Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Ein Thema, drei Zeiten: Schönheitsideale im Wandel der Jahrzehnte. Wen etwa fanden wir früher schön – und warum? Als Zeitschriftencover noch schwarzweiß waren, und Schauspieler das Maß aller Dinge. Wieso wurde später unser Empfinden für gutes Aussehen komplett auf den Kopf gestellt, als magersüchtige Models die Abkehr von prallen Rundungen einläuteten? Und wie sieht es jetzt aus? Folgen wir inzwischen selbstbewusst unserem eigenen Ideal, oder finden wir nur das schön, was uns durch Werbung vorgegeben wird?
    Früher galt im Deutschland der Nachkriegszeit das Fräuleinwunder. Sympathische Gesichter strahlen von allen Zeitschriftentiteln und signalisieren: Wir sind wieder was – und zwar beliebt! So stehen diese Frauen in idealer Weise für eine noch junge, aber aufstrebende Bundesrepublik. Einige von ihnen können ihren Traum von Erfolg und Ruhm tatsächlich Wirklichkeit werden lassen, zum Beispiel Marion Heinrich. Die Mönchengladbacher Studentin wird 1966 zuerst zur „Miss Nordrhein-Westfalen“ gewählt und später sogar zur „Miss Germany“. Heute ist die Geschäftsfrau erfolgreich in der Modebranche tätig, und ist sich sicher: „Wahre Schönheit kommt von innen.“ Später wurde das extrem dünne Fotomodell Twiggy Ende der 60er-Jahre mit seinem Kindchen-Charme zum Vorbild von Teenagern auch in Deutschland.
    „Schlank“ wurde das neue „schön“ – allen Warnungen von Eltern und Ernährungsexperten zum Trotz. Selbst die traurigen Schicksale von Mädchen, die das Abnehmen übertreiben und an Magersucht sterben, konnten daran nichts ändern. In den 70ern dann startete die Schönheits-Chirurgie ihren Siegeszug. Mehr und mehr Prominente begaben sich unters Messer. Schönheit wurde zur Ware, die sich jederzeit erwerben liess.
    Ein wohlgeformter Busen hatte seinen Preis, war aber bald machbar. Der Düsseldorfer Schönheits-Chirurg Dr. Axel Neuroth sieht diese Entwicklung heute zwar kritisch, findet aber, man könne das Rad nicht zurückdrehen: „Wer Eingriffe zugunsten des eigenen Aussehens ablehnt, der darf sich auch nicht rasieren, schminken, oder die Zähne richten lassen. Dann sähen wir zum Schluss alle aus wie Robinson Crusoe auf seiner Insel.“ Jetzt, also heute, geht alles, alles muss. Immer mehr Magazine/​Shows/​Events für Mode/​Beauty/​Fitness/​Style geben vor, was gerade „in“ ist.
    Und Wellness für Männer gehört längst dazu. Doch wie finden wir heute den Weg durch eine Welt, in der alle immer schön und jung sein wollen? Senioren-Bodybuilder Wolfgang Kleinhans schwört auf Gurkenmasken, findet aber trotzdem: „Wir werden alle älter, da kannst du nichts machen.“ Sabrina Kascha geht trotz einiger Extra-Pfunde an ihrem Körper gleich richtig in die Offensive. Sie nimmt an Schönheits-Wettbewerben für Mollige teil und sagt „Wenn ich hier die Schönste bin, dann bin ich die Schönste. So einfach ist das!“ Vielleicht ist das ja ein richtiger, weil sehr gelassener Ansatz! Gänzlich zufrieden sei ohnehin niemand mit dem eigenen Aussehen, meint Schaufensterpuppen-Hersteller Josef Moch aus Köln und ergänzt: „Deshalb müssen ja auch meine Schaufensterpuppen immer so aussehen, wie die Menschen aussehen wollen – und nicht wie sie tatsächlich aussehen.“ „Früher.Später.Jetzt.“ beschreibt unser Verhältnis zur Schönheit und zeigt Menschen, die das Thema in den letzten Jahrzehnten auf unterschiedliche Weise geprägt haben – und dabei selbst geprägt wurden.
    Denn Schönheit kann Segen oder Fluch sein; kann Menschen selbstbewusst machen, oder sie verzweifeln lassen – und zwar immer dann, wenn sie nachlässt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.03.2012WDR
  • Folge 2
    Ein Thema, drei Zeiten: Familienideale im Wandel der Jahrzehnte. Wie war das etwa mit der hoch gelobten Großfamilienidylle früher? War der Zusammenhalt tatsächlich so groß, wie es heute immer heißt? Oder stieß das Modell mit Geld verdienenden Vater und Haushalt führender Mutter schon damals an seine Grenzen? Und um wie viel besser wurde es später? Als Kleinkinder sich im anti-autoritären Kinderladen austoben konnten, während ihre Eltern nebenan dogmatische Politikdiskussionen führten? Wie ist es jetzt? Inzwischen wird jede dritte Ehe geschieden, und von der Familie als einer Idylle redet kaum jemand mehr. Andersherum: Um eine Familie zu sein, ist ein Trauschein heute gar nicht mehr nötig. Heute ist Familie da, wo Kinder leben. Und die sind überall zuhause: in Patchwork-, Regenbogen-, Mehrgenerationen-, Alleinerziehenden-, jungen und alten Familien. Denn eins ist heute wie früher: Die Familie ist der Kern unserer Gesellschaft.
    Früher schien alles ganz klar zu sein: Papa hatte einen sicheren Arbeitsplatz, Mama kümmerte sich um die Kinder. Und wenn sie beide zweimal im Jahr ausgehen wollten, passte Oma derweil auf die Kinder auf. – Wer beim Blick zurück nur an ein solches Familienbild denkt, liegt in Wahrheit allerdings falsch. Denn in den vergangenen Jahrhunderten konnten auf diese Art lediglich wohlhabende Bürger leben. Für die meisten Arbeiterfamilien bedeutete Familie, dass beide Eltern arbeiten mussten, um ihre Kinder zu ernähren; Opa starb bald an Staublunge, und Oma musste mit durchgezogen werden. „Familie“ hieß damals eben auch: Man steht zusammen, wenn es einem schlecht geht. Und es ging im Nachkriegsdeutschland vielen schlecht.
    „Zerrüttung statt Schuld“. Später. 1976, sind diese Worte in aller Munde, denn sie markierten den Grundgedanken des neuen Scheidungsrechts in der Bundesrepublik. Und damit auch den vorläufigen Höhepunkt der ersten großen „Ehekrise der Republik“. Die kam als Folge der wilden 60er- und 70er-Jahre: Frauen wollten Gleichberechtigung – und nicht mehr nur das Heimchen am Herd sein, das zu springen hat, wenn der Mann ruft. Eine deutliche Abkehr von dem Familienbild, das sie selbst als Kinder noch erlebt haben! Veränderungen entstanden dadurch auch für den Mann: Entweder wurde er überkommener Rollenvorstellungen bezichtigt und als „Macho“ gegeißelt; oder er versuchte sich tatsächlich als Hausmann – den Spott im Freundeskreis inklusive. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.03.2012WDR
  • Folge 3
    Ein Thema, drei Zeiten: Beziehungsideale im Wandel der Jahrzehnte. Wie etwa war das früher mit Liebe und Sex? Als Chatrooms noch „Eiscafé“ hießen und Teenager „Backfische“? Wie frei war die Liebe später tatsächlich – in den „wilden 60ern“? Und wie ist es jetzt? Finden Menschen ihren Traumpartner inzwischen leichter im World Wide Web? Oder bringt die riesige Auswahl beim Online-Dating in erster Linie mehr Frust als Lust?
    Früher in den 50ern boomte die deutsche Wirtschaft und eroberte neue Märkte. Der Aufbruch nach dem Krieg veränderte das ganze Land. Doch in Liebesdingen blieben die Deutschen ziemlich konservativ. Von Sexualerziehung keine Rede, und wenn Mann und Frau sich näherkamen, als gemeinhin statthaft, wurde schnell geheiratet. So viele Achtmonatskinder wie früher hat es später nie wieder gegeben. Es war aber auch die Zeit, in der die Goldenen Hochzeiten von heute auf den Weg gebracht wurden – so auch bei den Hermsens aus Alpen am Niederrhein. Die beiden lieben sich auch nach 50 Jahren noch – und vielleicht sogar gerade deswegen, weil ihnen das Glück nicht immer geradewegs in den Schoß gefallen ist.
    Später dann Ende der 60er Jahre: Wilde Zeiten. Karsten Wagishauser rebellierte – für die Liebe, für den Sex. Er gründete mit Freunden eine der ersten Kommunen Nordrhein-Westfalens. In Bonn. Ausgerechnet. Zwei Welten, die sich nicht wirklich verstanden: Hier die stolze Beethoven- und Bundesstadt, und da die „Love and Peace“-Hippies. „Wir wurden angeguckt, als ob wir Außerirdische wären“, erinnert sich der Ex-Kommunarde. Auch in seinem Leben hat sich seitdem viel verändert. Seinen Frieden mit der Stadt hat er dennoch gemacht: Karsten Wagishauser lebt auch heute noch in Bonn. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 23.03.2012WDR

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