Das Ganze ist – wie so oft – mehr als die Summe seiner Teile: während das ursprüngliche, 1911 errichtete Haus seine Atmosphäre kultivierter Bürgerlichkeit bewahrt, verleihen ihm die jüngst daran vorgenommenen Änderungen den Komfort des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Straßenseitig mit Hilfe historischer Technologien fachgerecht instand gesetzt, öffnet sich das Gebäude nun mit einer neu errichteten Raumschichte zum Garten mit seinem schönen alten Baumbestand. Die großzügige Eingangshalle erschließt mit ihrer sorgsam restaurierten Treppe zwei Ebenen, in denen die historischen Zimmerfluchten mit ihren Parkettböden und den hochformatigen Fenstern und Türen von den freizügig verglasten Räumen des Zubaues harmonisch ergänzt werden. Mit dem Angleichen der Materialität
des Neubaues an das Vorbild des Bestandes gelingt es, Brüche zwischen Alt und Neu zu vermeiden. Die Wiederverwendung schöner alter Relikte vom Kachelöfen bis zum Türblatt trägt ebenfalls zur Wahrung des Genius Loci bei. Das aus dem 18. Jahrhundert stammende, heute als Gästezimmer genutzte kleine Winzerhäuschen im Garten ist in diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert. Eine ganz neue Qualität der Freiraumnutzung hat der Zubau mit sich gebracht: Aus der Loggia im Obergeschoss des Hauptgebäudes führt eine steile Stiege auf das gartenseitig abgetreppte Dach. Hier haben unter Beachtung des maximal möglichen Dachraum-Umrisses hölzerne Sonnenterrassen mit einem kleinen Schwimmbecken Platz gefunden und bieten einen Rundblick in die Dach- und Gartenlandschaft ringsum. (Text: ATV)