Anderswo vertreibt man sich die Zeit mit Kegeln, auf Hallig Oland treffen sich gestandene Männer, um den Sieger im „Mensch ärgere Dich nicht“-Turnier auszuspielen. Anderswo droht das Schulsystem zu kollabieren, auf Hallig Langeneß gibt es zwei Lehrer für 13 Kinder. Anderswo gilt die freie Fahrt für freie Bürger als höchstes Gut: Auf Hallig Gröde, der kleinsten politischen Gemeinde Deutschlands, hocken 19 Menschen auf engstem Raum beieinander – im Winter können sie oft über Wochen nicht einmal aufs Festland. Der Versorgungsdampfer kommt nur einmal im Monat. Tilman Jens berichtet von den Halligen,
die letzten „Reservate“ Deutschlands, wo alles ganz anders zu sein scheint, wo die Menschen auf den vor Hochwasser schützenden Warften leben – ohne Friseur, Arzt oder Bargeldautomat. Küstenschutz und Deichbau, die Befestigung des eigenen Lebensraumes sind für viele der rund 300 Bewohner Existenzgrundlage. Und natürlich die 100.000 Tagestouristen, die im Sommer mit dem Dampfer anreisen, auf Fahrräder und Pferdekutschen steigen, um ein paar Stunden Halligbewohner zu bestaunen. Die letzten Ureinwohner Deutschlands, die dieses Klischee gern erfüllen – und doch ganz anders sind. (Text: NDR)