2017, Folge 117–139

  • Folge 117 (28 Min.)
    Vetternwirtschaft, Fremdenhass, Repressionen gegen die freie Presse: Ungarn ist das Sorgenkind der EU, doch richtig maßregeln mag Brüssel Ministerpräsidenten Viktor Orbán nicht. Ausgerechnet eine Satire-Partei mischt dagegen das Land nun gehörig auf. „Ein Hund mit zwei Schwänzen“ startete als Street Art-Truppe, doch angesichts der Lage in Orbáns Ungarn, machen die Komiker nun ernst. Schlagzeilen außerhalb Ungarns machten die sogenannten Zweischwänzigen erstmals, als sie 2016 mit einer Plakat-Aktion Orbáns Anti-Migrations-Referendum implodieren ließen. Die Zweischwänzigen kämpfen mit Satire gegen die realsatirisch anmutende Politik Orbáns – das ist deutlich ernster als es klingt.
    „Re:“ begleitet Gergely und Ferri, die führenden Köpfe der Zweischwänzigen, bei ihren mutigen und bissigen Aktionen. Eine davon im symbolträchtigsten Ort der heutigen ungarischen Politik: Felscut, das Heimatdorf von Viktor Orbán. Hier ließ der Ministerpräsident einen nutzlosen Zug mit drei Haltestellen und ein völlig überdimensioniertes Fußballstadion bauen. Die Zweischwänzigen finden, dass Felscut ein weiteres Großprojekt verdient hat: Sie wollen vom Dorfplatz aus ein Raumschiff ins All schießen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 23.10.2017 arte
  • Folge 118 (28 Min.)
    Es war eines der größten Versprechen der internationalen Gemeinschaft an Afghanistan: Bildung und Schulen für Mädchen. Nicht viel davon ist geblieben. Afghanistan ist heute unsicherer denn je. Aber es gibt Menschen, die unter Lebensgefahr weiter versuchen, zu helfen: Peter Schwittek und seine Frau Annemarie gehören dazu. Mit ihrem 1998 gegründeten Verein OFARIN (auf Deutsch: „gut gemacht!“) und trotz aller Drohungen gründen sie Schulen und ermöglichen es somit auch Mädchen, zu lernen. Das Besondere am Ansatz der Schwitteks ist, dass sie örtliche Mullahs in ihre Projekte mit einbeziehen und sich so den Rückhalt in der Bevölkerung sichern.
    Zwei Mal am Tag wird in der Abu Bakre Sediqu-Moschee in Kabul der Koran gegen Schulbücher getauscht. Jeweils für neunzig Minuten wird hier gepaukt, streng nach Geschlechtern getrennt, wie es in Afghanistan üblich ist. Etwa 9.000 Schüler, mehr als die Hälfte davon Mädchen, lernen zurzeit bei OFARIN und rund 500 Lehrkräfte, oft ehemalige Schüler, haben nun ein finanzielles Auskommen. Doch das Projekt ist in Gefahr. Misereor, der Hauptgeldgeber von OFARIN, hat die Finanzierung der Mädchenschulen eingestellt. Aufgeben kommt für die Schwitteks jedoch nicht in Frage. „ARTE Re:“ trifft dieses mutige deutsche Ehepaar und ihre afghanischen Mitstreiter. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 24.10.2017 arte
  • Folge 119 (28 Min.)
    Erstmals seit zwei Jahren ist die Zahl antisemitischer Straftaten wieder angestiegen. Die frisch ins Parlament gewählte AfD, die in ihren Reihen Rechtsradikale und Nazis duldet, wird das Klima womöglich noch verschärfen. Was macht das mit den etwa 250.000 Juden in Deutschland? Im Zentrum unseres Films steht der Fall eines 14-jährigen Schülers aus Berlin. Monatelang war er in seiner Schule beschimpft, gemobbt und geschlagen worden – weil er Jude ist. Seine Mutter Gemma hat darüber ein „Gewaltprotokoll“ verfasst. Wenn man es liest, kann man ahnen, wie es dem Jungen ergangen ist.
    Es geht los, als Oscar im Ethikunterricht erzählt, dass er jüdisch ist. Sein türkischer Freund will daraufhin nicht mehr mit ihm sprechen, weil „Juden egoistisch sind und Araber töten.“ Es endet damit, dass Oscar mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugpistole bedroht wird und Todesangst erleidet. Die Eltern ziehen die Konsequenzen und nehmen ihren Sohn von der Schule. Oscars Eltern sind die Protagonisten in dieser Folge von „ARTE Re:“. Sie gewähren uns Einblick in ihr Leben, laden zu sich nach Hause ein und erzählen die Geschichte ihres Sohnes.
    Wir treffen auch Oscars Großvater, der während des Naziregimes von einer deutschen Familie versteckt und somit vor dem Nazi-Terror gerettet wurde. Nach dem Krieg wurde er auf einer Jesuitenschule als Jude derartig diskriminiert, dass er versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Zwei Generationen später passiert seinem Enkel in Deutschland etwas ganz Ähnliches. Wird der Anstieg des Antisemitismus in Deutschland verharmlost oder sogar toleriert? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 26.10.2017 arte
  • Folge 120 (28 Min.)
    Zehn Jahre nach der Aufnahme in die EU ist die Stimmung in Rumänien derzeit brisant: Hunderttausende demonstrieren gegen die Regierung, die immer wieder in Korruptionsaffären verstrickt ist. Für viele Menschen ist Laura Codruta Kövesi die letzte Hoffnung. Seit 2013 leitet die Staatsanwältin die Antikorruptionsbehörde DNA. Kövesi hat Tausende von Strafverfahren wegen Korruption, Amtsmissbrauchs oder Steuerhinterziehung eingeleitet, auch gegen die Führungsriege der Regierungspartei PSD. Deren Vorsitzender und zugleich der Schattenpremier des Landes, Liviu Dragnea, ist bereits wegen Wahlmanipulation vorbestraft. Er gilt als Schlüsselfigur der aktuellen politischen Krise und erbitterter Gegenspieler von Staatsanwältin Kövesi. „ARTE Re:“ zeigt den Alltag der Chef-Ermittlerin, die trotz Todesdrohungen unbeirrt ihren Kampf gegen die Korruption fortsetzt. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 27.10.2017 arte
  • Folge 121 (28 Min.)
    Änis Ben-Hatira war ein Fußball-Star: U21-Europameister, Profi bei Hertha BSC und Gewinner des Bambis für Integration für seine sozialen Projekte. Doch das ist vorbei. Ben-Hatira wurde von Politik und Medien massiv kritisiert und musste die Bundesliga verlassen. Grund waren seine Spenden für den muslimischen Hilfsverein Ansaar International. Der Verfassungsschutz schätzt Ansaar als extrem-salafistisch ein. Ansaar selbst dementiert. Jetzt kämpft Ben-Hatira in der Türkei gegen den sportlichen Abstieg. Er sieht sich als Opfer von Islamophobie. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 30.10.2017 arte
  • Folge 122 (28 Min.)
    Containerschiffe versprachen einst das große Geld: Immer mehr und immer größere Schiffe wurden in Auftrag gegeben. Doch dann sanken die Frachtraten – und viele Reedereien konnten die Kredite für ihre Schiffe nicht mehr bedienen. Die Folge: erste Reedereien gingen Pleite. Viele kämpfen heute ums Überleben. Auch die Norddeutsche NSB stand vor dem Aus und sah sich zu einem schweren Schritt gezwungen: Allen deutschen Seeleuten wurde gekündigt. Die Schiffe wurden in Billiglohnländer ausgeflaggt. So konnte zwar die Reederei gerettet werden, doch alle 486 deutschen Mitarbeiter verloren ihren Job. Reinhold Stecher ist einer von ihnen – er kämpft bis heute für sich und seine Kollegen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 31.10.2017 arte
  • Folge 123 (28 Min.)
    Marjolaine Moreau hat sich freiwillig gemeldet. Die Hausfrau und Mutter von drei Kindern beginnt an der französischen Ecole de Gendarmerie de Chateaulin mit mehr als hundert anderen einen militärischen Vorbereitungskurs zur Verstärkung der Gendarmerie. 24 Tage lang proben die neuen Reservisten für den Ernstfall – Erste Hilfe, Festnahmen, Schießtraining. Für die 35-jährige Marjolaine Moreau eine körperlich und psychisch anstrengende Zeit. Sie ist dem Aufruf der Regierung nachgekommen, weil sie nach den Terroranschlägen von Paris und Nizza etwas für ihr Land tun wollte. Sie zählt zu einer Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern im Land, auch „Génération Bataclan“ genannt. Aber schafft der Einsatz von normalen Bürgern an der Waffe tatsächlich mehr Sicherheit? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 01.11.2017 arte
  • Folge 124 (28 Min.)
    Italien ächzt unter der Last der Flüchtlinge: Zwar haben in diesem Jahr weniger Menschen die lebensgefährliche Überfahrt von Nordafrika nach Süditalien gewagt, doch der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Zudem würden die nichtstaatlichen Hilfsorganisationen (NGOs) zumindest teilweise mit den Schleppern paktieren, sagt die italienische Regierung. So habe sich ein regelrechter Fährdienst entwickelt, der mit Seenotrettung im eigentlichen Sinne nichts mehr gemein habe. Was steckt hinter diesen Vorwürfen? Die NGOs weisen die Anschuldigungen zurück, und die meisten sind auch nicht bereit, einen Verhaltenskodex zu unterschreiben, der die Rettung strengen Regeln unterwerfen würde. Zwar würden so die Flüchtlingszahlen minimiert. Doch dies käme einem Todesurteil gleich – für Tausende, die noch flüchten werden. Zugleich spielt das Regelwerk der libyschen Küstenwache in die Hände, die von der EU dafür bezahlt wird, dass sie Flüchtlingsboote abfängt und die Menschen nach Nordafrika zurückbringt. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 02.11.2017 arte
  • Folge 125 (28 Min.)
    Stell Dir vor, Du bestimmst den Preis. Wieviel soll Milch kosten? Mit ein paar Mausklicks entscheiden: Darf die Kuh auf die Wiese? Und der Bauer mal in den Urlaub? Ja! Das kostet nur ein paar Cent mehr.In Frankreich geht das. „C’est qui le Patron?“ heißt die Initiative. Wer ist der Boss? Auf der Website stimmen Verbraucher über Milch- und Pizza-Preise ab. Und viele zahlen gerne etwas mehr für glückliche Kühe, gesunde Milch und Bauern, die von ihrer Arbeit leben können. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 03.11.2017 arte
  • Folge 126 (28 Min.)
    Bislang schien der gigantische Braunkohle-Tagebau unaufhaltsam, alle Proteste waren sinnlos. Doch nun bekommen die Bergbau-Gegner massive Unterstützung: Klimaschützer stellen sich gegen die wohl dreckigste Gewinnung von Energie aus Kohle. Die Kohlekraftwerke vor Ort sind die größten CO2-Produzenten in ganz Europa und somit auch mitverantwortlich für den Klimawandel. Für die Kraftwerke ist ein über 10.000 Jahre alter Wald schon zu achtzig Prozent abgeholzt worden. In einer sonst eher beschaulichen, ländlichen Gegend treffen jetzt Norbert Winzen, seine Familie und andere Dorfbewohner ebenso wie Kohlekumpel auf junge Demonstranten aus vielen Ländern. Ein brisanter Zusammenprall komplett unterschiedlicher Kulturen und Lebenswelten. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 06.11.2017 arte
  • Folge 127 (28 Min.)
    Seit einer Gesetzesänderung von 2014 hat in Rumänien eine wahre Kaufwut eingesetzt: das sogenannte „Landgrabbing“. Immer größere Flächen Agrarland werden von ausländischen Groß-Investoren gekauft, die hohe EU-Subventionen für eine landwirtschaftliche Nutzung einstreichen. Doch nicht selten ist dies gar nicht der Fall. Weide- und Ackerflächen werden zwar als solche gekauft, jedoch nicht genutzt. Leidtragende dieser Entwicklung sind heimische Kleinbauern ihnen fehlt das Land und der Zugriff auf Förderung. Einer ganzen Generation einheimischer Bauern wird so buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Sendung „Re:“ trifft Leidtragende und Profiteure vor Ort. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 07.11.2017 arte
  • Folge 128 (28 Min.)
    Der Kampf für das Priesteramt ist auch der Kampf für die Gleichberechtigung der Frau in der katholischen Kirche. Dabei muss die Theologin Jacqueline Straub immer wieder harte Rückschläge hinnehmen. Die Männer in den kirchlichen Machtpositionen nehmen sie nicht ernst. Die Kirche beruft sich dabei traditionell auf die zwölf Apostel. Da Jesus bewusst Männer ausgewählt habe, seien auch nur Männer fürs Priesteramt geeignet. Und auch Papst Franziskus hat klar signalisiert, dass er an dieser Praxis nichts ändern will. Doch an der Basis findet Jacqueline Straub immer wieder tatkräftige Unterstützer. In der Schweiz darf sie in einer katholischen Kirche predigen. Denn viele Katholiken finden den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt heute nicht mehr zeitgemäß. „Re:“ zeigt eine junge Frau, die keine Angst hat, anzuecken – weil sie von ihrer Sache überzeugt ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 08.11.2017 arte
  • Folge 129 (28 Min.)
    Fast jeder zweite Franzose, der sich formal bindet, wählt inzwischen den Vertragsweg, den sogenannten „Pacs“ (pacte civil de solidarité). Georgia, gebürtige Neuseeländerin, erhält dadurch ein Aufenthaltsrecht in Frankreich. Das Paar hat zusätzlich Vorteile bei der Steuer. Auch gegenüber dem Staat und in Krankenhäusern sind die beiden als Paar anerkannt. Das schwerfällige Scheidungsrecht samt Anwaltszwang kennen die „verpacsten“ Franzosen nicht. Ursprünglich war das eheähnliche Bündnis für Homosexuelle gedacht und gar nicht für Alle.
    Das Erstaunliche: Obwohl der „Pacs“ unbürokratisch aufgelöst werden kann, trennen sich weitaus weniger Paare als konventionell Verheiratete. Deutschlands Eherecht ist aufgebläht und birgt reichlich rechtliche Fußangeln. Das merken viele erst, wenn sie sich trennen wollen: Vierzig Prozent aller Ehen werden wieder geschieden. Eine gesellschaftliche Realität, vor der manche die Augen verschließen. Der Schutz der Ehe steht im Grundgesetz, eine Alternative zur Ehe steht nicht auf der Agenda. Dabei könnte es gut sein, dass der europäische Gerichtshof für Menschenrechte bald über die Zukunft der Ehe entscheidet.
    Am Straßburger Gericht liegt eine Klage von Helga Ratzenböck und Martin Seydl aus Österreich. Beide wollen nicht heiraten, ziehen eine eingetragene Partnerschaft vor, ähnlich wie der „Pacs“ in Frankreich. In der Alpenrepublik dürfen das aber nur Homosexuelle. „Das ist uns gegenüber diskriminierend“, meinen Ratzenböck und Seydl. Beide erhoffen sich vom Richterspruch ein europaweites „Zwei-Modelle-System“ – und vielleicht eine „Ehe light“ für Alle. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 09.11.2017 arte
  • Folge 130 (28 Min.)
    In Katalonien ist seit dem Referendum vom 1. Oktober nichts mehr so, wie es mal war. Bisher waren die Katalanen immer stolz auf das friedliche Zusammenleben, trotz aller politischen Differenzen. Doch die einseitige Ausrufung der Unabhängigkeit durch die katalanische Regierung hat einen tiefen Graben gezogen. Ein Dialog zwischen Anhängern und Gegnern der Abspaltung ist kaum mehr möglich. Langjährige Freunde überwerfen sich. Arbeitskollegen wollen nicht mehr miteinander reden. Längst ist der Konflikt auch in den Wohnzimmern der Katalanen angekommen. So erlebt es auch Rosa-Mari. Ihr Sohn Alejandro (20), der bislang unpolitisch war, ist jetzt überzeugter Befürworter der Unabhängigkeit.
    Das stellt ihre Familie vor eine Zerreißprobe, denn Rosas neuer Partner Borja und Vater des gemeinsamen Sohnes Lukas (5) ist ein absoluter Gegner der Separatisten. Derzeit hält die Familie zusammen, aber wie lange noch? Kann der Riss in der katalanischen Gesellschaft wieder heilen? Wird nach den Wahlen am 21. Dezember eine Regierung zustande kommen, der es gelingt, die Katalanen wieder zu einen? „Re:“ wirft einen intimen Blick auf die katalanische Frage und ihre Konsequenzen für das Miteinander in der Region. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 10.11.2017 arte
  • Folge 131 (28 Min.)
    Die Angst vor Terroranschlägen gehört inzwischen zur Lebenswirklichkeit vieler Europäer. Seit den terroristischen Angriffen in Paris im November 2015 starben über 300 Menschen in ganz Europa bei islamistischen Terroranschlägen. Aber die Zahl unterschlägt die unsichtbar Versehrten: traumatisierte Augenzeugen und Angehörige. Die schrecklichen Erinnerungen an das Erlebte verfolgen Opfer und Augenzeugen noch lange danach. Viele wollen vergessen, können aber nicht. Alltägliche Dinge geraten plötzlich zu einer großen Herausforderung und die Rückkehr in den Alltag gelingt nur mühsam. „Re:“ begleitet Augenzeugen und Opfer des Terrors in ihrem Leben nach den Anschlägen und gibt Einblicke in die unterschiedlichen Versuche, das Trauma zu bewältigen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 13.11.2017 arte
  • Folge 132 (28 Min.)
    Im Februar 2016 lieferten sich zwei Fahrer auf dem Berliner Kurfürstendamm ein illegales Rennen über mehrere rote Ampeln hinweg. Eines der Autos erfasste bei einer Geschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde das Fahrzeug des 69 Jahre alten Rentners Michael W. Dieser starb noch am Unfallort. Die Raser landeten vor Gericht und wurden, bislang einmalig in Deutschland, zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Nicht erst seit diesem Tag ist in Deutschland eine Diskussion um einen härteren Umgang mit Rasern entbrannt. Der Kölner Nico Klassen, welcher selbst jahrelang illegale Autorennen fuhr und mittlerweile aus der Szene ausgestiegen ist, glaubt nicht, dass empfindlichere Strafen – wie vor kurzem vom Bundestag beschlossen – die Szene abschrecken.
    „Das Rasen ist wie eine Sucht“, sagt er, „vergleichbar mit Heroinabhängigkeit.“ Auf frischer Tat würden ohnehin die wenigsten erwischt, weil die gut vernetzten PS-Junkies sich untereinander warnen würden. Zudem sei die Verführung durch Carsharing-Dienste und relativ günstige Leasing-Angebote für Autos mit 400 bis 500 PS riesengroß. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 14.11.2017 arte
  • Folge 133 (28 Min.)
    Sexualkunde ist in Deutschland und Frankreich längst Pflichtfach. In Rumänien ist das anders. Dort meiden viele Schulen das Thema. Die Folgen sind gravierend: Rumänien hat, gemeinsam mit Bulgarien, den höchsten Anteil minderjähriger Mütter in der EU. Etwa dreimal mehr Teenagermütter als im EU-Durchschnitt gibt es. 2015 wurden 18.000 Frauen unter 20 Jahren Mütter. Das Unwissen über Sex und seine Folgen zu beseitigen ist das Ziel von Daniela Draghici und Alexandra Miroslav. Sie wollen nicht nur Sexualkunde an Schulen als Pflichtfach etablieren. Sie fordern auch mehr sexuelle Aufklärung für die gesamte Bevölkerung. In ihrem Kampf haben die beiden Frauen mächtige Gegner. Unterstützt von der orthodoxen Kirche versuchen Eltern-Organisationen und Politiker den verpflichtenden Sexualkunde-Unterricht an Schulen zu verhindern. Denn das Reden über Sex ist für viele in Rumänien noch immer ein Tabu. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 15.11.2017 arte
  • Folge 134 (28 Min.)
    In der Region Hawija im Nordirak tobt derzeit die Schlacht um die letzten Hochburgen des IS. Immer mehr Dörfer werden befreit. Cadus hilft der medizinisch extrem schlecht versorgten Bevölkerung. „Viele der Menschen dort haben seit Jahren keinen Arzt mehr gesehen. Das Gesundheitssystem hier ist vollständig zusammengebrochen“, so Fee Baumann, verantwortliche Regionalleiterin für den Bereich Nordirak. Oft hilft Cadus bereits wenige Tage nachdem ein Dorf zurückerobert wurde. Das Team besteht aus Ärzten, Rettungssanitätern und Krankenpflegern.
    Sie alle haben sich freiwillig für den Einsatz gemeldet. Alle drei Wochen wechselt die Crew. Gegründet wurde Cadus 2014 in Berlin von Sebastian Jünemann, einem ausgebildeten Rettungssanitäter und Psychologen. Jünemann hatte zuvor bereits Erfahrungen mit internationalen Hilfsorganisationen gesammelt. „Ich fand das Miteinander häufig nicht gut und auch die Projektumsetzung war oft nicht sehr effizient.“ Zusammen mit Gleichgesinnten entschloss er sich daher, unkonventionelle und direkte humanitäre Hilfe zu leisten.
    Weil Cadus keine öffentlichen Gelder bezieht, werden Fahrzeuge in Eigenarbeit umgerüstet und große Teile der Ausrüstung nach Möglichkeit selbst gefertigt. Weil ihr mobiles Hospital in nur wenigen Stunden auf- und wieder abgebaut werden kann, folgt Cadus den wechselnden Frontverläufen. Obwohl Cadus nur im Schutze der irakischen Armee arbeiten kann, behandeln sie jeden verletzten Menschen, egal welcher Partei er angehört. Die Bilanz von Cadus ist gut. Im Nordirak konnten sie mehreren hundert Menschen das Leben retten. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 16.11.2017 arte
  • Folge 135 (28 Min.)
    Anne Dunn ist von den Fidschi Inseln nach Bonn gereist, um dem Klimawandel ein Gesicht zu geben. Die 25-jährige Klimabotschafterin ist bereits direkt betroffen: In dem Dorf ihrer Angehörigen auf Fidschi ist der Friedhof wegen des ansteigenden Meeresspiegels bereits überspült. Ihren kürzlich verstorbenen Vater konnte Anne Dunn deshalb nicht wie ihre Vorfahren begraben. Auch deswegen gehen ihr die Klima-Verhandlungen viel zu schleppend voran. Auch die Aktivistengruppe „The Yes Men“ sorgt mit kreativem Protest bei den Konferenzteilnehmern in Bonn für Irritationen. Getarnt als Vertreter der Trump-Regierung nehmen sie die Veranstaltung aufs Korn. Schwarzer Humor mit dem Motto: Damit im Klimaschutz etwas passiert, müssen Gesellschaft und Politik mit zivilem Ungehorsam konfrontiert werden.
    Denn der Markt allein regle die Probleme nicht. Werden die großen Ansprüche an die Klimakonferenz in diesen Tagen von der deutschen Politik unterlaufen? Bei den Sondierungsgesprächen der Jamaika-Koalition sind die Unterhändler der „Grünen“ kompromissbereit bei Themen wie Ausstieg aus Kohlekraftwerken und Verbrennungsmotoren. Für viele Öko-Aktivisten ein Verrat an den eigenen Idealen. Gleichzeitig fordern mehrere deutsche Konzerne einen radikalen Wandel der deutschen Klimapolitik. Nicht ohne Eigennutzen. Eine ungewöhnliche Frontverschiebung in der Klimapolitik. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 17.11.2017 arte
  • Folge 136 (28 Min.)
    Nach den islamistischen Anschlägen in Nizza, Berlin, London und Barcelona ist die Verunsicherung groß. In Berlin hat besonders der Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche im Dezember 2016 tiefe Wunden hinterlassen: 71 % der Deutschen haben heute Angst vor Terroranschlägen, so viele wie nie zuvor. In gleichem Maße steigt die Nachfrage nach privaten Security-Diensten. Die Branche boomt. Allein in Berlin gibt es 2.764 Firmen, die Sicherheitsdienstleistungen anbieten. Auch der Ausbildungsmarkt wächst rasant. Das Angebot der Industrie- und Handelskammer in Berlin reicht von 5-, 10,- und 15-Tage-Lehrgängen für Wachleute bis hin zu zwei- und dreijährigen Berufsausbildungen.
    Einer, der sich für die dreijährige duale Ausbildung zur „Fachkraft für Schutz und Sicherheit“ entschieden hat, ist der 20-jährige Jean-Luc. Er ist im zweiten Lehrjahr. In unserer Reportage begleiten wir ihn bei seiner praktischen Ausbildung in einem Unternehmen und beim Unterricht in der Berufsschule, begleiten ihn unter anderem zu Einsätzen bei Sport-Events, dem Christopher Street und einer Filmpremiere. Wie sieht die Arbeit in der Sicherheitsbranche aus? Bedeutet mehr Security tatsächlich weniger Angst? Und wie fühlt man sich als Besucher heutzutage von Großveranstaltungen? „Re:“ beim Einsatz eines jungen Security-Manns in den Straßen von Berlin und auf den Spuren einer boomenden Branche. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 20.11.2017 arte
  • Folge 137 (28 Min.)
    Europas südlichste Außengrenze verläuft in Melilla an der nordafrikanischen Mittelmeergrenze. Die spanische Exklave lebt vom Handel mit aussortierten Second-Hand-Waren, die als zollfreies „Handgepäck“ auf den Schultern marokkanischer Lastenträgerinnen den afrikanischen Binnenmarkt erreichen. „Das ist keine Arbeit, das ist Krieg!“ Nora El Koukhou ist eine dieser menschlichen „Packesel“, die täglich für ein paar Stunden die waschmaschinenschwere Ware sowohl auf einem Skatebord als auch eng am Körper verschnürt über die Grenze wuchtet. Solange die Ware am Körper liegt, bleibt sie nämlich steuer- und zollfrei.
    Es ist ein perfides Geschäft mit dem lukrativen Handel unter menschenunwürdigen Bedingungen und stellt einen der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren für Melilla dar. Die Lastenträger unter ihnen auch zunehmend Männer, Jugendliche, aber auch alte und kranke Menschen profitieren davon kaum. Wenn die Grenzübergänge schließen, stagniert der Warenverkehr und Frustration kommt auf. Während Nora El Koukhou verzweifelt ums Überleben kämpft, bleibt der Händler Mohammed Abdelkader auf seinen Waren sitzen. „Re“ begleitet die marokkanische Lastenträgerin am Grenzübergang Barrio Chino und ermöglicht einen Einblick in die komplexen Machenschaften mitten in Europa. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 22.11.2017 arte
  • Folge 138 (28 Min.)
    Im unwegsamen Nordwesten der Ukraine, an der Grenze zu Weißrussland, liegt Bernstein im Boden. In den letzten Jahrzehnten hat hier ein undurchsichtiges Netzwerk aus Mafia, korrupten Beamten und Kleinkriminellen das Kommando übernommen. Immer wieder kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Bernstein-Mafia und der Polizei. Auch die Folgen für Natur und Umwelt sind dramatisch. Mehr als 1.700 Hektar Land sollen durch die Abbaumethoden zerstört sein. Und die Preise für den Schmuckstein steigen weiter, vor allem wegen der enormen Nachfrage aus China. Bis zu 600 US-Dollar bringen 100 Gramm Bernstein ein.
    Weil die wirtschaftliche Lage in der Ukraine schlecht ist und es besonders im Nordwesten kaum legale Arbeit gibt, lebt mittlerweile fast die ganze Region von dem illegalen Geschäft. Rund 200.000 Menschen, die vom Staat allein gelassen werden, schlagen sich mit Bernsteinhandel durch. Insgesamt werden jährlich etwa 300 Tonnen Bernstein illegal abgebaut. Doch von den Millionen Euro, die damit verdient werden, kommt bei den Menschen, die mit Schaufeln, Schläuchen und Pumpen den Stein mühsam aus dem Boden holen, nur ein Bruchteil an. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 23.11.2017 arte
  • Folge 139 (28 Min.)
    Die Lust auf ein Leben auf dem Land ist ungebrochen. Trotzdem geht in manchen Regionen die Bevölkerung zurück. Geschuldet ist das zum einen dem demografischen Wandel. Zum anderen fehlen den Menschen außerhalb der Städte oft die beruflichen Perspektiven. Die Folge: Abwanderung. Das französische Cantal kämpft mit einer besonderen Idee gegen das Dorfsterben: mit einem Workshop für potentielle Stadtflüchtlinge. Marie Milette zeigt Städtern die Vorzüge des Landlebens im Zentralmassiv – einschließlich Möglichkeiten zur beruflichen Selbstverwirklichung.
    „3 Tage, die dein Leben ändern“ heißt das Programm, und es hat bisher viele Paare und Familien in die abgelegene Bergregion geführt. Einen langsamen Tod prophezeiten Wissenschaftler dem kleinen Dorf Spessart in der Eifel schon vor vielen Jahrzehnten. „Aber wir sind immer noch da. Wir lassen uns doch nicht vorschreiben, wann wir sterben“, sagt Bürgermeister Frank Klapperich. Attraktive Bauplätze, Gelder für die Ortsverschönerung, Anwerbung von Betrieben, Engagement der Bürger – all das macht das Leben in Spessart attraktiv. Das wichtigste aber: „Man muss sich selbst helfen“, so Klapperichs Rezept.
    Es geht auf: Spessart verzeichnet Zuzug. Genauso wie Emsbüren im Emsland in Niedersachsen. Markus Silies ist einer von acht ehrenamtlichen Ortsteilbürgermeister und kennt das Geheimnis des Emsbürener Erfolgs: hohe Identifikation mit der Region, Lust auf ehrenamtliches Engagement und stets den Blick in die Zukunft gerichtet. Die Emsbürener packen wo es nur geht selbst an. Egal ob Bürgerbus, Spielplatz oder Ortsverschönerung. Der Begrüßungsspruch auf den Schildern am Ortseingang ist kein Zufall: „Willkommen bei den Machern“. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 24.11.2017 arte

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