Droht ein neuer Krieg in Europa? In Krisenzeiten ist seine Einschätzung bei Politik und Medien besonders gefragt. Dr. Christian Mölling ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin und beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit Fragen der internationalen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Er verfolgt den UkraineRussland-Konflikt sehr aufmerksam und sieht die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung noch nicht gebannt. Jetzt gelte es Zeit zu gewinnen, da es in Kiew und Moskau erste Signale für eine Bereitschaft gebe, auf diplomatischem Wege nach einer Lösung zu suchen. Eine mögliche Kompromissformel: die Ukraine stellt ihren Beitrittswunsch zur NATO vorerst zurück und Russland verzichtet im Gegenzug vorerst auf einen
Angriff. Dies böte Raum, über den Konflikt in der ostukrainischen Region Donbass im Normandie-Format zu sprechen. Russlands oberstes Interesse sei es, seine Einflusssphäre in Westeuropa zu sichern, sagt der Politikwissenschaftler. Putins Außenpolitik richte sich danach aus, ob sie sich im Inneren des Landes als Sieg für Russland präsentieren lässt. Die neue Bundesregierung habe es in einem Sprint geschafft, die internationale Krise in Augenhöhe mit den westlichen Partnern von EU und NATO zu managen. Der Wissenschaftler warnt aber: Deutschland und der Westen müssten sich in den nächsten Jahrzehnten auf einen permanenten Konflikt mit Russland einstellen. Dieser werde in unterschiedlicher Intensität und mit wechselnden Drohkulissen ausgetragen. (Text: NDR)