2017, Folge 93–116

  • Folge 93 (28 Min.)
    Ein Naturparadies ist bedroht! Der Bialowieza-Nationalpark in Polen ist der letzte europäische Urwald und ein UNESCO-Weltnaturerbe. Seine beeindruckendsten Bewohner sind die 800 Kilogramm schweren Wisente. Daneben gibt es Wölfe, Luchse, Elche und mehr als 120 Vogelarten. Doch seit im März dieses Jahres die nationalkonservative Regierung in Warschau eine Verdreifachung des Holzeinschlags beschlossen hat, ist der Urwald zum Schauplatz eines Kampfes geworden. Umweltschützer der Organisation „Wildes Polen“ versuchen, die Abholzungen zu verhindern. Sie haben herausgefunden, dass es nicht – wie von offizieller Seite behauptet – um die Bekämpfung des Forstschädlings Borkenkäfer geht, sondern um kommerzielle Interessen beim Holzverkauf.
    „ARTE Re:“ begleitet den Umweltschützer und Gründer des Vereins Adam Bohdan bei seinem Protest. Die Aktivisten blockieren die Fällarbeiten, ketten sich an Forstmaschinen und demonstrieren für die Erhaltung des Urwalds. Trotz der oft gewaltvollen Reaktionen der Polizisten und Forstwächter, lassen sich Adam Bohdan und seine Mitstreiter nicht von ihrem Protest abbringen. Mittlerweile droht die UNESCO, den Bialowieza-Nationalpark auf die Rote Liste des gefährdeten Naturerbes zu setzen. Und der Europäische Gerichtshof verfügte ein sofortiges Ende der Abholzungen. Doch die polnische Regierung und die Forstverwaltung geben sich davon unbeeindruckt und roden weiter … (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 20.09.2017 arte
  • Folge 94 (28 Min.)
    Eigentlich sieht es im Südtiroler Ort Mals ganz friedlich aus: schmucke Bauernhöfe, ein alter Dorfkern, traumhafte Landschaft. Aber unter der Oberfläche gärt es. Vor drei Jahren entschieden die Malser in einer Volksabstimmung, eine Landwirtschaft ohne Pestizide anzustreben. Beatrice Raas hat mit einigen Freundinnen damals den Stein ins Rollen gebracht – mit einem Leserbrief an die lokale Zeitung. Seit der Volksabstimmung stehen sich zwei Lager gegenüber: Auf der einen Seite die „Umweltrebellen“ um Beatrice und den Apotheker Johannes Fragner-Unterpertinger und auf der anderen Seite die konventionelle Obstwirtschaft, die in Südtirol durchaus eine gewichtige Rolle spielt.
    Zwar plädieren auch die Obstbauern für einen verantwortungsvollen Umgang mit Pestiziden, aber ein komplettes Verbot ist ihnen zu radikal. „ARTE Re:“ begleitet Beatrice und ihre Mitstreiter beim Einsatz für eine pestizidfreie Landwirtschaft, denn ihnen geht es nur um Eins: Sie möchten eine gesunde Umwelt auch für die Zukunft erhalten – und das geht ihrer Ansicht nach nur ohne Ackergift. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 21.09.2017 arte
  • Folge 95 (28 Min.)
    Emmanuel Kastanakis betreibt seit über 30 Jahren eine Firma für Heizungstechnik in Thessaloniki. Die Finanzkrise brachte den in Deutschland studierten Ingenieur an den Rand des Ruins. Jetzt braucht er wichtige Kredite, bekommt sie aber nur mit einem griechischen Schuldenschnitt. Dafür hofft er auf Unterstützung deutscher Politiker, vor allem auf Martin Schulz. Auch auf Sizilien bekommt der Kanzlerkandidat der SPD große Sympathien entgegen gebracht, denn im Süden Italiens fühlt man sich mit der Flüchtlingskrise allein gelassen.
    Der Zorn auf die Politik Angela Merkels wächst. Zwar kommen mittlerweile weniger Flüchtende über das Mittelmeer, doch wer das Festland erreicht, ist umso häufiger schwer traumatisiert von den libyschen Lagern. Lange hat Angela Merkel das Thema im Wahlkampf ignoriert, nun spricht sie sich offen für Einreise-Kontrollen bereits in Afrika aus. Der Preis sind KZ-ähnliche Zustände in Libyen, sagt Padre Carlo D’Antoni. Er hat mehr als 20 Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Die 23-jährige Lehrerin Ambre aus Paris fordert, dass grundsätzlich mehr für Flüchtlinge getan werden soll.
    Die Aktivistin vom Bündnis „Front Social“ sieht in der Politik von Emmanuel Macron und Angela Merkel ein unsoziales Spardiktat, das Europa zerstört. Gegen den Abbau von Sozialstandards à la Deutschland geht sie auf die Straße. Sie will nicht, dass die Schere zwischen Arm und Reich genauso auseinandergeht, wie im Nachbarland. Ambre, Padre Carlo D’Antoni, Emmanuel Kastanakis – drei Europäer mit sehr unterschiedlichen Hintergründen und ihre Perspektiven auf die Bundestagswahl in Deutschland 2017. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 22.09.2017 arte
  • Folge 96 (28 Min.)
    Die Benediktinernonne Teresa Forcades kämpft seit zwei Jahren für ein unabhängiges Katalonien. Für sie ist es die Chance, eine sozialere und demokratischere Gesellschaft zu errichten. Dafür hat sie eine Auszeit von ihrem Leben im Kloster Montserrat genommen. Sie hat die Bewegung „Proces Constituent“ gegründet, mit der sie die Katalanen politisch mobilisieren will. Kritik an ihrem politischen Engagement aus dem Vatikan ignoriert sie. Ihre schärfste Widersacherin ist die Publizistin Miriam Tey, Vize-Präsidentin der Organisation „Katalanische Zivilgesellschaft“.
    Veränderungen will sie in einem vereinten Spanien erreichen. Auch für die Wirtschaft Kataloniens hält sie eine Abtrennung von Spanien für schädlich. „Re:“ begleitet die beiden Frauen in den Tagen vor dem Referendum. Teresa Forcades besucht soziale Kooperativen in Barcelona, diskutiert noch unter dem Eindruck des Terror-Anschlags mit Passanten über die Chancen eines neuen Staats und versucht, Gegner der Unabhängigkeit von den Vorteilen eines selbstverwalteten Kataloniens zu überzeugen.
    Am katalanischen Nationalfeiertag, dem 11. September, demonstriert sie dafür mit Hunderttausenden auf den Straßen Barcelonas. Währenddessen entwickelt Miriam Tey mit Studenten, die für ihre Anti-Unabhängigkeits-Haltung von Kommilitonen als Faschisten beschimpft werden, Gegenstrategien. Sie plant mit ihren Verbündeten Aktionen für den Verbleib in Spanien und für die Zeit nach dem Referendum. Schließlich treffen die beiden Gegenspielerinnen aufeinander … (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 25.09.2017 arte
  • Folge 97 (28 Min.)
    Santorin, die griechische Insel mit dem spektakulären Kraterrand, lockt jährlich Millionen Touristen. Hochzeitsreisende und Luxusurlauber zahlen bis zu 1.000 Euro die Nacht – so viel verdient ein Kellner oder Kofferträger im Monat. Sie arbeiten neun bis zwölf Stunden täglich, sieben Tage die Woche, acht bis neun Monate lang, ohne freien Tag. Ein Knochenjob in der sengenden Hitze von Oia, dem schönsten Inselstädtchen. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft lässt sie Vieles ertragen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 26.09.2017 arte
  • Folge 98 (28 Min.)
    In der Provinz Neapel ist die Wirtschaftskrise allgegenwärtig und die sozialen Lebensumstände sind prekär, doch Domenico und Raffaella heiraten im ganz großen Stil. Über ein Jahr lang planen sie den Festakt ihres Lebens. Mehr als 50.000 Euro werden investiert. Allein, um die Kosten für das Hochzeitskleid tragen zu können, schuftete der Bräutigam ein viertel Jahr lang auf dem Bau. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 27.09.2017 arte
  • Folge 99 (28 Min.)
    Ein gefährlicher Job, knapp über dem Mindestlohn bezahlt: Fahrradboten, die mit großen pink- oder türkisfarbenen Thermoboxen auf dem Rücken durch europäische Großstädte rasen, sind ein neues Phänomen. Sie transportieren Essen aus Restaurants zu Kunden, die ihre Gerichte via Internet bestellt haben. Die Kuriere sind im Auftrag der konkurrierenden Startup-Unternehmen „Deliveroo“ und „Foodora“ unterwegs, in mittlerweile zwölf Ländern Europas. „Re:“ zeigt ihren rasanten und riskanten Alltag, und wie sie beginnen, sich zu organisieren – ein europäischer Arbeitskampf entsteht. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 28.09.2017 arte
  • Folge 100 (28 Min.)
    94.000 Tonnen explosives Material und Landminen liegen heute noch in der Erde von Bosnien-Herzegowina. Damit ist das kleine Balkan-Land Europas trauriger Spitzenreiter. Laut Plan von 2009 sollten die Minen bis 2019 weitgehend beseitigt sein. Doch dieses Ziel wurde jetzt in weite Ferne gerückt und erst auf 2060 festgelegt. Der Grund für die Verzögerung: Korruption. Dass Bosniens Bevölkerung auch 22 Jahre nach Kriegsende inmitten von tödlichen Minenfeldern leben muss – für Davor Kolenda eine Schande. Er betreibt seit 18 Jahren eine eigene Minensuchfirma und macht den Filz und die Vetternwirtschaft in der staatlichen Minenbehörde für die verschleppte Minenräumung verantwortlich. Nach Ansicht Kolendas ein Skandal, da Minenunfälle billigend in Kauf genommen werden.
    Allein 250 Kinder sind nach dem Krieg in Minenfeldern verunglückt. „Re:“ begleitet Kolenda und seine Minensucher bei ihrem Kampf für ein minenfreies Bosnien-Herzegowina. Sie ringen um mehr Transparenz in der Minenbehörde und setzen zudem ihr Leben aufs Spiel. Für gerade mal 35 Euro am Tag! Vergangenheitsbewältigung inklusive: Kolendas Minensucher haben alle im Krieg auf unterschiedlichen Seiten gekämpft. Nicht selten waren sie selbst es, die damals die tödlichen Fallen gelegt haben. Heute arbeiten sie als Kollegen zusammen; Muslime, Serben und Kroaten, die sich bedingungslos vertrauen müssen, um zu überleben. Seit Ende des Krieges sind etwa 50 Minenräumer getötet und über 70 verletzt worden. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 29.09.2017 arte
  • Folge 101 (28 Min.)
    Metropolen in Europa liegen im Trend: Der Zuzug nach Paris, London oder Berlin boomt seit Jahren. Besonders betroffen davon ist aber auch München: Keine andere Region wächst so stark in Deutschland. Bis 2030 sollen 300.000 zusätzliche Menschen in München leben. Schon jetzt ist der Wohnungsmarkt maßlos überlastet und überteuert. Wo sollen die Menschen also leben? Die Stadt reagiert nun mit riesigen neuen Planungsgebieten an den Rändern der Metropole. Hier gibt es noch Landwirtschaft und viele kleine Betriebe. Die Bauern haben Angst, in letzter Konsequenz einfach enteignet zu werden. Dagegen wehren sie sich und kämpfen gegen die Stadt München. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 02.10.2017 arte
  • Folge 102 (28 Min.)
    Sie wollen im Urlaub nicht nur touristische Highlights abklappern, sondern dem Gastland und den Leuten dort etwas zurückgeben: Jedes Jahr entschließen sich immer mehr Schüler, Abiturienten oder Studenten dazu, für Freiwilligenarbeit in Entwicklungsländer zu gehen. Die 17-jährige Lisa Baumann aus Deutschland unterrichtet im Norden Kambodschas Englisch und bereist nebenbei das Land. Eine Woche Rundreise, drei Wochen Freiwilligendienst an der Schule. Im Gegensatz zur Mitarbeit in Hilfsorganisationen, wie zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen, oder bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr, muss die Teilnahme bezahlt werden. In den Urlaub fahren und dabei Gutes tun – das kann man buchen. Dieser oft eher kurze Einsatz im Entwicklungsland mag mit reichlich Erfahrungen für den Helfer verbunden sein, aber hilft er auch langfristig der lokalen Bevölkerung? „Re:“ über den Sinn oder Unsinn von Freiwilligenarbeit in Kambodscha. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 03.10.2017 arte
  • Folge 103 (28 Min.)
    Jean-Marc Ducourtioux ist im Kampfmodus. Der Gewerkschafter der CGT (Confédération générale du travail) streitet gemeinsam mit seinen Arbeitskollegen im französischen La Souterainne seit Monaten um den Erhalt einer Fabrik – und um seinen eigenen Arbeitsplatz. Lange Zeit hat das Werk des Autozulieferers GM&S für große Hersteller wie Peugeot gearbeitet. Dann kam das Aus. Seitdem hält die Belegschaft das Werk besetzt. Ein Investor will mit politischer Unterstützung der Regierung die Fabrik nun übernehmen, aber auch Arbeitsplätze abbauen. Das will Jean-Marc Ducourtioux nicht akzeptieren und errichtet dafür Blockaden. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 04.10.2017 arte
  • Folge 104 (28 Min.)
    Drei von vier Deutschen wünschen, möglichst selbstbestimmt zu sterben, gegebenenfalls also Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Doch die meisten Ärzte in Deutschland verweigern sich diesem Wunsch. Manche, weil sie es aus ethischen Gründen ablehnen. Die meisten, weil sie gar nicht wissen, wie weit sie eigentlich gehen dürfen. Seit der Verschärfung des Paragrafen 217 ist die Gesetzeslage noch schwieriger geworden. In der Schweiz ist Freitodbegleitung möglich, weshalb sich oft eigentlich transportunfähige Menschen auf ihren letzten Weg machen müssen, statt zu Hause sterben zu dürfen. Dieser unwürdige Sterbetourismus kann nur durch Legalisierung in allen Ländern verhindert werden, sagt Dr. Erika Preisig, Ärztin mit eigener Praxis in der Nähe von Basel.
    Sie hilft todkranken Menschen beim Sterben, weil sie verhindern will, dass die sich sonst vor den Zug werfen oder vom Hochhaus stürzen. In diesem Sinne wäre Freitodbegleitung auch Suizidprophylaxe. Dr. Silke Pietsch ist Leiterin der Palliativstation in Hof. Sie ist strikt gegen jede Form von Sterbehilfe. Doch reichen die Möglichkeiten der Palliativmedizin aus, um ein qualvolles Sterben zu verhindern? Die Reportage lässt die Entscheidung des Krebspatienten Elmar May hautnah miterleben und zeigt auch die Freitodbegleitung eines sterbewilligen Mannes, der aus Frankreich in die Schweiz reisen muss und bei seinem letzten Weg von seinen beiden Söhnen begleitet wird. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 05.10.2017 arte
  • Folge 105 (28 Min.)
    Markus Frohnmaier ist einer der Gewinner der Bundestagswahl. Der 26-jährige Jurastudent zieht für die AfD ins Parlament ein. Frohnmaier wird von vielen dem rechten Flügel seiner Partei zugerechnet und ist ein Kandidat mit Widersprüchen: In Rumänien geboren, wurde er von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Trotzdem warnt der Sprecher von Alice Weidel vor Überfremdung. Mitten in die Findungsphase der Bundestagsfraktion platzt der Austritt der Parteivorsitzenden Frauke Petry. Feierlaune bei den einen, Katerstimmung bei den anderen.
    So auch bei dem 35-jährigen Sozialunternehmer Shai Hoffmann. Vor der Bundestagswahl ist Hoffmann mit einem Team von Freiwilligen im Oldtimerbus durch die Republik gefahren. Sie wollten wissen, was die Menschen bewegt, welche Ängste und Sorgen sie haben und warum sie sich nicht mehr von den Volksparteien vertreten fühlen. Auch im Osten war der „Bus der Begegnungen“ unterwegs. Aber der Riss, der durch Deutschland geht, ist tief. Dass die Alternative für Deutschland drittstärkste Kraft geworden ist, hat sie vor allem Wählern in Ostdeutschland zu verdanken.
    Am AfD-Stammtisch in Elsterwerda ist die Freude über das Wahlergebnis dementsprechend groß. Für Shai Hoffmann ist der Erfolg der AfD hingegen ein Schock. Als Jude hält Hoffmann es für bedenklich, dass völkisches Denken in Deutschland Wählerstimmen gewinnt. Noch am Wahlabend demonstrieren die Aktivisten gegen die AfD in Berlin. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass die AfD in die Bundespolitik einzieht. Im Parlament müssen die Rechten nun zeigen, ob sie demokratiefähig sind. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 06.10.2017 arte
  • Folge 106 (28 Min.)
    Andrei Gîrleanu ist Altenpfleger in der Republik Moldau. Das ist keine einfache Aufgabe. „Die Bedürfnisse sind riesig, die Möglichkeiten gering“, sagt er. Das Problem: Altenpflege ist in Moldau traditionell Familiensache. Doch die Jungen verlassen scharenweise das Land. Hatte Moldau 1991 noch 4,3 Millionen Einwohner, sind es heute schätzungsweise noch 2,9 Millionen. Fehlende Jobs, miserable Bezahlung und schlechte Infrastruktur treiben die Arbeitsfähigen in die EU und nach Russland. Ihre Eltern bleiben allein zurück – mit winzigen Renten und in Häusern ohne fließend Wasser.
    Wenn sie Glück haben, gehören sie zu den 40 Patienten von Andrei. Einmal in der Woche schaut das Pflegeteam für 30 Minuten vorbei, versorgt Wunden, wäscht Kleidung, holt Wasser – und hört den Senioren zu. Finanziert wird diese Arbeit von Spendern aus der EU. „Wenn das Projekt eines Tages eingestellt werden würde, würden viele der Senioren sterben“, sagt Andrei. „Einfach, weil niemand mehr zu Besuch kommt.“ Er weiß: Was seinen Patienten am meisten fehlt ist die Kommunikation und die Nähe zu ihren Kindern.
    Aber auch finanziell sind die Herausforderungen groß. Die Rente reicht meistens nicht einmal, um die nötigsten Medikamente zu bezahlen. Wer kann beackert deshalb auch im hohen Alter noch seinen Gemüsegarten und verkauft einen Teil seiner Ernte. So wie der 89-jährige Vasile. Um Geld zu sparen verzichtet er auf vieles. Er hat zwar einen Stromanschluss, sitzt aber trotzdem meistens im Dunkel und den Fernseher macht er nur für die Abendnachrichten an. Für mehr reicht seine Rente nicht. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 09.10.2017 arte
  • Folge 107 (28 Min.)
    Sebastian Fagarazzi gehört einer bedrohten Menschenart an: Er ist Venezianer. Die Mehrheit seiner Freunde hat Venedig bereits verlassen, auch seine Zukunft in der Lagunenstadt ist ungewiss. Wohnungspreise explodieren, Jobs außerhalb der Tourismusbranche sind Mangelware. „ARTE Re:“ begleitet ihn durch eine Stadt, die immer mehr zur Touristenkulisse verkommt. Bis zu 30 Millionen Besucher kommen pro Jahr nach Venedig, die meisten nur für wenige Stunden. Mit ihnen müssen sich die rund 54.400 Einwohner enge Gassen und schmale Brücken teilen. Für Sebastian wird der Gang zum Supermarkt so zum Spießroutenlauf. Doch er sieht in der Not auch eine Chance: Gemeinsam mit seiner Partnerin Valeria versucht er, einen verträglicheren, nachhaltigeren Tourismus zu fördern.
    Auch die Jugendlichen von „Generazione Noventa“ (Generation 90) wollen sich nicht vertreiben lassen. Sie organisieren Demos und konfrontieren Touristen mit den Problemen der Stadt und ihrer Einwohner. Für sie steht fest: Eine Touristen-Obergrenze muss her. Doch damit tun sich die Stadtoberen schwer. Die Tourismusbeauftragte Venedigs, Paola Mar, betont, dass die Stadt allen gehöre, Einwohnern wie Besuchern. Die Uhr tickt: Können die Venezianer den Ausverkauf ihrer einzigartigen Stadt noch aufhalten? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 10.10.2017 arte
  • Folge 108 (28 Min.)
    Die Jesidin Farida Khalaf ist durch die Hölle gegangen: entführt, verkauft, vergewaltigt von den Terroristen des IS. Doch sie hat nie aufgegeben. Die 21-Jährige ist ihren Peinigern entkommen und reiste mit einem deutschen Hilfsprogramm bis nach Baden-Württemberg. Hier hat sie den Mut gefunden, das Schweigen zu brechen: sie erzählt ihre Geschichte, klagt ihre Peiniger öffentlich an und fordert Gerechtigkeit für sich und Tausende Jesidinnen, denen der IS Gewalt angetan hat. Als ihr Heimatdorf befreit wird, wagt Farida Khalaf eine riskante Reise in den Nordirak, um den Ort ihrer Kindheit noch einmal wiederzusehen – das Dorf, in dem die Terroristen das Glück ihrer Familie für immer zerstörten. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 11.10.2017 arte
  • Folge 109 (28 Min.)
    Oscar del Castillo ist Gründer der Antistierkampf-Organisation „Gladiadores por la paz“. Der selbst ernannte „Friedenskämpfer“ stört regelmäßig Stierkampf-Veranstaltungen. Mit seinen Anhängern protestiert er auf Madrids Straßen und bereitet eine große Flitzer-Aktion in Spaniens berühmtester Arena Plaza Uno Las Ventas vor. Mit ihren Aktionen wollen die Tierschützer ein Verbot des blutigen Spektakels erreichen. Oscar del Castillo nimmt dafür sogar Gefängnisstrafen auf sich. Die Aficionados – die Befürworter des Stierkampfs – weisen den Vorwurf der Tierquälerei von sich.
    Kein Tier, sagen sie, wird so artgerecht gehalten wie der Kampfstier. Im Leben des ehemaligen Stierkämpfers Paulo Brazuna Gonçalves und seiner Frau Alfi dreht sich alles um den Stierkampf. Ihr Sohn will die Tradition weiterführen. Seit er ganz klein ist hat der 13-jährige Alfonso Ferreira nur einen Traum: Er will ein berühmter Stierkämpfer werden, wie sein Vater. Für den Tierschützer Oscar del Castillo ist das unbegreiflich. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 12.10.2017 arte
  • Folge 111 (28 Min.)
    Mehr als 70 Jahre ist die NS-Zeit vorbei. Doch jetzt ist in Tirol ein erbitterter Streit entbrannt: der landeseigene Stromkonzern Tiwag hat Gründe an einen Fabrikanten verkauft. Doch dieses Land ist historisch belastet. Für den Bau eines Kraftwerks und eines Windkanals mussten im Dritten Reich Bauern unter zweifelhaften Umständen ihr Land verkaufen. Das immer wieder zugesicherte Rückkaufsrecht für den Fall, dass kein Kraftwerk gebaut wird, wurde übergangen. Die Nachfolger der Bauern protestieren jetzt dagegen. Zu spät? Denn die NS-Vergangenheit wurde bisher nur wenig aufgearbeitet, die zuständigen Archive werden nur sehr zögerlich geöffnet. Jetzt soll ein deutscher Historiker das Geschehen rekonstruieren. Niemand weiß, was seine Forschungen ergeben. Wem gehört also das Land? Den Nachfolgern der Bauern oder dem landeseigenen Stromkonzern Tiwag? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 13.10.2017 arte
  • Folge 112 (28 Min.)
    Die jungen Schlachter bringen einen neuen Coolness-Faktor ins Gewerbe und propagieren so eine neue Fleischkultur. Sie sind Metzger aus Überzeugung, die mit Leidenschaft und Respekt, Tiere zum Essen zerlegen. Gemeinsam wollen sie ihre Kunden zu einem bewussteren Umgang mit Fleisch animieren und das Handwerk auch für junge Azubis wieder attraktiv machen. „ARTE Re:“ begleitet Jörg Förstera und Hendrik Haase aus Berlin, die in Kreuzberg eine gläserne Metzgerei gegründet haben. Beim alljährlichen Branchentreffen in Kopenhagen, dem „Butcher’s Manifesto“, treffen sie auf Gleichgesinnte, darunter viele Frauen. In Workshops und Diskussionsrunden wird hier der ethische Umgang mit Fleisch und dem Schlachterhandwerk vertieft und weitergegeben.
    Zum Beispiel durch die Amerikanerin Kate Hill, die in Frankreich eine Kochschule betreibt. Gemeinsam mit Dominique Chapolard, einem traditionellen Metzger aus der Gascogne, lehrt sie besonders Frauen die hohe Kunst der Charcuterie und sorgt so dafür, dass alte Traditionen weiterleben. Die Sendung beleuchtet eine junge Szene, die sich als Vorreiter versteht, die Traditionen wahrt, Innovationen wagt und sich weltweit vernetzt. Welche Bedeutung können sie im Zeitalter der Massentierhaltung erringen? Sicher ist: Die Szene wächst und ihre Anhängerschaft auch. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 16.10.2017 arte
  • Folge 113 (28 Min.)
    Wenn ein Roma vom Kalajdzii-Clan in Bulgarien eine Ehefrau sucht, ist der Brautmarkt am Kloster Bachkovo seine erste Anlaufstelle. Seit Generationen treffen hier einmal im Jahr junge Roma-Mädchen auf ihre Ehemänner in spe. Die Kalajdzii – zu deutsch Kesselflicker – heiraten ausschließlich untereinander, andere Roma und vor allem Bulgaren bleiben außen vor. Bei der umstrittenen Tradition geht es auch um Geld. Hat ein junger Mann seine Traumfrau auserkoren, muss er ihren Eltern ein Angebot machen. Nur, wenn sich beide Parteien auf einen Preis einigen, kann geheiratet werden. Für die jungen Kalajdzii ist der Brautmarkt die einzige Möglichkeit, einen Partner zu finden. Ihr christlich-orthodoxer Glaube und ihre Tradition verbieten ihnen, auszugehen, zu flirten oder gar Beziehungen vor der Ehe zu haben.
    Doch immer mehr junge Roma rebellieren dagegen. Sie wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wollen lieben und heiraten, wen sie wollen. Vor allem für die Mädchen, die manchmal schon mit 15 Jahren in die Ehe geschickt werden, bedeutet die Hochzeit das Ende ihrer Selbstbestimmtheit – ein Leben als Hausfrau und Mutter ist ihnen vorbestimmt. „ARTE Re:“ begleitet den siebzehnjährigen Teni und die neunzehnjährige Maria in der Woche vor dem großen Ereignis. Dafür müssen stets neue Kleider angeschafft und manch weitere Vorbereitung getroffen werden. Lässt sich die große Liebe auf diese Weise finden? Wie verändern das Internet und die sozialen Netzwerke das unzeitgemäße Ritual? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Di. 17.10.2017 arte
  • Folge 114 (28 Min.)
    Wildschwein-Alarm auf der Insel Usedom: In Rotten kommen die Tiere nachts aus Polen über die Grenze und richten auf deutscher Seite massive Schäden an, vor allem Maisfelder werden regelrecht umgepflügt. Danach kehren sie ins polnische Swinemünde zurück. Denn die cleveren Tiere wissen ganz genau, dass sie dort nicht gejagt werden. Sie gelten vielmehr als Touristenattraktion und werden mitten in der Stadt sogar gefüttert. „ARTE Re:“ begleitet den Förster Felix Adolphi und den Jäger Thilo Naumann bei ihrem aufreibenden Kampf gegen die Wühlschnauzen.
    Sie lesen Spuren, stellen Fallen und lassen sich immer wieder Neues einfallen – trotzdem sind die Wildschweine auf Usedom oft immer noch zu schlau für sie. Der Frust der Jäger und auch die Sorgen der Bauern scheinen den polnischen Nachbarn ziemlich egal zu sein, mehr noch: Der Tierfilmer Krzysztof Chomicz hat sich mit den Schwarzkitteln fast schon angefreundet und ist strikt gegen die Jagd. Und das, obwohl Wildschweine immer wieder auch gegenüber Menschen aggressiv werden und nachweislich Seuchen übertragen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 18.10.2017 arte
  • Folge 115 (28 Min.)
    Wird Europa bald von Großunternehmern und Multimillionären à la Trump regiert? Zumindest in Tschechien könnte es schon im Herbst dazu kommen. Andrej Babiš, zweitreichster Mann Tschechiens, global agierender Unternehmer und mehr als drei Jahre lang Finanzminister auf der Prager Burg, will neuer Ministerpräsident Tschechiens werden. Doch kurz vor der Wahl gerät Babiš in die Schlagzeilen. Eines seiner Unternehmen soll Subventionsbetrug mit EU-Fördergeldern begangen haben. Es geht um knapp zwei Millionen Euro aus einem Fördertopf für kleine und mittlere Unternehmen – beantragt für den Bau eines Wellness-Resorts vor den Toren Prags, der Storchennest-Farm.
    Doch hinter dem Storchennest steht anscheinend keine mittelständische Firma, sondern der milliardenschwere Megakonzern Agrofert von Andrej Babiš. Für Petr Sourek ist Babiš guter Stoff, wenn er Touristen durch Prag führt. Petr ist Künstler und Schauspieler und hat eine besondere Art der Stadtführung entwickelt, die er seit Jahren erfolgreich anbietet: „Corrupt Tour“, Führungen zu den größten Denkmälern der tschechischen Korruption. Sourek und sein Team wollen den Storchennest-Fall in ihre Stadtführung aufnehmen und machen sich dafür auf die Suche nach Informationen über den Mann, der Tschechiens neuer Premierminister werden will.
    Sourek trifft einen Whistleblower aus dem Finanzministerium, einen Investigativ-Journalisten und ein Mitglied der Babiš-Partei. Stück für Stück setzt sich das Rätsel um den Storchennest-Fall zusammen. Währenddessen gerät Andrej Babiš immer mehr unter Druck. Die tschechische Staatsanwaltschaft hat die Aufhebung seiner Immunität beantragt. Mitten im Wahlkampf wird der Storchennest-Fall für Andrej Babiš zur Stolperfalle. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Do. 19.10.2017 arte
  • Folge 116 (28 Min.)
    Etwa 80% der sechs- bis zehnjährigen Kinder werden in Dänemark außerhalb der Schulzeiten betreut. Außerdem setzen viele dänische Firmen auf flexible Arbeitszeiten und Eigenverantwortung. Dabei ist es nicht so wichtig, dass die Mitarbeiter im Büro anwesend sind, sondern dass sie eigenständig ihre Aufgaben erfüllen. Das gibt Eltern die Möglichkeit, Beruf und Familie ohne ständige Reibungsverluste miteinander zu verbinden. Doch auch in Deutschland und Frankreich beginnt man umzudenken. Arzu Dreier lebt in Hamburg und arbeitet beim deutsch-französischen Flugzeughersteller Airbus.
    Die Luftfahrtingenieurin ist verheiratet und hat drei Kinder. Nach den Geburten hat sie jeweils acht bis zwölf Monate ausgesetzt. Bei Airbus war der Wiedereinstieg in den Job kein Problem – in Vollzeit, so wie Arzu Dreier es wollte. Denn das Unternehmen fördert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gezielt. Zum Angebot gehören nicht nur die Betriebs-Kita und die Möglichkeit, Homeoffice zu machen, sondern auch eine Wiedereinstiegsgarantie für Mitarbeiter nach der Elternzeit.
    Natürlich bietet der Konzern dies alles nicht nur aus Nächstenliebe an. In Zeiten des Fachkräftemangels will Airbus vor allem gut ausgebildete Frauen an sich binden. Andere Firmen haben spezielle Angebote für Beschäftigte, die Familienangehörige pflegen müssen. Denn auch das gehört zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gerade in Zeiten, in denen die Menschen immer älter werden. Die „ARTE Re:“-Folge „Karriere trotz Kind“ steht für konstruktiven Journalismus. Es zoll gezeigt werden, wie ein gesellschaftliches Problem besser gelöst werden könnte. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 20.10.2017 arte

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