Expeditionen ins Tierreich Wilde Ostsee: Von Estland bis Finnland
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Wilde Ostsee: Von Estland bis Finnland
45 Min.
Die Ostsee ist das jüngste Meer der Erde und erst nach der letzten Eiszeit entstanden. Es scheint so vertraut, bietet aber viele Überraschungen. Wind und Wellen formen bis heute die Ufer der Ostsee. Diese Folge führt in eine Welt aus Zehntausenden von Inseln zwischen Estland, dem schwedischen Gotland und dem finnischen Schärenmeer. Auf Saaremaa, der größten estnischen Insel, schallen im Herbst nasale Laute über die Insel. Es sind die Paarungsrufe der Elche. Große Bullen ziehen zu den traditionellen Brunftplätzen im Süden der Insel. Hier ist die Landschaft steinig und durchsetzt von unzähligen Buchten. Im Norden ragt das Panga Cliff empor, eine 20 Meter hohe Kalksteinwand, über 400 Millionen Jahre alt. Anfang März begleiteten der Tierfilmer Christoph Hauschild und sein Team zwei Robbenforscher bei ihrer Arbeit. Ihr Ziel sind zwei kleine Inseln weit draußen in der Rigaer Bucht. Dorthin zieht es Kegelrobben. Noch nie durfte ein Filmteam auf die Inseln. Beeindruckende Bilder sind entstanden, als die Helikopterkamera über die Insel fliegt. Erst aus der Luft zeigt sich, wie viele Tiere es sind. Am Strand wimmelt es von Heulern. Es ist die größte Ansammlung von Jungrobben in der Ostsee. Die Mütter müssen mit ihnen hierher kommen, da in weiten Teilen durch den Klimawandel das Packeis geschmolzen ist. Die Erwärmung des Weltklimas hat die Ostsee bereits bis in die Rigaer Bucht sichtbar verändert. Für die Jungrobben mit ihrem gut isolierendem Fell sind die Winter zu heiß. Sie gehen ins kühle Wasser, um nicht zu überhitzen. Die Unterwasserkamera fängt intime Momente ein und zeigt, wie spielerisch der Nachwuchs das kühle Wasser genießt. Nur 200 Kilometer westlich liegt ein uraltes Korallenriff, Gotland. Die
schwedische Insel ist wie eine Arche in der zentralen Ostsee. Viele Tiere und Pflanzen, die sonst nur in Südeuropa vorkommen, finden sich auf der zweitgrößten Insel der Ostsee. Hier brüten Steinadler auf den Bäumen, im Frühling ist der Boden übersät von Orchideen. Auf Gotland wachsen 35 verschieden Arten. Visby, die Hauptstadt von Gotland, zählt mit ihren Kirchen und der mächtigen Ringmauer zum UNESCO-Weltkulturerbe. Kalk bestimmt das Leben auf Gotland. Der Rohstoff wurde seit jeher zum Bauen genutzt. Ausgerechnet dort, wo ein Nationalpark entstehen soll, wird weiterhin Kalk industriell abgebaut. Auf der vor Gotland liegenden Insel Stora Karlsö existiert die größte Lummenkolonie der Ostsee. Im Juni springen die jungen Lummen zu Hunderten von den Felsen, auf denen sie geschlüpft sind, um mit ihren Vätern in die südliche Ostsee zu schwimmen. 300 Kilometer weiter nördlich liegt Finnlands Schärenmeer, eine Welt aus 80.000 Inseln. Die jüngsten davon sind noch felsig und karg. Auf den älteren, bewaldeten Inseln jagt die größte Kauzart Europas, der Bartkauz. In den weißen Nächten des nordischen Sommers ist genügend Licht, um am Nest der Eulen Filmaufnahmen aus dem Familienleben einzufangen. In dem Labyrinth aus Felsen und Wasser lebt auch das größte Raubtier Europas, der Braunbär. Große männliche Exemplare schwimmen von Insel zu Insel auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen. Momente wie diese, wenn im Abendlicht eine Bärin mit ihren drei jungen Bären durch die schmalen Wasserstraßen schwimmt, um einem großen Bärenmännchen aus dem Weg zu gehen, bleiben dem Team um Christoph Hauschild unvergessen und ziehen jeden Betrachter in den Bann. Magische Augenblicke aus dem Felsenmeer, das die letzte Eiszeit in der Ostsee einst geschaffen hat. (Text: NDR)