ARTE Re: Folge 914: Eintrittsgeld fürs Mittelmeer – Streit um Italiens Strände
Folge 914
Eintrittsgeld fürs Mittelmeer – Streit um Italiens Strände
Folge 914 (32 Min.)
Seit 1957 betreibt die Familie von Mario Morra bereits ein traditionelles Strandbad in Neapel. Bald muss er sich – wie die anderen etwa 30.000 italienischen Strandbetreiber – neu um eine Konzession bewerben. Bislang wurde sie einfach immer wieder verlängert, jahrzehntelang. Während Morra sein Geschäft in Gefahr sieht, überlegt Anwohner Mario Avoletto, wie er überhaupt ans Meer kommen soll. De facto werden in Italien seit Jahrzehnten öffentliche Strände privatisiert. Wer baden will, muss zahlen oder muss mit kleinen, oft schattigen, Fleckchen am Ende des Strandabschnitts vorliebnehmen. Auch Bürgeraktivist Paolo Casale klagt, dass viele Strandbetreiber zudem gar nicht mehr ihrem Kerngeschäft nachgehen. Hochzeiten und Partys am Meer – das bringt mehr ein als das Vermieten von klapprigen
Sonnenliegen. Dabei zahlen Italiens Strandbetreiber lächerliche Konzessionsgebühren, im Schnitt jährlich etwa 1,20€ pro Quadratmeter. Rechtliche Folgen mussten sie bislang keine befürchten: Die Strandlobby steckt oft mit Politik und Polizei unter einer Decke. Der Bürgermeister von Lecce, Carlo Salvemini, hat die Neuvergabe der Konzessionen bis zum obersten Verwaltungsgericht Italiens durchgefochten. Er ist der Meinung, dass die Politik endlich Verantwortung im Interesse der Allgemeinheit übernehmen sollte. Könnte dieser revolutionäre Funken auf ganz Italien überspringen? In der Bucht von Neapel stehen die Anwohner um Mario Avoletto bereits in den Startlöchern. In zahlreichen Kanus kapern sie für ein „freies Meer“ die Strandbäder der Stadt. Der Kampf um Italiens Strände hat begonnen. (Text: arte)
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