Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1
    Hat Martin Luther Michelangelo getroffen? Was geschah vor 500 Jahren, in einer Epoche tiefgreifenden Wandels? Moderator Harald Lesch beschäftigt sich mit Martin Luther und seiner Zeit. In der dreiteiligen Dokumentation taucht Harald Lesch in die Welt Martin Luthers ein, in eine Zeit voller Widersprüche, ungeahnter Zusammenhänge und Weichenstellungen, die bis heute unser Leben bestimmen. Vor 500 Jahren verändert sich die Welt. Amerika wird entdeckt, der Buchdruck erfunden, Banken gewinnen an Macht, die Renaissance erreicht ihren Höhepunkt – es ist eine Zeit, in der sich der Mensch neu erfindet.
    Martin Luther findet sich unerwartet auf der großen Bühne der Weltpolitik wieder, bewundert, gefürchtet und verhasst. Denn er bringt das uralte Machtgefüge der katholischen Kirche ins Wanken und bereitet den Weg für ein neues Denken. Hinter der Reformation versammeln sich mächtige Protagonisten dieser Zeit. Für sie kommt der rebellische Mönch aus Wittenberg wie gerufen. Luther wird zur Galionsfigur der Erneuerer und zum Feindbild des Papstes.
    Denn die Thesen Martin Luthers vom Oktober 1517 markieren den Beginn einer Revolution, durch die sich für die Menschen viel mehr ändert als nur das Verhältnis zur Kirche. Die Dokumentation schlägt einen Bogen von der Zeit der Renaissance bis heute. Moderator Harald Lesch zeigt, wie die Folgen der Reformation unsere Welt bis heute prägen. Warum zum Beispiel gibt es in Deutschland Bundesländer? Ist es Zufall, dass es bis heute nur einen einzigen katholischen US-Präsidenten gab? Und wieso trägt der berühmte Bürgerrechtler Martin Luther King Jr.
    den Reformator sogar in seinem Namen? Teil 1 – Der Funke Im ersten Teil der Dokumentation wandert Harald Lesch über die Alpen – wie der junge Augustiner-Eremit Martin Luther im Jahr 1510. Der junge Mönch wird in einer wichtigen Ordensangelegenheit nach Rom geschickt. Unterwegs macht er Station in Florenz, damals ein Zentrum der Kreativität. Eine Art Kulturhauptstadt Europas. Michelangelo, Raffael, Botticelli – sie prägen ein neues Bild vom Menschen.
    Wollen wir nicht auch heute noch aussehen wie eine Skulptur von Michelangelo? Harald Lesch trainiert in einem Fitnessstudio und stellt fest: Diese Art von vernunftbetontem Verhalten, die Vervollkommnung der eigenen Person – das ist ein Erbe des Humanismus vor 500 Jahren. Als Luther schließlich Rom erreicht, besteht die „Ewige Stadt“ halb aus antikem Schutt, halb aus entstehenden Prunkbauten. Für deren Finanzierung – vor allem für den Petersdom – ziehen die Päpste damals in großem Stil Ablasshandel auf.
    Das wird Luther noch später beschäftigen. Sein Orden organsiert damals die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle durch Michelangelo. Waren also Martin Luther und Michelangelo zur selben Zeit in Rom? Zwei Giganten der Weltgeschichte an einem Ort. Der Reformator hätte nur durch eine Tür gehen müssen und hätte eines der spektakulärsten Kunstwerke der Weltgeschichte entdecken können. Harald Lesch geht in Rom der Frage nach, ob Luther vielleicht doch von dem Kunstwerk beeinflusst war.
    Als Luther in Rom ist, wächst in Brüssel ein kränklicher Junge auf, der bald ganz Europa, einschließlich aller Kolonien in Übersee, unter seiner Herrschaft vereinigen will: Mit 19 wird Karl V. Kaiser. Da ist Luther schon Revolutionär wider Willen, von Papst Leo X. gebannt. Aber Luther erweist sich als trotzig: Der Kampf beginnt. Die Teile zwei und drei der Dokumentation „Der große Anfang“ werden am Ostersonntag, 16. April, sowie am Ostermontag, 17. April, jeweils um 19:30 Uhr ausgestrahlt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereFr 14.04.2017ZDF
  • Folge 2
    Harald Lesch folgt der Spur des Geldes zu Luthers Zeiten. Welche Rolle spielen das Streben nach Reichtum, die Macht der Herrschenden, der Kirche und des Papstes? Und woher kommt der ganze Reichtum der Mächtigen? In einem heute fast vergessenen Bergwerk in Österreich stößt Harald Lesch auf erstaunliche Zusammenhänge. Die Lage der Bauern damals verschlechtert sich in weiten Teilen Deutschlands dramatisch. Sozialer Zündstoff en masse. Immer wieder flackern Aufstände im Land auf. Und nun kommen die Ideen der Reformation dazu. In vielen Gegenden regiert der Hunger. Hunderte Klöster werden um 1525 von aufgebrachten Bauern geplündert.
    Wer von den Mönchen nicht rechtzeitig fliehen kann, wird Opfer der zügellosen Gewalt. Die hungrigen Bauern sind empfänglich für neues Denken. Haben sie die Schriften Luthers falsch verstanden? Die Bauern haben jedenfalls Luthers Idee ernst genommen, dass jeder selbst die Bibel lesen soll. Der Prediger Thomas Müntzer verspricht den sozialen Wandel. Ursprünglich war er ein Anhänger Luthers. Aber Müntzer will die Revolution. Am Ende werden die Bauern rücksichtslos von den Truppen der Fürsten niedergemetzelt. In Frankenhausen gibt es über 6000 Tote. Für das gesamte Aufstandsgebiet liegen die Schätzungen zwischen 70 000 und 100 000 Todesopfern.
    In Frankenhausen entdeckt Harald Lesch einen Weg, der bis heute „Blutrinne“ heißt. Dort soll das Blut in Strömen geflossen sein. Müntzer wird grausam gefoltert und hingerichtet. Zum ersten Mal haben die deutschen Herrscher einen Massenaufstand niedergeschlagen. Ausgerechnet im Moment ihrer größten Resonanz verliert die Reformation ihre Unschuld und wird zum Anlass für eine Orgie der Gewalt. Und Martin Luther steht eindeutig auf der Seite der Gewaltherrscher. Viele Zeitgenossen haben ihn dafür heftig kritisiert. Droht die Reformation in der Welt von Wirtschaft, Politik und Krieg zu scheitern? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.04.2017ZDF
  • Folge 3
    Die Weltordnung des europäischen Mittelalters ist wie ein Kartenhaus. Ein ausbalanciertes Gebilde, dessen Fundament die Kirche ist, bricht unter der Kritik Luthers zusammen. Prompt nehmen an allen Ecken selbst ernannte Prediger die Rolle der Kirche ein und füllen das Vakuum. Ein besonders abschreckendes Beispiel entdeckt Harald Lesch in Münster. Zunächst waren die Täufer eine Bewegung von unten. Sie gehorchen keiner Autorität und berufen sich dabei auf Luther. Später aber wollen sie in der westfälischen Stadt ein „Neues Jerusalem“ begründen. Und sie regieren mit Gewalt. Manche nennen die Täufer heute die „Taliban des 16. Jahrhunderts“.
    Doch auch andere nutzen die Gunst der Stunde. So versuchen die deutschen Landesherren und zum Beispiel auch der englische König, ihre Macht zu festigen. Und in dieser politisch aufgeheizten Stimmung bekommt die Reformation auch noch ihren Sexskandal. Warum erlaubt Luther Bigamie und lässt zu, dass Landgraf Philipp von Hessen eine zweite Frau heiratet? Heute bekäme Luther dafür einen Shitstorm. Der Reformator wird weiterhin verehrt, aber die Reformation ist ihm entglitten. Die Macht seiner Worte hat er überschätzt. Luther hat Entwicklungen angestoßen, deren Folgen er nicht absehen konnte. Er wird verbittert, immer griesgrämiger und immer dicker.
    In dieser Zeit entstehen die sogenannten „Judenschriften“ Luthers. Harald Lesch sucht auch auf die Frage nach dem Antisemitismus des Reformators eine Antwort, spricht mit dem Lutherexperten Thomas Kaufmann und findet an der Stadtkirche zu Wittenberg ein Relief als Sinnbild des damaligen Judenhasses. Die Reformation ist zwar ohne Luther nicht denkbar, aber sie ist mehr als das. Sie hat sich emanzipiert und wurde ein Geschehen mit anderen Protagonisten und unvorhersehbarem Ausgang. Die Folgen der Reformation führen bis nach England und Amerika. Der Glaube vieler Menschen verändert sich und mit ihm die Lebensgeschichten und die Landkarte Europas – und weit darüber hinaus. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.04.2017ZDF

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