1. Eine revolutionäre Idee
Folge 1 (51 Min.)
Bild: Iliade ProductionsWarum erfand Gyges, der Herrscher des kleinen Königreichs Lydien im heutigen Westen der Türkei, im 7. Jahrhundert vor Christus das erste westliche Münzgeld? Der Überlieferung nach, um seine Söldner zu bezahlen, die er dringend für den Kampf gegen die anstürmenden Heere des Nomadenvolkes der Kimmerer brauchte. Wissenschaftler aus Oxford glauben, herausgefunden zu haben, warum er dafür die Gold-Silber-Legierung „Elektron“ verwendete. Sie versuchen zudem zu verstehen, warum der berühmte König Krösus etwa 150 Jahre später erstmals Gold- und Silbermünzen prägen ließ: offenbar zum Bau neuer „Triere“, unüberbietbar schneller und wendiger Kriegsschiffe.
Der Althistoriker Christophe Flament zeigt jedoch, dass auch die Seemacht Athen ihre Hegemonie in der Ägäis im darauffolgenden Jahrhundert der Münzprägung verdankte. Athen konnte durch die Ausbeutung der Silberminen von Laurion jährlich Hunderttausende Münzen herstellen – genug, um eine mächtige Kriegsflotte zu finanzieren, die das dominierende Perserreich besiegte. Doch die „Geheimwaffe“ des Athener Münzgeldes sollte später zu seiner Achillesferse werden. Laut Flament siegte Athens Hauptgegner Sparta nicht aufgrund seines überlegenen Heeres, sondern weil Sparta die Athener von ihren Silbervorkommen abschnitten. Eine Strategie mit fatalen Folgen … (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 29.11.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Sa. 22.11.2025 arte.tv 2. Im Dienst der Macht
Folge 2 (55 Min.)Als die Vorherrschaft Athens Ende des 5. Jahrhunderts vor Christus endet, wird es von großen Imperien abgelöst, die systematisch plündern: Alexander der Große erbeutet den riesigen Schatz des Perserreiches; seine Nachfolger nutzen ihn zur Gründung neuer Reiche und neuer Dynastien. Eine dieser Dynastien, die Ptolemäer, wählt die ägyptische Hafenstadt Alexandria als Sitz seiner Könige. Hier entdeckten Archäologen Tausende Münzen, viele davon aus Bronze – was darauf hindeutet, dass sie in allen Bevölkerungsschichten verwendet wurden.
Später übernimmt Rom die Macht: Forschungen zur Münzherstellung zeigen, dass das aufstrebende Reich seine Münzprägung nach dem ersten Sieg über Karthago begann, finanziert mit dem Tribut, den ihm die eroberte Stadt zahlen musste. Seit dieser Zeit ist Roms stärkste Waffe die Münzprägung. Bei jedem Sieg verleibt sich das Imperium Romanum den Schatz der Besiegten ein. Dieser liefert Rom wiederum den Rohstoff für neues Geld zur Finanzierung weiterer Siege. Auf der Insel Jersey und in Spanien zeigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Rom seine Macht mit Plünderungen zementierte.
Doch als das Römische Reich im 3. Jahrhundert nach Christus immer mehr in Bedrängnis geriet, beschleunigte das Geld des Römischen Reiches auch den Niedergang des Imperiums. 400 Jahre später laufen die Silberbergwerke der westfranzösischen Stadt Melle auf Hochtouren: Millionen Münzen finanzieren die Ziele Karls des Großen. Später wurden die Minen stillgelegt – womit das imperiale Projekt der Dynastie Karls des Großen ebenfalls ein Ende fand. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 29.11.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Sa. 22.11.2025 arte.tv 3. Chinas Weg in die Geldwirtschaft
Folge 3 (57 Min.)Während im Westen das Geld im 7. Jahrhundert vor Christus zur Finanzierung von Kriegen diente, wurde es in China zur Finanzierung von Handel und Macht eingesetzt. Die Münzen sind nicht aus Gold oder Silber, sondern aus Bronze, sodass sie in großen Mengen produziert werden können. In Xinzheng wurden Dutzende Gießformen für die ersten Geldstücke entdeckt. Ihre Formen ähneln Alltagsgegenständen, etwa spitz zulaufenden Messern oder Spaten. Im 3. Jahrhundert vor Christus setzte sich die runde Form durch, die in der Mitte von einem Quadrat durchbrochen ist.
Im Grab eines Kaisers der Han-Dynastie fand man zwei Millionen dieser Münzen. In Zhengzhou wurden drei Tonkrüge mit Geldstücken aus der Tang-Zeit um 900 nach Christus ausgegraben. Die darauffolgende Song-Dynastie produzierte schätzungsweise sechs Milliarden Münzen pro Jahr. In dieser Zeit kam auch das Papiergeld auf. Ab 1024 druckte China den Jiaozi, den ersten Geldschein der Geschichte. In Chengdu praktizieren Dorfbewohner noch heute die für den Druck benötigte Technik der Papierherstellung.
Ab dem 16. Jahrhundert wird die Geschichte des chinesischen Geldes jedoch in Südamerika geschrieben, denn die Ausbeutung der bolivianischen Silberminen ist bis nach Asien zu spüren. Millionenfach wird die spanische Acht-Reales-Silbermünze, der ʺOcho Realesʺ, geprägt: Zunächst überschwemmt sie Europa, dann bringen Händler sie sogar in den südchinesischen Städten in Umlauf. Die Einführung des Silbergelds hat weitreichende Folgen für die chinesische Gesellschaft. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 29.11.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Sa. 22.11.2025 arte.tv 4. Von der Münze zum Bitcoin
Folge 4 (58 Min.)Wie akzeptierte Europa schließlich die Vorstellung von Geld, das unabhängig ist von Gold oder Silber? Alles beginnt in England, wo Londoner Goldschmieden im 17. Jahrhundert Quittungen über die Einlage von Edelmetall in ihren Safes ausstellten. Bald dienen diese Scheine als Zahlungsmittel zwischen Einzelpersonen: das erste Papiergeld des Westens. Ein Jahrhundert später gibt man während der Französischen Revolution „Assignaten“ heraus, also Schuldscheine, die man durch die Beschlagnahmung der Kirchengüter und deren späteren Verkauf decken will.
In Deutschland hat die Hyperinflation von 1923 desaströse wirtschaftliche und soziale Folgen; jedoch kann sie durch den Zaubertrick der „Rentenmark“ gestoppt werden. Die neue Währung ist nicht mehr durch Gold gedeckt, sondern durch den „virtuellen Wert“ der deutschen Industrie. Sie ähnelte den „Assignaten“, doch diesmal ist die Umstellung von Erfolg gekrönt. Der eigentliche Bruch erfolgt zehn Jahre später, als der US-amerikanische Präsident Franklin Roosevelt den Goldstandard als wahre Ursache der Großen Depression erkennt.
Mit einer radikalen Maßnahme trennt er die US-amerikanische Währung vom Edelmetall. Der Nachteil: Banknoten können in beliebiger Menge nachgedruckt werden: Billionen Dollar sind heute im Umlauf. Doch die Idee eines Standards findet wieder viele Anhänger. Nicht in Form von Münzen oder Barren, sondern als Bitcoin-Netzwerkprotokolle. Deren für den Wert unabdingbare Rarität ist durch die Maximalmenge von 21 Millionen Bitcoins garantiert. Kryptowährungen sind die digitale Antwort auf früher durch Gold und Silber gedecktes Geld. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 29.11.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Sa. 22.11.2025 arte.tv
