2018, Folge 1–36

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  • Folge 1
    Venedig: Es gibt wohl wenige Städte weltweit, die schöner sind – aber auch wenige, die durch den Tourismus so sehr bedroht werden. Ungefähr 30 Millionen Touristen kommen jährlich nach Venedig. Bis zu 130.000 pro Tag tummeln sich zu Spitzenzeiten in der Lagunenstadt, fast dreimal so viele wie Einwohner. Stündlich bringen turmhohe Kreuzfahrtschiffe tausende Menschen direkt auf die Insel. Die Stadt wird überlaufen von Touristen. Aber die ureigenen Einwohner verlassen das Zentrum in Scharen. Innerhalb einer Generation ist die Bevölkerung fast um ein Drittel geschrumpft.
    Hinter dem Bilderbuch-Panorama von Rialto-Brücke und Markusplatz ist Venedig zum Geschäftsmodell geworden und kein Ort mehr, in dem die Einheimischen noch in gewohnter Lebensqualität leben können. Das Leben ist zu teuer, Arbeitsplätze gibt es abgesehen vom Tourismus fast nur auf dem Festland. Die Venezianer finden keine erschwinglichen Wohnungen zur Miete, mehr die Eigentümer vermieten diese viel lukrativer, meist über AirBnB, an Touristen. Historische Gebäude werden als Hotels und Einkaufszentren verramscht.
    Läden, Restaurants und Cafés sind nur noch auf Urlauber zugeschnitten, die Grundversorgung ist gefährdet. Der Tourismus ist die größte Bedrohung für die lokale Gemeinschaft, gleichzeitig aber auch die Haupteinnahmequelle. Die Story begleitet Menschen, die aus Venedig in die Vororte auf das Festland ziehen, weil sie dort eine bessere Lebensqualität finden. Eine venezianische Familie, die auf Wohnungssuche ist und auf dem Mietmarkt mit Touristen konkurrieren muss. Venezianer aus der Mittelschicht, die sich im teuer gewordenen Wohnungsmarkt keine Wohnung zur Miete leisten können und leerstehende Häuser der Stadt „offiziell“ besetzen.
    Die Einwohner Venedigs wehren sich zunehmend. Allein 36 Bürgerinitiativen kämpfen gegen den Massentourismus. Sie fordern ein Verbot der Kreuzfahrtschiffe: Diese gehören weder in die Lagune noch in die Stadt. Ihre hohen Feinstoff-Emissionen verschmutzen Luft und Wasser und gefährden die Gesundheit der Einwohner. Der deutsche Naturschutzbund NABU bestätigt mit aktuellen Messungen vor Ort die extreme Feinstaubbelastung. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.01.2018WDR
  • Folge 3
    Massentourismus auf den Kanaren: Viele Millionen Deutsche besuchen vor allem im Winter die Inseln mit dem sommerlichen Klima. Doch den Einheimischen bringt der Tourismus nur wenig. Die meisten Gäste buchen all-inklusiv. Daran verdienen vor allem die großen Touristikkonzerne – nicht die Restaurants und Bars auf den Inseln. Hunderttausende Kreuzfahrt-Touristen kommen für ein paar Stunden nach La Gomera, Gran Canaria oder Teneriffa. Viel Geld lassen sie nicht da. Der Film zeigt die Kehrseite des Massentourismus: Arbeit gibt es allenfalls zum Billiglohn, über die Hälfte der Einheimischen unter 24 Jahren ist arbeitslos.
    Die Einwohner konkurrieren mit zugewanderten Deutschen und Engländern, die gern als „Native Speaker“ für Jobs als Reiseleiter, Tauchlehrer, Empfangschef, Mitarbeiter einer Autovermietung oder auch als Hoteldirektor eingekauft werden. Statt vom Tourismus zu profitieren müssen die Menschen auf den Kanaren mit den negativen Folgen leben. 57 Millionen Liter Abwasser werden Tag für Tag allein auf Teneriffa nur unzureichend geklärt ins Meer geleitet. Strände müssen zeitweise gesperrt werden, gegen die Verschmutzung protestierten im September 2017 fast 5.000 Menschen in Santa Cruz.
    Der boomende Tourismus treibt nicht nur die Preise in die Höhe, auch die Mieten steigen. Zehntausende Wohnungen auf den Kanaren werden dauerhaft über Airbnb an Urlauber vermietet. Touristenzentren und Wohngegenden vermischen sich immer mehr. Das führt zu Spannungen. Manche Lokalpolitiker fürchten sich inzwischen vor sozialen Unruhen. „Alemanes fuera – Deutsche raus“, dieses einst auf La Palma verbreitete Graffiti, taucht inzwischen überall auf. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 10.01.2018WDR
  • Folge 5
    Es soll die größte Fusion der deutschen Wirtschaftsgeschichte werden: Für unglaubliche 66 Milliarden Euro will Bayer aus Leverkusen den US-Konzern Monsanto übernehmen. Ein neuer Rekord, ein Riesen-Deal. Der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann würde dann den weltweit größten Anbieter für Agrarchemie lenken. Bayer und Monsanto – ein deutsches Traditionsunternehmen mit solidem Ruf schluckt den amerikanischen Konzern, der den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat herstellt. Für viele Landwirte ein effektives Mittel; für Kritiker jedoch ein Stoff, der aus ihrer Sicht krebserregend ist. In Brüssel wurde der Einsatz von Glyphosat gerade für weitere fünf Jahre zugelassen.
    Aller Bedenken zum Trotz. Und aus deutscher Sicht im Alleingang von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), der damit den Koalitionspartner SPD und die Kanzlerin düpierte. Welche Folgen sein Abstimmungsverhalten auf die Regierungsbildung in Berlin und sein Amt hat, ist noch gar nicht absehbar. Die Unternehmen setzen weiter auf Chemie in der Landwirtschaft, wenn auch moderner und effektiver als bisher: „Digital Farming“ heißt das Zauberwort. Die digitale Landwirtschaft liefert den Bauern per App alle wichtigen Daten für Aussaat und Ernte direkt aufs Smartphone oder Tablet im Traktor – auch Daten für den Chemieeinsatz.
    Und natürlich werden dabei die eigenen Produkte beworben und verkauft. Auf dem Weg zur Fusion lauern große Risiken: Warum nimmt Bayer-Chef Werner Baumann in Kauf, dass das Negativ-Image von Monsanto auf die Traditionsmarke Bayer abfärbt? Was bedeutet das alles für Verbraucher, für die Bauern – oder gar die Welternährung? Die Story-Autoren Ingolf Gritschneder und Michael Heussen haben mit Befürwortern und Kritikern der Mega-Fusion gesprochen und in den Forschungslaboren von Monsanto in den USA gedreht. In Südamerika und Indien trafen sie Wissenschaftler und Bauern, die bereits eigene Erfahrungen mit Monokulturen, Monsanto-Saatgut und -Pestiziden gemacht haben. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 17.01.2018WDR
  • Folge 7
    In Deutschland herrscht Pflegenotstand. In Krankenhäusern leiden Patienten, weil sie nicht ausreichend versorgt werden. Sie werden vernachlässigt, weil allein 70.000 Fachkräfte in der Krankenpflege fehlen, wie ver.di vorrechnet. Der Pflege-Azubi Alexander Jorde schlug in der ARD-Wahlarena Alarm. Und katapultierte mit seinem Auftritt das Thema direkt in den Wahlkampf. Er konfrontierte Bundeskanzlerin Merkel mit einem harten Vorwurf: Die Würde des Menschen, die eigentlich unantastbar sein soll, sieht er in deutschen Krankenhäusern und Altenheimen nicht gewahrt: „Jetzt habe ich es ( …) erlebt, dass diese Würde tagtäglich in Deutschland tausendfach verletzt wird.
    Das ist ein Zustand, der nicht haltbar ist. Es gibt Menschen, die liegen stundenlang in ihren Ausscheidungen, das sind Menschen, die haben dieses Land aufgebaut nach dem Weltkrieg.“ Für diesen Auftritt wurde er vom Publikum und im Netz gefeiert. Der 21-Jährige stand auf einmal in der Öffentlichkeit, bekam zahlreiche Zuschriften von überlasteten Kollegen und wurde für eine ganze Branche zum Helden.
    Wie schlimm ist der Zustand in deutschen Krankenhäusern? Zusammen mit „Die Story“-Autorin Nicole Rosenbach begibt sich Alexander Jorde auf eine Reise in den Deutschen Klinik-Alltag. Sie treffen mutige Pflegekräfte, die ihnen aus ihrer teilweise erschütternden Arbeitswelt erzählen. Die Folgen des Pflegenotstands sind nicht nur unzufriedene Patienten, sondern auch Todesfälle. Die aber dringen nicht an die Öffentlichkeit, denn sie würden vertuscht, berichtet ein Pfleger einer Intensivstation.
    Wie sieht es an Privatkliniken aus? Hier werden jährlich Millionen Gewinne gemacht. Trotzdem ist die Personaldecke besonders dünn. Es gibt Krankenhäuser, die haben die Pflege vorbildlich geregelt. Um das kennen zu lernen, begleitet Die Story Alexander Jorde nach Norwegen. Was können wir in Deutschland von den Norwegern lernen, und welche Lösungen gibt es für den Pflegenotstand? Die Story mit einem Film über unser reiches Land, das in Sachen Pflege arm aussieht. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 24.01.2018WDR
  • Folge 8
    Er ist seit mehr als 25 Jahren im Geschäft: Für die norddeutsche Fleischindustrie machte Herr D. als Subunternehmer jahrelang die Drecksarbeit, ging dafür sogar in Untersuchungshaft. Nun packt er erstmals aus, erzählt, wie das System der Werkverträge und osteuropäischen Subunternehmer in der Fleischbranche funktioniert – und wer wirklich daran verdient. Sein Hauptauftraggeber viele Jahre lang: Die Firma Westfleisch mit Sitz in Münster, drittgrößter Fleischverarbeiter Deutschlands. Für Westfleisch war er auf vielen Schlachthöfen in NRW tätig: Coesfeld, Münster, Hamm, Paderborn und Lübbecke. Zeitweise wurde jeder dritte Arbeiter am Band bei Westfleisch von ihm gestellt. Von Westfleisch bekam er die Ideen, wie er ein ganzes Firmengeflecht mit Sub-Sub-Unternehmen aufbauen sollte, erzählt er im Interview. Die Story gibt tiefe Einblicke in die Geschäfte der Fleischindustrie. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 31.01.2018WDR
  • Folge 10
    Der Loverboy: Mehmet D. hat alles genau geplant. Der Zuhälter lebt in zwei verschiedenen Wohnungen, mit zwei verschiedenen Frauen. Keine weiß von der anderen, beide glauben, dass Mehmet D. sie liebt. „Sag ihr: Baby, wir bauen uns was auf zusammen. Die glauben das“, prahlt er am Telefon. Und: „Weißte wie viel Geld da rausspringt, bei dem Scheiß?“ Mehmet D. schickt beide Frauen auf den Strich und kassiert ihren kompletten Verdienst. Bis er verhaftet wird, hat er mindestens 260.000 Euro mit den Frauen verdient. Mehmet D. ist ein Loverboy. Loverboys spielen ihren Opfern die große Liebe vor, bringen sie in eine emotionale Abhängigkeit, drängen sie mit psychischer und körperlicher Gewalt zur Prostitution. Nicht selten sind ihre Opfer noch minderjährig, zum Teil gerade erst in der Pubertät. Die Story „Verliebt, verführt, verkauft“ fragt: Wie kann es sein, dass junge Frauen Opfer eines Loverboys werden?
    Von der Liebe in die Prostitution: Nadja ist das Opfer eines Loverboys. Sie ist 16, als sie sich zum ersten Mal richtig verliebt. „Ich war damals sehr pummelig, eher unattraktiv. Er hat mir das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein und hat mir immer wieder Komplimente für mein Aussehen gemacht“, sagt Nadja. Sie ist unendlich verliebt. Dann bittet ihr neuer Freund sie um einen „Gefallen“. Er habe Schulden, werde bedroht, der einzige Weg, das Geld schnell zurückzuzahlen: Nadja soll für ihn anschaffen gehen. Erst mit Lügen, später mit Erpressung und Gewalt bringt er sie dazu, für ihn auf den Straßenstrich zu gehen.
    Wer sind die Opfer? Hilfsorganisationen warnen: Gerade Minderjährige sind unter den Loverboys begehrt, denn sie lassen sich leichter manipulieren. Außerdem gibt es Freier, die für Minderjährige viel Geld bezahlen. Dabei kommen die Opfer aus allen sozialen Schichten. Hat sich ein Mädchen in einen Loverboy verliebt, können die Eltern meistens nur noch hilflos zusehen, wie ihnen ihr Kind entgleitet. Die Tochter von Dirk steht kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung als sie ihren Loverboy kennenlernt. „Damals war sie so ein richtiges Papa-Kind und es war eigentlich alles prima“, sagt Dirk. „Bis zu dem Zeitpunkt, wo der neue Freund ins Spiel kam.“ Innerhalb von wenigen Wochen distanziert sie sich immer mehr von ihrem Zuhause, verschwindet schließlich ganz. Über mehrere Monate weiß Dirk nicht, wo seine Tochter ist. Eine völlige Isolation vom sozialen Umfeld ist Teil der Loverboy-Methode.
    Wer kann helfen? Fast alle Frauenberatungsstellen in Deutschland kennen solche Geschichten. Seit Jahren versuchen sie den Opfern von Loverboys zu helfen und kämpfen mit großen Schwierigkeiten. Denn oft dauert es lange, bis die Betroffenen überhaupt verstehen, dass sie Opfer eines Loverboys sind. Viele schämen sich, haben Angst vor der Gewalt, die der Loverboy ihnen androht, und vertrauen sich deshalb niemandem an. Auch Polizei und Justiz sind häufig hilflos. Kaum ein Opfer traut sich, gegen seinen Loverboy auszusagen. Einen Prozess gibt es nur, wenn nachgewiesen werden kann, dass der Loverboy seine Opfer zur Prostitution gezwungen hat. Viele Beratungsstellen setzen deshalb auf Prävention und bieten Vorträge und Workshops, doch die meisten Schulen lehnen ab. Sie wollen nicht mit dem Thema in Zusammenhang gebracht werden. Damit öffnen sie Loverboys Tür und Tor.
    Die Story „Verliebt, verführt, verkauft“ zeigt, wie die perfide Methode der Loverboys funktioniert. Frauen berichten, wie sie Opfer eines Loverboys wurden, und ein Vater erzählt, wie er machtlos zuschauen musste, als seine Tochter auf diese Weise in die Prostitution abrutschte. Wir fragen: Was können Hilfsorganisationen, Polizei und Justiz gegen Loverboys ausrichten? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.02.2018WDR
  • Folge 12
    30.003 ist ein Javaner-Affe. Einen Namen hat er nicht. 30.003 lebt in einem Käfig im Labor der Uni Münster und dient, wie andere Affen auch, als Versuchstier der Grundlagenforschung. Tierversuche – besonders mit Affen – gelten als grausam und sinnlos. Affen sind die nächsten Verwandten von uns Menschen und gehören zu den intelligentesten Tieren. Zwar sind die gesetzlichen Hürden für Tierversuche mit Affen in Deutschland besonders hoch. Trotzdem werden jährlich über 3.000 Affen für Versuche in Deutschland eingesetzt. Knapp die Hälfte davon wird jedes Jahr für die Forschung getötet. Muss das wirklich sein? Lassen sich Tierversuche tatsächlich nicht durch andere Methoden ersetzen?
    In Münster dient Affe 30.003 der Erforschung der Unfruchtbarkeit: Wissenschaftler Stefan Schlatt sucht im Tierversuch nach Methoden, Männern wieder zur Zeugungsfähigkeit zu verhelfen. Am deutschen Primatenzentrum in Göttingen werden alte Javaner-Äffchen zur Demenzforschung eingesetzt. Ob ihre Versuche erfolgreich sind und einen Nutzen für die Behandlung von Menschen haben, wissen die Wissenschaftler immer erst hinterher. Lassen sich die beim Affen gewonnenen Erkenntnisse überhaupt auf den Menschen übertragen? Rechtfertigt Grundlagenforschung wie diese den Tierversuch und das Leid der Affen? Die Forscher sind überzeugt, richtig zu handeln, solange es keine Alternativen gibt – auch wenn längst an neuen Methoden geforscht wird, die den Tierversuch eines Tages ersetzen könnten.
    In Deutschland werden Laboraffen außerdem eingesetzt, um die Verträglichkeit von Medikamenten zu testen. Das heißt „Giftigkeitsprüfung“ und ist gesetzlich vorgeschrieben, bevor Medikamente im klinischen Versuch an Patienten ausprobiert werden. Könnte man darauf überhaupt verzichten? Kritiker wie „Ärzte gegen Tierversuche“ fordern das. Die Angst vor militanten Tierschützern ist groß in den Versuchslaboren – ein Jahr hat es gedauert, bis Die Story die Dreherlaubnis bekam und einen Tierversuch mit Affen begleiten durfte. Die Dokumentation gibt seltene Einblicke in den Alltag der Versuchsaffen in deutschen Laboren und will wissen, ob Tierversuche tatsächlich so unersetzlich sind wie behauptet. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.02.2018WDR
  • Folge 14
    Am 22. Februar entscheidet das Bundesverwaltungsgericht, ob Millionen Diesel aus Deutschlands Innenstädten ausgesperrt werden dürfen. Dass Fahrverbote kommen, gilt als wahrscheinlich. Denn anders kriegen die Städte die hohe Stickoxidbelastung kaum in den Griff. Stickoxid (NOx) ist ein Gift, das insbesondere alte Menschen und Kinder krank machen kann. Und vor allem aus dem Auspuff von Dieseln kommt. Es muss endlich etwas geschehen, auch, weil die EU Deutschland wegen der Überschreitung der Grenzwerte verklagen will. Die Diesel sollen also raus aus den Innenstädten oder so schnell wie möglich umgerüstet werden. Story-Autor Thomas G. Becker zeigt die weitreichenden Konsequenzen, die die Gerichtsentscheidung für NRW hat.
    Wo dürfen Dieselfahrer überhaupt noch rein – und wo nicht mehr? Und wann kommen die Fahrverbote? Was bedeuten sie für Handwerker, was für Pendler – und können die Menschen in den Innenstädten jetzt endlich aufatmen? Ist es möglich, Fahrverbote durch Umrüstungen zu vermeiden – und was kosten die? Und was sind Diesel-Autos überhaupt noch wert? Schließlich blickt Thomas G. Becker ins europäische Ausland, wo die Verantwortlichen längst viel radikaler sind und Diesel bei zu hoher Schafstoffbelastung konsequent aus den Innenstädten verbannen. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.02.2018WDR
  • Folge 16
    Galopprennen in Deutschland: Schnelle Pferde, große Hüte, Champagner, Geld und beste Unterhaltung. Große Events mit Tradition und Prestige, die Jahr für Jahr rund eine Million Zuschauer anziehen. Nur Fußball ist für das Publikum noch attraktiver. Für die Rennpferde, die tierischen Athleten im Galopp-Zirkus, geht es allerdings weniger um Spaß als um höchsten Stress, und nicht selten ums Leben. Jedes Jahr sterben Tiere nach Stürzen direkt auf der Rennbahn. Viele Galopper verletzen sich tödlich beim Training oder werden wegen Leistungsschwäche und Verletzungen aussortiert und frühzeitig billig an Hobbyreiter verkauft.
    So auch Aspantau, ein Wallach bester Abstammung. Der junge, einst hoch gehandelte Galopper, war nach dem Ausscheiden aus dem Sport mit nur vier Jahren ein körperliches und seelisches Wrack. Viel zu früh antrainiert, lief er in England das erste Rennen schon mit zwei Jahren. Ohne Erfolg. Ein rapider Wertverlust war die Folge, er wurde billig nach Deutschland verkauft und hier bei kleinen Rennen förmlich zugrunde geritten.
    Seine Biographie ist exemplarisch für einen Großteil der etwa 2.400 Rennpferde, die in den Boxen der deutschen Rennställe stehen. Gegner des Galoppsports, wie der ehemalige Rennbahntierarzt Dr. Maximilian Pick, äußern heftige Kritik am System. Viele Dinge, die Rennbahnbesucher ganz normal finden, erscheinen aus seinem Blickwinkel höchst fragwürdig: Vom Rennbahn-Einsatz zweijähriger Jungpferde, die praktisch noch „Kinder“ sind, über den Peitschengebrauch, bis hin zum Aussortieren der Pferde, die keine Leistung mehr bringen.
    Antonia Coenen und Wilm Huygen haben eine Saison lang in der deutschen Galopp-Szene recherchiert und Rennveranstaltungen, Trainingsställe und Auktionen im ganzen Land besucht. Sie haben die kurze Karriere der Rennpferde in Deutschland beobachtet. Es heißt, der Galoppersport käme von allen Pferdesportarten der Natur des Pferdes am nächsten. Die beiden Autoren haben anderes erlebt. Das edle Vollblut ist Sportgerät, Prestigeobjekt und Spekulationsobjekt zugleich. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.03.2018WDR
  • Folge 17
    Kurz bevor sie eingeäschert werden soll, wird eine Leiche im Hamburger Krematorium von einer Rechtsmedizinerin angehalten. Der Grund: bei der Leichenschau hat ein Arzt einen natürlichen Tod bescheinigt. Alle äußeren Zeichen der Leiche weisen aber auf eine andere Todesursache hin. Der Fehler fällt erst jetzt auf. Ein Fall für Polizei, Staatsanwaltschaft und Rechtsmedizin. Um die wahre Todesursache herauszufinden, beginnen die Ermittlungen, die Leiche muss obduziert werden. Ein klassischer Fall von Fehldiagnose auf der Todesbescheinigung.
    Laut einer aktuellen Studie der Uni Rostock sind gerade mal 2% aller Bescheinigungen fehlerfrei. Rechtsmediziner sprechen in Deutschland von 1.200 unentdeckten Tötungsdelikten pro Jahr. Erbmorde in Familien, überforderte Pflegekräfte im Pflegeheim oder sogenannte Todesengel im Krankenhaus – ein Tötungsdelikt kann jeden treffen. Besonders bei Menschen im hohen Alter ist die Dunkelziffer hoch. Doch auch ärztliche Behandlungsfehler oder Spätfolgen von Verkehrsunfällen können einen nicht natürlichen Tod bedeuten und sich auf Versicherungsansprüche der Angehörigen auswirken.
    Dass die Ärzte, die bei Verstorbenen die Leichenschau durchführen, unter Stress stehen, ist lange bekannt: Sie fühlen sich von Polizeibeamten und Angehörigen unter Druck gesetzt, sind häufig schlecht in der Leichenschau ausgebildet und werden zu gering bezahlt. Alle Beteiligten fordern dringende Reformen, doch seit Jahrzehnten tut sich wenig bis nichts. Die Story fragt, warum. Die Dokumentation begleitet den bekannten Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel und den Leiter der Todesermittlung des Hamburger LKA, Uwe Chrobok, bei der Todesermittlung.
    In Bonn erzählt der Rechtsmediziner Burkhard Madea einen Fall nach, bei dem er mit seinem Team einen Mord aufgeklärt hat, nachdem ursprünglich von einem Selbstmord ausgegangen war. Der Film zeigt die Fehler, die Ärzte bei der Leichenschau machen und thematisiert die Probleme, die daraus folgen. Braucht Deutschland auch einen unabhängigen Leichenbeschauer, wie es ihn in England gibt? Oder reicht das kürzlich in Bremen eingeführte System des qualifizierten Leichenschauers? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.03.2018WDR
  • Folge 19
    Als sich Stephen Paddock am 1. Oktober 2017 in seinem Hotelzimmer in Las Vegas erschießt, hat er so viele Menschen wie kein anderer Einzeltäter in der Geschichte der USA getötet: 58 Menschen starben durch seine Hand, 851 wurden durch seine Schüsse verletzt. Vielleicht wären es weniger Opfer gewesen, wäre der Tatort nicht Las Vegas – eine Stadt, deren Polizei wie kaum eine andere in den USA im Ruf steht, brutal, korrupt, pflichtvergessen und verantwortungslos zu sein. War das der Hintergrund für das späte Eintreffen am Schauplatz des Massenmordes? Mit dem Las Vegas Police Department hat sich TV-Reporter Ramsey Denison erstmals vor vier Jahre beschäftigt. Damals beobachtete er eine Gruppe Polizisten, die einen Verdächtigen in Handschellen brutal misshandelt.
    Er wählt eine Notrufnummer und wird kurz darauf selbst von der Polizei misshandelt und eingesperrt. Um Ramsey Denison festzuhalten, ist der Polizei von Las Vegas jedes Mittel recht: Der Polizeibericht ist voller Lügen, die Videoaufnahmen vom Tatort verschwinden. Als er schließlich doch freigelassen wird, beginnt Ramsey Denison, nachzuforschen. Anhand dreier Todesfälle in Las Vegas wird in diesem Film das Problem von Polizeibrutalität in den USA beleuchtet. Und die Frage, warum sich das Las Vegas Police Department mit der Wahrheit über die Tat des Massenmörders Stephen Paddock so schwer tut. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.03.2018WDR
  • Folge 21
    HipHop ist die größte Jugendkultur Deutschlands. Rapper machen Millionen-Umsätze mit ihrer Musik, sind sehr erfolgreich in den Streamingdiensten und bei Youtube. Nicht selten haben ihre Videos über 10 Millionen Klicks. Doch es gibt eine dunkle Seite: Selbst bekannte Rapper kokettieren mit antisemitischen Klischees. „Es ist ein einfaches Spiel die härtesten Textzeilen zu rappen, Antisemitisches zu rappen und sich nachher immer darauf zu berufen, dass das nur eine Kunstform sei“, so Daniel Neumann, Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinde in Hessen. Über Antisemitismus im deutschen Rap wird nicht nur in der Musikszene heftig debattiert.
    „Die Story“ fragt nach: Wer sind die Akteure? Um was geht es in den Rap-Texten wirklich? Wirklich um Judenhass? „Die Story“ geht auf Schulhöfe und fragt nach, wie die Texte Jugendliche beeinflussen. In Offenbach sagt ein Schüler: „Jude ist hier ein gängiges Schimpfwort. Das habe ich in der Grundschule schon so gehört. Das heißt so, wenn man geizig ist.“ Auch andere Schüler finden Sätze wie „Alta, du Jude“ nicht schlimm. Das sei Teil ihrer Jugend, sei nicht böse gemeint und gehöre einfach zu der Musik, die sie hören. Jugendliche laden Songs umstrittener deutscher Rapper zigtausendfach aufs Handy. Ist das der neue Soundtrack auf deutschen Schulhöfen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.03.2018WDR
  • Folge 22
    Der Rettungsdienst und die Notaufnahmen in Deutschland kämpfen mit dem gleichen Problem: Sie haben zu viele Patienten. Immer mehr Menschen rufen die 112, immer mehr Menschen kommen in die Notaufnahme. Dabei sind die wenigsten dieser Patienten medizinische Notfälle, für die Rettungsdienst und Notaufnahmen zuständig wären. „Die Story“ fragt: Welche Folgen hat das für die Einrichtungen, die im Notfall Leben retten sollen? Der Rettungsdienst im Emsland liegt voll im Bundestrend: Er fährt heute dreimal so viele Einsätze wie vor zehn Jahren – bei gleich bleibender Bevölkerung.
    Immer häufiger rücken die Rettungswagen aus für Patienten, die auch anders hätten versorgt werden können. Die Gründe sind vielfältig: zu wenig Hausärzte, die soziale Vereinsamung der Menschen, ihr Anspruchsdenken. Der Notfallsanitäter Markus Gutreise fühlt sich inzwischen häufig wie ein Sozialarbeiter: „Die Routine mit den Notfällen, für die wir eigentlich ausgebildet werden, die verliert man dabei so ein bisschen.“ Seit Jahren reagieren die Rettungsdienste auf die Entwicklung: Sie haben neue Rettungswachen gebaut, mehr Rettungswagen gekauft, zusätzliche Sanitäter eingestellt.
    Die Leitstellen fragen die Notrufe genauer ab, um passgenauere Hilfe zu schicken und mit den Rettungsmitteln zu haushalten. Trotzdem gelingt es ihnen kaum, die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen einzuhalten. Klaus-Gerrit Gerdts, der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Cuxhaven, hält ihre Qualität daher für nicht ausreichend: „Die Rettungsdienste kommen zu spät beim Menschen an, wo zu spät definitiv zu spät bedeuten kann.“ Auch die Notaufnahmen in den Krankenhäusern müssen immer mehr Patienten versorgen. Eine der wichtigsten Aufgaben der Ärzte und Pfleger dabei: die wirklichen medizinischen Notfälle herauszufiltern und schnell zu behandeln.
    Am Marienkrankenhaus in Hamburg arbeiten sie deshalb seit einigen Jahren mit einem Triage-System, das alle Patienten nach Dringlichkeit sortiert. Pflegedienstleiterin Claudia Pieper: „Jeder Patient macht uns hier gleich viel Arbeit, denn jeder wird gut versorgt.“ Dabei ist etwa ein Drittel der Patienten medizinisch gesehen kein Fall für die Notaufnahme. Am Marienkrankenhaus sind sie sogar noch einen Schritt weiter: Sie haben eine medizinische Versorgungspraxis eingerichtet, eine Art Hausarztpraxis unter dem Klinikdach.
    Hier werden all die Patienten behandelt, die keine Notfallversorgung brauchen. Nur so können sie den tatsächlichen Notfällen noch gerecht werden. Für Chefarzt Michael Wünning ist das aber nur eine Zwischenlösung: „Für jeden Patienten, den wir hier in der Notaufnahme ambulant versorgen, zahlen wir drauf.“ Die Verantwortlichen in der deutschen Notfallmedizin sind sich längst einig: Die Notaufnahmen und Rettungsdienste müssen entlastet werden. Doch wie sollen die Patienten besser gesteuert werden? Ein Film über die deutsche Notfallmedizin am Anschlag. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.04.2018WDR
  • Folge 24
    Hans Brandner ist mittelständischer Unternehmer für Werkzeugmaschinen im Allgäu und möchte sein Unternehmen später einmal an seinen Sohn übergeben. Doch mit Sorge beobachtet er jetzt die aktuelle Übernahmewelle deutscher Firmen durch chinesische Investoren. Auch er hat chinesische Kunden: Sie setzen ihn zunehmend unter Druck. Denn schon vor Jahren war er gezwungen, auch in Nord-China ein Unternehmen zu gründen. Doch inzwischen begegnet er der chinesischen Übermacht nicht mehr nur auf dem dortigen wichtigen Absatzmarkt. China übernimmt immer mehr Vorzeige-Unternehmen aus Deutschland. Allein 2016 kauften chinesische Investoren mehr als 100 deutsche Unternehmen.
    Bei Firmen wie Waldrich Coburg schätzen Betriebsräte und Geschäftsführer die neuen Eigentümer: Die meisten chinesischen Käufer agieren langfristig und investieren in die deutschen Standorte. Doch Experten und Politiker machen sich Sorgen. Langfristig will das Reich der Mitte wichtige Schlüsselindustrien beherrschen. Das steht im Masterplan der chinesischen Regierung: „Made in China 2025“. Noch fassen die meisten chinesischen Eigentümer ihre deutschen Töchter mit Samthandschuhen an. Aber was ist, wenn China seine Strategie ändert? Hat die Politik in Berlin und Brüssel die Pläne Chinas auf dem Schirm? Die spektakuläre Übernahme des Augsburger Roboterherstellers Kuka war ein Weckruf für viele Politiker.
    Doch wie können sie die deutsche Wirtschaft auf das ungleiche Kräftemessen vorbereiten? Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler suchen derzeit nach dem richtigen Weg, mit dem hungrigen Drachen aus China umzugehen. „Die Story“ trifft eine Düsseldorfer Unternehmensberaterin, die bei vielen Übernahmen vermittelt, begleitet Unternehmer und Betriebsräte und spricht mit Politikern aus Berlin und Brüssel über eine neue Industriepolitik. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.04.2018WDR
  • Folge 26
    Mit Donald Trump hat eine neue, alte Sicht auf den Klimawandel im Weißen Haus Einzug gehalten. Gute Zeiten für Ölfirmen wie Exxon, Shell und Chevron, die seit 60 Jahren im Geheimen wissenschaftliche Studien und Kampagnen finanzieren, die den Klimawandel bis heute kleinreden. Neue Unterlagen beweisen: Diese Firmen wussten seit 1957, dass das Verbrennen fossiler Brennstoffe das Klima verändert – eigene, streng geheim gehaltene Forschungen hatten das ergeben. Diese Forschungen dauerten 25 Jahre an – bis sie 1982 abrupt beendet wurden.
    Die Ölunternehmen in den USA forschten aber nicht nur und verheimlichten dann ihre Ergebnisse. Ingenieure von Exxon, Shell und British Petrol nutzten die Erkenntnisse über den zukünftigen Klimawandel schon seit 1963 für sich selbst: Ölbohrplattformen wurden in Erwartung heftigerer Stürme höher gebaut, Eisbrecher sollten, wenn bis dahin durch ewiges Eis versperrte Passagen schmelzen, auf kürzerem Wege zu Ölquellen vordringen können. „Der Klimawandel war damals ein Riesending“, sagt Geophysiker Edward Garvey der seit 1977 für Exxon arbeitete.
    „Exxon forschte in alle Richtungen, CO2-Ausstoß, Sturmentwicklung, Permafrostschmelzen. Und dann, von heute auf morgen, wurden alle Forschungsprogramme eingestellt. Das ist so frustrierend. Wir hätten schon vor 30 Jahren etwas gegen den Klimawandel tun können!“ Stattdessen taten die Firmen genau das Gegenteil: Sie beauftragten Gegenstudien, die über Lobbygruppen weit verbreitet wurden. „Sie finanzierten bewusst Studien, um die eigenen Ergebnisse zu diskreditieren, versuchten den Klimawandel über Sonnenflecken zu erklären oder ganz zu leugnen.
    Sie betonten Statistikfehler und Unsicherheiten in der Forschung. So arbeiten Klimawandelleugner noch heute. Für mich ist das der größte Skandal der Menschheitsgeschichte“, erklärt Carroll Muffett, Vorsitzender des Center for International Environmental Law in Washington, eine NGO, die sich mit Umweltrecht befasst. Mittlerweile haben zwei Staatsanwaltschaften und mehrere Counties in den USA Ermittlungen aufgenommen gegen Exxon und andere Ölfirmen – wegen gezielter Irreführung der Öffentlichkeit beim Thema Klimawandel.
    Die falschen Argumente der Klimawandelleugner werden bis heute auch in Deutschland benutzt; die Taktik – Zweifel säen durch zweifelhafte Studien – von anderen Unternehmen und Organisationen kopiert. In Deutschland werden sie vor allem bei der Diskussion um die Energiewende und Sinn und Nutzen von Windkraftwerken eingesetzt. Eine „Story“ über einen Täuschungsversuch, der 60 Jahre andauerte und nun aufgedeckt wird. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.04.2018WDR
  • Folge 31
    Düsseldorf, Privatflug-Terminal. Der Pilot wartet schon in Uniform an der Pforte, als Christoph Gröners Auto vorfährt. Tür auf, schnellen Schrittes durchs Terminal, Tasche in den Jet und los. Über den Wolken verrät Christoph Gröner: Heute hätten sich seine Wirtschaftsprüfer gemeldet. Sein Unternehmen sei jetzt eine Milliarde Euro wert. Er gehört zu den reichsten Menschen des Landes. Zu denen, die in diesem Land zwar viel zu sagen haben, in der Regel aber schweigen. Lange hat Christoph Gröner mit sich gerungen, dann hat er zugestimmt, sich sieben Monate mit der Kamera begleiten zu lassen – in Vorstandssitzungen, auf Baustellen, privat.
    Deutschland ist ein reiches und mächtiges Land. Aber auch ein geteiltes. Die Vermögen hier sind so ungleich verteilt wie in wenigen Industriestaaten. Der Wirtschaft geht es gut. Aber trotzdem ist es der unteren Mittelschicht in den letzten Jahren nicht gelungen, Wohlstand aufzubauen. 50 Prozent der Menschen besitzen weniger als 20.000,-- Euro, die reichsten Deutschen aber Milliarden. Und während über die Ungleichheit der Einkommen gestritten wird, während der Staat bei den Löhnen kräftig umverteilt, ist die Ungleichheit der Vermögen im Land weitgehend verborgen.
    Der Film erzählt nicht nur von Christoph Gröner. Die Kamera begleitet auch Baron von Bechtolsheim, der als Inhaber eines sogenannten Family Offices das Vermögen wohlhabender Menschen verwaltet und mehrt. „Ungleichland – Reichtum“ taucht ein ins Leben von Familie Clauss, er Ingenieur, sie Laborangestellte, beide haben immer gearbeitet. Trotzdem haben sie keine Rücklagen, keine Sicherheit, keine Chance, sich eine Wohnung für sich und die zwei Kinder kaufen zu können.
    Was bedeutet es für ein Land, wenn die einen so viel mehr haben als die anderen? Ist es egal, weil es ja allen relativ gut geht? Oder zerreißt die Ungleichheit die Gesellschaft? „UNGLEICHLAND“ sucht Antworten, auch bei den weltweit führenden Forschern und Daten-Analysten, etwa dem Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, dem ehemaligen Chef-Ökonom der Weltbank, Branko Milanovic oder der Soziologin Brooke Harrington, die intensive Feldforschung bei den Anlegern der internationalen Finanzelite betrieben hat.
    Der Film ist Auftakt einer dokumentarischen Serie. In den darauffolgenden Wochen geht die Reise durchs „UNGLEICHLAND“ weiter. Mit „UNGLEICHLAND – Chancen“. Und „UNGLEICHLAND – Macht“. Christoph Gröner, der sich hochgearbeitet hat, glaubt, dass in Deutschland viele Kinder ohne faire Chance aufwachsen. Er setzt auf Charity. Aber kann das die Ungleichheit der CHANCEN lindern? Und was bedeutet die Konzentration von Vermögen für die Frage, wer in diesem Land die MACHT hat – Politik oder Wirtschaft? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.05.2018WDR
  • Folge 32
    Eine Spendensammel-Party in Berlin: roter Teppich, glitzernde Abendroben, Blitzlichtgewitter. Mittendrin der millionenschwere Bauunternehmer Christoph Gröner, eng geschnittener Anzug, gewinnendes Lächeln. Als Mitveranstalter der Gala geht er von Tisch zu Tisch, um die Gäste zu überzeugen, bei der Auktion spendabel zu sein. Denn je mehr die Luxus-Uhr in der Versteigerung bringt, desto mehr Geld ist da, um einem Kinderheim einen neuen Bolzplatz oder ein paar extra Nachhilfestunden zu bezahlen. Gröner gehört zu den reichsten Menschen des Landes – sein Unternehmen sei mittlerweile eine Milliarde Euro wert, so erzählt er in „UNGLEICHLAND – Reichtum“, dem ersten Teil der dreiteiligen Serie zur Ungleichheit in Deutschland.
    Sieben Monate hat Christoph Gröner sich mit der Kamera begleiten lassen – in Vorstandssitzungen, auf Baustellen, privat – und beim Einsatz für den guten Zweck. Gröner weiß, dass einer wie er in Deutschland die absolute Ausnahme ist. Er hat sich als Kind von zwei Lehrern ganz nach oben gearbeitet. Er glaubt, dass in Deutschland viele Kinder ohne faire Chance aufwachsen.
    „Hier haben wir ein Totalversagen auf ganzer Linie“, sagt er. „Erst Eltern, die es nicht schnaggeln und nichts auf die Reihe bringen. Und zweitens, eine Bildungspolitik, die dann die Türen weit aufmacht für das Chaos, das wir heute erleben.“ Gröner will da eingreifen, wo staatliche Institutionen versagen. Deshalb setzt er auf Charity. Aber kann das die Ungleichheit lindern? Und ist das richtig so? In wenigen Industriestaaten hängt die Frage, wer aufsteigt, so sehr von der Herkunft ab wie in Deutschland.
    Normalerweise bleibt oben oben und unten unten. Eine neue Studie zeigt: Arme und Reiche bleiben in Deutschland immer mehr unter sich. Und selbst die Mitte – auch davon erzählt der Film – fühlt sich angesichts unsicherer Zukunftschancen immer mehr unter Druck. Die Kamera begleitet Familie Clauß, bei der die drohende Arbeitslosigkeit des Vaters das ganze zukünftige Leben ins Wanken bringen könnte. Außerdem den Krankenpfleger Marcus Kostell aus Bochum, der seinem Sohn ideale Chancen ermöglichen will und dafür an anderer Stelle spart.
    Private Grundschulen boomen und ermöglichen Eltern, sich den staatlich zugewiesenen Einzugsschulen zu entziehen. Und das obwohl das Grundgesetz das Sortieren von Kindern nach dem Geldbeutel der Eltern verbietet. Was zählt also in Deutschland: Leistung – oder die Familie, in die man geboren wird? UNGLEICHLAND sucht Antworten, auch bei den weltweit führenden Forschern und Datenanalysten, etwa dem Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, der Soziologin Jutta Allmendinger oder dem Ökonom Raj Chetty, der an der Universität von Stanford ausgewertet hat, weshalb nun auch die Mitte der Gesellschaft im Kampf um den Status der Kinder aufrüstet.
    Der Film ist der zweite Teil der dokumentarischen Serie UNGLEICHLAND. In der darauffolgenden Woche geht die Reise durchs UNGLEICHLAND weiter. Mit „UNGLEICHLAND – Macht“. Die Konzentration von Vermögen nimmt zu. Wer im Land hat also die Macht – Politik oder Wirtschaft? Die Filme von UNGLEICHLAND werden im Netz unterstützt durch den Auftritt von „Docupy/​ Ungleichland“. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.05.2018WDR
  • Folge 34
    In Köln fehlen tausende Wohnungen, die Mieten steigen, vor allem Ärmere fühlen sich alleingelassen. Einer, der am liebsten sofort viele Grundstücke bebauen würde, ist Christoph Gröner. In Köln will der Bauunternehmer ein neues Stadtviertel errichten. Doch noch fehlt die Baugenehmigung, es geht ihm viel zu langsam. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagt: „Eine Stadt ist aufgerufen, Grundstücke zur Verfügung zu stellen, Baugenehmigungen zu erteilen.“ Doch geht das nicht schneller? Bauunternehmer Gröner verlangt, dass die Politik ihn nicht länger bremst.
    Bereits die ersten beiden Teile von „UNGLEICHLAND“ begleiteten den Millionär. Wie viel Macht haben Menschen mit viel Geld? Wer entscheidet, wie Deutschland aussehen soll? Diesen Fragen geht der Film „UNGLEICHLAND – Macht“ nach. Eine aktuelle Studie der Universität Princeton aus den USA zeigt: Ein kleiner, vermögender Teil der Gesellschaft gibt in der Politik die Richtung vor. Diesen Trend gibt es auch in Deutschland, fanden Wissenschaftler heraus.
    Deutsche Forscher werteten hunderte Meinungsumfragen aus zu den Themen Wirtschaft, Umwelt, Außenpolitik, Finanzen. Sie untersuchten dann, was sich Arme zu diesen Themen von der Politik wünschten – und was die Reichen. Die Unterschiede waren deutlich zu erkennen. „Ein offensichtliches Beispiel ist die Vermögenssteuer. Da ist ganz klar: Je höher das Einkommen ist, desto skeptischer sieht man die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Untere Einkommensgruppen wollen die Vermögenssteuer auf jeden Fall“, sagt Armin Schäfer, Politikwissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
    „Bis heute haben wir die Vermögenssteuer in der Form nicht wiederbekommen.“ Wer entscheidet darüber, wie Deutschland aussieht? Auf der Suche nach Antworten begleitet der Film auch den Berliner Baustadtrat Florian Schmidt, über dessen Schreibtisch mehrere Prestigeprojekte von Bauunternehmer Christoph Gröner gehen. Die Kamera ist an Orten, wo Politik und Wirtschaft aufeinandertreffen – im Bezirksamt und der VIP-Loge eines Bundesliga-Stadions.
    In Cannes zeigt sich auf Europas größter Immobilienmesse, wie milliardenschwere Investoren ihre finanzielle Macht nutzen, um Städte und Regionen nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Der Film lässt auch jene zu Wort kommen, die sich von der Demokratie quasi verabschiedet haben. So schildern zwei Bewohner der Plattenbauten von Leipzig-Grünau, wie enttäuscht sie von der Politik sind – und was sich ändern müsste, damit sie neues Vertrauen gewinnen. In „UNGLEICHLAND“ schätzen außerdem weltweit führende Forscher und Datenanalysten den Zustand der Demokratie ein, den Einfluss von Macht und das schwindende Vertrauen vieler Bürger.
    Zu den Experten gehören der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, die Soziologin Brooke Harrington und Yascha Mounk. Der Harvard-Dozent hat globale Studien ausgewertet und befürchtet einen Zerfall der Demokratie – weil immer weniger Menschen daran glauben. Der Film ist der dritte Teil der dokumentarischen Serie UNGLEICHLAND. Zuvor behandelte die Reihe die Themen „Reichtum“ und „Chancen“. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.05.2018WDR
  • Folge 36
    Deutsche TV-PremiereMi 06.06.2018WDR

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