertwechsel 12./​13. Jahrhundert einsetzt. Er malt ein Bild des mittelalterlichen Lebens in einer Stadt – eines Alltags, der geprägt ist vom Kampf ums Überleben, gegen Krankheit, Armut, Hunger und Tod. Und ein Alltag, in dem sich plötzlich Frauen wie Mechthild entscheiden, ein ganz eigenes, selbstbestimmtes Leben zu führen – gegen mannigfaltige Widerstände. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.08.2015MDR

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