Wh. in neuer Zusammenstellung, Folge 20–37

  • Folge 20 (50 Min.)
    (1): Haiti: Ein Krankenhaus im Bandenkrieg
    Haiti versinkt immer tiefer in ein Chaos von sozialen Unruhen, politischer Instabilität und Bandenkriegen. Die Ermordung von Haitis Präsident Jovnel Moïse im Juli 2021 hat den kriminellen Banden im Land zu einer nie gesehenen Vorherrschaft verholfen. Dutzende bewaffnete Gruppen dominieren das Leben und den Alltag der Bürger in der Hauptstadt Port au Prince und anderen Teilen des Landes: 2021 entführten sie 949 Menschen, darunter 55 ausländische Staatsangehörige. Die Gangs bekriegen sich, um neue Stadtviertel zu erobern. Sie töten, vergewaltigen und plündern – Port au Prince ist heute ein Kriegsgebiet.
    Mitten im Krieg der Banden betreibt die Organisation Ärzte ohne Grenzen, die seit etwa 30 Jahren in Haiti tätig ist, ein Krankenhaus im Stadtteil Tabarre, das von den Schüssen bis jetzt verschont blieb. Die Unfallchirurgen dort müssen immer mehr Patienten mit Schussverletzungen durch Kriegswaffen behandeln; und das Krankenhaus hat als einziges im Land eine Station, die auf die Behandlung von Brandwunden spezialisiert ist – und auch hier kommen immer mehr Patienten aus dem ganzen Land.
    (2): USA: Klassenkampf in Colorado
    In den USA verschärfen die brutalen Folgen der Pandemie die Konflikte zwischen den sozialen Klassen. Die Arbeitnehmer leiden unter der neuen Inflation, sie fordern mehr Lohn und eine bessere Gesundheitsversorgung, Hinzu kommt noch das Phänomen der „großen Kündigung“. Jeden Monat kündigen im Schnitt 4 Millionen Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz. Einige wollen nur ein anderes Leben in einer ruhigen Umgebung führen und sich nach dem Lockdown vom Erfolgsstress befreien. Andere wollen endlich ihren schlecht bezahlten Job aufgeben.
    In Denver, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado, haben die Streikenden einer Supermarktkette ihren Willen durchgesetzt. Das Problem der Ungleichheit zwischen einer Minderheit der Reichsten und allen anderen ist damit nicht gelöst. Die Kluft wird immer größer. In Aspen, dem Skiort für Reiche, zeigt sich Amerika in seiner ganzen Trivialität. Hier werden Häuser für Millionen von Dollar verkauft, während die jungen Saisonarbeiter an den Liften oder in den Restaurants in winzigen aber teuren Wohnungen weit draußen leben müssen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 13.08.2022 arte
  • Folge 21 (55 Min.)
    (1): Südafrika: Der ganz andere Bürgermeister
    Mitten in der Hochburg des ANC in Kwazulu Natal wurde der Weiße Chris Pappas vor eineinhalb Jahren zum Bürgermeister einer Gemeinde gewählt, in der mehrheitlich Schwarze leben. Chris Pappas, 31, Weißer und offen homosexuell, ist seit November 2021 Bürgermeister von uMngeni, einer Gemeinde in der drei Viertel der Einwohner schwarz sind und Zulu sprechen. Pappas ist darüberhinaus auch noch der einzige Bürgermeister einer Oppositionspartei in Kwazulu Natal, der vom ANC dominierten Provinz Südafrikas.
    Als Mitglied der Demokratischen Allianz hat Pappas, der fließend Zulu spricht, zusammen mit seinem Stellvertreter Sandile Mnikathi, 28, im Wahlkampf versprochen, die Finanzen der Gemeinde in Ordnung zu bringen und das Rathaus transparent zu führen. Für seine Anhänger repräsentiert Chris Pappas die Zukunft des Landes und auch die Hoffnung, den ANC und die Korruption in die Schranken zu weisen. Pappas ist für viele Bürger ein Hoffnungsträger für eine andere Zukunft, auch für Südafrikas Wahlen 2024 …
    (2): El Salvador: Der coolste Diktator der Welt?
    In El Salvador bekriegen sich die kriminellen Banden seit über 30 Jahren. Regelmäßig registrieren die Behörden dort die höchsten Mordraten der Welt. Im März 2022 wurden El Salvador innerhalb von zwei Tagen 87 Menschen ermordet. Die MS13 und Barrio18, zwei rivalisierende Banden, bescherten dem Land damit die beiden tödlichsten Tage der letzten Jahrzehnte. Der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador, Nayib Bukele, war 2019 mit 37 Jahren zum Präsidenten gewählt worden. Das Parlament verhängte nach der Mordserie den Ausnahmezustand als Kriegserklärung an die Gangs. Innerhalb von acht Monaten wurden 60.000 Menschen inhaftiert, wegen des Verdachts, kriminellen Banden anzugehören.
    Die Politik des jüngsten Präsidenten Zentralamerikas wird von der Bevölkerung nach 30 Jahren mörderischer Bandenkriege massiv unterstützt. Nayib Bukele nennt sich selbst den „coolsten Diktator der Welt“. Im Dezember verhängte auch Honduras den Ausnahmezustand gegen die Banden. In Guatemala werden Journalisten und Staatsanwälte ins Gefängnis gesteckt. In Nicaragua herrscht eine Diktatur. Das nährt offensichtlich den Ehrgeiz von Nayib Bukele, der sich augenscheinlich schon als ein neuer Führer eines autoritär regierten Zentralamerikas sieht. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 01.07.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 30.06.2023 arte.tv
  • Folge 22 (52 Min.)
    Brasilien: Im Lager der Bolsonaro-Freunde
    Bei den Präsidentschaftswahlen in Brasilien im Oktober 2022 gewann Lula sehr knapp gegen Bolsonaro mit 50,9% der Stimmen gegenüber 49,1% für Jair Bolsonaro. Seitdem ist das Land stärker als je zuvor zwischen zwei politischen Lagern gespalten. In einigen Regionen im Süden erhielt der rechtsgerichtete Kandidat Bolsonaro über 70% der Stimmen. Dies gilt insbesondere für den Bundesstaat Paraná, der zu den reichsten des Landes gehört und wirtschaftlich von der Landwirtschaft lebt. Die Bevölkerung dort wird nach wie vor von deutschen Migranten geprägt, die den Bundesstaat vor rund 100 Jahren besiedelten.
    In manchen Orten wie Quatro Pontes wird bis heute Deutsch gesprochen. Die Wahl für Jair Bolsonaro ist dort auch untrennbar mit dem Aufstieg der evangelikalen Kirchen verbunden. Für seine Wähler ist Bolsonaro kein Rechtsextremer, sondern einfach ein Konservativer. In Curitiba, der reichen schönen Hauptstadt des Bundesstaates Parana, warteten die Anhänger von Jair Bolsonaro schon lange auf seine Rückkehr aus dem Exil in Florida. Diesen Wunsch hat er ihnen nun gerade erfüllt.
    Mittelmeer: Freiwillig bei SOS Méditerranée
    Angesichts der Untätigkeit der europäischen Staaten, rettet SOS Méditerranée seit 2016 Migranten aus Seenot. In den letzten sechs Jahren rettete die europäische Hilfsorganisation SOS Méditerranée 35.038 Migranten vor dem Ertrinken im Mittelmeer. Europa delegierte zur Sicherung seiner Grenzen die Steuerung der Migrationsströme an die Türkei und Libyen, deshalb kreuzen nur noch NGOs zur Rettung auf hoher See. Freiwillige aus der ganzen Welt verpflichten sich an Bord dieser Schiffe. Die Viking Ocean, ein ehemaliges Offshore-Versorgungsschiff, legt bei jeder Mission mit 30 Freiwilligen aus dem Hafen von Marseille ab, für eine Reise von ungewisser Dauer, in Richtung libysche Küste bis nach Sizilien. Seeleute, Techniker, Suchtrupps, medizinisches Personal, Übersetzer – sie alle wollen so viele Leben wie möglich retten. Dieses Mal war unsere Reporterin mit an Bord, die Crew rettete 130 Migranten auf hoher See. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 08.07.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 07.07.2023 arte.tv
  • Folge 23 (51 Min.)
    (1): Afghanistan: Eiskalter Entzug
    Seit die Taliban im August 2021 wieder die Macht in Kabul übernahmen, hat sich die humanitäre Lage dramatisch verschlechtert. In Kabul jagen Taliban-Kommandos Drogenabhängige, um sie zur Rehabilitation in einer Klinik zu zwingen. Diese Klinik wurde bereits 2016 von der alten Regierung in einer ehemaligen US-Basis eingerichtet, für ursprünglich 1000 Patienten, die dort 45 Tage lang entgiftet werden sollten. Die Taliban aber liefern viel mehr Patienten ein als vorgesehen, zu einem eiskalten Entzug hinter Gittern, ohne Medikamente, die Patienten hungern, es fehlt dort an allem.
    Afghanistan ist der größte Opiumproduzent der Welt. In den letzten 20 Jahren verdienten die Taliban und die Warlords Milliarden US-Dollars mit dem Export von Heroin, damit finanzierten sie ihren Krieg gegen den Westen. Nun erklären sie den Drogen und den Drogenabhängigen den Krieg. Sie treffen damit vor allem tief traumatisierte Menschen. Denn 40 Jahre Krieg, Armut und Arbeitslosigkeit haben von den heute 39 Millionen Afghanen bis zu 5 Millionen in die Sucht nach Heroin und anderen Drogen getrieben.
    (2): Malawi: Die Cholera ist zurück
    In 30 Ländern der Welt ist die Cholera wieder ausgebrochen, und es fehlt weltweit an Impfstoffen. Es handele sich um ein beunruhigendes Wiederaufflammen der Krankheit, sagt die Weltgesundheitsorganisation, die auch auf den Umstand hinweist, dass der Klimawandel und Konflikte die Cholera begünstigten. Die Lage in Malawi erscheint besonders besorgniserregend. Die ersten Fälle wurden im März 2022 gemeldet, die Ansteckungen explodierten im November und Dezember, genau zum Beginn der Regenzeit. Über 600 Menschen starben 2022. In diesem armen, dicht besiedelten Land, mitten in einer Wirtschaftskrise, ist der Zugang zu sauberem Wasser, Toiletten und nicht kontaminierten Lebensmitteln schwierig. Das staatliche Gesundheitssystem ist schwach und überfordert – es wurden 2,9 Millionen Impfdosen geliefert, aber das reicht nicht für alle. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 15.07.2023 arte
  • Folge 24 (51 Min.)
    (1): Südafrika: Kohle schürfen um ihr Leben
    In Ermelo, im Herzen des alten Kohlereviers von Südafrika, haben Bergbauunternehmen einige Minen aufgegeben, um die größeren Vorkommen im Osten des Landes auszubeuten. Sie hinterließen verlassene Stollen und arbeitslose Menschen, die Arbeitslosenquote liegt dort bei 70%. Die Kumpel steigen jeden Tag in die verlassenen Minen hinab, um mit Spitzhacken ein paar Kilo Kohle aus den unterirdischen Labyrinthen zu brechen, ohne jede Sicherung, ohne Licht und Sauerstoff. 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid sind tausende auf diesen Broterwerb angewiesen, im noch immer ungleichsten Land der Welt.
    Südafrika ist aber auch das am stärksten industrialisierte Land des afrikanischen Kontinents, dort werden 86% des Stroms mit Kohle erzeugt. Zwölf alternde und schlecht gewartete Kraftwerke blasen Tag und Nacht giftigen Rauch aus. Der Kohlegürtel von Mpumalenga ist die Region der Welt, die am stärksten mit Stickstoffdioxid und Schwefel belastet ist. Nach der letzten Klimakonferenz hat sich das Land offiziell verpflichtet, bis 2050 aus der Kohle auszusteigen. Die illegalen Kumpel aber werden wohl noch ein paar Jahrzehnte weiter ihr Leben in den alten Stollen riskieren.
    (2): Senegal: Von Paris zurück nach Dakar
    Ibrahima Sylla, ein ehemaliger Taxifahrer aus Paris, gründete vor sechs Jahren „Salam Transport“, ein privates Busunternehmen, das Dakar mit vielen Städten verbindet. Es ist heute die Nummer 1 im Senegal. Coumba Sow hatte einen guten Job als Managerin in einer französischen Bank, doch sie nahm sich ein Jahr lang frei, um Pari Sénégal zu gründen, eine Agentur, mit der sie senegalesische Franzosen bei ihrer Rückkehr in die alte Heimat unterstützt. Bakary Coly war 15 Jahre lang beim staatlichen Finanzinstitut Caisse des Dépôts in Frankreich angestellt.
    Er gründete im Senegal ein Start-up-Unternehmen für Lieferdienste mit Elektromotorrädern. Zwischen 2014 und 2019 veröffentlichte der Senegal eine Wachstumsrate von 6%, das ist interessant für Unternehmer mit guten Ideen. Auch die Pandemie in Europa hat viele Umzugspläne nach Afrika beflügelt. Die französisch-senegalesische Jugend in Frankreich und Europa sieht Chancen in der Heimat ihrer Eltern. Anders als viele junge Leute im Senegal, die bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, für ihren Traum von Europa. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 22.07.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 21.07.2023 arte.tv
  • Folge 25 (51 Min.)
    (1): El Salvador: Der coolste Diktator der Welt?
    Im März 2022 wurden in El Salvador innerhalb von zwei Tagen 87 Menschen ermordet. Die MS13 und Barrio18, zwei rivalisierende Banden, bescherten dem Land damit die beiden tödlichsten Tage der letzten Jahrzehnte. Der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador, Nayib Bukele, war 2019 mit 37 Jahren zum Präsidenten gewählt worden. Das Parlament verhängte nach der Mordserie den Ausnahmezustand als Kriegserklärung an die Gangs. Innerhalb von acht Monaten wurden 60.000 Menschen inhaftiert, wegen des Verdachts, kriminellen Banden anzugehören.
    Die Politik des jüngsten Präsidenten Zentralamerikas wird von der Bevölkerung nach 30 Jahren mörderischer Bandenkriege massiv unterstützt. Nayib Bukele nennt sich selbst den „coolsten Diktator der Welt“. Im Dezember verhängte auch Honduras den Ausnahmezustand gegen die Banden. In Guatemala werden Journalisten und Staatsanwälte ins Gefängnis gesteckt. In Nicaragua herrscht eine Diktatur. Das nährt offensichtlich den Ehrgeiz von Nayib Bukele, der sich augenscheinlich schon als ein neuer Führer eines autoritär regierten Zentralamerikas sieht.
    (2): Russland: Frauen gegen den Krieg
    Ihr Banner trägt den Namen FAWR, Feminist Anti War Resistance, und ihr Telegram-Kanal fand schnell mehr als 30.000 Follower. Eine dieser Frauen nennt sich Paladdia, das ist der Künstlername einer jungen Designerin, die seit Beginn des Krieges schon zweimal inhaftiert wurde. In Sankt Petersburg wird sie von der Polizei streng überwacht. Ihre Freundin Lolja Nordic wurde wegen „Telefonterrorismus“ angeklagt. Ihr drohten zehn Jahre Gefängnis, sie lebt nun in Tallinn in Estland. Trotzdem ist sie weiterhin eine der Koordinatorinnen des Netzwerks feministischer Antikriegs-Kämpferinnen.
    Die älteste dieser Aktivistinnen ist mit 77 Jahren die Malerin Jelena Osipowa. Ihre Familie überlebte die Belagerung von Leningrad im Zweiten Weltkrieg, alle nennen sie heute die „Großmutter für den Frieden“. Sie demonstriert regelmäßig in den Straßen von St. Petersburg mit ihren Gemälden, die den Krieg anprangern. Drei von tausenden Aktivistinnen und Aktivisten, die die staatliche Gewalt in Russland anprangern, unter Einsatz ihrer Leben … (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 29.07.2023 arte
  • Folge 26 (52 Min.)
    (1): Marokko: Der König erlaubt Cannabis
    Der König von Marokko legalisiert nun den Cannabis-Anbau für therapeutische Zwecke, auch wegen der Gewinne. Marokko gilt schon lange als der weltweit größte Produzent von Cannabisharz, allerdings auf illegaler Ebene, denn über Jahrzehnte hatten die Behörden dort offiziell die Anweisung, gegen den Handel mit Haschisch hart durchzugreifen. Die Politik der harten Hand aber förderte vor Ort, zwischen Ortspolizei und Bauern, die Korruption, besonders im Rif-Gebirge: Dort bauen die Landwirte seit Jahrzehnten Cannabis an, aus purem Überlebenswillen. Die Region des Rif-Gebirges galt immer als rebellisch, gefährlich und unzugänglich. Der König legalisiert nun den Anbau von therapeutischem, kosmetischem und industriellem Cannabis, eine neue nationale Regulierungsbehörde soll die Korruption tilgen, das Misstrauen und die kriminelle Vergangenheit des Rif-Gebirges.
    Sie soll „den illegalen, umweltschädlichen Anbau in legale, nachhaltige, wertschöpfende und beschäftigungsfördernde Aktivitäten umwandeln“, heißt es im Gesetzentwurf. Angesichts der weltweiten Tendenz, Cannabis zu legalisieren, will das Königreich Marokko sich nun auch auf dem Weltmarkt positionieren, denn der wächst allein in Europa jährlich um 60%. Pharmaunternehmen in Marokko positionieren sich, um den Markt neu auszurichten. Doch die kleinen Bauern fürchten, nach Jahrzehnten der Kriminalisierung, von den Großen nun ganz legal über den Tisch gezogen zu werden …
    (2): Kenia: Kein Tierschutz ohne Menschenschutz
    Die Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren verschärfen sich ebenso in Kenia wie auch im Rest der Welt. Der Lebensraum für Menschen und wilde Tiere wird auch in Kenia immer knapper, das liegt vor allem an der Bevölkerungsexplosion, an der daraus folgenden Notwendigkeit, mehr Land für Bauern urbar zu machen und wilde Tiere davon möglichst fernzuhalten. Und da beginnt der Krieg zwischen Mensch und Tier: Elefanten verwüsten die Ernten, Löwen töten das Vieh, die Menschen schlagen zurück, es bleiben Verletzte und Tote zurück, auf beiden Seiten. Viele Kleinbauern fühlen sich vom Staat alleingelassen in ihrer Not, sie klagen darüber, dass die wilden Tiere vor allem für die Touristen besser geschützt würden als sie. In einigen Regionen Kenias versuchen lokale Initiativen Menschen und Wildtiere wieder miteinander zu versöhnen, zum hoffentlich gegenseitigen Vorteil. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 05.08.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 04.08.2023 arte.tv
  • Folge 27 (51 Min.)
    (1): Mali – Dubai: Die Wege des schmutzigen Goldes
    Der Goldbergbau in der Sahelzone entzieht sich zunehmend der staatlichen Kontrolle, immer mehr Goldgräber schürfen in kleinen Minen auf eigene Rechnung. Bewaffnete Gruppen finanzieren sich durch den illegalen Bergbau und den Schmuggel, darunter auch islamistische Terrorgruppen. Mali etablierte sich so allmählich als Zentrum des Goldhandels der Sahelländer, und das Emirat Dubai wurde in den letzten fünf Jahren zum wichtigsten Aufkäufer der Goldproduktion auf dem afrikanischen Kontinent. Experten werfen den Vereinigten Arabischen Emirate vor, sie förderten indirekt den illegalen Handel mit dem Gold, weil sie nicht darauf achteten, woher die Goldbarren kämen. Institutionen wie die OECD fordern deshalb weitaus strengere Regulierungen. Die ARTE Reportage berichtet über die neuen globalen Wege des schmutzigen Goldes.
    (2): Sudan: Spider-Man, ein Held im Widerstand
    Spidey ist der Star der Straßenproteste und in den sozialen Netzwerken des Sudan. Er marschiert im Spider-Man Kostüm regelmäßig mit an der Spitze der Demonstrationen, und er scheut wie viele junge Leute im Sudan nicht die Attacken der Sicherheitskräfte, die Tränengasgranaten werfen und mit scharfer Munition auf Demonstranten schießen. Der Spider-Man von Khartum ist eine Symbolfigur des Widerstands der Jugend des Sudan gegen die Militärregierung und ihre Versuche, alle Fortschritte der Revolution in Richtung Demokratie zu untergraben. Vor und nach den Demonstrationen hilft Spidey Straßenkindern in Khartum, er ermutigt sie, an sich zu glauben – und an eine bessere Zukunft für sich und ihr Land. Die Reportage wurde mit dem Prix International Bayeux Normandie des correspondants de guerre ausgezeichnet. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 12.08.2023 arte
  • Folge 28 (51 Min.)
    (1): DR Kongo: Die Gangs von Kinshasa
    Die „Kulunas“ sind straff organisierte Banden mit einer Hierarchie wie in einem Generalstab. Khalif ist mit 24 Jahren schon einer der gefürchteten Bandenchefs. Sein Alltag besteht aus Drogen, Diebstahl, Erpressung und Straßenschlachten zwischen seiner und rivalisierenden Banden, bevorzugte Waffen sind Macheten. Nach zwei Jahrzehnten der Hilflosigkeit greift die Polizei nun durch. Oberst Bienvenu, ein Spezialist für Bandenbekämpfung, durchkämmt mit seinen Männern die Gassen der ärmsten Viertel von Kinshasa, um Kulunas zu verhaften, auch mit Hilfe von Videos, gedreht von Bürgern, die unter dem Bandenterror bitter leiden. Die Straftäter werden dann in ein militärisches Umerziehungslager gebracht, das kürzlich von der Regierung eingeweiht wurde, es liegt drei Flugstunden von der kongolesischen Hauptstadt entfernt. Dort müssen sie sich mehrere Monate lang einer militärischen Disziplin unterwerfen, um danach als gesetzestreue Bürger wieder entlassen zu werden, hoffen die Behörden.
    (2): DR Kongo: Aus dem Kongo zu den Sternen
    Für seine Landsleute in der Demokratischen Republik Kongo ist der Ingenieur Jean-Patrice Keka eine Art afrikanischer Einstein. Er dachte schon im Jahr 2005: Wenn die Amerikaner ihre Astronauten, die Europäer ihre Raumfahrer, die Russen ihre Kosmonauten und die Chinesen ihre Taikonauten haben, wird er der erste „Galaxionaut“ sein, der die Erde verlässt. Das ist eine große Herausforderung in einem Land, das noch immer unter den Folgen von zwei Jahrzehnten Krieg leidet, in dem 70% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben.
    Dennoch ist es Jean-Patrice Keka und seinem Team in nur zehn Jahren gelungen, fünf Raketen zu starten und hunderte Studenten aus dem Kongo um sich zu scharen, die Afrikas Zukunft auch im Weltraum sehen. Dank einer Crowdfunding-Initiative wird Jean-Patrice Keka bald „Troposphère 6“ starten, eine 15 Meter hohe Rakete, die 200 km hoch fliegen soll. Sie ist komplexer konstruiert als ihre vier Vorgängerinnen und wird ein Experiment des Schweizer Mikrobiologen Claude-Alain Roten mit sich führen sowie den ersten kongolesischen Satelliten. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 19.08.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 18.08.2023 arte.tv
  • Folge 29 (52 Min.)
    (1): Westjordanland: Krieg um jeden Hügel
    Junge, radikale jüdische Siedler, beschützt von der israelischen Armee, kämpfen im Westjordanland gegen radikale junge Palästinenser, die einer neuen bewaffneten Gruppe angehören: der sogenannten Löwengrube. Sie verüben tödliche Attentate und schicken Strafexpeditionen aus. Am meisten leiden die Zivilisten unter diesem Konflikt. Diese radikale Jugend beider Seiten entzieht sich jeglicher Kontrolle. Weder die israelische Regierung noch die Palästinensische Autonomiebehörde oder gar die Hamas können sich gegen sie durchsetzen. Von den illegalen israelischen Außenposten bis hinein ins Innere der palästinensischen Flüchtlingslager erzählt diese Reportage, wie die jungen Extremisten beider Seiten immer mehr an Einfluss gewinnen. Es handelt sich augenscheinlich um eine Generation, die nicht bereit ist, Kompromisse zu finden. Beide Seiten scheinen entschlossen zu sein, die Friedensträume des Osloer Abkommens, das vor knapp 30 Jahren unterzeichnet wurde, endgültig zu begraben.
    (2): Philippinen: Eltern missbrauchen Kinder online
    Die Pandemie und die daraus folgenden Lockdowns verschärften die Not vieler Menschen, weil sie ihre Arbeit verloren: Auf den Philippinen führten die Skupellosigkeit mancher Eltern und die Gier der Pädokriminellen dazu, dass dort Väter und Mütter ihre Kinder im Internet als Sexobjekte zur Vergewaltigung anboten. Diwa, 11 Jahre, erzählt über ihre Eltern und deren Kunden in Europa: „Ich war ihr Favorit, weil ich ein Mädchen bin … Man sagte mir, dass es nicht lange dauern würde. Ich wurde erpresst. Wenn ich nicht tat, was sie verlangten, würden sie mich nackt vor die Tür setzen.“ Anhand von Dokumenten aus den laufenden Ermittlungen haben ARTE-Reporter einen Schweizer und einen Briten identifizieren können, die Geld dafür zahlten, um Eltern beim Missbrauch ihrer Kinder online zuschauen zu dürfen.
    Dies geschah nicht im Darkweb, und sie brauchten dafür auch keine Kryptowährung. Alles findet auf Facebook statt, über Geldtransferdienste, die zu den beliebtesten der Welt gehören. Und die Nachfrage der Pädokriminellen ist seit dem Ende der Pandemie nicht gesunken. Diwa, ihr jüngerer Bruder und ihr kleiner Cousin leben heute unter dem Schutz der NGO PREDA in der Region Olongapo, westlich der Hauptstadt Manila. Gründer von PREDA ist der 79-jährige Pater Shay Cullen. Diese investigative Reportage entstand in Zusammenarbeit mit der Tageszeitung „Le Monde“. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 14.10.2023 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 13.10.2023 arte.tv
  • Folge 30 (51 Min.)
    (1) Bhutan: Gefahr im grünen Königreich
    Bhutan, das Land der heiligen Wälder, der schneebedeckten Gipfel, der Mönche in roten Roben und der hängenden Klöster, liegt fast am Rand der Welt, zwischen Indien und China – ein kleines Königreich im Himalaja, ein grünes Paradies. Hier wird der Strom nicht aus fossilen Energieträgern gewonnen, sondern zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Bhutan erzeugt den Strom mithilfe seiner fünf Staudämme, die das Wasser aus den Gletschern des Himalayas aufhalten. Doch trotz alledem leidet auch Bhutan unter den Folgen des Klimawandels. Unterhalb der bis zu 7.500 Meter hohen Gipfel liegen 700 Gletscher und fast ebenso viele Gletscherseen.
    Diese füllen sich immer weiter durch den Klimawandel, so sehr, dass Wissenschaftler vor „Berg-Tsunamis“ warnen. ARTE-Reporter begleiteten bhutanische Wissenschaftler mit einer Ausnahmegenehmigung zu einem dieser Seen. In einer Höhe von fast 5.000 Metern sahen sie die Gefahr: Würde der See überlaufen, dann flössen Millionen Kubikmeter Wasser in das darunter liegende Tal, tausende Menschen könnten ertrinken. Nun sucht Bhutan nach einer Lösung, um die Gefahr abzuwenden.
    (2) Grönland: Landwirtschaft oder Bergbau?
    Wird Grönland ein neues Bergbau-Eldorado? Die 57.000 Einwohner der größten Insel der Welt sind sich nicht einig: Während einige darin eine willkommene Möglichkeit sehen, um sich endlich von Dänemark zu emanzipieren, befürchten andere die Zerstörung einer seltenen und noch unberührten natürlichen Umgebung. Im Dorf Narsaq sollte eine der größten Uranminen der Welt entstehen, doch die Umweltschützer im grönländischen Parlament setzten durch, dass das Projekt auf Eis gelegt wurde. Und wenn Grönlands Zukunft auf dem Feld liegt? Im August sind die Hügel des Dorfes Qassiarsuk mit Gras bedeckt.
    Die Bauern mähen es, denn die Heuballen werden ihre Schafe im Winter ernähren. Die 37 Farmen Grönlands liegen im Süden der Insel, die milderen und längeren Sommer erleichtern ihnen ihre Arbeit. In der Nähe von Narsaq, im Dorf Qaqortoq, experimentiert ein Däne mit dem Anbau von Paprika, Erdbeeren und Salat, mit dem Ziel, den Gemüseanbau in großem Maßstab zu entwickeln und den Grönländern zu helfen, sich selbst zu versorgen. Grönland hat die Wahl, auch eine Folge des Klimawandels … (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 19.04.2025 arte
  • Folge 31 (52 Min.)
    (1) Ukraine: Ein Fotograf im Krieg
    Edward Kaprov fotografierte den Alltag der Menschen im Ukraine-Krieg mit seiner historischen Plattenkamera. „Ich wurde in einem Land geboren, das es nicht mehr gibt: der Sowjetunion. Ich bin in Sibirien aufgewachsen, das geografisch gesehen heute in Russland liegt, aber ich bin kein Russe. Das Land, in dem ich bis zu meinem 17. Lebensjahr lebte, bis kurz nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1991, besaß eine Kultur und eine Atmosphäre, die Russland nicht im Geringsten ähnelten. Als ich am Morgen des 24. Februar 2022 sah, dass Kiew bombardiert wurde, konnte ich es nicht glauben. Es war verrückt, Wladimir Putin zuzuhören, wie er versicherte, dass er die Ukraine „entnazifizieren“ würde! Es war undenkbar, verrückt. So etwas hatte es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gegeben. Nie hätte ich mir vorstellen können, Zeuge eines Konflikts dieses Ausmaßes zu werden. Meine beiden Großväter stammten aus der Ukraine. Dieser Krieg ist mein Krieg“.
    (2) Ukraine: Die unsichtbaren Wunden
    Achtzig Prozent der ukrainischen Bevölkerung haben inzwischen einen nahen Angehörigen, der verwundet oder getötet wurde, zwölf Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer leiden an einem Kriegstrauma. Die Unbarmherzigkeit des Feindes an der Front und die Entwicklung des Konflikts zwangen die Regierung gerade dazu, ein Gesetz zur Rekrutierung frischer Kräfte zu verabschieden. Neue Soldaten, fast 500.000, sollen die erschöpften Truppen ablösen, um neue Offensiven gegen den Angreifer Russland zu starten. Diese augenscheinlich unpopuläre Maßnahme der Regierung bringt viele in einen Konflikt mit sich selbst, sie sind hin- und hergerissen zwischen ihrer patriotischen Pflicht und der Angst, an der Front zu sterben. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 06.07.2024 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 05.07.2024 arte.tv
  • Folge 32 (52 Min.)
    (1) USA: Babyboomer, obdachlos
    Menschen ab 55 Jahren sind heute die mit am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe ohne Obdach in den USA. Peter Moya (62) chauffierte mit einem Limousinenservice Carlos Santana, Diana Ross und Halle Berry. Vickie Eichelberger (68) arbeitete 38 Jahre in der Rindermast. Dann wurden beide im Seniorenalter obdachlos und reihten sich ein in die gut 6.000 Frauen und Männer, die in Phoenix Arizona in diesen Tagen auf der Straße leben. Die Gründe? Peter Moyas Frau wurde krank, die Arztrechnungen ruinierten ihn, dann kam die Scheidung. Vickie verlor erst ihre Wohnung in Nebraska und dann ihre Papiere auf der Reise nach Arizona, sie wurde damit nicht existent für die US-Behörden. Eine kleine Lebenskrise genügt schon in den USA und auch alte Leute landen auf der Straße. Die rapide steigenden Hauspreise und Mieten werden untragbar, vor allem für alleinstehende Senioren mit kleinen Renten.
    (2) USA: Kinderehen sind noch ganz legal
    In den USA dürfen Minderjährige noch immer in 40 Bundesstaaten verheiratet werden, in fünf Bundesstaaten, darunter Kalifornien, gibt es dafür nicht einmal eine Altersgrenze. Viele Amerikaner sagen: „Die Eltern wissen am besten, was für ihre Kinder gut ist“. Sie entscheiden also, aus religiösen, wirtschaftlichen oder kulturellen Gründen, um ein Visum zu erhalten, um den Ansprüchen einer Gemeinschaft zu genügen oder, die grausamste Variante: um dem Vergewaltiger des Mädchens eine Gefängnisstrafe zu ersparen. Diese Mädchen werden viel zu früh Mutter, sie stehen in aller Regel unter der Knute ihrer Ehemänner und haben nur wenige Chancen auszubrechen. Diejenigen, die es schaffen, bezeichnen sich als „Überlebende“. Und viele von ihnen wollen die Gesetze in den Bundesstaaten ändern. Dank ihres Engagements haben immerhin zehn US-Bundesstaaten inzwischen alle Ehen unter 18 Jahren verboten. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 13.07.2024 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 12.07.2024 arte.tv
  • Folge 33 (51 Min.)
    (1) Syrien: Teenager im Krieg
    Wie leben die Jugendlichen heute in Idleb, in der letzten Rebellenregion gegen Syriens Diktator Assad? Ab 2018 dokumentierten Reporter den Alltag der Zivilisten in der letzten Region der Rebellen gegen den Diktator Assad. 2020 trafen sie dort Hammoudi, Bilal, Ahmad und ihre Freunde. Sie sind alle um die zwölf Jahre alt und schon lange raus aus der Schule, um stattdessen hart zu arbeiten. Ohne ihren geringen Verdienst könnten ihre Familien nicht überleben. Drei Jahre später, 2023, kehrten die Reporter zurück nach Idleb, um zu erfahren, was aus den Jungs geworden ist, in ihrem vom Krieg verwüsteten Land.
    (2) Irak: Das Leid der Kinder nach dem Krieg
    Zwischen 1994 und 2003 stieg in Basra die Zahl von Missbildungen an Kindern um das 17-fache, 14-mal mehr als in Nagasaki oder Hiroshima. In Nehran Omar, einem 2.000-Einwohner-Ort 30 km von Basra entfernt, klagen die Einwohner über eine große Anzahl an Kindern mit Behinderungen und über viele Todesfälle von Kindern durch Krebserkrankungen. Im Krieg gegen den Irak und seinen Diktator Saddam Hussein setzte die US-Armee Waffen ein, die Uran enthielten: Die nach den Explosionen freigesetzten radioaktiven Partikel kontaminieren den Boden, die Flüsse, das Vieh und die Menschen bis heute.
    Nun leiden die Bürger in Basra zusätzlich unter den Folgen der Ölförderung. Die internationalen Ölfirmen respektieren die Gesetze zum Schutz der Bevölkerung augenscheinlich nicht. Sie fackeln die Gase, die bei der Förderung entweichen, einfach ab, in weniger als zehn Kilometern Entfernung von den ersten Siedlungen. Die Menschen dort sind den hochgiftigen Emissionen schutzlos ausgesetzt. Die regionalen Behörden greifen nicht ein, wohl auch deshalb, weil die Gewinne aus der Ölförderung fast 90 Prozent des irakischen Haushalts ausmachen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 20.07.2024 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 19.07.2024 arte.tv
  • Folge 34 (51 Min.)
    (1) Peru: Ein Bauer gegen RWE
    Ein Bauer aus Peru verklagt den deutschen Energieriesen RWE wegen der schmelzenden Gletscher in den Anden. Als Saúl Luciano LLuya von einer deutschen NGO erfuhr, dass RWE seit seiner Gründung mehr CO2 ausgestoßen haben soll als Peru, ließ er sich davon überzeugen, dass eine Klage von Erfolg gekrönt sein könnte. Denn in den Anden sind die Folgen des Klimawandels täglich aufs Neue sichtbar und spürbar. Peru ist heute eines der Länder, das am stärksten von der globalen Erwärmung betroffen ist.
    Saúls Haus und die Häuser seiner Nachbarn sind hochgefährdet durch das Abschmelzen der Gletscher. Deswegen verklagte er RWE vor einem deutschen Gericht. Der Fall „Saúl gegen RWE“ könnte ein Präzedenzfall sein für die fossile Energiebranche. Denn Schicksale wie die von Saùl und seinen Nachbarn gibt es viele auf der ganzen Welt. Wenn er gewinnt, könnte das Urteil den Weg ebnen für eine Flut von Klagen aus armen Ländern, die kaum zur Klimakrise beigetragen haben, aber deren Auswirkungen mit voller Wucht spüren.
    (2) Indien: Diamanten im Krieg
    90 Prozent der weltweit im Umlauf befindlichen Diamanten werden in Indien geschliffen, im Bundesstaat Gujarat an der Grenze zu Pakistan. Dort leidet die Industrie nun unter den Sanktionen des Westens gegen den Kauf von Diamanten aus Russland, dem größten Diamantenschürfer der Welt. Vor dem Krieg wurden 95 Prozent der russischen Diamanten in Indien geschliffen. Nun kommen sie nur noch in kleinen Mengen an. Seit Beginn der Sanktionen wurden deshalb schon über 30.000 Arbeitsplätze abgebaut, Tausende weitere sind in dieser Industrie mit fast einer Million Beschäftigten gefährdet. Die Exporte sind innerhalb eines Jahres um 30 Prozent zurückgegangen, ein Verlust von wohl 800 Millionen US-Dollar.
    Surat setzt nun verstärkt auf die Produktion von synthetischen Diamanten. In über 4.000 Reaktoren stellen sie diese Laborsteine her. Da synthetische Edelsteine ethischer sind, umweltfreundlicher und billiger als natürliche Diamanten, sind sie bei Käufern und Juwelieren sehr beliebt, denn mit bloßem Auge kann man einen synthetischen nicht von einem natürlichen Diamanten unterscheiden. Indien ist heute nach China der zweitgrößte Produzent von Labordiamanten Eine sanfte Art, seinen Ruf zu polieren und die Krise um die russischen Diamanten zu überleben. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 27.07.2024 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 26.07.2024 arte.tv
  • Folge 35 (51 Min.)
    (1) Bolivien: Ihr See wurde Wüste
    Der Poopó-See in Bolivien hatte eine Wasserfläche von einer Million Quadratkilometern Wasserfläche, die nun zu einer Salzwüste getrocknet ist. In 3.700 Metern Höhe, auf dem windigen und sonnenverbrannten Altiplano, lebten die Uru Muratos, das älteste Volk der Anden, seit Jahrhunderten an den Ufern des Sees. Er war für sie das Zentrum der Welt. Der See ernährte die Urus mit Fischen und auch Vögeln, die im Schilf nisteten. Ihr Glaube ist mit dem Wasser verbunden, sie verehren die Gottheit des Sees noch jeden August mit Opfergaben. In ihrer Sprache bedeutet „Poopó“ Bauchnabel. Mit dem See verschwindet das Volk vom Wasser mitsamt seiner Geschichte, unbemerkt von den Blicken der Weltöffentlichkeit. Die Ursache für diese ökologische Katastrophe sind sowohl der Klimawandel, als auch die Umleitung der Zuflüsse des Sees für Landwirtschaft und Bergbau. Die letzten Urus schauen hilflos auf das Ende ihrer Welt.
    (2) Grönland: Landwirtschaft oder Bergbau?
    Wird Grönland ein neues Bergbau-Eldorado? Die 57.000 Einwohner der größten Insel der Welt sind sich nicht einig: Während einige die willkommene Möglichkeit sehen, sich endlich von Dänemark zu emanzipieren, befürchten andere die Zerstörung einer seltenen und noch unberührten natürlichen Umgebung. Im Dorf Narsaq sollte eine der größten Uranminen der Welt entstehen, doch die Umweltschützer im grönländischen Parlament setzten durch, dass das Projekt auf Eis gelegt wurde. Und wenn Grönlands Zukunft auf dem Feld liegt? Im August sind die Hügel des Dorfes Qassiarsuk mit Gras bedeckt.
    Die Bauern mähen es, denn die Heuballen werden ihre Schafe im Winter ernähren. Die 37 Farmen Grönlands liegen im Süden der Insel, die milderen und längeren Sommer erleichtern die Arbeit. In der Nähe von Narsaq, im Dorf Qaqortoq, experimentiert ein Däne mit dem Anbau von Paprika, Erdbeeren und Salat, mit dem Ziel, den Gemüseanbau in großem Maßstab zu entwickeln und den Grönländern zu helfen, sich selbst zu versorgen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 03.08.2024 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 02.08.2024 arte.tv
  • Folge 36 (51 Min.)
    (1) China: Schulferien im Militärcamp
    Die Sommerferien nutzen Eltern in China traditionell, um ihre Kinder zu optimieren. Außer Nachhilfeunterricht hilft da vor allem eines: Disziplin lernen. Deshalb stieg die Nachfrage nach Ferienlagern mit Militär-Ausbildern auf mittlerweile Tausende im ganzen Land. Auch der neunjährigen Baoli und die elfjährige Ruirui wurden von ihren Eltern für vier Wochen in ein militärisches Sommerlager geschickt. Hier werden sie gedrillt. Sie lernen, wie man ein Gewehr hält und seine Wäsche wäscht. Baoli soll vor allem abnehmen und Ruirui soll lernen, mit Gleichaltrigen auszukommen. Der allgegenwärtige Einfluss der Kommunistischen Partei in China ist täglich spürbar. In der Schule, im Alltag und im Sommerlager spiegelt sich die Politik des Kommunistischen Staats- und Regierungschefs Xi Jinping. China soll bis 2049 die führende Militärmacht der Welt werden.
    (2) Ukraine: Doppelgänger gegen Krieg
    Im wirklichen Leben leitet Putins Doppelgänger eine LKW-Transportfirma, Kim Jong Uns Doppelgänger produziert Musik und Selenskys Doppelgänger lackiert Autos. Der erste ist Pole, der zweite kommt aus Hongkong und der dritte aus Usbekistan. Ihre Ähnlichkeit zahlte sich aus, in Spielfilmen, Werbespots oder Parodien. Ihr Schicksal wendete sich an dem Tag, als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte. Für den falschen Kim Jong Un sind die drei Doppelgänger wie „eine kleine Familie“. Als die Bomben auf Kiew fielen, sorgte er sich um den Doppelgänger von Selensky, der dort damals in einer Karosseriewerkstatt arbeitete. Er fürchtete, dieser könnte von Russen entführt und vor laufender Kamera ermordet werden, um den Tod des echten ukrainischen Präsidenten vorzutäuschen. Der falsche Kim rief also den falschen Putin in Breslau an, um mit ihm zu beraten, wie sie den falschen Selensky aus der Ukraine rausholen könnten … (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 10.08.2024 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 09.08.2024 arte.tv
  • Folge 37 (51 Min.)
    (1) USA: Trumps Mauer und die Folgen
    Die illegale Migration ist wieder ein großes Thema im US-Wahlkampf und Trumps Mauer ist doch überwindbar. Seit drei Jahren schätzen die US-Behörden, dass jedes Jahr zwei Millionen Menschen illegal über die Grenze kommen, ein historischer Rekord. Manche nennen es eine Invasion und einen Beweis für das Scheitern der Regierung unter Präsident Biden. Andere sehen die Ursache dieser Krise in der zunehmenden Unsicherheit in Südamerika und dem Rest der Welt. Die Reportage begleitet Migranten, die illegal den Rio Grande überqueren, und Freiwillige, die ihnen helfen, wenn sie amerikanischen Boden betreten.
    Sie führt zu den Kandidaten der Republikaner und Demokraten im Wahlkampf. Die Reporter treffen auch einen „Kojoten“, einen Schlepper, der Einwanderer illegal über die Mauer in der Region von Mexicali bringt. Schlepper sorgen sich nicht wegen Donald Trump: „Er hatte die Gesetze verschärft, aber wir haben die Leute weiter durchgeschleust, wie zuvor, als er an der Macht war. Die einzige wirkliche Konsequenz: Wir konnten unsere Preise erhöhen und mehr Geld von den Menschen ohne Papiere verlangen, um sie durchzuschleusen“, sagt Tio, der schon Hunderte in die USA geschmuggelt hat.
    (2) USA: Leben in der Funkstille
    In der Ortschaft Green Bank liegt seit 1957 die „National Radio Silence Zone“. Sie ist seitdem eine Forschungsbasis für Astronomen aus dem ganzen Land, denn in ihr befindet sich das größte ausfahrbare Teleskop der Welt. Es ist breiter als ein Fußballfeld und dreimal so hoch wie die Freiheitsstatue. Das Teleskop braucht „Funkstille“, um Signale aus dem Universum aufzufangen. Schon früh zog es elektrosensible Menschen und Hippies in diese Oase, die alternativ leben wollten und frei von Elektrosmog jeder Art. In diesen Zeiten der globalen Kommunikation im Sekundentakt wirkt die „National Radio Silence Zone“ wie ein Relikt aus prähistorischen Zeiten. Allerdings geriet sie im Jahr 2013 in die internationalen Schlagzeilen: Edward Snowden enthüllte, dass staatliche Behörden dort illegal Daten der US-Bürger sammelten. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 17.08.2024 arteDeutsche Streaming-Premiere Fr. 16.08.2024 arte.tv

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