bisher 6 Folgen, Folge 1–6
1. Kleines Universum
Folge 1 (35 Min.)Würde am liebsten in einer Raumkapsel zum Mond fliegen. Die Astronomin Amena aus Afghanistan.Bild: ZDF und Jonas RömmigEinst gehörte Amena der Himmel über Afghanistan. Sie erklärte Mädchen an den Schulen das Weltall. Dann kamen die Taliban, und sie musste fliehen. Seit 2021 lebt die Endzwanzigerin in einer süddeutschen Kleinstadt. Als studierte Ingenieurin versucht sie, sich ein neues Leben, auch in der Wissenschaft, aufzubauen. Ihren Traum, eines Tages selbst zum Mond zu fliegen, trägt sie weiter in ihrem Herzen. In Afghanistan gilt die Astronomie heute Vielen als sündhaft, Diskussionen über die Theorie des Urknalls waren und sind gefährlich.
Der Blick in den Nachthimmel erweitere den Horizont, wecke Träume und Sehnsüchte und könne damit die Ordnung der Welt ins Wanken bringen, so Amena. Die Himmelskundlerin studierte als eine der wenigen Frauen ihres Landes Ingenieurwissenschaften und gründete „Kayhana“ – das „Kleine Universum“ – die erste astronomische Vereinigung für Mädchen am Hindukusch. Nachdem internationale Organisationen darauf aufmerksam geworden waren, wurde der Verein in die Internationale Astronomische Union (IAU) aufgenommen. Amena konnte Artikel in internationalen Fachzeitschriften publizieren.
Der britische Sender BBC zeichnete sie als eine der 100 inspirierendsten Frauen der Welt aus. Der Film begleitet Amena bei ihrem Neuanfang in Deutschland, wo es eine Akademikerin ohne die notwendigen Diplome trotz aller Unterstützung nicht einfach hat. Amena unterrichtet weiterhin, von Deutschland aus, ihre Schülerinnen in Afghanistan über Onlinekurse und Handygespräche. Denn der totale Ausschluss junger Mädchen von Wissenschaft und Bildung bereitet der jungen Frau im Exil große Sorge.
Nele Dehnenkamp arbeitet als freie Autorin und Regisseurin für Dokumentarfilme und Radio-Features. Sie studierte Sozialwissenschaften in Berlin und New York sowie Dokumentarfilmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Ihre Filme wurden auf international renommierten Festivals gezeigt und ausgezeichnet. Für ihren Kurzfilm „Seepferdchen“ (2020) erhielt sie unter anderem den Adolf-Grimme-Preis und den CIVIS-Medienpreis. Ihr Langfilmdebüt „For the Time Being“ (2023) wurde mit dem Gedankenaufschlusspreis auf dem Festival „DOK Leipzig“ ausgezeichnet. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 03.02.2025 3sat Deutsche Streaming-Premiere So. 02.02.2025 3sat-Mediathek 2. Stahlarbeiterin
Folge 2 (30 Min.)Nach der Demonstration am 1.Mai steht Lotti mit Kollegen zusammen und spricht über die Lage der Firma.Bild: ZDF und Laura Emma HansenMaschinenbautechnikerin Lotti arbeitet in einer der letzten Männerdomänen, der Stahlbude von Thyssenkrupp. Im Betriebsrat kämpft sie für die Zukunft ihres Standorts. Sie setzt sich für die grüne Transformation ein und organisiert mit der IG-Metall-Jugend zum 1. Mai eine Aktion gegen den Rechtsruck in der Region. Doch die bestehenden Verhältnisse in der Fabrik geraten ins Wanken und privat hat Lotti Sorgen. An einem Freitagvormittag stehen die Anlagen in der Stahlbude am Schalker Markt für Wartungsarbeiten still.
Ann Catherine Meyer (27), die alle mit ihrem Spitznamen „Lotti“ ansprechen, führt einen Rollenwechsel an der Streifenschere durch, wo das hauchdünn beschichtete Elektrostahlband nach Kundenwunsch zugeschnitten wird. Eigentlich könnte es nicht besser laufen. Nach vier anstrengenden Jahren im Schichtbetrieb und an der Abendschule hat Lotti endlich den Techniker-Titel in der Tasche und ist bei Thyssenkrupp zu ihrem Traumjob aufgestiegen. Dort setzt sie sich – seit ihrer Wahl in den Betriebsrat – für die grüne Transformation des Betriebs ein.
Die hier produzierten Stahlrollen bilden den Kern von Hochleistungs-Trafos und sind damit essentiell für die Mobilitätswende. Und ohne den Umstieg auf grünen Stahl hat die deutsche Stahlindustrie keine Zukunft. Am Gelsenkirchener Standort des kriselnden Konzerns hat Lotti auch nach sechs Jahren in der Produktion ausschließlich männliche Kollegen. Mit ihnen teilt sie gerne das technische Interesse und die Leidenschaft für ihren Beruf, aber auf das Label „einzige Frau“ hat sie schon lange keine Lust mehr.
Die Medien und das firmeneigene Marketing feiern sie als Vorbild für Gleichstellung, anstatt sich um weiteren weiblichen Nachwuchs zu bemühen. Seit der überraschenden Übernahme von Thyssenkrupp Electrical Steel durch einen tschechischen Investor steht die Zukunft des Betriebs auf dem Spiel. Der Bau des Wasserstoff-Hochofens in Duisburg, den der Bund mit einer Rekordsumme von zwei Milliarden Euro subventioniert, verzögert sich. Auch privat steht bei Lotti alles Kopf.
Ihr Vater ist unheilbar an Krebs erkrankt. Während die Betriebsrätin zwischen Beruf, Politik und queerem Lebensentwurf jongliert, überschlagen sich rund um den 1. Mai die Ereignisse. Die Umgebung des Stahlbetriebs scheint in einer anderen Zeit stehen geblieben zu sein, aber Lotti ist mit ihr tief verbunden. Aus Lottis Umfeld kam immer wieder die Frage: „Warum tust du dir denn so einen Job an? Musst du wirklich ausgerechnet in so ein Hardcore-Umfeld?“ Lotti hat ihren Beruf nicht gewählt, weil sie „die einzige“ sein wollte.
Das Problem liegt in der Frage. „Stahlarbeiterin“ erzählt Lottis Erfahrung deshalb nicht als Widerspruch, sondern als gelebte Wirklichkeit, in der ein junger, politisch aktiver Mensch voller Visionen auf eine anachronistische Umgebung stößt. Durch Lottis Augen erleben wir die komplexe Schnittstelle von persönlicher Identität, industriellem Erbe und sozialem Wandel. Ihre Geschichte ist ein Mikrokosmos der Herausforderungen, mit denen wir in Deutschland heute konfrontiert sind – der Kampf für ökologische Nachhaltigkeit, der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit, der Widerstand gegen rechtsextreme Strömungen und die sozialen Kosten wirtschaftlicher Umbrüche.
Während Lotti privat und beruflich durch schwierige Zeiten steuert, zeigt sie sich als komplexe Figur – die entschlossen ist, einen neuen Weg zu beschreiten und die nicht nur für ihre eigene Zukunft, sondern auch für die Zukunft ihrer Gemeinschaft kämpft. Durch Lottis Geschichte wirft die Autorin Lea Schlude Fragen der Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit und sozialen Gerechtigkeit in Räumen auf, die sich lange gegen Veränderungen gesperrt haben.
Lotti gestaltet Strukturwandel – in jeder Hinsicht. Lea Schlude hat Film und Philosophie an der Universität Hildesheim, der Universidade Federal do Parà in Belem, Brasilien und an der Freien Universität Berlin studiert. Ihr erster Dokumentarfilm „Via San Cipriano“ (2019) wurde auf internationalen Festivals ausgezeichnet. Für die Recherche für ihren zweiten langen Dokumentarfilm „Hazy Valley“ erhielt sie das Wim-Wenders-Stipendium. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 03.02.2025 3sat Deutsche Streaming-Premiere So. 02.02.2025 3sat-Mediathek 3. Ungeheuerhof
Folge 3 (30 Min.)Eher selten zu zweit im Mähdrescher: Meist ist Bauer Jürgen alleine auf seinem teuren, hochtechnisiertem Gerät unterwegs.Bild: ZDF und Philipp KaiserWo früher Tiere grasten, stehen heute Maschinen. Wo einst Bauernfamilien in dritter Generation lebten, sind heute nur noch der studierte Agrarwirt Jürgen und seine Mutter übrig. Der Film begleitet Jürgen und seine Mutter auf dem „Ungeheuerhof“ in Baden-Württemberg über drei Wochen am Ende eines Sommers. Die Tage sind von körperlicher Arbeit geprägt, aber auch von Selbstzweifeln, Krisen und Einsamkeit. Vor allem Jürgen verbringt gefühlt endlose Stunden allein auf seinem modernen Traktor, der als Hocheffizienz-Maschine Segen und Fluch zugleich zu sein scheint.
Wie die meisten Bauern möchte der Landwirt, der gegen den Willen des Vaters ein Agrarstudium absolvierte, einmal seinen gut bestellten Hof einem Erben übergeben, zumal er das Anwesen technisch auf die Höhe der Zeit gebracht hat. Doch sein kleiner Sohn Max hat mit gravierenden psychischen Problemen zu kämpfen. Er lebt bei seiner Mutter und kommt nur selten auf den Hof des Vaters. Ohne zu urteilen, zeichnet der Film das Bild einer modernen Bauernfamilie, die sich den Herausforderungen der Zeit sowohl wirtschaftlich als auch familiär stellen muss.
Regisseurin Gretel Ribka studiert seit 2021 Dokumentarfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Auch Co-Regisseur Jonas Riedinger ist dort seit 2021 im Fach Dokumentarfilm eingeschrieben. Mit ihrem ersten gemeinsamen Film „Ungeheuerhof“ waren die beiden Nachwuchsfilmemacher unter anderem 2023 zu den „Internationalen Hofer Filmtagen“ und 2024 zum „Bundesfestival junger Film“ eingeladen. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 03.02.2025 3sat Deutsche Streaming-Premiere So. 02.02.2025 3sat-Mediathek 4. Eine Insel in der Zeit
Folge 4 (40 Min.)Luis und seine Freund*in Mosito proben die Performance zu einem bekannten Lied und haben Spaß beim Tanz.Bild: ZDF und Christoph RohrscheidtDer junge kubanische Tänzer Luis emigriert illegal in die USA auf der Suche nach dem besseren Leben im Kapitalismus und um seinen Traum einer Karriere als Dragqueen zu verwirklichen. Luis strandet in Memphis und kommt nur dank der Hilfe seiner langjährigen kubanischen Freunde Elisabeth und Mosito, beide Teil der queeren Community, durchs Leben. Er jobbt als Putzkraft und bereitet sich auf den großen Auftritt in einem Dragclub vor. Schon in Kuba hatte sich Luis die Figur der Valentina geschaffen, die er bei seinen Auftritten als Dragqueen verkörpert. Für ihn ist Drag eine Kunstform, mit der er anerkannt werden möchte.
Doch als Drag fühlt er sich sogar in der homosexuellen Community diskriminiert. Als Luis’ Mutter von Valentina erfuhr, schmiss sie ihn zu Hause raus, mit den Worten, er sei nicht mehr ihr Sohn. „Dank Valentina bin ich hier“, erklärt Luis, sie hat ihn motiviert, sich auf eine mehrwöchige und lebensgefährliche Flucht in die USA zu begeben. Seine beiden kubanischen Freunde, selbst ehemalige Drags, unterstützen ihn mit Ratschlägen in allen Lebenslagen. Elisabeth hat ein privates Frisörstudio, in dem täglich tiefgreifende und temperamentvolle Gespräche über Sozialismus, Kapitalismus, Gender, Nationalität und Haarextensions geführt werden.
In Memphis findet Luis auch einen Boyfriend, muss aber mit einfachen Jobs seinen Lebensunterhalt sichern, weil seine wenigen Auftritte als Dargqueen kaum Geld einbringen. Er führt kein glamouröses Leben, und das Geld liegt für einen Migranten nicht auf der Straße. Einmal hat Luis einen Auftritt in einer kleinen Latino-Bar. Er performt grandios – vor nur vier Gästen. Alle reden von Miami, dem Paradies für kubanische Exilanten und Exilantinnen – dort sei alles besser.
Glanz und Elend des Kapitalismus zeigen sich Luis immer wieder in schönster Brutalität: In einem hektargroßen Perückenladen verliert er sich in den Gängen ob der tausend Varianten. Es gibt alles! Aber Luis kann sich nichts davon leisten. „Ein Insel in der Zeit“ ist die ungeschönte Bestandsaufnahme der inneren Zerrissenheit von Luis. Dafür ist auch der Ort sinnbildlich, an dem er gestrandet ist: Auf den Straßen gibt es nur Autos, keine Menschen. Als Ursprungsort von FedEx ist Memphis durchkreuzt von Gleisen, und der Himmel ist voller Flugzeuge.
Ein Ort des Transits. Die Güterzüge schneiden sich durch Luis’ Hinterhof, schrill und vibrierend arbeiten sie sich durch seinen Kopf, und durch den Film. Luis lebt in dem Gefühl des Stillstands, obwohl sich alles um ihn herum bewegt. Nachts schleichen sich Erinnerungen an Havanna in Luis’ Träume. Die Straßen dort sind voller Menschen, Gemeinschaft und Zärtlichkeit, alle tanzen und sind glücklich. Erinnerungen sind oft trügerisch, das weiß auch Luis, aber vielleicht helfen sie beim Überleben und Kraftschöpfen.
Nach Kuba kann er nicht zurück, dort gibt es für ihn keine Zukunft, es ist „eine Insel in der Zeit“, sagt Luis. Doch fühlt sich Amerika so anders an, wenn man als Migrant keine Möglichkeit hat mitzuhalten? Manchmal will Luis sogar Valentina aufgeben, weil er keine Kraft mehr für sie hat. Aber sein Freund Mosito, ein begnadeter Tänzer, motiviert ihn mit dem Hinweis, dass die Show für sie alles sei und sie nur durch sie lebten. Und wenn sie für Valentinas Auftritt vor Mositos Haus proben, entsteht auch bei Luis ein fröhliches Gefühl.
Tanz und Aufbruch liegen in der Luft. Luis’ große Karriere als Dragqueen liegt vielleicht doch noch vor ihm: in Miami. Regisseurin Elke Margarete Lehrenkrauss studierte im Jahr 2007/2008 an der EICTV, der Filmhochschule Kubas. Seither kehrt sie regelmäßig nach Havanna zurück und realisierte bisher zwei mittellange Filme auf der Insel. Luis traf sie 2022, als er noch Tänzer des berühmten Kabaretts „Tropicana“ war. Sie blieben im Austausch, und eines Tages schrieb ihr Luis: „Ich bin jetzt in den USA!“ Elke Margarete Lehrenkrauss hat für ZDF/3sat bereits den Film „Fehler und Irritation“ für die Reihe „Ab 18!“ realisiert. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 10.02.2025 3sat Deutsche Streaming-Premiere So. 02.02.2025 3sat-Mediathek 5. Für Thea
Folge 5 (30 Min.)In der gemeinsamen Wohnung haben Thea und ihr Lebensgefährte Thiago einen Safe Space geschaffen, in dem Thea Trost und Halt findet.Bild: Felix Rier / ZDFKurz nach ihrem 24. Geburtstag wird Thea nachts in ein Auto gezerrt und für mehrere Stunden vergewaltigt. Im Tanz und einer Therapie sucht sie nun nach einem Weg der Aufarbeitung. Der bewegende Dokumentarfilm begleitet Theas mutigen Versuch, wieder zu sich selbst zu finden – körperlich wie emotional. Doch inwiefern ist nach der traumatisierenden Erfahrung sexueller Gewalt Heilung überhaupt möglich? Tanz ist Theas Passion und Beruf und wird zu einem heilsamen Ausdrucksmittel, das ihr hilft, mit den seelischen und körperlichen Narben umzugehen.
Ihre Gedanken und Gefühle hält sie in persönlichen Videotagebüchern fest, in denen sie ihre inneren Kämpfe und Fortschritte teilt. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Freund Thiago, dessen stille und liebevolle Präsenz ihr Halt und Trost gibt, sowie von ihrem Hund Mandinga, der sie mit bedingungsloser Zuneigung auf ihrem Weg begleitet. Gemeinsam schaffen sie einen Raum, der es Thea ermöglicht, langsam wieder Vertrauen in sich selbst und ihre Umwelt zu gewinnen. Gemeinsam erleben sie die Höhen und Tiefen von Theas Heilungsprozess und erreichen einen erfreulichen Wendepunkt: Mit ihrer Schwangerschaft findet Thea eine neue Verbindung zu ihrem Körper, die es ihr ermöglicht, sich ein Stück weit von ihrer Vergangenheit zu lösen und in eine hoffnungsvolle Zukunft zu blicken.
Der Nachwuchsfilmemacher Felix Rier kennt Thea seit seiner Kindheit. Beide sind im gleichen Dorf in Südtirol aufgewachsen, zusammen zur Schule gegangen und haben sich als junge Erwachsene in Berlin wieder getroffen.
Ihre langjährige Freundschaft und das gegenseitige Vertrauen ermöglichen es ihnen, einen zutiefst persönlichen Dokumentarfilm zu realisieren, der das kraftvolle Porträt einer Überlebenden zeichnet. Felix Rier ist freiberuflicher Regisseur, Kamera- und Tonmann für Kinodokumentarfilme. Nach einer Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton in Berlin studierte er von 2019 bis 2022 Kamera und Licht an der ZeLIG – Schule für Dokumentarfilm in Bozen. Im Rahmen des Filmstudiums produzierte er seinen ersten Kurzfilm „Ein Mann zu sein“ (2021). (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 10.02.2025 3sat Deutsche Streaming-Premiere So. 02.02.2025 3sat-Mediathek 6. Laura, Linda, Gera und ich
Folge 6 (35 Min.)Filmemacherin Katrin Rothe steht vor den Ruinen ihrer Vergangenheit. Hier die ehemalige VEB Modedruck Gera.Bild: 3satMit einem alten Fotoalbum unterm Arm macht sich die Filmemacherin Katrin Rothe auf den Weg in ihre Heimatstadt Gera, um ihre Großnichte Laura zu porträtieren. Doch es kommt anders. Denn die 22-Jährige, die mit ihrem TikTok-Kanal „creepyfacee“ über 100.000 Follower hat, zieht sich aus dem Filmprojekt zurück. So streift die Autorin allein durch die Stadt ihrer Kindheit und erkundet Orte, die ihr einmal wichtig waren. Viele dieser Orte existieren nicht mehr, sie sind verschwunden, wurden abgerissen oder umbenannt. Die Filmemacherin ist konfrontiert mit den Ruinen ihrer persönlichen Vergangenheit und stellt an sich ein Gefühl von Scham in Bezug auf ihre Identität als Ostdeutsche fest.
Sie wollte ihrer Großnichte eigentlich auch ihr Gera zeigen, die Orte und Geschichten, die sie geprägt haben. Aber da sich Laura kurzfristig entschließt, doch nicht vor eine Kamera zu treten, die nicht ihre eigene ist, steht die Filmemacherin allein vor dem Kulturpalast in Gera – einem der wenigen verbliebenen Orte ihrer Jugend mit Symbolkraft. Dort hatte sie als Jugendliche unter dem Zeichen von Hammer und Sichel auf der Bühne getanzt und in der „Galerie der Freundschaft“ ausgestellt.
Dort entwickelt sich während der Dreharbeiten ein neu empfundener Stolz auf die gelebte Vergangenheit. Daran hat auch die Begegnung mit der 18-jährigen Linda Anteil, die den Blick der Filmemacherin auf Gera positiv verändert. So unerwartet, wie Laura sich zurückgezogen hat, beginnt Linda, sich für Katrins Geschichten zu interessieren, und begleitet sie auf ihren Erkundungen. Linda bringt das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein einer jungen Generation aus Gera mit, deren Verhältnis zu ihrer Heimatstadt unbelastet ist.
Katrin Rothe, geboren 1970 in Gera, hat experimentelle Filmgestaltung an der Universität der Künste Berlin und am „Central Saint Martins College of Art and Design“ in London studiert. Sie lebt und arbeitet als Autorin von Dokumentar-, Spiel- und Hybridfilmen in Berlin. Ihre Filme wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem zweimal mit dem Adolf-Grimme-Preis. Filme (Auswahl): „Dunkler Lippenstift macht seriöser“ (2003), „Betongold – Wie die Finanzkrise in mein Wohnzimmer kam“ (2013), „1917 – Der wahre Oktober“ (2017), „Johnny & me – Eine Zeitreise mit John Heartfield“ (2023). (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere Mo. 10.02.2025 3sat Deutsche Streaming-Premiere So. 02.02.2025 3sat-Mediathek
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