2025, Folge 1409–1431
Der Bergarzt und die Lebenskünstler im Tessin
Folge 1409 (32 Min.)Bild: Jürgen StaigerUmgeben von malerischer, aber rauer Natur, ist das Leben im Onsernone-Tal für die 650 Einwohner nicht leicht. Die Straße des Tals windet sich 28 Kilometer lang durch enge Serpentinen. Vieles ist nur zu Fuß und unter körperlichen Mühen erreichbar. Einen Supermarkt gibt es nicht. Vor allem die medizinische Versorgung muss gesichert sein, damit das Tal attraktiv bleibt – für junge Familien aber auch für die Älteren. Beppe Savary-Borioli, 72 Jahre alt und der langjährige Arzt des Tals, steht vor der schwierigen Aufgabe, einen Nachfolger zu finden.
Er entwickelt die Idee eines „Doktor-Sharing“-Modells, bei dem sich mehrere Ärzte die Betreuung der Dorfbewohner teilen könnten. Für einige Monate begleitet ein junger Assistenzarzt aus Locarno den erfahrenen Bergarzt – wird er dessen Nachfolger? Es gibt einige junge Familien auf der Suche nach einem entschleunigten Leben, die die Herausforderungen gerne annehmen. Doch der Wohnraum ist knapp, denn die meisten der rund 1.200 Häuser im Tal werden von ihren Besitzern nur wenige Wochen im Jahr als Ferienhäuser genutzt. Mike Keller, einst im Tal geboren, ist zurückgekehrt – mit einer Mission: Er will die leerstehenden Ferienhäuser an neue Familien vermitteln.
Die Schamanin Daniela Huber ist mit ihrem vierjährigen Sohn Atticus und dessen Vater Adrian nach Berzona ins Haus ihrer Großmutter gezogen. Sie verbrachte schon in ihrer Kindheit den Sommer hier. Berzona ist zwar eines der schönsten Dörfer des Onsernone, aber außerhalb der Sommersaison fühlt sich Daniela dort einsam. Gemeinsam mit Mike sucht sie jetzt Wohnraum für neue Mitstreiter, mit denen sie das Dorf wiederbeleben will. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 02.01.2025 arte Skincare-Hype unter Kindern
Folge 1410 (32 Min.)Bild: arteDie falsche Anwendung von Kosmetik-Produkten wie Antifaltencremes kann auf Kinderhaut ernste Probleme auslösen. In der Praxis von Dermatologin Bettina Banasch klagen Mädchen und zunehmend auch Jungen immer häufiger über Hautirritationen oder allergische Reaktionen. „Die Schutzschicht der Kinderhaut ist noch nicht voll entwickelt. Manche Anti-Aging Produkte enthalten Inhaltsstoffe, die ihr schaden,“ sagt die Hautärztin. Der Wunsch nach einer makellosen Haut ist groß, Druck entsteht vor allem durch den Vergleich auf Social Media, wo der Markt sogenannter „Skinfluencer“ wächst.
Auf TikTok sind diese selbst oft noch im Teenageralter, ihre Followerinnen und Follower teilweise noch jünger. Große Kosmetikmarken halten so Einzug in die Kinderzimmer. Wie bei den Schwestern Roxane und Christina, 13 und 11 Jahre alt, aus Madrid: Sie beginnen jeden Tag mit ihrer Skincare-Routine. Mit Tonics, Lotionen und Cremes wollen sie damit etwa gegen Pickel, trockene Haut und Rötungen vorgehen. Christina nimmt auch selbst Videos auf, in denen sie Produkte zeigt, teilt diese jedoch nur mit ihren Freundinnen.
„Ich habe Angst, dass die Mädchen in der Schule es sehen und doofe Kommentare abgeben.“ Auch die 8-jährige Amelia aus Nottingham cremt und schmiert viel für einen makellosen Teint. Seit sie drei Jahre alt ist, nimmt sie regelmäßig an Miss-Wahlen teil und konkurriert hier mit anderen Mädchen. „Du musst schön aussehen, um gewinnen zu können und glücklich zu sein“, so Amelia. Was macht der Beauty-Hype mit Kindern und Jugendlichen? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 03.01.2025 arte Der Schneider des Papstes
Folge 1411 (30 Min.)Bild: ShutterstokFilippo Sorcinelli entwirft und produziert hochwertige sakrale Mode im beschaulichen Santarcangelo di Romagna. Zusammen mit sieben Schneiderinnen werden in seinem Atelier in Handarbeit Gewänder und Accessoires angefertigt, die ausschließlich im kirchlichen Umfeld eingesetzt werden. Getragen werden die Kreationen von kirchlichen Würdenträgern auf der ganzen Welt. Auch für Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus hat er Gewänder entworfen. Doch kaum jemand fragt, welchen Designer der Papst trägt. Das bedauert Filippo, denn mindestens sechs Wochen arbeiten er und sein Team an einer sakralen Ausstattung – oder länger, je nach Auftraggeber und Umfang.
Mit seiner Schneiderei ist Filippo ein wichtiger Arbeitgeber in der Region, dennoch wird er oft als „Schwuler“ angefeindet. Ganz in der Nähe, in seinem Geburtsort Mondolfo, lebt er zusammen mit Ehemann Yuri und sieben Katzen. Yuri und er sind beide Kunstfans und Künstler. Regelmäßig sind sie in Rom, nah des Vatikans, in Filippos Showroom für sakrale Mode und Parfum.
Hier arbeitet Giuseppe Didio als Verkäufer. Er ist homosexuell und war 16 Jahre Priester, bis er sein Amt niedergelegt hat, weil er es mit seinem „Schwulsein“ nicht mehr vereinbaren konnte. Ihn wie Filippo stört, dass sie zwischen Glauben, Kirche und sexueller Identität jonglieren müssen – das Privatleben sollte im Geschäft keine Rolle spielen. „ARTE Re:“ wirft einen Blick hinter die Kulissen der sakralen Mode und der strengen Auflagen für die heiligen Gewänder, über deren Auftraggeber nicht gesprochen werden darf. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 06.01.2025 arte Leben mit der Lava auf Island
Folge 1412 (29 Min.)Bild: Spiegel TV/Henning RüttenEirikur Dagbjartsson gehört zur Gruppe der rund 50 „Starrköpfigen“, die nicht akzeptieren wollen, dass die Lavaströme das Ende von Grindavik besiegeln. Obwohl es jederzeit zu einem neuen Ausbruch kommen kann, wollen Eirikur und seine Mitstreiter zeigen, dass es möglich ist, trotz der Gefahr weiterhin in der Hafenstadt zu leben. Dabei gleicht Grindavik einer Geisterstadt. Schulen und Geschäfte sind geschlossen, die meisten der rund 4.000 Einwohner haben ihre Häuser an den Staat verkauft und sind fortgezogen. Um die wenigen Rückkehrer kümmert sich ein soziales Service-Team, denn viele Bewohner berichten von Angstzuständen und Schlafstörungen.
Auch Scheidungen und Alkoholprobleme haben mit den Vulkanausbrüchen zugenommen. Die Isländer leben seit Jahrhunderten mit dem Vulkanismus. Er bringt ihnen Wärme und auch Touristen, die die spektakulären Landschaften von Europas jüngster Insel mit Wasserfällen, heißen Quellen und rund 30 aktiven Feuerbergen besuchen. Unter Island liegt ein sogenannter Hotspot, der wie ein Bunsenbrenner die Erdkruste aufschmilzt und immer wieder flüssiges Gestein aus dem Erdinneren nach oben drückt.
Erst zweimal wurden dadurch bewohnte Siedlungen bedroht. 1973 auf den Westmännerinseln und jetzt Grindavik. Ein Schutzwall soll die Hafenstadt davor bewahren, dass beim nächsten Ausbruch wieder Lava in die Stadt fließt. Pall Einersson ist einer der erfahrensten Vulkanologen in Island. Täglich analysiert er die Daten der Messstationen rund um Grindavik, die die Erdbewegungen überwachen. Der Professor ist sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Vulkane erneut Lava spucken. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 07.01.2025 arte Jagd mit Pfeil und Bogen
Folge 1413 (30 Min.)Hobbyjäger Sören Kiss geht schon seit 15 Jahren zur Jagd. Aktuell erlegt er sogenanntes Schadwild, also Wildschweine und Rehe, im Stadtforst im brandenburgischen Fürstenwalde. Gerne würde der 50-Jährige in einigen Fällen mit Pfeil und Bogen jagen. Allerdings ist das in Deutschland seit 1976 aus Tierschutzgründen verboten. Überall in Europa verursachen Wildschweine, Nutria, Waschbären & Co.Schäden in Milliardenhöhe. Da Jäger in stadtnahen Gebieten nicht mit Schusswaffen auf die Tiere schießen dürfen, setzen die meisten EU-Länder auf die Bogenjagd. In Spanien ist sie seit 1997 legal. Die Kommunalregierung in Madrid hat vor zwölf Jahren eine spezielle Bogenjagdeinheit gegründet, um Wildschweine von den Vororten fernzuhalten.
Jäger Javier Sintez und seine Kollegen konnten so in den letzten Jahren rund 800 Tiere erlegen. Jäger Jan Riedel, der Präsident des Deutschen Bogenjagdverbands, kämpft schon seit zehn Jahren für eine Legalisierung der Methode in Deutschland. Für ihn ist die Pirsch mit Pfeil und Bogen nicht nur die edelste Form Beute zu machen, sondern auch eine sinnvolle Ergänzung zur Jagd mit herkömmlichen Schusswaffen. Die Politik will er nun mit Beispielen aus der Praxis überzeugen und reist dafür ins französische Elsass zur Nutria-Jagd. Denn auch hier, am Rhein-Rhône-Kanal, können die pelzigen Nager aufgrund des Schiffsverkehrs nicht mit einem Gewehr getötet werden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 09.01.2025 arte Italiens neue Landwirte
Folge 1414 (29 Min.)In Italien ist das Engagement des jungen Römers Giacomo Lepri wegweisend. Nach seinem Studienabschluss in Ethnologie ist er, wie viele junge Italiener, arbeitslos. Anstatt im Ausland Arbeit zu suchen, kämpft er dafür, dass ungenutzte öffentliche Flächen der Stadt Rom an junge Landwirte vergeben werden und gründet die Cooperativa Agricola Coraggio. Gemeinsam mit Gleichgesinnten will er das verlassene landwirtschaftliche Gut Borghetto San Carlo ökologisch bewirtschaften. Noch aus der Antike ist Rom Italiens größter Besitzer landwirtschaftlicher Flächen.
Giacomo Lepris Einsatz verändert die Stadtpolitik: Sie unterstützt von nun an, dass das landwirtschaftliche Erbe der Hauptstadt dafür genutzt wird, Arbeitsplätze für junge Bauern zu schaffen. Auch in den steilen Hügeln um die Stadt Genua gibt es viele verlassene landwirtschaftliche Flächen. Sie wurden aufgegeben, weil ihre Bewirtschaftung sehr beschwerlich ist. Als Davide Moro und Matteo Rizzitano beschließen, ihren Job in einer Karosseriewerkstatt zu kündigen, ist es für sie erstmal gar nicht so schwierig, an Felder zu kommen.
Der Weg der Junglandwirte in Rom und Genua ist dennoch voller Hindernisse. Obwohl die EU sie fördern möchte, um den dringend benötigten Generationenwechsel in der Landwirtschaft zu unterstützen, stellen sie fest, dass es für kleine Betriebe schwierig ist, auch langfristig an finanzielle Mittel zu kommen. Ans Aufgeben denken sie dennoch nicht. Nicht nur die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien treibt die Quereinsteiger an, sondern auch ihr Wunsch nach einer selbst bestimmten und naturnahen Arbeit. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 10.01.2025 arte Falken für den Nahen Osten
Folge 1415 (30 Min.)Bild: Steffen BohnertWährend der Brutzeit zwischen März und Juli hat Züchter Ian Garland kaum eine ruhige Minute. Die Falken-Eier müssen überprüft werden und die ausgebrüteten Jungtiere später bis zu viermal täglich mit Frischfleisch versorgt werden. Britische Züchter wie er beliefern vor allem Kunden in den Golfstaaten. Dort werden die Falken auch für lukrative Flugwettkämpfe eingesetzt. Doch die Zucht ist anspruchsvoll und ungewiss bleibt, wie viele Falken Ian Garland in diesem Jahr verkaufen kann. In den letzten Jahrzehnten hat der Export von gezüchteten Falken erheblich zugenommen. Das raue Klima der britischen Inseln bietet ideale Bedingungen für die Aufzucht der majestätischen Vögel.
Mit Geschwindigkeiten von über 300 km/h sind sie die schnellsten Tiere der Welt. Der ehrenamtliche Falkenexperte George Smith hat vor allem wilde Wanderfalken im Blick. Smith kennt fast jedes Nest in der Region rund um Edinburgh. Ihn besorgt, dass seit einigen Jahren immer wieder Eier oder Küken aus Nestern verschwinden. Smith vermutet Diebe dahinter. Mittlerweile arbeitet er eng mit der schottischen Polizei zusammen. Mit waghalsigen Kletteraktionen pirscht er sich an die Nistplätze heran und sammelt DNA-Proben der wilden Wanderfalken. Mit ihrer wachsenden DNA-Datenbank wollen die Ermittler gestohlene Falken schneller erkennen und so die Diebe dingfest machen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 13.01.2025 arte Insta-Hype im Weltkulturerbe Kappadokien
Folge 1416 (30 Min.)Bild: arteKappadokien ist bekannt für seine einzigartigen „Feenkamine“, ausgehöhlte Felsnadeln, die zum Teil noch bewohnt werden. Wichtige Teile der Region sind zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden. Über Tälern mit besonders vielen „Feenkaminen“ steigen jeden Tag in aller Frühe Heißluftballons mit Touristen auf. Die Felsen, die Ballons, der Sonnenaufgang – alles hier ist wie gemacht für Instagram & Co.
Der Fotograf Mustafa Köse macht die passenden Bilder dazu, drückt im richtigen Moment im sorgfältig arrangierten Setting auf den Auslöser seiner Kamera. „Die Touristen wollen genau solche Aufnahmen, für Social Media“, erklärt er. Tausende solcher Motive hat der Fotograf schon geschossen. „Der Kulturtourismus ist tot. Was die Leute jetzt von uns wollen, ist Show.“ Der Fotograf hadert damit, obwohl er von den Wünschen der Touristen gut leben kann. Zehra Demircan hat vor einem Jahr das Hotel ihres Vaters übernommen. Die „Feenkamine“ der Familie hat ihr Vater so originalgetreu wie möglich belassen, damit sie einen Eindruck vom ursprünglichen Leben in Kappadokien ermöglichen.
Das findet Zehra grundsätzlich gut und modernisiert nur sehr behutsam. An ihren Besuchern zweifelt sie manchmal. „Wir hatten eine Reisegruppe hier, die haben eine Woche lang nichts besichtigt“, erzählt sie. „Den ganzen Tag nur Selfies.“ Der Aktivist Mükremin Tokmak kämpft seit Jahren dagegen, dass die einzigartige Landschaft seiner Heimat zerstört wird. Eine Schnellstraße für noch mehr Tourismus, mitten durch ein Tal mit „Feenkaminen“, ist für ihn ein absoluter Sündenfall. Er dokumentiert die Auswirkungen der Bauarbeiten ebenso wie alte Kirchen, die durch die Straße zerstört werden – immer in der Hoffnung, dass sich der Trend noch aufhalten lässt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 14.01.2025 arte Spurensuche im Gletschereis
Folge 1417 (30 Min.)Bild: arteIn den Schweizer Alpen leiten die Archäologen Antoine Caminada und Matthieu Demierre eine Exkursion zum Col Collon. Auf dem 3.000 Meter hohen Gebirgspass an der Grenze zu Italien wollen sie Überreste vergangener Zivilisationen bergen, die das schmelzende Gletschereis freilegt. Die Bedingungen sind extrem. Wie wertvoll sind ihre Funde? Gehen sie, wie von den Archäologen erhofft, tatsächlich bis in die Eisenzeit zurück? Bergretter Friedl Steiner im österreichischen Osttirol ist seit vielen Jahren im Gletschergebiet unterwegs. Vor 20 Jahren fand er mit Kollegen die Wrackteile eines Transportflugzeugs der Wehrmacht, das 1941 auf über 3.000 Metern notlanden musste. Seitdem lässt ihn die Geschichte der „Ju52“ nicht mehr los.
Er hat das Flugzeug-Cockpit aufwändig restaurieren lassen und ist noch immer auf der Suche nach einem speziellen Fundstück: dem fehlenden Maschinengewehr. Die Gletscherschmelze hat sich in den letzten Jahren drastisch beschleunigt. Allein 2022 und 2023 verloren die Schweizer Gletscher zehn Prozent ihrer Eismasse – eine Folge des Klimawandels. Das birgt neue Risiken. Die Gefahr von Bergstürzen, Lawinen und Eisabbrüchen steigt. Immer wieder geben die tauenden Eismassen die Überreste von abgestürzten Bergwanderern frei. So landen auch Skelettreste auf dem Tisch von Gerichtsmedizinern im schweizerischen Sion. Können die Experten mehr über Todesursachen und Identität der Verstorbenen herausfinden? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 15.01.2025 arte Deutsche Streaming-Premiere Fr. 27.12.2024 arte.tv Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 25.11.2024Islands Rezept für gute Pflege
Folge 1418 (30 Min.)Community Health Nurses (CHN) übernehmen bereits seit Jahrzehnten in Island und Skandinavien Aufgaben, die in Deutschland immer noch allein Ärzten vorbehalten sind. Dort managen die studierten Pflegekräfte Gesundheitszentren, machen Hausbesuche bei Patienten und koordinieren die Versorgung von Hilfsbedürftigen vor Ort. Auch in Deutschland tut sich was. So hat sich die aus Island stammende CHN und Pflege-Dozentin Elisa Johannsdottir zum Ziel gesetzt, ihren Beruf in Deutschland zu etablieren und die CHN in mehr Verantwortung zu bringen. Im Allgäu soll demnächst ein Medizinisches Versorgungszentrum nach nordischem Vorbild starten. Vorbereitungen mit CHN und einem Hausarzt laufen. In Brandenburg hat sich Tahnee Leyh ihre Anstellung in Luckau mit großem Einsatz selbst geschaffen, um Menschen zu unterstützen, denen der Weg zum Arzt zu mühsam geworden ist.
Zu ihren Patienten gehört die schwer an Krebs erkrankte Bäuerin genauso wie die depressive junge Frau, für die allein Tahnees Hausbesuche den Tag aufhellen. An der Technischen Hochschule Deggendorf schließt die 21-jährige Anna gerade ihren Master im Pflegestudium ab. Sie ist fest davon überzeugt, dass sie als CHN gute Berufschancen in der Zukunft hat – auch wenn die Übertragung von weiterreichenden Kompetenzen noch nicht gesetzlich geregelt ist. Sind Community Health Nurses die Lösung, wenn Kliniken schließen und sich immer mehr Hausärzte in den Ruhestand verabschieden? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 16.01.2025 arte Klimawandel auf dem Teller
Folge 1419 (30 Min.)Bild: ArteOb es zu viel regnet oder zu heiß ist: Für die Olivenernte ist beides schlecht. Allein im Jahr 2023 ist der Preis für Olivenöl laut Statistischem Bundesamt um 20 Prozent gestiegen. Der Bremer Conrad Bölicke arbeitet gemeinsam mit Olivenölproduzenten daran, dass mediterranes Olivenöl auch in Zukunft in guter Qualität bezahlbar bleibt. Dafür experimentiert er in Italien mit dem Anbau von Bohnen und Erbsen neben den Olivenbäumen. Diese Gemüsepflanzen sorgen dafür, dass der Boden nicht austrocknet und neuer Humus entsteht. Zusätzlich verhilft auch der effektivere Einsatz von Wasser zu besseren Ernteergebnissen. Seit Jahrhunderten versuchen Menschen die Versalzung von Böden zu verhindern, um die Landwirtschaft in Küstennähe zu erhalten – mit mäßigem Erfolg.
Arjen de Vos auf der niederländischen Insel Texel geht einen anderen Weg: Er sucht nach Möglichkeiten, auf salzhaltigen Böden Gemüse anzubauen, insbesondere Kartoffeln. Der Biologe leitet das Sozialunternehmen Salt Doctors. Auf Texel sucht Arjen de Vos zusammen mit dem Landwirt Jan Bakker nach salzresistenten Kartoffel- und Gemüsesorten, die direkt im Salzwasser wachsen. In seiner Versuchsanlage testet er neben Kartoffeln auch den Anbau von Tomaten und Mangold. Was hier im Kleinen funktioniert, soll später auf der ganzen Welt umgesetzt werden. Schon heute sind die Salzdoktoren in zehn Ländern im Einsatz – von Marokko bis Senegal, von Vietnam bis Kuba. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 17.01.2025 arte Trendsport Angeln
Folge 1420 (29 Min.)Bild: Spiegel TVMit fast sieben Millionen Anhängern in Deutschland und sogar 18 Millionen in Frankreich ist Angeln eine weit verbreitete Tätigkeit. Ob als Sport, Hobby oder zur Selbstversorgung betrieben – einer oft unsichtbaren Beute aufzulauern scheint zu faszinieren. Angler verbringen bereitwillig Stunden auf dem Meer, einem See oder Steg. Und kehren oft mit leeren Händen zurück. Was erklärt die Begeisterung? (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 21.01.2025 arte Zwei Mohnbauern gegen einen Käfer
Folge 1421 (30 Min.)Bild: Daniel LaudowiczLandwirt Frantisek Pospisil steht am Rand seines Feldes im tschechischen Böhmen und bewundert das weiß-lila Blütenmeer, in das sein Mohnfeld sich endlich verwandelt hat. Pospisil macht sich Sorgen um die Ernte: Es war zu trocken im Frühjahr, die Mohnpflanzen sind nicht kräftig genug und anfällig für Schädlinge … (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 22.01.2025 arte Einmal arm, immer arm?
Folge 1422 (29 Min.)Bild: ArtePierre Hollberg kalkuliert zehn Euro am Tag für Lebensmittel ein. Das muss für sechs Personen reichen. Er lebt mit seiner schwerbehinderten Frau und vier Kindern auf knapp 90 Quadratmetern in einer Vier-Zimmer-Wohnung. Das Elternbett steht im Wohnzimmer. Platz für einen Esstisch gibt es nicht. Schwiegermutter Evi unterstützt die Großfamilie, wo sie nur kann. Alle zwei Wochen besorgt sie Lebensmittel von der Tafel. Es gibt viele Gründe, arm zu werden. Krankheit, Arbeitslosigkeit, Trennung. Vor allem alleinstehende Mütter sind betroffen.
Jessica Laue, dreifache Mutter aus Hellersdorf, war nach der Trennung vom Vater ihrer Kinder viele Jahre arbeitslos, trotz zweifacher Berufsausbildung. Seit Kurzem hat sie einen Vollzeitjob, verdient dabei allerdings weniger als das, was sie vorher an Bürgergeld bekommen hat. Dennoch ist ihr die Arbeit wichtig, um ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Sie möchte ihnen ein Leben in Armut ersparen. Kindern aus Hellersdorf eine Chance geben, darum bemüht sich seit 30 Jahren die Arche, eine ausschließlich von Spenden finanzierte Hilfsorganisation.
Pascal „Kalle“ Höhn war ein Arche-Kind. Nach einer belastenden Kindheit, schweren Gewaltausbrüchen als Teenager und zweieinhalb Jahren Jugendhaft macht er jetzt eine Ausbildung zum Sozialassistenten. In der Arche möchte er Jugendlichen helfen, nicht wie er selbst „falsch abzubiegen“. Armut hat viele Gesichter, und sie kann jeden treffen. Sie nimmt Menschen ihre Würde, raubt Erwachsenen Hoffnung und Kindern Perspektiven. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 23.01.2025 arte Der eisige Weg zum Extrembergsteiger
Folge 1423 (30 Min.)Bild: ArteIm Expeditionskader des Deutschen Alpenvereins lernen junge Männer und Frauen unter anderem das Klettern an riesigen Eiszapfen und senkrechten Felsen. Der Kader ist so etwas wie die Schule der Extrembergsteiger. Vor 25 Jahren startete die Ausbildung des ersten Jahrgangs, Dutzende junger Menschen wurden seitdem im extremen Bergsteigen geschult. Die Idee: den klassischen Alpinismus zu fördern und denjenigen eine gute Ausbildung anzubieten, die in den Bergen nach echten Abenteuern streben. Luis Funk, 22 Jahre alt, ist Mitglied im aktuellen Männerkader. Der gebürtige Münchner hat das Klettern in der Halle gelernt. Er war schon in jungen Jahren als Wettkampfkletterer erfolgreich – bis ihn die Sehnsucht nach der Natur und den Bergen dazu bewog, diese Karriere nicht weiterzuverfolgen und sich seine Herausforderungen lieber an echtem Fels statt an Plastikgriffen zu suchen.
Der Weg vom Hallenkletterer zum Alpinisten führt Luis über gefrorene Wasserfälle in Südtirol, senkrechte Felsen im Tessin hin zu hohen Bergen in Kirgistan und grimmigen Nordwänden in den Alpen. Er muss lernen, Risiken einzuschätzen und Eigenverantwortung zu übernehmen, um das Ziel verfolgen zu können, das Alpinisten seit Generationen antreibt: die höchsten Gipfel auf eigenen Wegen zu erobern. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 24.01.2025 arte Ein Holocaust-Überlebender als TikTok-Star
Folge 1424 (30 Min.)Gidon Lev ist Jude und wurde 1935 im tschechoslowakischen Karlovy Vary (Karlsbad) geboren. Im Alter von sechs Jahren wurde er mit seiner Familie ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Seine Mutter und er überlebten, sein Vater und 25 weitere Familienmitglieder wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Heute lebt der mittlerweile 89-Jährige mit seiner Partnerin Julie Gray im Norden Israels. Mit ihrer Hilfe teilt er auf TikTok unter „thetrueadventures“ seine Lebensgeschichte. Gidon will vor allem junge Menschen erreichen, die oft nur wenig über den Holocaust wissen.
Aktuelle Studien zeigen: Die jungen Generationen weisen große Wissenslücken in Bezug auf die NS-Geschichte und den Holocaust auf. Um dem entgegenzuwirken, versucht die Erinnerungsarbeit mittlerweile die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dort abzuholen, wo sie die meiste Zeit verbringen – auf TikTok und Instagram. Und so nimmt auch Gidon Lev seine über 450.000 Follower mit auf die Lesereise seiner Autobiografie quer durch Europa, nach Amsterdam und Berlin, zu seinem ehemaligen Wohnhaus in Prag – und ins ehemalige KZ Theresienstadt, wo er vier Jahre interniert war.
Neben Erinnerungen an Leid und Verlust berichtet er auch von seiner Kindheitsliebe oder seinem roten Dreirad, das er zurücklassen musste. Doch Gidon und Julie müssen sich auf Social Media auch mit Hasskommentaren und Holocaustleugnern auseinandersetzen. Trotzdem bleiben sie optimistisch. Die Reportage begleitet Gidon Lev auf seiner emotionalen Europatour und zeigt einen Mann, der unermüdlich für eine bessere Zukunft kämpft. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 27.01.2025 arte Grüner Güterverkehr
Folge 1425 (29 Min.)Bild: Boris Mahlau/doc.stationSara Schiffer ist fest entschlossen den Straßengüterverkehr grüner zu machen. „Wir wollen bis 2045 klimaneutral sein, und das geht nur, wenn wir alle technologischen Möglichkeiten ausschöpfen“, sagt sie. Ihre LKW fahren mit Wasserstoff. Sie werden gemietet – bezahlt wird nur die gefahrene Strecke, etwa ein Euro pro Kilometer. Um zu beweisen, dass Wasserstoff-LKW schon heute eine Alternative sein können, begibt sich die studierte Informatikerin auf eine Pionierreise. Es geht quer durch Europa: von der nördlichsten Elektrolyseanlage in Deutschland in Niebüll bis nach Turin in Italien, wo sie ein neues Modell für ihre Flotte testen will. Eine Bewährungsprobe für Wasserstoff-LKW auf langen Strecken, denn ähnlich wie bei Elektrofahrzeugen steht und fällt die Zukunft mit der Möglichkeit, unterwegs aufzuladen beziehungsweise zu tanken.
Der große Vorteil von LKW mit Brennstoffzelle ist nämlich, dass sie in nur 15 Minuten vollgetankt sind, während rein batterieelektrische LKW mehrere Stunden brauchen – sofern es überhaupt Lademöglichkeiten gibt. Grüner Gütertransport beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Straße. In der belgischen Stadt Gent nutzt Bio-Landwirt Maarten Cools das Flüsschen Leie für die sogenannte „letzte Meile“. Auf einem kleinen Boot, ausgestattet mit Solarpaneelen, transportiert er sein Gemüse vom Feld emissionsfrei in die Innenstadt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 28.01.2025 arte Das Gemüsewunder von Island
Folge 1426 (30 Min.)Bild: ArteTómas Ponzi züchtet Tomaten, die sich vor denen aus Italien nicht verstecken müssen. Draußen sind es gerade mal 12 Grad Celsius, in seinem Gewächshaus angenehme 20 Grad – also ideale Bedingungen für das Nachtschattengewächs. Der Software-Entwickler züchtet inzwischen über 30 verschiedene Sorten und beliefert sogar Spitzenrestaurants in Reykjavik. Der Grund für sein Tomatenparadies liegt unter der Erde Islands. Vulkane und Geysire fördern Hitze aus dem Erdinneren an die Oberfläche. Mit dieser Erdwärme beheizen die Isländer nicht nur ihre Häuser, sondern auch immer mehr Gewächshäuser.
So schaffen sie es, immer mehr Gemüse selbst zu produzieren. Fast 70 Prozent der Tomaten, die sie essen, bauen sie selbst an. Bei Gurken sind es fast 100 Prozent. Damit sind sie immer weniger auf Gemüseimporte vom europäischen Festland angewiesen. Mit der Energie aus dem Erdinneren lassen sich sogar exotische Früchte züchten. So liegt die nördlichste Bananenplantage der Welt auf Island. Doch nicht alle Gemüsefans auf Island wollen von der Erdwärme abhängig sein.
Hildur Arnardóttir ist überzeugte Selbstversorgerin in den Westfjorden Islands. Sie wagt mit ihrer Familie das Undenkbare und baut unter freiem Himmel Gemüse an. Dabei verlässt sie sich nur auf die Energie der Sonne und ihr eigenes Können. In der 3.000-Einwohner-Gemeinde Ísafjörður trotzt sie dem kühlen Sommerklima mit ihren eigenen Anbaumethoden: „Ich spüre, wie in immer mehr Menschen ein Funke aufflammt und sie ein Verständnis dafür bekommen, wie Lebensmittel wachsen und so eine tiefere Verbindung zur Natur entwickeln.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 29.01.2025 arte Inside Jehovas Zeugen
Folge 1427 (30 Min.)Seit 2017 sind sie rechtlich als Religionsgemeinschaft in Deutschland anerkannt, bleiben aber umstritten: Jehovas Zeugen. Mit etwa 178.000 Mitgliedern zählt die deutsche Gemeinde zu den größten Europas. Aber wer sind sie und woran glauben sie? Ayisha und George sind Zeugen Jehovas, das junge Ehepaar wohnt und arbeitet in der riesigen deutschen Zentrale in Selters im Taunus – für ein „Taschengeld“, dafür mit freier Kost und Unterkunft. Zu zweit teilen sie sich etwa 30 Quadratmeter: ein Zimmer, Kochnische, Bad. Mehr brauchen sie nicht, sagen sie.
George arbeitet im hauseigenen Vertrieb, der den „Wachtturm“ europaweit verschickt – Ayisha organisiert unter anderem Ausstellungen, die die Öffentlichkeit über Jehovas Zeugen informieren sollen. Während die evangelische und katholische Kirche mit massenhaften Austritten kämpfen, bleiben die Mitgliederzahlen bei Jehovas Zeugen nahezu konstant. Sie orientieren sich an strengen Regeln: Sie lehnen den Wehrdienst ab, beteiligen sich nicht an Wahlen, sind gegen Abtreibungen, Homosexualität und vorehelichen Sex, sie feiern keine Geburtstage und lehnen Bluttransfusionen ab.
Für nahezu alle Dinge des Lebens finden sie eine Bibelstelle, die ihnen sagt, wie sie sich verhalten sollen. Auch gegenüber denen, die nicht mehr ihrer Kirche angehören wollen. Das geht bis zum völligen Kontaktabbruch, selbst dann, wenn es sich um engste Verwandte handelt. Die Reportage begleitet ein Jahr lang Zeugen Jehovas in ihrem vom Glauben geprägten Alltag. Das TV-Team ist das erste nach zehn Jahren, das wieder in der deutschen Zentrale von Jehovas Zeugen drehen dufte. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Do. 30.01.2025 arte Ein Pfarrer für 43 Dörfer
Folge 1428 (30 Min.)Bild: SWRTeo Nieto hält einen traurigen Rekord: Er ist der Pfarrer, der in Spanien die meisten Dörfer zu betreuen hat. 43 sind es und die meisten davon sind nahezu ausgestorben, wie beispielsweise Toilla. „Hier leben acht Leute“, sagt Teo Nieto, „die meisten schon ihr ganzes Leben lang.“ Die Kirche ist die kleinste in ganz Aliste – gerade deshalb ist der Gottesdienst einmal die Woche für Pfarrer Teo Nieto etwas ganz Besonderes. „Mir ist es egal, ob viele oder wenige zur Messe kommen. Das ist nicht wichtig. Wenn man sich für die Kleinen, die Schwachen, die Einfachen entscheidet und weiß, dass dort Gottes Gegenwart ist, spielt es keine Rolle, wie viele kommen.“ Weniger als 7.000 Menschen leben in Aliste – im so genanntenEspañaVaciada, im „entleerten Spanien“ – auf einer Fläche, größer als Berlin.
Und es werden immer weniger. „Meine Arbeit in diesen Dörfern sehe ich als Berufung. Ich möchte die Menschen hier ermutigen und ihnen Hoffnung geben. Denn Einsamkeit ist ein Gefühl, das uns zerstören kann“, sagt Teo Nieto.
Um die Entvölkerung in Aliste aufzuhalten, mischt sich Pfarrer Nieto inzwischen auch in die Lokalpolitik ein. Vor fünf Jahren schloss sich Teo mit anderen zusammen für den Kampf gegen die Landflucht. Aus der einst kleinen sozialen Bewegung ist inzwischen eine nationale Partei entstanden: EspañaVaciada. „Die Politiker in Madrid haben beschlossen, diese Gebiete aufzugeben“, klagt Teo Nieto. Der Pfarrer will hier für immer bleiben. „Hier möchte ich sein, genau hier. Das fühle ich. Ich denke, dass ich hier sein soll, weil Gott mich hierhergeschickt hat.“ (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Fr. 31.01.2025 arte Ein Dorf ringt mit seiner NS-Vergangenheit
Folge 1429 (30 Min.)Wilhelm Drewes möchte für einen polnischen Zwangsarbeiter, der 1942 in der Nähe seines Dorfes erhängt wurde, eine Gedenktafel aufstellen. Doch Frankenfelde ist politisch tief gespalten. Die brandenburgische AfD – vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft – ist hier erfolgreich. Gelingt es Drewes die Gräben zu überwinden und das Dorf für sein Vorhaben zu gewinnen? – Katarzyna Świątkiewicz am Baum, an dem ihr Großonkel 1942 erhängt wurde.Bild: rbb/Guido KilbertDer Großvater von Wilhelm Drewes war Ortsvorsteher in Frankenfelde, als 1942 ein 21-jähriger polnischer Zwangsarbeiter gehängt wurde, weil er eine Beziehung mit einem deutschen Mädchen aus dem Dorf hatte. Drewes hat davon erst nach dem Tod des Opas erfahren. Er fühlt sich verpflichtet, dem hingerichteten Polen eine Gedenktafel im Dorf aufzustellen. Bei einer Versammlung möchte er die anderen Frankenfelder für sein Vorhaben gewinnen. Die Tafel soll durch möglichst viele kleine Spenden finanziert werden – als Ausdruck ihrer hohen Akzeptanz im Dorf. Um sein Vorhaben zu verwirklichen, muss Drewes die politischen Gräben in seinem Dorf überwinden. Die vom Brandenburger Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestufte „Alternative für Deutschland“ ist stärkste Partei im Dorf und dürfte laut Prognosen bei den anstehenden Landtagswahlen nochmals zulegen.
Die Politik spalte das Dorf, erzählen Alteingesessene. Zu der Versammlung hat Wilhelm Drewes einen besonderen Gast eingeladen. Nach langer Suche ist es ihm gelungen, die Großnichte des Polen ausfindig zu machen. Die Familie hat seit mehreren Generationen nach Władysław Stuczyński gesucht, erst durch Wilhelm Drewes hat Katarzyna Świątkiewicz erfahren, was mit ihrem Großonkel geschehen ist. Die Reportage begleitet Wilhelm Drewes fünf Monate lang – bis zum Geburtstag des hingerichteten Polen – bei seinem Vorhaben. Wilhelm Drewes hofft, an diesem Tag die Gedenktafel in Frankenfelde einweihen zu können. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mo. 03.02.2025 arte Die Jenischen und ihr Wunsch nach Anerkennung
Folge 1430 (30 Min.)Bild: Anne ThieleThomas Mayr aus Innsbruck ist Jenischer. Alle paar Wochen hängt er seinen Wohnwagen an sein Auto, um als Fensterverkäufer durch Österreich zu fahren und hausieren zu gehen – so wie er es von seinen Eltern gelernt hat. „Die Reise steckt uns Jenischen im Blut“, sagt er. Die meisten Jenischen sind heutzutage allerdings sesshaft. Dadurch geht die jenische Lebensweise wie auch die jenische Sprache immer mehr verloren. In Deutschland versucht Renaldo Schwarzenberger dagegen etwas zu tun. Er organisiert jenische Treffen, bei denen gebootscht wird.
Bootschen ist ein Spiel, ähnlich dem französischen Boule, welches Jenische seit Jahrhunderten spielen. In Rastatt besucht Renaldo mit seiner Tochter Vivien seinen Stiefvater Seppel. Der zeigt seiner Enkelin das Scherenschleifen – ein typisch jenischer Beruf. Bei dieser Gelegenheit berichtet Seppel auch davon, was seiner Familie im Dritten Reich widerfahren ist: Seine Mutter kam in ein Konzentrationslager, er selbst wurde nach dem Krieg in einem Kinderheim als Zweijähriger zwangssterilisiert.
Vielen Jenischen erging es so. Erinnert wird daran bislang kaum, weder in Deutschland noch in Österreich. Sowohl Thomas als auch Renaldo kämpfen dafür, dass sich das ändert. In Deutschland will Renaldo erreichen, dass die Jenischen als nationale Minderheit anerkannt werden. So könnte die Vergangenheit aufgearbeitet und zugleich Sprache und Kultur bewahrt werden. Die Reportage zeigt Renaldo beim Zusammentreffen mit Politikern in Berlin und bei einer Reise nach Auschwitz, um auf das damalige Schicksal der Jenischen aufmerksam zu machen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Di. 04.02.2025 arte Marjana und das Gesetz der albanischen Berge
Folge 1431 (29 Min.)Bild: Lenar_Musin„Neomalsore“ nennt Marjana Koçeku ihren Bauernhof im Norden Albaniens. Malsore ist die albanische Bezeichnung für die Menschen aus den Bergen. Marjana will mit ihrem Gästehaus, das direkt am Koman See liegt, an alte Traditionen anknüpfen – und ihnen zugleich eine neue, weibliche Perspektive geben. Denn vor allem die Region des Dukagjin ist noch immer sehr patriarchalisch geprägt. Über viele Jahrhunderte war diese Bergwelt Fluchtort für die, die ihre Eigenständigkeit verteidigen wollten. Der Kanun, das Gesetz der Berge, hat sich hier daher länger gehalten als im Rest Albaniens.
Der Gesetzeskodex aus dem Mittelalter war dazu da, das Zusammenleben in der Familie und unter den Stämmen zu regeln. Frauen spielen darin eine untergeordnete Rolle. Ihr Wirken ist vor allem auf das Häusliche beschränkt. Marjana gelingt es, aus diesen engen Rollen-Erwartungen auszubrechen. Sie studiert Politik und internationale Beziehungen in Tirana und Italien, kehrt aber schließlich zurück. Denn ihren Platz sieht sie genau da, wo sie ihre Wurzeln hat, in den albanischen Bergen.
Auch Paola Tasho rüttelt an Geschlechterrollen. Als erster weiblicher Guide für Klettertouren in Albanien möchte sie andere Frauen darin bestärken, selbstbewusst ihren Weg zu gehen. Zusammen mit dem Südtiroler Bergführer Martin Plankensteiner zeigt Paola Touristen die geheimnisvolle Schönheit ihrer Heimat und gibt Einblicke in eine archaische Kultur. Dazu gehört auch ein Besuch bei Marjana Koçeku, die sich weit über ihre Region hinaus mit ihrer Form des Agrotourismus einen Namen gemacht hat. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Mi. 05.02.2025 arte
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