Dokumentation in 6 Teilen, Folge 1–6

  • Folge 1 (55 Min.)
    Am 1. November 1954 wird der Überlandbus, den Brahim durch das Aurès-Gebirge lenkt, von bewaffneten Männern angegriffen. Sie erschießen drei Passagiere. Brahim ahnt nicht, dass der Angriff Teil einer Anschlagsserie ist, die an diesem Tag ganz Algerien erschüttert. Das „Blutige Allerheiligen“ ist der erste Tag des letzten französischen Kolonialkriegs, der Anfang vom Ende des Kolonialreichs. Zur gleichen Zeit tritt eine ganze Generation ins Erwachsenenalter ein. Das Algerien, in dem Héliette, Slimane, Simone, Bernard, Messaoud und Zineb aufgewachsen sind, ist ein riesiges Land mit neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, die nebeneinander, aber nicht immer miteinander leben.
    Alle haben ihr eigenes Algerien, ihre eigene Geschichte. Frankreich ist stolz auf seine Kolonie. Seit Generationen leben hier Französinnen und Franzosen – und achtmal so viele Algerierinnen und Algerier. Doch die Mehrheit hat nicht dieselben Rechte wie die Minderheit – eine Diskriminierung, die der Unabhängigkeitskämpfer Messali Hadj und andere Politiker wie Ferhat Abbas seit Jahrzehnten anprangern. Langsam bahnt sich die Vorstellung einer von Frankreich unabhängigen, algerischen Identität ihren Weg in die Köpfe der Menschen.
    1954 haben viele Algerier den Glauben an den diplomatischen Kampf innerhalb der kolonialistischen Ordnung verloren. Sie wollen mit Waffen statt Worten sprechen, gehen in den Untergrund und gründen die paramilitärische „Organisation Spéciale“. Sie sammeln Munition, treffen sich heimlich in den Bergen der Kabylei und des Aurès und bereiten sich auf den Kampf vor. Mit den Allerheiligen-Anschlägen entdeckt Frankreich einen neuen Gegner: die Nationale Befreiungsfront FLN. Wer sind diese Männer? Nur eine Handvoll Rebellen, die Frankreich schnell in den Griff bekommt? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.03.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 22.02.2022arte.tv
  • Folge 2 (50 Min.)
    Die französischen Behörden wollen die in Algerien schwelende Revolte schnellstmöglich und mit aller Härte im Keim ersticken. Seit den Anschlägen im November 1954 gilt in Teilen des Landes der Ausnahmezustand, so genannte „Befriedungsoperationen“ sind im Gange. Soll damit lediglich die Ordnung aufrechterhalten werden oder ist dies der Anfang eines bewaffneten Konflikts? Im Osten wird die ländliche Bevölkerung umgesiedelt. Ganze Regionen werden zu verbotenen Zonen erklärt, um die bewaffneten Guerillas besser aufspüren und außer Gefecht setzen zu können. Doch je unnachgiebiger sich Frankreich zeigt, desto berechtigter scheint der Unabhängigkeitskampf.
    Immer mehr Algerier schließen sich ihm an, unter ihnen auch Abdellah und Mouloud. Im August 1955 greifen hunderte Widerstandskämpfer und Zivilisten auf Geheiß der FLN Kolonialsiedlungen im Département Constantinois im Norden des Landes an. Innerhalb von zwei Tagen gibt es 120 Tote, die französische Bevölkerung ist in Angst und Schrecken versetzt. Die gewaltsame Reaktion lässt nicht lange auf sich warten: Bei den Massakern sterben mehr als 10.000 Algerier. Eine tiefe Kluft spaltet fortan die Bevölkerung.
    Ministerpräsident Guy Mollet bittet das französische Parlament um Sonderbefugnisse: uneingeschränkte Vollmacht für die Armee, mehr materielle Ressourcen und Truppenaufstockung durch die Einberufung von Wehrpflichtigen. François, Alban und Robert haben keine Wahl: Sie werden ihren Militärdienst in Algerien absolvieren müssen. Bald schon sind dort 40.000 französische Soldaten stationiert. Mit Ausnahme der Anhänger von Messali Hadj schließen sich alle anderen nationalistischen Parteien der FLN an. Die Befreiungsfront bekommt immer mehr Gehör und zieht vor allem junge Menschen an.
    Rachida und Bachir zögern keinen Augenblick und folgen dem Appell im Kampf für ihr Vaterland. Die FLN verbessert ihre Strukturen in Algerien, aber auch in Kontinentalfrankreich, wo sie – trotz allgegenwärtiger Überwachung und zahlreicher Festnahmen – neue Anhänger in der algerischen Arbeiterschaft gewinnt. Auch französische Aktivisten, insbesondere Kommunisten, unterstützen die FLN. Im August 1956 begleitet Mouloud heimlich einen Verantwortlichen der FLN zum ersten Parteikongress im Soummamtal. Doch manche Algerierinnen und Algerier müssen noch davon überzeugt werden, dass die FLN fortan allein das Sagen haben soll … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.03.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 22.02.2022arte.tv
  • Folge 3 (55 Min.)
    Als Michel und Robert in Algerien eintreffen, sind sie schockiert: Dieses vom Elend gezeichnete Land soll zu Frankreich gehören? Die Aufgabe der Wehrpflichtigen besteht darin, der armen, ländlichen Bevölkerung im schulischen, medizinischen und sozialen Bereich unter die Arme zu greifen. Die französische Armee hat ein großes Herz – so lautet zumindest die Botschaft. Doch Frankreich sorgt mit aller Schärfe für die Aufrechterhaltung der Ordnung. Dafür werden unter anderem Harkis wie Messaoud angeheuert. Er muss für seine Familie sorgen und braucht das Geld.
    Frankreich will alle Aufständischen und ihre Unterstützer neutralisieren. Die Methoden sind grausam: Festnahmen, Folter und standrechtliche Hinrichtungen sind an der Tagesordnung. Angesichts der französischen Militärübermacht setzt die Nationale Befreiungsarmee ALN auf Guerillataktiken. Ihre Hinterhalte versetzen die Wehrpflichtigen in Angst und Schrecken. Stanislas weiß nun, was es heißt, Todesangst zu haben. Im August 1956 werden mehrere Städte zum Ziel terroristischer Anschläge durch radikale Algerienfranzosen.
    Die FLN schlägt zurück. Mohammed erinnert sich an die Bombe, die er in einer Bar legen soll. Die Bevölkerung wird zur Geisel der Gewalt. Als die Lage mehr und mehr außer Kontrolle gerät, werden General Massu und seine Fallschirmjäger damit betraut, die Ordnung wiederherzustellen. Im Visier: die FLN und ihre Unterstützer. Simones Mann, der in der Kommunistischen Partei Algeriens aktiv ist, wird verhaftet und gefoltert. Das „Verschwindenlassen“ Verdächtiger wird zu einem routinemäßigen Mittel der Aufstandsbekämpfung.
    Diese Methoden sorgen im „Mutterland“ für Entrüstung und zwingen die FLN-Führung dazu, Algerien zu verlassen und ihren Kampf von Tunesien und Marokko aus weiterzuführen, wo die ALN bereits neue Rekruten wie Rachida ausbildet. Die FLN will zur einzigen legitimen Vertretung des algerischen Volkes werden. Doch in Kontinentalfrankreich ist Messalis Konkurrenzbewegung MNA bei den algerischen Arbeitern sehr beliebt. Der FLN-Kämpfer Abdelkader macht kurzen Prozess und erschießt einige von ihnen. Der algerische Bruderkrieg ist in vollem Gange.
    Um die Guerilla von jeglicher Hilfe aus dem Ausland abzuschneiden, errichtet die französische Armee Stacheldrahtzäune entlang der algerischen Grenze und bombardiert das nahegelegene tunesische Dorf Sakiet Sidi Youssef. Der Luftangriff fordert zahlreiche Opfer und schädigt den internationalen Ruf der französischen Truppen. Am 13. Mai 1958 stürmen radikale Algerienfranzosen und Militärs den Regierungssitz in Algier und rufen eine „Wohlfahrtsregierung“ unter General Massu aus. Paris steht unter Schock. Nur ein Mann kann die Situation jetzt noch retten: Charles de Gaulle! (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.03.2022arteDeutsche Online-PremiereDi 22.02.2022arte.tv
  • Folge 4 (50 Min.)
    Für Gérard und Pierre-Marie naht die Rettung in Gestalt von Charles de Gaulle, der die Armee in Algerien walten lässt, während er in Paris eine neue Verfassung vorbereitet. Mitten im Verfassungsreferendum kündigt die FLN die Bildung der Provisorischen Regierung der algerischen Republik (GPRA) an. Noureddine ist begeistert: Die Franzosen haben es künftig nicht mehr nur mit einer bewaffneten Revolution, sondern mit einem Staat zu tun. Am 28. September 1958 wird die Verfassung der 5. Republik angenommen. De Gaulle beginnt mit der Umsetzung seines Modernisierungsplans für Algerien, woraufhin Arzeki mit seiner Familie in einen der nagelneuen Wohnblocks einzieht, die jetzt überall gebaut werden.
    Pierre ist überzeugt, dass der Plan den Algerienfranzosen neue Hoffnung geben wird: Vielleicht bleibt ihnen Frankreich doch erhalten … De Gaulle bietet den algerischen Kämpfern einen „Frieden der Tapferen“ an, den die FLN jedoch ablehnt. Die Befreiungsfront organisiert in Frankreich neue Anschläge, an denen Abdelkader aktiv beteiligt ist. Paris reagiert darauf mit einer neuen Stufe der Repression und errichtet behördliche Internierungslager, in denen tausende Verdächtige eingesperrt werden.
    Einer von ihnen ist Mohamed, der schon mehr als einmal schmerzhaft erfahren musste, mit welchen Methoden die Pariser Polizei an Informationen kommt. Methoden, die manche Intellektuelle vergeblich kritisieren. In Algerien geht die französische Armee 1959 weiterhin unerbittlich gegen den Feind vor: Grenzkontrollen, Säuberungsaktionen und Napalm-Angriffe sind an der Tagesordnung. Stive und Jacques können die Militäroperationen, an denen sie teilnehmen mussten, nicht vergessen. Meriem und Zineb erleben die französischen Luftangriffe auf der anderen Seite. Die erdrückende Übermacht des französischen Militärs dezimiert den algerischen Widerstand drastisch, die Glanzzeit der ALN ist vorbei.
    Auch die Zivilbevölkerung wird durch Frankreichs Strategie nicht verschont. Ganze Dörfer, die im Verdacht stehen, die Guerilla zu unterstützen, werden in Lager verbannt. Slimane lebt dort mehrere Jahre mit seiner Familie. Mehr als zwei Millionen Algerierinnen und Algerier teilen sein Schicksal. Ende 1959 kehrt de Gaulle zu einer Armeeinspektion nach Algerien zurück. Die militärischen Erfolge kaschieren die Not der Bevölkerung. Es scheint zwar wieder Ruhe einzukehren, doch für wie lange? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.03.2022arteDeutsche Online-PremiereMi 23.02.2022arte.tv
  • Folge 5 (55 Min.)
    Im September 1959 kündigt Charles de Gaulle an, dass er den Algeriern die Entscheidung über ihre Zukunft selbst überlassen will. Über seinen Vorschlag soll in einem Referendum abgestimmt werden. Die Algerienfranzosen sind vor den Kopf gestoßen. Handelt es sich um ein diplomatisches Manöver oder eine echte politische Lösung? Für Roger und Pierre-Marie ist dies ganz klar Verrat. Bernard befürchtet, dass er vielleicht eines Tages Algerien verlassen muss. De Gaulle sucht verschiedene Ansprechpartner bei der FLN.
    Außerdem lockert er den Hausarrest von Messali Hadj, weshalb der MNA-Anhänger Ahmed neuen Mut schöpft. Gleichzeitig flammt der Bruderkrieg zwischen den Unabhängigkeitskämpfern wieder auf. General Massu, der mit dem Vorschlag de Gaulles nicht einverstanden ist, muss Algier verlassen. Die radikalen Algerienfranzosen sind wutentbrannt. Sie wollen in Algerien bleiben! Im Januar 1960 gehen sie auf die Straße und errichten Barrikaden. Als die Gendarmerie eingreift, eröffnen einige Demonstranten das Feuer. Franzosen schießen auf Franzosen, es gibt Tote und Verletzte.
    Angesichts der Entschlossenheit der Pariser Regierung legen die Anführer der Rebellion schließlich die Waffen nieder. Paris ist zwar bereit, Algerien aufzugeben, nicht aber die Sahara mit ihren reichen Gas- und Ölvorkommen, wo Frankreich außerdem die ersten Atomversuche durchführt. Der junge Rekrut Gérard-Michel begibt sich am Tag nach der Explosion der ersten Atombombe an den Ground Zero! De Gaulle will mit der GPRA verhandeln. Doch die algerischen Diplomaten stehen unter strenger Überwachung durch die radikalen Kräfte ihres Lagers und zeigen sich unnachgiebig.
    Die Verhandlungen geraten in eine Sackgasse. Der Algerienkonflikt spaltet die französische Gesellschaft. Soll man die Werte Frankreichs verraten oder ihnen treu bleiben? Alban ist gegen den Krieg und weigert sich, zur Waffe zu greifen. Dominique ruft zu einer Demonstration auf. Christiane tritt dem Netzwerk der „Kofferträger“ bei, das die FLN unterstützt. Im Dezember 1960 besucht Charles de Gaulle Algerien.
    Die radikalen Algerienfranzosen empfangen ihn mit einem Aufruf zum Generalstreik. Die Demonstrationen ufern aus, es kommt zu Straßenkämpfen mit den Ordnungskräften. Auch die Algerier gehen auf die Straße. In Algier erinnert sich Arzeki, wie die ersten Toten in eine blutgetränkte algerische Flagge gewickelt wurden. Die Geschehnisse lösen in der ganzen Welt Entsetzen aus. Die GPRA bekommt Unterstützung von den Vereinten Nationen. Einen Monat später stimmt beim Referendum eine Mehrzahl der Franzosen für die Selbstbestimmung Algeriens. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.03.2022arteDeutsche Online-PremiereMi 23.02.2022arte.tv
  • Folge 6 (55 Min.)
    Pierre-Marie und Gérard radikalisieren sich. Begeistert empfangen sie die Aktivisten der neugegründeten Geheimorganisation OAS. Am 31. März 1961 ermordet die „Organisation der geheimen Armee“ den Bürgermeister der Stadt Évian, wo die von ihnen abgelehnten Verhandlungen zwischen Frankreich und der GPRA stattfinden sollen. Am 22. April übernehmen vier Generäle die Kontrolle in Algier. Héliette hat panische Angst. Doch die Armee zieht nicht mit, und de Gaulle bereitet dem Putsch ein schnelles Ende. Die Pieds Noirs in Jacques’ Regiment sehen ihre letzte Hoffnung dahinschwinden. Manche von ihnen desertieren und laufen zur OAS über.
    Einen Monat später werden die Verhandlungen wieder aufgenommen. Frankreich lässt 6.000 inhaftierte Unabhängigkeitskämpfer frei und setzt alle Todesstrafen aus. Mohamed wird begnadigt. Er erinnert sich noch genau an das Essen, das man ihm zur Feier dieses Tages serviert hat. Doch Frankreich hält noch immer an der Sahara fest, und es kommt zu keiner Einigung über das Schicksal der Franzosen im zukünftigen Algerien. Die FLN ruft zu einem Generalstreik auf, der massiv befolgt wird. Die Algerier ahnen noch nicht, dass interne Kämpfe die FLN immer mehr spalten.
    In Paris gibt es vermehrt Anschläge auf Polizeireviere. Der Polizeipräfekt verhängt eine Ausgangssperre für Algerier, die jedoch nicht eingehalten wird. Am 17. Oktober 1961 sind auch Mohamed und Djilali auf der Straße. Die Repression ist härter denn je. Die OAS überzieht Algerien und Frankreich mit Gewalt, Drohungen, Morden und Anschlägen. In Paris wird ein kleines Mädchen bei einem Bombenanschlag schwer verletzt. Linke Organisationen rufen zu einem Protestmarsch auf. An diesem 8. Februar 1962 eröffnet die Polizei an der Metrostation Charonne das Feuer auf die Demonstranten.
    Neun Menschen sterben. Bei der Beerdigung der Opfer hält Dominique eine Rede vor 500.000 Personen. Am 19. März 1962 wird der Waffenstillstand unterzeichnet. Doch die Gewalt geht weiter. Die OAS verfolgt eine Politik der verbrannten Erde. Frankreich packt die Koffer: Für den einberufenen Wehrpflichtigen Jean-François geht ein Albtraum zu Ende. Für Héliette, deren Familie seit fünf Generationen in Algerien lebt, ist es ein schmerzlicher Abschied. Der Harki Messaoud bereitet sich auf einen unfreiwilligen Neuanfang in einem fremden Land vor. Am 2. Juli um Mitternacht wird Algerien offiziell unabhängig. Eine neue Geschichte beginnt … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.03.2022arteDeutsche Online-PremiereMi 23.02.2022arte.tv

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