27 Folgen, Folge 1–14
1. Zwei Fahnen für eine Medaille
Folge 1 (52 Min.)Schnell wie der Wind fliegt Cathy Freeman auf der roten Tartanbahn des Olympiastadions von Sydney davon. In ihrer Heimatstadt verwirklicht die junge Aborigene-Sportlerin auf der 400-m-Strecke ihren Traum vom olympischen Gold. Die Zuschauer wissen, dass dies kein gewöhnlicher Lauf ist: Stehend applaudieren 110.000 der neuen schwarzen Königin von Australien. Auf den Tribünen werden neben australischen Fahnen die Banner der Ureinwohner geschwenkt. Nach ihrem Lauf dreht Cathy mit genau diesen Fahnen um den Schultern – blau-weiß-rot für Australien und rot-gelb-schwarz für ihr Volk – eine Ehrenrunde.
Die Geste hat Symbolkraft. Sie schließt sich an Kämpfe und Auseinandersetzungen an, die die Organisationen der Aborigenes seit 10 Jahren in ihrem Streben nach Aussöhnung in einem (mehrheitlich) zutiefst rassistisch gebliebenen Land geführt haben. Vor dem Hintergrund der Lebensumstände der australischen Ureinwohner und der Gegensätze zwischen Stadt und Busch, zwischen dem Leben der weißen Mehrheit und der schwarzen Minderheit zeigt der ein Jahr nach den Olympischen Spielen entstandene Film, auf welche Art die australische Gesellschaft mit dem emblematischen Bild ihres Aborigine-Stars umgeht. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 25.05.2002 arte 2. Cormeilles: Die gestohlene Kindheit
Folge 2 (52 Min.)Dem Schriftsteller Jean-Yves Cendrey vertraute sich Anfang Februar 2001 die Tochter eines Freundes an: Elodie war als Kind das Opfer sexueller Übergriffe geworden. Der Vorfall hatte sich vor etwa zehn Jahren ereignet, als sie in dem Dorf Cormeilles (Normandie) die Grundschule besuchte. Sie erzählte von mehreren anderen Kindern beiderlei Geschlechts, die während des Schulunterrichts von ihrem Lehrer Marcel Lechien zu sexuellen Handlungen genötigt wurden. Jean-Yves Cendrey stellte diskrete Nachforschungen an und sammelte in wenigen Tagen Dutzende von Aussagen mit schweren Anschuldigungen.
Der Lehrer war noch immer im Amt und setzte seine Übergriffe auf die Schüler fort. Eines Morgens fuhr Jean-Yves Cendrey zu dessen Haus, forderte ihn auf, in seinen Wagen zu steigen und brachte ihn zur Gendarmerie. Nachdem mehrere Familien Anzeige erstattet hatten, wurden gegen den 47-jährigen Marcel Lechien Ermittlungen wegen „Vergewaltigung und sexueller Nötigung zum Nachteil von Minderjährigen unter 15 Jahren unter Ausnutzung eines Abhängigkeitsverhältnisses“ eingeleitet.
Daraufhin strömten Journalisten in das Dorf und traten eine Lawine von „Enthüllungen“ los. Die Schulleiterein „wusste Bescheid“, der Kreisschulrat ebenfalls, und zwar seit Jahren. Gegen beide wird nun wegen des „Nichtanzeigens einer Straftat“ ermittelt. Sie waren jedoch nicht die einzigen Eingeweihten. Weitere Kinder packten aus. Die Erwachsenen wussten nichts oder wollten nichts davon wissen. In dem 1227 Seelen zählenden Cormeilles beschuldigte nun jeder seinen Nachbarn, die Wahrheit verschwiegen zu haben, um den Lehrer – er war ja „einer von uns“ – zu schützen.
Ein Jahr nach dem Medienrummel ist Cormeilles wieder in Vergessenheit geraten. Doch die Wunden sind nicht verheilt. 44 Opfer haben inzwischen Anzeige wegen Vergewaltigung oder Nötigung erstattet. Alle fragen sich, warum so viele Jahre geschwiegen wurde. Überall kreisen die Gespräche um das große Schweigen jener, die „wussten“ und trotzdem nichts sagten.
Einen Monat lang recherchierten der Regisseur Christian Passuello und die Journalistin der französischen Tageszeitung „Libération“, Ondine Millot, den „Fall“: Sie sprachen mit den Eltern, den betroffenen Kindern und anderen Einwohnern von Cormeilles. Sie machten sogar den Schriftsteller Jean-Yves Cendrey ausfindig, der den Stein ins Rollen gebracht hatte. Noch immer von dem aufgewühlt, was er aufgedeckt hat, lebt er nun mit seiner Frau in Südfrankreich.
Der Film ist keine Gegenuntersuchung, er soll vielmehr den Blick auf diejenigen aufmerksam machen, die bemüht sind, das Leben nach dem Sturm wieder in normale Bahnen zu lenken. Die Kameras der Reporter sind verschwunden, in den Nachrichtensendungen wird von anderen Fällen von Pädophilie berichtet. Doch das Leiden lässt sich nicht abschalten wie ein Fernsehapparat. In Cormeilles setzen sich Einwohner und Opfer dafür ein, dass nicht wieder das große Schweigen einsetzt, das Schweigen, das die Tragödie ermöglichte. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 21.09.2002 arte 3. Königsmord in Katmandu
Folge 3 (52 Min.)Heute bewegt sich Katmandu auf einen Krieg zu und Nepal steht am Rande des Ruins. Durch den Tod des Königs vor gut einem Jahr ist die alte Ordnung aus den Fugen geraten. Als Kronprinz Dipendra im Juni 2001 im Palast von Katmandu seinen Vater, seine Mutter und mindestens sechs weitere Mitglieder der Königsfamilie ermordete, dezimierte er eine der ältesten Monarchien Asiens. Darüber hinaus aber zerstörte er für immer das Symbol, das ein in Dutzende von Sprachen, Kasten und Ethnien gesplittetes Land (23 Millionen Einwohner) zusammenhielt.
Der neue König, Gyanendra, ist der Bruder des ermordeten Monarchen. Er findet wenig Akzeptanz bei der Bevölkerung, die weiterhin an der vom Königspalast verbreiteten offiziellen Mordversion zweifelt. Diese besagt, dass der unter Drogen stehende und waffenbesessene Thronfolger in spe plötzlich „ausgerastet“ sei, weil seine Mutter sich gegen seine Heirat gestellt habe.
Diese Umstände verhalfen der im Westen des Landes bereits seit sechs Jahren operierenden maoistischen Guerilla innerhalb eines Jahres zu einem kometenhaften Aufstieg. Diese Gruppe fanatisierter Kämpfer steht mittlerweile vor den Toren Katmandus, woran auch das Eingreifen der Armee im November nichts ändern konnte. Inzwischen hat sich im Land ein regelrechter Bürgerkrieg entwickelt. Die Maoisten konnten ihren Einflussbereich von ihren Hochburgen im Westen auf das ganze übrige Land ausdehnen. Nepals einzige Einnahmequellen, der Tourismus und die internationale Hilfe, sind versiegt: Das Gros der Touristen ließ sich durch die drohende Gefahr gewalttätiger Auseinandersetzungen abschrecken, und die Entwicklungshilfeprojekte liegen wegen der unsicheren Lage auf dem Lande und im Gebirge brach.
Der Film zeigt die dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen in einem Land. So wird ein Rückblick auf das Leben des verwöhnten Kronprinzen geworfen, der bald den Thron besteigen sollte, bevor er nach dem von ihm angerichteten Blutbad selbst Hand an sich legte. Der Film besucht Dörfer, in denen die Maoisten das Sagen haben. Dieses seltene Filmmaterial wird ergänzt von Berichten übergelaufener Kämpfer. Der Konflikt hat in sechs Jahren fast 5000 Menschenleben gefordert, davon allein im letzten Jahr 3000. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.10.2002 arte 4. Sebnitz – Die perfekte Story
Folge 4 (52 Min.)Im Juni 1997 wird der sechsjährige Joseph Abdulla, Sohn einer deutsch-irakischen Apothekerfamilie, leblos aus dem Schwimmbecken des Spaßbades im sächsischen Sebnitz gezogen. Für Polizei und Rettungsdienst ein tragischer Unfall. Mehr als drei Jahre später wird daraus ein Medienskandal. Am 23. November 2000 erscheint die Bildzeitung mit der Schlagzeile „Neonazis ertränken Kind“. Tags zuvor hatte die Staatsanwaltschaft drei junge Leute verhaftet. Plötzlich ist der „Badeunfall“ ein „rassistischer Mord“ und rückt auf die Titelseiten der Zeitungen. Ist es denkbar, dass ein ganzes Dorf den Mord an einem kleinen Jungen deckt, nur weil er ein Ausländer war? Doch fünf Tage nach der „Bild“-Schlagzeile lässt die Staatsanwaltschaft die Verdächtigen frei.
Es kommt zu Ermittlungen gegen die Familie wegen Anstiftung zu uneidlicher Falschaussage. Der Dokumentarfilm geht der Frage nach, welche Wahrheit über Opfer und Täter, über Ost und West, über Journalismus und Recherche, über Rechtsradikalismus und Provinz sich in dieser Geschichte offenbart. Eine Geschichte, die so perfekt erzählt wurde, dass jeder sie glauben mochte. In Gesprächen mit Journalisten, mit Politikern und mit fälschlich Verdächtigten wird die zerstörerische Kraft einer Mediengesellschaft gezeigt, die Wahrheitssuche mit Skandalisierung verwechselt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 26.10.2002 arte 5. Kaprun – Über Leben nach der Katastrophe
Folge 5 (52 Min.)Am 11. November 2000 ereignet sich in Kaprun die größte Katastrophe der österreichischen Nachkriegszeit. 155 Personen sterben in der Kapruner Gletscherbahn, weil Hydrauliköl in einen Heizlüfter sickerte und sich entzündete. Es gibt keine Feuerlöscher, keine Nothammer, die Türen lassen sich nicht öffnen. Von dem Zug bleibt praktisch nur das Fahrgestell übrig, sogar in der drei Kilometer entfernten Bergstation ersticken Menschen an den giftigen Gasen.
Rasch wird eine riesige „Krisen-Bewältigungsmaschine“ in Gang gesetzt. Angefangen bei Touristikspezialisten, die von Imageschäden betroffene Regionen und Betriebe beraten, über Psychologen, die Trauerarbeit für Angehörige in Gruppen anbieten, bis hin zu Anwaltskanzleien, die darauf spezialisiert sind, Milliardenbeträge über Zivilklagen zu erstreiten. Der Ort Kaprun schaut schnell wieder nach vorne, vier Wochen nach dem Unglück wird der Skibetrieb wieder aufgenommen. Innerhalb der Rekordbauzeit von weniger als sechs Monaten wird eine 20 Millionen Euro teure Hightech Seilbahn erbaut.
Zurück bleiben die Angehörigen der Verunglückten und die wenigen Überlebenden. Sie kämpfen noch heute, zwei Jahre nach der Katastrophe, mit dem Verlust und der Trauer, aber auch Wut. Manche haben sich in Gruppen zusammengetan und sind an die Öffentlichkeit getreten, z.B. auch als Nebenkläger vor dem Salzburger
Landgericht. Andere trauern still. Hier setzt der Film an und zeigt den emotionalen Umgang mit einer Katastrophe diesen Ausmaßes. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 16.11.2002 arte 6. Generation Genua
Folge 6 (52 Min.)Was genau ist bei den Ausschreitungen im Juli 2001 während des G8-Gipfels in Genua geschehen? Welche Spuren hat der gewaltsame Polizeieinsatz bei der jungen Generation und ihrer Protestbewegung hinterlassen? Was bleibt von der Erinnerung an Genua übrig, ein Jahr nach dem Tod des erst 23-jährigen Demonstranten Carlo Giuliani, der am späten Nachmittag des 20. Juli 2001 von einem italienischen Carabiniere getötet wurde?
„Generation Genua“ wurde im Juli 2002 während des ersten Jahrestages der Ereignisse um den G8-Gipfel gedreht. Sie zeigt die Reise der Beteiligten zurück nach Genua, einen Moment, in dem ihnen alles wieder einfällt. Archivaufnahmen unterlegen die Schilderungen und Erinnerungen, die in ihnen aufsteigen. Leyla Dakhli, eine französische Aktivistin, berichtet, wie sie das Ende der Unschuld erlebt hat. Federico Martelloni, jüngster Wortführer der Tute Bianche, einer Ende der 90er Jahre in Italien entstandenen Bewegung zapatistischer Prägung, spricht über die Illusionen, die er noch vor dem G8-Gipfel haben konnte.
Giuliano Giuliani, Carlos Vater, ist zum Held wider Willen einer Generation avanciert, die in seinem Sohn einen Märtyrer sieht. Und schließlich machen wir uns Marc Covells Blick auf die Ereignisse zu eigen, Journalist des unabhängigen Informationsdienstes Indymedia, und den Blick Sara Bertesaghis, einer sehr jungen italienischen Aktivistin, der uns das ganze Ausmaß des Skandals von Genua bewusst macht: ein Polizeieinsatz mit 62 Verletzten, davon 12 Schwerverletzten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.11.2002 arte 7. Die Explosion von Toulouse
Folge 7 (52 Min.)Toulouse, 21. September 2001: Eine Explosion legt die Chemiefabrik AZF in Schutt und Asche. 29 Menschen kommen ums Leben, 782 werden verletzt, die Sachschäden sind erheblich. Die Druckwelle fegt auch über das Marchant-Krankenhaus für psychisch Kranke hinweg, das mitten im Katastrophengebiet liegt. Für die 368 Patienten und fast 100 Pfleger beginnt ein schrecklicher Tag. Sie stehen unter Schock und werden von den Rettungskräften schlicht vergessen, doch gleichzeitig eint sie ein unglaublicher Überlebenswille. Am nächsten Tag ist das Krankenhaus verlassen, Pflegepersonal und Patienten sind in einem Umkreis von 100 Kilometern verstreut. Von dieser Katastrophe in der Katastrophe spricht niemand.
Auch ein Jahr später hält das Gefühl des Verlassenseins an, denn weder ein Vertreter des Pariser Gesundheitsministeriums hat ihnen einen Besuch abgestattet noch berichten die Medien über die heutige Situation der psychiatrischen Anstalt. Pflegepersonal und Patienten wurden auseinander gerissen und auf verschiedene Einrichtungen verteilt, die zudem nicht alle den Ansprüchen der Psychiatrie genügen.
Toulouse nach der Explosion: Pflegekräfte und Pflegebedürftige erzählen von ihren tiefsitzenden Traumata, bringen ihren Schmerz zum Ausdruck. Aber auch von Hoffnung sprechen sie, von ihrer Hoffnung, eines Tages nach „Marchant“ zurückkehren zu können. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 28.12.2002 arte 8. Adam – Retter aus der Retorte
Folge 8 (52 Min.)Deutsche TV-Premiere Sa. 01.11.2003 arte 9. Bali – Das verlorene Paradies
Folge 9 (52 Min.)Deutsche TV-Premiere Sa. 08.11.2003 arte 10. Moskau: Showdown im Theater – Untersuchung einer Geiselnahme
Folge 10 (53 Min.)Für die Truppe des Dubrowka-Theaters sollte es ein ganz normaler Abend werden. Auf dem Spielplan stand „Nordwest“, der Musical-Hit aus dem Jahr 2000. Es war der Anfang des 2. Akts, gerade hatten die Schauspieler als Flugkapitäne in ihren schneidigen Uniformen die Bühne betreten. Plötzlich dominierten andere Uniformierte den Saal, man hörte Schüsse und Schreie. Die Verzückung der Zuschauer über die realistische Darstellung wandelte sich rasch in Verwirrung und dann in stummen Schrecken. 800 Zuschauer befanden sich plötzlich in der Gewalt von 40 tschetschenischen Kämpfern.
Das Theater wurde zum Schauplatz eines quälenden Geiseldramas. Die Bilder gingen um die Welt. Mehrere Monate nach den Ereignissen traf die Filmemacherin Manon Loizeau mit den Menschen zusammen, die das 57-stündige Drama überlebten. Keiner von ihnen konnte sein vorheriges Leben wieder aufnehmen und „zur Tagesordnung zurückkehren“. Die extreme Gewalt der Geiselnahme und die Brutalität der Sicherheitskräfte bei der „Befreiungsaktion“ haben unauslöschliche Spuren hinterlassen. Die Dokumentation beleuchtet das Bemühen dieser Menschen, den Vorfall ins kollektive Gedächtnis zu rücken und die Erinnerung daran bei allen wach zu halten – als letzte Bastion gegen das Schweigen des russischen Staates.
Es entsteht ein politisches Bewusstsein – eine Seltenheit in der russischen Gesellschaft, deren Schlagwort nach wie vor „Terpjenje“ heißt: Stillhalten. Manche gründen Verbände, um gemeinsam ihre Rechte einzuklagen, die Verantwortung der russischen Behörden anzuprangern und Schmerzensgeld zu fordern. Erstmals in der Geschichte des neuen Russland wird dem Staat der Prozess gemacht. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 15.11.2003 arte 11. Teuflische Spiele
Folge 11 (52 Min.)Im August 2001 gehen drei Jugendliche aus Reichenbach (Sachsen) auf ihre letzte Reise. Sie fahren zu einer Eisenbahnbrücke und springen von den Gleisen 78 Meter in die Tiefe. Zwei von ihnen sind mit Stricken aneinander gebunden. In einem Abschiedsbrief schreiben sie, sie hätten sich das Leben anders vorgestellt, besser. Der Brief ist unbeholfen mit Satanzeichen verziert und beantwortet keine Frage.
Tage zuvor hatte ein Paar aus Bochum ihren Nachbarn umgebracht, im Auftrag des Teufels, wie sie sagen. Die Öffentlichkeit bringt beide Fälle zusammen. Dadurch wird der Tod der drei Jungs von einer regionalen Tragödie zu einer nationalen Schlagzeile. Die Spekulationen beginnen: Satanische Gruppen, Teufelsbeschwörungen, Selbstmordseiten im Internet; dazu Arbeitslosigkeit, Langweile und keine Zukunftsperspektive. Nichts davon wird konkret oder lässt sich beweisen. Die Staatsanwaltschaft stellt ihre Ermittlungen ein, der Tod der Jungs bleibt ohne eindeutigen Grund.
Kurze Zeit später springen vier weitere Jugendliche von der Brücke in den Tod. Andere Selbstmordversuche können im letzten Moment verhindert werden. Alle Jugendlichen reisen aus weiter Entfernung an. Wieder Erklärungsversuche: Vielleicht doch Satanisten? Oder Nachahmungstaten, der Werther-Effekt? Oder zieht die Brücke einfach lebensmüde Jugendliche an? Wo ist der Zusammenhang?
Die Brücke selbst ist ein riesiger Viadukt aus rotem Stein, der das Göltzschtal durchquert. Um zu den Gleisen auf der Brücke zu kommen, muss man sich an Sträuchern und Gestrüpp den Hang hoch ziehen. Oben ist die Brücke abgesichert mit Zäunen, es gibt regelmäßige Polizeikontrollen. Hier, auf den Gleisen, Blick ins Tal, ist nur eines sicher: Zufällig kommt hier keiner vorbei.
In Reichenbach, ein Jahr später. Immer noch fassungslose Eltern, entgeisterte Lehrer. Freunde, die sich an die Journalisten erinnern, die vor einem Jahr durch den Ort zogen, 100 Euro für ein Interview, 200 Euro für ein Foto. Das Geld ist weg, der Schock geblieben. Und je mehr man sich mit den drei Jungs beschäftigt, desto weniger Sinn ergeben die Selbstmorde. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 22.11.2003 arte 12. Die verratenen Waisen des Maurice Duplessis
Folge 12 (52 Min.)Der Film erzählt die Geschichte tausender unehelicher Kinder, die während der 50er Jahre in Quebec als Gesunde in psychiatrischen Kliniken interniert wurden. Opfer berichten von ihren Qualen: Zwangsmedikation, Leben in Zellen, körperliche Gewalt, Zwangsjacke, wiederholte Vergewaltigungen, unbezahlte Arbeit. Eugène ist darüber krank geworden und hat das psychiatrische Krankenhaus nie verlassen können; Jacqueline leidet unter den Spätfolgen; Joseph steht noch immer unter Einfluss der Kirche; Antoine hat wie alle anderen keinerlei Ausbildung und hat große Schwierigkeiten, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Über die Darstellung dieser fesselnden und bewegenden Schicksale hinaus fragt der Film nach der Verantwortung von Kirche und Ärzten, die sich im Gegensatz zur Provinzregierung von Quebec noch immer nicht entschuldigt und an einer Entschädigung der Opfer beteiligt haben. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 06.12.2003 arte 13. Bam – Die verschwundene Oase
Folge 13 (52 Min.)Eine Oase im Südosten des Iran, lange Reihen von Palmen, orangefarbene Sonnenstrahlen erleuchten die mittelalterliche Zitadelle, der Traum von Tausendundeine Nacht: Bilder der unzerstörten weltberühmten Altstadt von Bam. Am Morgen des 26. Dezember 2003 legen mehrere Erdstöße der Stärke 6,5 fast die gesamte Stadt Bam in Schutt und Asche. Die wunderschöne Altstadt mit der Zitadelle, die als Weltkulturerbe auch eine wichtige touristische Einnahmequelle für die Bevölkerung war, existiert nicht mehr. Nach inoffiziellen Zahlen sind über 60.000 Menschen gestorben und Zehntausende verloren ihr Zuhause.
Wer unter dem feinen Schutt aus Sand und Lehmstaub begraben wurde, hatte kaum eine Überlebenschance. Michael Runkel, ein 34-jähriger Nürnberger, befindet sich zum Zeitpunkt der Katastrophe als Rucksacktourist in Bam. Wie durch ein Wunder wird er nur leicht verletzt und befreit mit bloßen Händen zehn Menschen aus den Trümmern des Gästehauses. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland entscheidet er sich, Spenden für Bam zu sammeln.
Drei Monaten nach der Katastrophe begleiten wir Michael Runkel auf seiner Reise zurück an den Ort, wo die Bilder der traumatischen Stunden wieder Wirklichkeit werden. Er trifft auch auf Menschen, mit denen er die Stunden nach dem Erdbeben erlebt hat. Der Film zeigt den Alltag der wenigen Überlebenden in einer komplett zerstörten Stadt, die in den internationalen Medien sehr schnell in Vergessenheit geraten ist. Allzu schnell ist es still geworden um die Opfer und die Überlebenden von Bam. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 07.07.2004 arte 14. Das gestohlene Erbe: Rückkehr zum Nationalmuseum in Bagdad
Folge 14 (52 Min.)Am 8. April 2003, 19 Tage nach dem Beginn des Irak-Krieges, zogen die Truppen der amerikanisch-britischen Koalition in Bagdad ein und lösten damit eine Stadtguerilla aus. In dem dadurch entstandenen Chaos kam es zu zahlreichen Plünderungen. Die Plünderer machten vor nichts Halt, nicht einmal vor dem archäologischen Nationalmuseum der Hauptstadt. Aus den Beständen des Museums verschwanden über 10.000 Exponate, allesamt Zeugnisse der Geschichte des Zweistromlandes und wichtige Belege für die Geschichte der Menschheit. Einhellig fühlen sich alle Bagdadis bestohlen, um ihr historisches Erbe und einen wichtigen Teil ihrer Identität gebracht.
Ein Jahr später ersteht das Museum neu. Das frühere Direktionsteam wurde wegen Unfähigkeit entlassen, und nun leitet der irakische Archäologe Donny Georges, bisher Forschungsdirektor, die Geschicke des Museums. Mit Herz und Seele widmet er sich der Erforschung der Geschichte seines Landes; er hat sich vorgenommen, die Sammlung nicht nur wieder aufzubauen, sondern dem Museum auch seinen Geist zurückzugeben. Dafür will er alle Mittel einsetzen.
Nach und nach tauchen die ersten Exponate wieder auf. Zurückgebracht werden sie von Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten der Bevölkerung. „Um die gestohlenen Stücke zurückzubekommen, würde ich sogar dem Teufel die Hand reichen!“, sagt Georges. Bei dieser Hand könnte es sich durchaus auch um die der Koalitionskräfte handeln, die bei der Plünderung tatenlos zusahen und deren Regierungen nun ihre Unterstützung anbieten. Obwohl es heute in Bagdad sehr gefährlich ist, mit denen zusammenzuarbeiten, die von einem Teil der Iraker als Feinde angesehen werden, ist der neue Direktor bereit, auf jeden zuzugehen, wenn es nur dem Museum hilft. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 14.07.2004 arte
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