2022, Folge 1–20

Nach ARD-Angaben werden die Ausgaben der Sendung intern nicht nummeriert, so dass keine laufenden Gesamtnummern bekannt sind und wir deshalb nur innerhalb eines Jahres zählen können. Leider scheint somit auch nicht feststellbar, wie viele Ausgaben es vor 2018 bereits gab.
  • Folge 1
    Gefährliche Geschichtsklitterung – Wie der Holocaust relativiert wird
    Impfgegner demonstrieren mit Judensternen, Aktivisten sprechen vom „Klima-Holocaust“, Tierschützer vergleichen Massentierhaltung mit Konzentrationslagern. Ob bei Demonstrationen, in sozialen Netzwerken oder auch in der Popkultur, die Verharmlosung des Holocaust durch solche Vergleiche hat weltweit an Intensität zugenommen – insbesondere bei den Gegnern von Corona-Schutzmaßnahmen. Die Amadeu Antonio Stiftung und andere Verbände warnen vor der sogenannten „Holocaust-Distortion“ oder auch „Holocaust-Relativierung“. Denn sie verunglimpft nicht nur das Andenken von Millionen Opfern und die leidvollen Erinnerungen der letzten Überlebenden. Sie fördert auch den Antisemitismus und spielt denen in die Hände, die die Geschichte umschreiben wollen oder den Holocaust ganz leugnen. „ttt“ spricht mit Judith Rahner von der Amadeu Antonio Stiftung, mit Christoph Heubner vom Internationalen Auschwitz Komitee und mit der Autorin Maya Lasker-Wallfisch, deren Mutter in Auschwitz inhaftiert war.
    Wahrheit und Legende – 200. Geburtstag von Heinrich Schliemann:
    Er war ein Weltenbürger und blieb Zeit seines Lebens seiner Heimat Mecklenburg verbunden. Er war Multimillionär und skrupellos, er strickte schon zu Lebzeiten an seiner eigenen Legende. Seine archäologischen Entdeckungen sind epochal, dabei ist er einer der Ahnherren aller Raubgräber: Heinrich Schliemann. Geboren vor 200 Jahren in ärmlichen Verhältnissen, erwarb er als Selfmademan ein beachtliches Vermögen, bereiste die Welt, lernte Sprachen und hatte am Ende drei Staatsbürgerschaften. Er interessiert sich für Archäologie – mutmaßlich nicht schon in seiner Kindheit, auch wenn er es selbst so erzählt.
    Und – ganz Selfmademan: Er gräbt auf eigene Faust, auf der Suche nach dem mythischen Troja in der heutigen Türkei und später im griechischen Mykene. Seine Funde sind spektakulär: Der vermeintliche „Schatz des Priamos“ begründet seinen Ruhm, den er mit einem weiteren Goldschatz in Mykene nährt. Dabei hält er sich allerdings nicht an die Regeln, missachtet schon damals wissenschaftliche Standards und behält vor allem trickreich seine Funde für sich. Schon damals illegal. „ttt“ über einen Besessenen, der es mit der Wahrheit und den Fakten nicht ganz so genau nahm.
    Ausbeutung für den Kinderwunsch – Sofi Oksanens Thriller „Hundepark“:
    Das Geschäft mit der Sehnsucht nach einem Baby boomt. In der Ukraine sind weder Eizellen-Spenden noch Leihmutterschaft verboten. Die finnische Bestseller-Autorin Sofi Oksanen beleuchtet in ihrem neuesten Roman „Hundepark“ (ET 13. Januar) eine bisher im verborgenen stattfindende Tragödie: wie sich reiche Europäerinnen ihre Kinderwünsche auf Kosten armer ukrainischer Frauen erfüllen und diese damit ins Unglück stürzen. Oksanen erzählt zum einen von der ausbeuterischen Baby-Industrie und zum anderen von der Ausbeutung der Ukraine durch die Sowjetunion. Nicht nur angesichts der Bedrohung durch den russischen Einmarsch ein erschreckend aktuelles Buch.
    Die Rettung des Analogen – Dokumentarfilm „An Impossible Project“:
    Urlaub vor 20 Jahren: Für die Urlaubsfotos nahm man damals seinen klassischen Fotoapparat, guckte durch den Sucher, drückte ab. War der Film voll, ließ man ihn entwickeln und sah dann erst nach einigen Tagen, was man da eigentlich alles für Fotos geschossen hatte. Heutzutage zückt man sein Handy, knipst alles und jeden. Wahllos, beliebig, digital. Unsere Welt ist digital geworden. Wir streamen Filme, folgen Unbekannten auf Instagram, lesen E-Books und hören auf unsere Fitness-Apps. Echt und greifbar ist das alles nicht. Daher steigt die Sehnsucht nach Analogem: Vinyl, Handgeschriebenes, Selbstgemachtes, analoge Fotos liegen im Trend.
    Der Film „An Impossible Project“ (Regie: Jens Meurer; Kinostart: 20.1.22) porträtiert den Österreicher Florian „Doc“ Kaps, der 2008 sein gesamtes Vermögen riskierte, um die letzte Polaroid-Firma der Welt vor der Schließung zu retten: ein eben unmögliches Projekt. Gedreht auf 35mm feiert der Dokumentarfilm das Analoge und seine Sinnlichkeit in einer Welt, in der das Digitale nur unseren Seh- und Hörsinn anspricht. „ttt“ spricht darüber mit dem Regisseur und dem Protagonisten des Films, Florian Kaps.
    Musik und Engagement – Neues Album und Tour von ZAZ:
    Die Sängerin ZAZ ist eine der wichtigsten Stimmen aus Frankreich: Die Vertreterin des „Nouvelle Chanson“ brachte 2010 ihr erstes Album heraus, in ihrer Heimat war sie damit mehrere Monate auf Platz 1 und auch in Deutschland weit oben in den Charts. Im Herbst 2021 hat ZAZ ihr fünftes Album „Isa“ veröffentlicht. Darin träumt die Musikerin im Song „Imagine“ von einer besseren Welt für unsere Kinder. Aber ZAZ macht nicht nur Musik mit Botschaft, sie engagiert sich auch mit ihrer Stiftung Zazimut und bei der Umweltorganisation Colibri für Klimaschutz und Bildung. Noch soll sie im Januar auf Tour nach Deutschland kommen – so es das Pandemiegeschehen erlaubt (19.1. Mannheim, 20.1. Nürnberg, 22.1. Hannover). In „ttt“ spricht sie über ihr neues Album und ihr Engagement. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.01.2022Das Erste
  • Folge 2
    Kimchi, K-Pop, Kino – Wie Südkorea die Popkultur erobert | Der Meister der Inszenierung – Michel Houellebecq und sein neuer Roman „Vernichten“ | Der wunderbare „Atlas des Teufels“ | Guillermo del Toros Neo-Noir-Kinofilm „Nightmare Alley“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.01.2022Das Erste
  • Folge 3
    „Monobloc“ – Film über den meistverkauften Stuhl der Welt | Unruhen in Kasachstan | Abbas Khiders neuer Roman „Der Erinnerungsfälscher“ | Eine neue Menschheitsgeschichte von David Graeber und David Wengrow | Retrospektive Georgia O’Keeffe (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.01.2022Das Erste
  • Folge 4
    „Chinesisches Roulette“ – Desmond Shums Enthüllungen über Chinas Elite:
    Kommende Woche, rechtzeitig zum Beginn der Olympiade in Peking, erscheint in Deutschland das Enthüllungsbuch des chinesischen Milliardärs Desmond Shums. „Chinesisches Roulette“ schaffte es im vergangen Jahr auf die Bestsellerliste der New York Times. Die Geschichte Desmond Shums ist die chinesische Variante des amerikanischen Traums: Geboren in Shanghai, aufgewachsen in Hongkong, machten der heute 54-Jährige und seine Ex-Frau ein Vermögen mit Aktien und Immobiliengeschäften. Möglich wurde das durch die Nähe der beiden zur Ehefrau des ehemaligen Ministerpräsidenten Wen Jiabao.
    In seinem Buch „Chinesisches Roulette“ beschreibt Shum Luxus und Korruption in den höchsten Kreisen des „roten Adels“, wie er ihn nennt. Sein Wissen ist gefährlich. Er selbst verließ das Land und lebt heute in Großbritannien. Seine Ex-Frau blieb in China und „verschwand“ vor vier Jahren. Bis heute weiß niemand, wo sie ist und ob sie überhaupt noch am Leben ist.
    (Autorin: Petra Böhm)
    Was macht der Optimierungsdruck mit unserem Selbstwert? – Der Film „Wunderschön“ von und mit Karoline Herfurth:
    Die allgegenwärtigen und rapide zunehmenden Möglichkeiten zur Körperoptimierung waren nie so groß wie im 21. Jahrhundert. Der Schönheitsdruck steigt, nicht zuletzt durch die sozialen Medien, die exzessive Selbstdarstellung und unrealistische Körpervorstellungen befeuern.
    Mehr als die Hälfte aller deutschen Frauen wünscht sich Veränderung am eigenen Körper. Trotz regelmäßiger Aufschreie in den Medien und diverser Bewegungen wie Body Positivity oder der Body Neutrality-Bewegung, seinen Körper anzunehmen wie er ist oder den Fokus ganz zu verschieben, nimmt der gesellschaftliche Optimierungsdruck generell zu. Mehr denn je ist „Schönheit“ ein Mittel zum Erreichen sozialen und finanziellen Erfolgs. „Wunderschön“, der neue Film von Karoline Herfurth, nimmt sich des Themas multiperspektivisch an. In ihrer dritten Regiearbeit erzählt Herfurth mit Humor und Sensibilität von fünf Frauen im Spannungsfeld zwischen angekratztem Selbstbild und vermeintlich notwendiger Selbstoptimierung. Die fünf lose verbundenen und hochkarätig besetzten Episoden überzeugten allesamt und Herfurth empfiehlt sich als versierte Regisseurin, die Sendungsbewusstsein mit Unterhaltung spielerisch zu verknüpfen weiß. Ab 3. Februar ist „Wunderschön“ in den deutschen Kinos zu sehen.
    (Autorinnen: Maria Wischnewski & Lilly Rinklebe)
    Comeback eines Startenors – René Kollo singt romantische Abendlieder:
    Eigentlich hätte René Kollo gar nichts anderes werden können. Das familiäre Erbe wog schwer. Der Großvater war Berlins Operettenkönig, der Vater komponierte die deutschen Hits der 1940er Jahre. Und der Sohn? Blieb im Fach und wurde ein gefeierter Wagner-Tenor. Er war der schönste Drachentöter, den es je auf der Bühne des Festspielhauses von Bayreuth gegeben hat, der Heldentenor zwischen Paris, Mailand und New York der 1970er und 1980er Jahre. Er liebte schnelle Autos, schöne Frauen und setzte sich auch schon mal selbst ins Cockpit eines Flugzeugs, um abzuheben. In diesem Jahr wird René Kollo 85 – und hat eine neue CD aufgenommen.
    „Romantische Abendlieder“ von Schubert, Schumann, Brahms, gesungen im Duett mit Jay Alexander. Kollos Gesangslehrerin gab ihm für den Umgang mit der Stimme einst den Tipp: Greif nicht dein Kapital an, lebe von den Zinsen. Vielleicht hat seine Stimme auch deshalb wenig von ihrer Strahlkraft eingebüßt. Den Siegfried, Parsifal oder Tristan, das schwere Wagner-Fach, das ist vorbei. Aber die Lieder über den Mond, die Nacht und unsere Träume singen zu können ist wie Adieu zu sagen am Ende einer langen Liaison mit der Musik.
    Wir haben René Kollo bei den Musikaufnahmen zu seiner neuen CD getroffen und sind noch einmal mit ihm an den Ort seiner größten Triumphe zurückgekehrt: nach Bayreuth, für ihn bis heute ein heiliger Ort.
    (Autorin: Gabriele Denecke)
    Mehr Dialog! – Fordert Schriftsteller Ingo Schulze in seinem neuen Essayband:
    In der Corona-Krise sei die Spaltung der Gesellschaft immer gravierender geworden, heißt es immer wieder. Nur zwischen welchen Seiten klafft der Spalt? Zwischen Rechts und Links? Impfgegnern und Impfgegner-Gegnern? Ost und West? Eher zwischen Arm und Reich, sagt der ursprünglich aus Sachsen stammende Schriftsteller Ingo Schulze, zwischen Gedemütigten und Arroganz. In seinem jüngsten Essayband „Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte“ blickt er, in interessanten Perspektivwechseln, auf die letzten zehn Jahre gesamt-deutscher Geschichte zurück, die doch auch eine Geschichte der fortwährenden Spaltung ist.
    Die Wut der Demonstranten hätte tieferliegende Ursachen als nur ein Streit übers Impfen und wird so schnell nicht zu beruhigen sein – nicht einmal, wenn, rein theoretisch, alle Forderungen erfüllt werden sollten.
    Auch in der neuen Bundesregierung ist nach über 30 Jahren deutscher Einheit kaum ein ostdeutscher Bundesminister. Statt eines Ost-Beauftragten sollte es vielmehr einen Ost-West-Beauftragten geben, meint Schulze und fordert mehr Dialog und vor allem auch eine Selbstwahrnehmung der Westdeutschen.
    (Autor: Dennis Wagner) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.01.2022Das Erste
  • Folge 5
    Das letzte Amalgam des Königreichs – 70. Thronjubiläum der Queen: Das Königreich ist aus den Fugen: der Regierungschef ein unseriöser Populist, der in der Krise wie ein aufgeflogener Illusionskünstler wirkt. Ein Mitglied der Königsfamilie in einen schmutzigen Sexskandal verwickelt. Zudem werden gerade jetzt die Folgen des Brexit schmerzhaft deutlich. In dieser tiefen Krise ist das einzige Amalgam des Kingdoms, so scheint es, eine Greisin: Queen Elizabeth. Am Sonntag feiert sie 70jähriges Thronjubiläum. Doch ist die Monarchie nicht längst ein Anachronismus? Hat sie eine Zukunft? Der Elizabeth-Biograf und langjährige Großbritannien-Korrespondent, Thomas Kielinger ist sicher: Die Monarchie sei stabil und Elizabeth „die Repräsentantin einer tausendjährigen Geschichte.“ Nur: alles geht einmal zu Ende.
    Skandal am Kunsthaus Zürich – die Sammlung Bührle: Eigentlich wollte das Kunsthaus Zürich seinen neuen Anbau feiern – mit der darin enthaltenen spektakulären Sammlung Bührle. Nun aber ist das größte Kunstmuseum der Schweiz in einer tiefen Krise. Grund: eben die Sammlung Bührle, mit wichtigen Werken von Renoir oder Cézanne.
    Emil Bührle war ein 1938 in der Schweiz eingebürgerter Deutscher, der als Waffenhändler durch Geschäfte mit den Nazis reich geworden war. Die Provenienz vieler Werke der Sammlung ist – zurückhaltend formuliert – unklar. Das Kunsthaus hat sich bei der Provenienzforschung auf Bührles Stiftung verlassen. Ein kapitaler Fehler, der sich gerade zum Skandal weitet. Schon fordern Künstler wie die renommierte Schweizer Malerin Miriam Cahn ihre Werke vom Kunsthaus zurück. Solo an der Harfe: Magdalena Hoffmann im Porträt: Jahrelang blieb die Stelle der Harfenistin im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unbesetzt, da niemand an dem Instrument überzeugen konnte – dann kam sie: Magdalena Hoffmann, Anfang 30 und Virtuosin an einem der ältesten Musikinstrumente der Menschheit.
    In wenigen Tagen erscheint ihr erstes Solo-Album für die Deutsche Grammophon „Nightscapes“ auf dem sie Originalstücke für Harfe spielt, aber auch Kompositionen für Klavier, die sie selbst transkribiert hat. Hoffmann ist ein Multitalent: Nebenbei schreibt sie Kurzgeschichten und zeichnet. Ein Porträt. „Die Erwählten“ – spaltet der Antirassismus die Gesellschaft? Von Bertolt Brecht stammt der berühmte Satz „Auch der Hass gegen die Niedrigkeit verzerrt die Züge“.
    Der amerikanische Sprachwissenschaftler John McWhorter geht noch weiter: In seinem Buch „Die Erwählten“ wirft er der aktuellen Antirassismus-Bewegung die Spaltung der Gesellschaft vor. McWhorter, der an der Columbia-University lehrt und für die New York Times schreibt, vertritt die These, dass die neue Bewegung sich von den Prinzipien der Aufklärung abgewendet hat, im Umgang mit identitätspolitischen Fragen so etwas wie eine neue Religion begründet und gerade eines nicht ist: antirassistisch.
    Nun ist das Ideologische, das Dogmatische gar, das sicherlich auch Teilen der aktuellen Antirassismus-Bewegung anhaftet, durchaus problematisch. Doch McWhorter ist bei seinen Anschuldigungen unpräzise und argumentativ enttäuschend flach. ttt mit einer kritischen Analyse. Nie wieder Krieg – Das neue Album von Tocotronic: Jede Platte ein Ereignis – auch beim mittlerweile 13. Album von Tocotronic ist das so. Woran das liegen mag? Die Veteranen der „Hamburger Schule“ sind Großmeister im Produzieren cleverer Slogans.
    Während sie in ihren Anfängen in den 90ern ebenso präpotent wie pubertär nölten „Wir kommen, um uns zu beschweren“, ist die Band mittlerweile längst beim wuchtigen Pathos angelangt. Für den Titelsong des neuen Albums bediente man sich bei Käthe Kollwitz: „Nie wieder Krieg!“ – größer geht’s nicht. Weil das selbst den Tocos etwas zu dick scheinen mag und Texter von Lowtzow ein cleverer Bursche ist, besingt er in der der nächsten Zeile einen „Coupon von Sanifair“. So ist das, immer noch: das Eigentliche ist dann doch uneigentlich und das scheinbar Politische („Krieg“) viel mehr privates Statement. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.02.2022Das Erste
  • Folge 6
    Deutsche TV-PremiereSo 13.02.2022Das Erste
  • Folge 7
    Klima, Angst und Wahrheit – Über die Konfliktfelder unserer Gesellschaft und den Netflix-Hit „Don’t Look Up“ : Ein Komet so groß wie der Mount Everest rast auf die Erde zu, in sechs Monaten wird er mit ihr kollidieren und alles Leben auslöschen. Zwei Wissenschaftler:innen kämpfen darum, die Menschheit aufzurütteln und zu retten, es wird ihnen nicht gelingen, einfach weil das niemand hören oder glauben will. Das ist die Handlung des Netflix-Hits „Don’t Look Up“, der gerade auch für einen Oscar nominiert wurde.
    Eine böse Satire, die – nimmt man den Kometen als Metapher für die Klimakrise – eine sehr reale Zustandsbeschreibung unserer Welt ist. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen führt den Netflix-Film mit Timothy Morton, Philosoph:in der Stunde und dessen/​deren Theorie der „Hyperobjekte“ zusammen, mit der Morton im philosophischen Diskurs und in den Künsten einen Nerv getroffen hat und seither viel zitiert wird. Eine Anspielung darauf ist auch der Name der Filmfirma, die „Don’t Look Up“ produziert hat; sie heißt „Hyper¬object Industries“, denn die Macher sind von Mortons Theorie inspiriert.
    Timothy Morton definiert zum Beispiel die Erderwärmung als „Hyperobjekt“. Hyperobjekte, das sind Phänomene, die für uns Menschen kognitiv schwer zu fassen sind, weil sie in Raum und Zeit so groß und so global sind, dass es uns schwerfällt, sie überhaupt zu erkennen, geschweige denn Lösungsstrategien dafür zu entwickeln – die dann auch noch global getragen und umgesetzt werden müssten.
    Denn Hyperobjekte sind oft schon sehr lange in der Welt und nicht an einem bestimmten Ort lokalisierbar. So wie Styropor, sagt Timothy Morton, das löst sich nicht auf, es zerteilt sich in kleinste Partikel, aber sie werden nie mehr weggehen, so wie Atommüll, so wie Plastik. Auch die Pandemie sei so ein Hyperobjekt. Aber es gibt Lösungsstrategien, wie wir aus der paralysierten Haltung gegenüber Hyperobjekten rauskommen können, wie wir ins Handeln kommen. Darüber hat „ttt“ mit Timothy Morton, dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und der Publizistin Samira El Ouassil gesprochen.
    (Beitrag: Jella Mehringer) Putin, der KGB und die Spaltung des Westens – Das fulminante Buch „Putins Netz“ legt ein System frei, das den Atem stocken lässt : Seit Wochen rätseln Staatenlenker, Diplomatinnen und die kritische Öffentlichkeit, was Putin vorhat. Offener Krieg und die Invasion der Ukraine? Oder nur Drohkulisse, damit der Westen und die NATO ihm Zugeständnisse machen und Russlands weltpolitischer Einfluss wieder deutlicher wahrgenommen wird? Was will Putin? Welche Interessen verfolgt der Kreml und zu welchem Zweck? Fragen, über die in beständiger Regelmäßigkeit diskutiert wird, weil sie in den meisten Konflikten der Gegenwart eine Rolle spielen.
    Liest man das akribisch recherchierte Buch „Putins Netz – Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste“ der britischen Autorin und Investigativ-Journalistin Catherine Belton, dann findet man auf die zentralen Fragen klare, aber auch bestürzende Antworten.
    Die ehemalige Moskau-Korrespondentin der „Financial Times“ hat dafür jahrelang mit ehemaligen Vertrauten, Geheimdienstmitarbeitern und Oligarchen gesprochen. Sie ist weit in die Biografie Putins zurückgegangen, in seine Jahre als Verbindungsmann zwischen dem russischen Geheimdienst KGB und der Stasi in Dresden, in seine Zeit als Vize-Bürgermeister in St. Petersburg bis hin zum überraschenden Aufstieg zum Präsidenten Russlands und alles, was danach kam. Nach dem journalistischen Grundsatz „Follow the Money“ gelingt es ihr offenzulegen, was in diesen Details und Ausmaßen bisher nicht bekannt war.
    Bis in alle Untiefen beschreibt sie das „System Putin“, in dem mit schwindelerregenden Summen mächtige Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen werden, in dem kriminelle Muster immer wiederkehren – und das hochgefährlich ist, für alle Einzelnen, die sich ihm nähern, vor allem aber auch für die westlichen Demokratien an sich. Der ehemalige Geheimdienst KGB, nach dem Ende der Sowjetunion eigentlich zerschlagen, aber in vielerlei Hinsicht heute noch sehr aktiv, spielt darin eine zentrale Rolle.
    Außerdem: der entfesselte Marktkapitalismus, mafiöse Verflechtungen mit der organisierten Kriminalität und die zentrale Mission, den Westen mit seinen eigenen Mitteln zu bekämpfen und zu destabilisieren. „ttt“ trifft Catherine Belton in London, der Stadt, in der der Einfluss des Kremls außerhalb Russlands am deutlichsten zu Tage tritt. (Beitrag: Hilka Sinning) Gefressen, gemästet, ausgeschlachtet – Die verhängnisvolle Beziehung von Schwein und Mensch : Die älteste bekannte figürliche Zeichnung der Menschheitsgeschichte stellt ein Schwein dar.
    Vor mehr als 43 000 Jahren hat sie ein Mensch in einer Höhle im heutigen Indonesien mit rotem Sandstein an die Felswand gezeichnet. „Es ist das älteste Zeugnis abstrakten Denkens“, sagt der norwegische Autor Kristoffer Hatteland Endresen. Und: Es ist somit der älteste bekannte Ausdruck des Menschseins. Das Schwein und wir – diese Beziehung ist tiefgreifender und ambivalenter als mit allen anderen Tieren.
    Unser Umgang mit diesem Tier wird die Zukunft unserer Spezies verändern! Das ist keine Übertreibung, wie Endresens Buch „Saugut und ein wenig wie wir“ faktenreich darlegt. Schweinefleisch ist die meistverzehrte Fleischsorte der Welt. Es ist hierzulande auch das billigste Fleisch. Gleichzeitig werden Schweine in der Medizin zum Ersatzteillager des Menschen, weil ihre Haut, das Fettgewebe, ihre Muskulatur und Organe den unseren sehr ähnlich sind.
    Gerade gingen die Schlagzeilen über die erste erfolgreiche Transplantation eines Schweineherzens um die Welt. Und die Krebsforschung sieht das Schwein schon als Hoffnungsträger auf ein längeres Leben. Die Tiere gelten als hochintelligente Wesen, ihre Gehirnstruktur gleicht der des Menschen. Das liegt daran, dass sich die Gehirne von Allesfressern – auch diese Gemeinsamkeit teilen wir – evolutionär am höchsten entwickelten. Die Tatsache, dass wir eine genetische Nähe zum Schwein haben und vor allem die industrielle Massentierhaltung bringen aber auch Gefahren mit sich: Weil wir ähnliche Zellstrukturen haben, kann uns das Schwein Viren übertragen.
    Es gibt Theorien, dass die Spanische Grippe mit bis zu 50 Millionen Toten indirekt auf das Schwein zurückgehen könnte. Die Schweinegrippe mit Hunderttausenden Opfern war 2009 die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts. Und Wissenschaftler:innen teilen immer wieder mit, dass Schweine durch die Übertragung der Vogelgrippe eine neue Pandemie auslösen könnten.
    Der immer noch in manchen Teilen der Welt stattfindende Einsatz von Antibiotika zur Wachstumsförderung der Tiere, was multiresistente Keime zur Folge hat, lässt die WHO vor Millionen Todesfällen warnen, weil wir schon in einigen Jahren keine Antibiotika mehr haben werden, die helfen. Und der UN-Klimarat hat umfangreich dokumentiert, dass wir weniger Fleisch essen müssen, sonst schaffen wir die Klimawende nicht. Der Anteil der Klimagase durch unsere Haustiere entspricht der Gesamtheit aller Verkehrsabgase weltweit.
    Die Art, wie wir uns ernähren, wird über die Zukunft unserer Kinder entscheiden. „ttt“ trifft den Autor Kristoffer Hatteland Endresen in einem norwegischen Schweinestall und spricht mit ihm über die große Frage: Rächt sich die Natur am Menschen für den Raubbau, den er betreibt? Und was hat die industrielle Massentierhaltung von Schweinen damit zu tun? (Beitrag: Andreas Krieger) Das aufregende Videospiel „ELDEN RING“ – Im Fantasy-Zwischenland von Hidetaka Miyazaki und George R. R. Martin: Es ist das wohl sehnlichst erwartete Videospiel des Jahres: „ELDEN RING“ erscheint am 25. Februar.
    Der Kopf dahinter ist Hidetaka Miyazaki, in Gamer-Kreisen frenetisch verehrt. Seine düsteren Fantasy-Spiele „Dark Souls“ und „Bloodborne“ sind die einflussreichsten des vergangenen Jahrzehnts. Um die Geschichte seines neuen Spiels zu erzählen, hat sich Miyazaki nun mit dem „Game of Thrones“-Autor George R. R. Martin zusammengetan. Geballte Popkultur-Power also. Dass „ELDEN RING“ so heiß erwartet wird, ist dennoch nicht ganz einfach zu erklären.
    Denn genau wie seine spirituellen Vorgänger ist es eben vor allem ein Spiel für Melancholiker, Mystiker und Masochisten. Die Spieler:innen werden in eine enigmatische Fantasy-Welt hineingeworfen, sie übernehmen die Rolle einsamer Wanderer, die irgendwie versuchen, ihre alte Heimat zurückzuerobern. Viel mehr erklärt das Spiel nicht. Miyazaki und sein rund hundertköpfiges Team von „From Software“ sind berühmt dafür, dass sie den Spieler:innen keine Geschichte vorkauen, sondern Welten schaffen, die diese selbst entblättern müssen.
    „Enviromental Storytelling“ wird das genannt, also Geschichten erzählen über die Umgebung. Vielleicht ist es gerade diese Erzählform, die Videospiele eben noch besser können als Filme oder Literatur. Vieles in „ELDEN RING“ bleibt dabei uneindeutig und niemand kann alle Hinweise finden, deswegen müssen sich die Spieler:innen mit anderen zusammentun. Und es ist auch ein sehr schweres Spiel, das ein enorm hohes Maß an Konzentration und Geduld erfordert.
    Es gibt keine Spiele, die so viel diskutiert und interpretiert werden wie die von Miyazaki, der nordische Legenden gerne mit japanischer und existenzialistischer Philosophie mischt. Diesmal lässt sich ein ganzes Mythengebäude entdecken, das George R. R. Martin für „ELDEN RING“ entworfen hat. Voller Halbgötter und Helden und natürlich sind die, typisch Martin, nicht strahlend, sondern tief gefallen. Chefdesigner Hideteka Miyazaki gilt als sehr schüchterner Mann. Interviews vor Kameras gibt er nie. Aber er hat „ttt“ einen Brief geschrieben, in dem er von sich und seiner Philosophie erzählt. „ttt“ über ein ganz besonderes Videospiel voller Melancholie, Schönheit und der Kraft des Scheiterns. (Beitrag: David Gern) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.02.2022Das Erste
  • Folge 8
    Angriff auf die Ukraine – Was sagen Kulturschaffende?:
    Das Unfassbare ist geschehen: Putin hat den Angriff auf die Ukraine befohlen. Ein Krieg in Europa – die Entwicklungen dieser Woche haben trotz vieler Warnzeichen dann doch viele Menschen überrascht. „ttt“ spricht mit der Literaturwissenschaftlerin Oxana Matiychuk in der Ukraine über die aktuelle Lage, über einen „paranoiden“ Putin und seine Weltordnungs-Hirngespinste. Außerdem treffen wir die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja in Moskau, die als Kremlkritikerin selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Der Publizist und Historiker Gerd Koenen analysiert Putins Weltbild und erkennt hinter seinem aggressiven Verhalten sein „tragisches Bild der russischen Geschichte“.
    Schweigen ist keine Option – Der belarussische Autor Sasha Filipenko:
    Schweigen ist für ihn keine Option, auch wenn er wegen seiner Texte ins Exil musste und sein Vater in Belarus vom Sicherheitsdienst regelmäßig zum Gespräch einbestellt wird. Im Gegenteil: Sasha Filipenko spricht und schreibt offen über die Zustände in seinem Heimatland, in Russland – und über das Weltgeschehen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse liest sich sein neuster Roman „Die Jagd“ wie eine Blaupause auf das Vorgehen Putins gegenüber der Ukraine. In dem Buch wird ein Journalist, der es gewagt hat, sich mit einem Oligarchen anzulegen, systematisch fertig gemacht – für Filipenko werden dort dieselben Methoden angewendet, die jetzt zur Invasion Russlands geführt haben. „ttt“ hat Sasha Filipenko am Vorabend des Krieges bei einer Lesung getroffen.
    „Was tun“ – Berührender Dokumentarfilm über Zwangsprostitution in Bangladesh:
    „Warum müssen wir mit so viel Leid leben? Gibt es keinen anderen Weg für uns Frauen?“ Diese Worte spricht eine junge Zwangsprostituierte in einem Dokumentarfilm 2011 in die Kamera. Diese Szene sieht der Filmstudent Michael Kranz und sie bewegt ihn so sehr, dass er beschließt, sich auf die Suche nach diesem Mädchen zu machen. Denn er stellt sich die Frage: Wie soll man mit all dem medial vermittelten Leid umgehen? Abstumpfen, abschalten, aktiv werden? Nur wie? Und so begibt er sich auf eine Reise nach Bangladesch, sucht das Mädchen, findet sie aber dort nicht. Dafür trifft er auf viele Kinder, die in diesen Bordellen leben.
    Kleine Jungen, die dort ihr Zuhause haben, weil ihre Schwester dort als Prostituierte arbeiten muss, trifft auf ein Ehepaar, das versucht, den Kindern zu helfen, spricht mit einem Menschenhändler, der junge Mädchen auf der Straße aufgreift und sie mit skrupellosen Methoden zu Zwangsprostituierten macht. Er sucht weiter nach dem Mädchen aus dem Film und stellt sich zudem die Frage: Was kann ich tun? Herausgekommen ist ein sehr bewegender Dokumentarfilm und ein von ihm gegründetes Heim für die Jungen, die in diesen Bordellen leben. „ttt“ spricht mit Michael Kranz über seinen Film „Was tun“ (Kinostart 3. März).
    Sexuelle Übergriffe beim Casting – Der Dokumentarfilm „The Case You“:
    Die MeToo-Debatte hat das Thema sexueller Missbrauch in der Filmbranche ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht. Jetzt kommt ein Dokumentarfilm dazu ins Kino, der von einem ganz konkreten Fall und den Auswirkungen für die beteiligten Frauen erzählt. Im Film „The Case You“ von Alison Kuhn treffen sich fünf junge Schauspielerinnen. Sie hatten alle an einem Casting teilgenommen, in dem es sexuelle Übergriffe gab, und das Filmmaterial, das bei diesem Casting entstanden ist, wurde sogar ohne Rücksprache mit ihnen veröffentlicht. In „The Case You“ sprechen sie nun über ihre Sicht: Wie sie das Casting erlebt haben und was es mit ihnen gemacht hat. Entstanden ist ein intimer, eindringlicher und mutiger Film, der bereits einige Preise bei Festivals bekommen hat. „ttt“ stellt „The Case You“ (Kinostart: 10. März) vor und spricht mit Regisseurin Alison Kuhn über MeToo in der Filmbranche.
    Die Zukunft des Jazz – Die Sängerin Cécile McLorin Salvant:
    Sie singt, komponiert und macht Kunst. Cécile McLorin Salvant verkörpert die Tradition des zeitlosen Jazz, aber öffnet ihn auch für Neues. Cover von aktuellen Popsongs interessieren sie weniger, die New Yorkerin liebt Barock-Musik und Chansons. Sie singt auf Englisch, Französisch und Spanisch, ist in diesen Sprachen zu Hause. Dreimal hat sie schon einen Grammy bekommen. Am 4. März erscheint ihr neues Album „Ghost Song“, und sie gibt drei Konzerte in Deutschland (17.3. Waiblingen, 18.3. Köln und 19.3. Kassel). „ttt“ hat die Frau mit der umwerfenden Stimme in ihrer Galerie in New York getroffen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.02.2022Das Erste
  • Folge 9
    Die geplanten Themen:
    Krieg und Freiheit: Ukrainische Künstlerinnen kämpfen für ihre Kultur
    Flucht vor den Bomben: Mit Fotograf Florian Bachmeier an der ukrainisch-polnischen Grenze
    Liebe in Zeiten des Krieges: Elvira Sastres preisgekröntes Romandebüt „Die Tage ohne Dich“
    Frauen im Ring: Der Dokumentarfilm „Luchadoras“ setzt ein Zeichen gegen patriarchale Gewalt
    Das Universum ist weiblich: Opernstar Golda Schultz widmet ihr erstes Album den Frauen (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.03.2022Das Erste
  • Folge 10
    Ein Ausweg aus der Eskalationsspirale? – Den Frieden denken in Zeiten des Krieges
    Der Krieg ist da – mitten in Europa. Die Zeichen, dass es so weit kommen könnte, waren lesbar – und gleichzeitig von Lügen und Täuschungen umnebelt. Der Nebel des Krieges in der Ukraine, er wird sich wahrscheinlich lange nicht legen. Viele tausende Menschen werden von der russischen Armee auf Wladimir Putins Geheiß getötet, während Millionen Menschen fliehen und andere überlebensmutig bleiben, um ihre Heimat zu verteidigen. Ein hochgerüsteter, strategisch geplanter Angriffskrieg, der Terror und Verderben bringt, mit völlig unabsehbaren Folgen für die ganze Weltgemeinschaft – es ist eine absolute Zäsur und eine Zeitenwende, sagen westliche Politikerinnen und Politiker.
    Und sie reagieren mit harten Wirtschaftssanktionen und teilweise mit militärischer Unterstützung der Ukraine, mit Fassungslosigkeit, Wut, Solidarität und aufmunitionierter Sprache. Im Angesicht eines Aggressors, der die „Abschreckungskräfte“ der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft versetzen lässt, indirekt mit Atomwaffen droht und die Eskalationsspirale dreht, werden auch die Töne auf westlicher Seite radikaler.
    Man müsse maximale Stärke zeigen, heißt es immer wieder. In der Ukraine werde der Frieden und die Sicherheit Europas verteidigt. Aber helfen Aussagen wie jene kürzlich getätigte des Oppositionsführers Friedrich Merz, der schon von Situationen spricht, in denen die NATO eingreifen müsste? Der sagte, „die Angriffe nehmen Formen an, die geradezu dazu zwingen“?
    Es gibt sicher viele diplomatische Gespräche und Vermittlungsversuche dieser Tage. Es bleibt zu hoffen, dass sie die Wende bringen. Denn inmitten all der Drohungen und Morde muss doch ein Gedanke immer noch Leitstern sein: Der Frieden und wie man zu ihm gelangt.
    „ttt“ denkt mit dem renommierten Filmemacher, Philosophen und Juristen Alexander Kluge, der Friedens- und Konfliktforscherin Nicole Deitelhoff und dem Wirtschaftshistoriker Adam Tooze über den kleinen „Möglichkeitsraum“ nach, in dem inmitten einer großen Katastrophe Frieden verhandelbar werden kann.
    Ein junger Mann flieht vor dem Krieg in Syrien und landet in der umkämpften Ost-Ukraine – Der Film „This Rain Will Never Stop“
    Alina Gorlova dachte, es werde ihr letzter Film über Krieg sein, das Thema: abgehakt. Doch jetzt befindet sich die ukrainische Regisseurin selbst mitten im Krieg. In Kiew in ihrem Auto gibt sie „ttt“ ein Handy-Interview. In einer kurzen Pause, bevor sie sich im Freiwilligendienst weiter um die Versorgung der Zivilbevölkerung und der ukrainischen Armee kümmert.
    „This Rain Will Never Stop“ heißt ihr aktueller Film, der jetzt in die Kinos kommt. Gedreht vor dem russischen Angriffskrieg, ist der Dokumentarfilm eine metaphorische Betrachtung des endlosen Kreislaufes von Krieg und Frieden. Alina Gorlova begleitet darin den 20-ja¨hrigen Andriy Suleyman. Er flieht mit seinen Eltern vor dem Krieg aus Syrien in die Ost-Ukraine, die Heimat seiner Mutter. Doch auch dort nehmen die Unruhen zu und Andriy wird von einem neuen kriegerischen Konflikt eingeholt. Er entscheidet sich zu bleiben und für das Rote Kreuz zu arbeiten. Dann zieht es ihn zurück in die Heimat, nach Syrien. Der Krieg, er hält seine Psyche gefangen.
    „Auch wir wollen hierbleiben. Wir wollen in unseren Städten, in unserer Kultur leben“, sagt Alina Gorlova im „ttt“-Interview. Es sei nicht der Wille der Geflüchteten, ihr Land zu verlassen. Warum der ewige Kreislauf zwischen Krieg und Frieden? Warum diese Sehnsucht danach, ein Land zu verteidigen? Das sind die Fragen des Films und es sind auch die Gedanken, die Gorlova jetzt nachts umtreiben. Für Antworten sei jedoch nicht die Zeit. „Ich weiß nur, wir müssen das hier stoppen. Auch wenn ich nicht weiß, wie.“
    „ttt“ über ein bewegendes Zeitdokument und eine Frau, die davon berichtet, was Millionen Menschen in der Ukraine gerade erleben.
    Die weiteren Themen der Sendung:
    Auch nur eine Droge! – Michael Pollan über Kaffee und andere psychoaktive Pflanzen
    Die ganze Welt in einem Clip – Die Ausstellung „The World of Music Video“ in der Völklinger Hütte (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 13.03.2022Das Erste
  • Folge 11
    Fremd und geschmäht im Mutterland – die Rückkehr der Portugiesen aus Angola:
    Angola gehöre uns, behauptete der portugiesische Diktator António Salazar. 1975, ein Jahr nach der Revolution im Mutterland, endet Portugals Kolonialherrschaft. Es beginnt das Trauma der Rückkehrer: portugiesische Familien, die in Angola Unterdrücker waren und zu Hause in Lissabon als Stigmatisierte, als Verlierer im eigenen Land empfangen werden. Dulce Maria Cardosos Roman „Die Rückkehr“, mit dem sie trotz erneuter Absage der Buchmesse jetzt nach Leipzig kommt, erzählt von kolonialem Alltag, von Heimatverlust und wieder auch von einer Vergangenheit, die nicht vergehen will: Das Ex-Imperium am Westrand Europas kommt bis heute mit seinem Erbe, dem „Massaker des Kolonialismus“ (Cardoso), nicht zurecht. (Autor: Andreas Lueg)
    Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung an Karl-Markus Gauß:
    In seinen Büchern, Reisen und Streifzügen durch das heutige Europa beschreibt Gauß ein Europa mit Ländern, deren unterschiedliche Geschichte und Herkunft wie ein untergründiger Strom die Konflikte aber ebenso das Einende der Gegenwart ausmachen. Der österreichische Germanist, Essayist und Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und Kritik“ ist in Salzburg zu Hause, doch sein Blick geht weit über seine Heimatstadt hinaus nach Europa. Wie leben Menschen in Europa? Vor allem: Wie leben sie zusammen? Er bereiste wenig bekannte Orte in Randregionen Europas in Albanien, Tschechien oder Ungarn, beleuchtet ethnische Vielfalt, innereuropäische Migrationsbewegungen und die Bedeutung der Grenzen.
    Als Beispiel nennt er die „Europastadt“ Görlitz, deren Stadtteil Zgorzelec nach dem Zweiten Weltkrieg an Polen fiel. Beide Stadtteile, getrennt durch die Neiße, wachsen heute wieder zusammen, über die nationale Grenze hinweg. Das geschieht nicht auf Anordnung aus Brüssel. Für seinen Essayband „Die unaufhörliche Wanderung“ erhält Karl-Markus Gauß den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung“.
    Die Rede zur Preisverleihung hat Gauß in Folge der Ereignisse in der Ukraine umgeschrieben. Dabei ist ihm ein Gedanke wichtig: Wie sehr man die russische Invasion und den Machthaber im Kreml auch verurteilen muss, so darf sich diese Verurteilung nicht allgemein gegen „die Russen“ richten. Vielmehr verlangen jene mutigen Russen, die auf der Strasse demonstrieren und schwere Strafen in Kauf nehmen, all unseren Respekt. „ttt“ hat Karl-Markus Gauß in Salzburg besucht. (Autorin: Hilka Sinning)
    Absage zum Trotz – Leipzig setzt mit Popup-Buchmesse ein Zeichen:
    Kurzfristig und für alle Beteiligten überraschend wurde vor einigen Wochen die Leipziger Buchmesse abgesagt, zum dritten Mal in Folge. Auch diesmal war indirekt Corona verantwortlich, aber eben nur indirekt. Denn Messe und Stadt hatten keine Bedenken, die Messe abzuhalten – und zwar mit allem, was dazugehört. Und das ist in Leipzig vor allem ein leselustiges Publikum. Dass sich dann einige der ganz Großen, aber auch nicht wenige kleine Verlage außerstande sahen, ausreichend Personal nach Leipzig zu schicken, und die Messe deshalb gecancelt wurde, sorgte für viel Unmut.
    Was jetzt in Leipzig doch stattfindet, ist eine Popup-Buchmesse im alternativen Stadtteil Connewitz mit immerhin 60 Verlagen, viele Lesungen im gesamten Stadtgebiet, die Verleihung des Leipziger Buchpreises. Und natürlich Gespräche, die sich in diesem Jahr aber weniger um das Virus, dafür viel um den Krieg in der Ukraine drehen werden. „ttt“ trifft die Initiatoren der „buchmesse_popup“ Gunnar Cynybulk und Leif Greinus, die Staatsministerin für Kultur Claudia Roth und natürlich Autor- und VerlegerInnen. (Autorin: Petra Böhm)
    Kindheit zwischen den Fronten – Dokfilm „A House Made of Splinters“:
    Welche Spuren hinterlässt es auf den Seelen von Kindern, wenn sie in Verhältnissen aufwachsen, die von gewalttätigen Auseinandersetzungen und Krieg zerrüttetet sind? In Lyssytschansk, einer Stadt unweit der Frontlinie zur selbsternannten Volksrepublik Lugansk in der Ostukraine, gibt es ein Kinderheim, welches sich um die Kinder aus der vom jahrelangen Konflikt zerfressenen Gegend kümmert. Der Dokumentarfilm „A House Made of Splinters“ des dänischen Regisseurs Simon Lereng Wilmont porträtiert dieses Heim und seine Kinder als einen behüteten Ort. Beim berühmten Sundance Film Festival bekam Lereng Wilmont Ende Januar für seinen einfühlsamen Film den Regiepreis. Drei Wochen später gibt es das Heim nicht mehr. Die Kinder, die Betreuer, mussten über Nacht vor dem russischen Angriff auf die Ukraine fliehen. „ttt“ erzählt vom dramatischen Schicksal des Heimes und seiner Evakuierung. (Autor/​in: Alexander Bühler /​ Jens-Uwe Korsowsky) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.03.2022Das Erste
  • Folge 12
    Ukraine:
    Eine weltbekannte Primaballerina des Bolschoi hat gerade Russland verlassen und sich dem National Ballet Amsterdam angeschlossen, weil sie „mit jeder Faser ihres Körpers gegen diesen Krieg“ sei. Auch die vielfach preisgekrönte russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja hat ihr Land verlassen – unsere Moderatorin Siham El-Maimouni im Gespräch mit der Schriftstellerin.
    Transsexualität:
    Am 30. März 22 erscheint die Streitschrift „Transsexualität“, herausgegeben von Alice Schwarzer und Chantal Louis. „ttt“ über die heiß diskutierte Kontroverse zwischen „traditionellen“ Feministinnen und der Trans-Community, vertreten durch Julia Monro und Nora Eckert.
    Die große grüne Mauer:
    Ein gigantisches Menschheitsprojekt zwischen Klimaschutz und Landart. Zugleich Afrikas Vorzeigeprojekt, um die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen. Was ist eigentlich aus dem groß angekündigten Projekt geworden? „ttt“ hat recherchiert und nachgefragt, beim als „Waldmacher“ berühmt gewordenen Alternativen Nobelpreisträger Tony Rinaudo und bei Volker Schlöndorff, der gerade eine Doku „Der Waldmacher“ gedreht hat, die am 7. April 2022 in die Kinos kommt.
    Welthit mit 92 Jahren:
    Der wunderbare Musiker Giddes Chalamanda hat mit 92 Jahren mit „Linny Hoo“ einen Welthit. „ttt“ hat den extrem charmanten Giddes Chalamanda in Malawi besucht.
    „Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann“:
    Der Dokumentarfilm von Jerry Rothwell, nach dem Bestseller von Naoki Higashida („The Reason I jump“) schilderte, wie ein autistischer Mensch die Welt erlebt.
    „Plastik – Die Welt neu denken“:
    Eine Ausstellung im Vitra Design Museum zeigt ab dem 26. März 2022, wie sich die Welt neu denken lässt im Hinblick auf das bislang ubiquitäre Material Plastik. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.03.2022Das Erste
  • Folge 13
    Versinkt die Welt im Chaos? – Aufrüttelndes Buch über den Ausfall des Internets
    Es sei keine Frage des ob, sondern nur eine Frage des wann. Nicht, ob das Internet irgendwann ausfällt, sondern nur, wann es geschehen wird. Darüber schreibt die spanische Technologie-Journalistin Esther Paniagua in ihrem Buch „Error 404 – Der Ausfall des Internets und seine Folgen für die Welt“. Wird der Ausfall des Internets die Welt ins Chaos stürzen? Anfang Oktober 2021 fielen die Dienste von Facebook, Instagram und WhatsApp für einige Stunden aus und sorgten für eine gewisse Aufregung unter vornehmlich jungen Usern. Doch was, wenn das ganze Internet nicht mehr funktioniert? Und das für Tage, für Wochen. Experten sind sich sicher, dass es dazu kommen wird – sei es durch eine Überlastung der Serverfarmen, einen Sonnensturm oder einen militärischen Anschlag. Wie sehr derartige Angriffe schon jetzt eine wichtige Rolle spielen, zeigt sich im Ukraine-Krieg. Unter anderem auch darüber haben wir mit Esther Paniagua in Madrid gesprochen.
    Erschüttert von Bomben – Der ukrainische Künstler Artem Volokitin
    In den Bildern von Artem Volokitin (40) spiegelt sich der Krieg in seinem Heimatland, der Ukraine. Seine hyperrealistischen Ölgemälde zeigen Staubwolken nach gewaltigen Bombenexplosionen. 2015 war er Teilnehmer der Biennale in Venedig. Bis vor wenigen Wochen hat er in Charkiw gelebt, hat zuletzt in Kellern vor den Bomben Schutz gesucht, eine tiefe Erschütterung, die einen nicht mehr verlässt, wie er sagt. Im „ttt“-Interview erzählt er von der ersten, ungläubigen Lähmung, dem Ausharren in Charkiw bis zur Entscheidung „Nichts wie weg“. Jetzt ist er mit seiner Familie nach Deutschland geflüchtet. Weil er fünf kleine Kinder hat, durfte er ausreisen, seine großformatigen Gemälde konnte er nicht mitnehmen. „ttt“ trifft Artem Volokitin in Potsdam.
    Von der Schule zur Weltkarriere – Die Sängerin Zoe Wees
    Es klingt wie ein Märchen: Eine Hamburger Schülerin wird von ihrem Musiklehrer entdeckt. Er kündigt seinen Job und wird ihr Manager, sie macht mit 18 Jahren Weltkarriere. Dieses Märchen ist die wahre Geschichte der Sängerin Zoe Wees. Ihre Songs werden millionenfach gestreamt, allein das offizielle Musikvideo ihres Hits „Control“ hat bei YouTube über 61 Millionen Aufrufe. Zoe Wees, inzwischen 19, trat im amerikanischen Fernsehen u. a. bei Jimmy Fallon auf und – als erste deutsche Sängerin überhaupt – bei den American Music Awards. In ihren Songs geht es um persönliche Themen, wie ihre Kindheit mit Rolando-Epilepsie. Jetzt geht sie auf ihre erste Europa-Tournee – vorher gibt die Sängerin „ttt“ noch ein Interview.
    Willkommen im Metaverse! – Wie der Kunstbetrieb digital wird
    Das nächste große Ding im Internet: „Metaverse“! In Zukunft sollen wir abtauchen in digitale Parallelwelten. Als Avatare Leute treffen, arbeiten, gamen, reisen. Aber auch Konzerte und Kunstausstellungen besuchen – in virtuellen Räumen. Was kommt da auf uns zu? Leben wir in 10 bis 15 Jahren wirklich in einem digitalen Paralleluniversum? Auch Kultureinrichtungen experimentieren schon: Der Künstler Manuel Rossner hat gerade seine eigene virtuelle Galerie „New Float“ gegründet. Das Berliner Startups Ravespace hat das erste komplett virtuelle Metaverse-Museum erschaffen: das „Musée Dezentral“. Noch sieht das aus wie ein Computerspiel. Erste Schritte in die schöne neue Welt der Digital Natives.
    Kunst aus Wasser – Nebelskulpturen im Haus der Kunst
    Ihre Kunst ist aus Wasser und Luft: Nebelskulpturen, die sich je nach Temperatur, Wind und Atmosphäre ständig verändern. Ihre Faszination für diesen volatilen Werkstoff erklärt Fujiko Nakaya so: „Nebel lässt sichtbare Dinge unsichtbar werden, während unsichtbare – wie der Wind – sichtbar werden.“ Erstmals ist jetzt eine umfassende Werkschau der japanischen Künstlerin im Haus der Kunst zu sehen (8. April bis 31. Juli) – von den frühen ersten Arbeiten bis hin zu zwei eigens für München geschaffenen, ortsspezifischen Installationen. „ttt“ ist beim Aufbau der Ausstellung mit dabei. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.04.2022Das Erste
  • Folge 14
    40 Jahre „Tote Hosen“
    Campino und Co erzählen Geschichten einer Freundschaft.
    „Ich werde leben“
    Der kontroverse Roman der Niederländerin Lale Gül erzählt ihren Kampf um Freiheit.
    Gefeiertes Multitalent
    Die Schauspielerin, Comedienne und Sängerin Meltem Kaptan.
    Herausragende Kunst
    Der Designer Isamu Noguchi wird mit einer großen Ausstellung in Köln geehrt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.04.2022Das Erste
  • Folge 15
    „ttt“ von der ältesten und wichtigsten Kunstausstellung der Welt, der 59. Biennale in Venedig!
    Grabungen im Untergrund und Zeichen an der Wand:
    Wie Maria Eichhorn aus dem Deutschen Pavillon ein Volkshochschulprojekt macht.
    Besuchen Sie die Erde, solange sie noch steht:
    Eine atemberaubende Installation der nigerianisch-amerikanischen Künstlerin und Köchin Precious Okoyomon
    Ausstellungsmachen in Zeiten der Krise:
    Chefkuratorin Cecilia Alemani über Frauen in der Kunst, Transformationen des Körpers und die Faszination der Cyborgs
    Kunst aus dem Kofferraum und Anti-Putin-Poster auf dem Acker:
    Der selbstbewusste Auftritt der Ukraine
    Dänen pflügen nicht:
    Wie Uffe Isolotto aus einem Pferdestall eine mythologische Grenzerfahrung bastelt.
    Und das ultimative „ttt“-Ranking: fünf Pavillons, die man sich sparen kann (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.04.2022Das Erste
  • Folge 16
    Opposition, Mordanschlag, Verhaftung – Kinofilm über Putin-Gegner Alexei Nawalny
    Er galt als unbestrittener Führer der Anti-Putin-Opposition. Einer, den der Kreml durch mehrere Verhaftungen und schließlich mit einem Giftanschlag mit dem Nowitschok-Nervenkampfstoff loswerden wollte. Aber Alexei Nawalny überlebt, wird in der Berliner Charité schließlich gerettet. Der Dokumentarfilm „Nawalny“ ist hautnah dabei, wie sich der Politiker im Schwarzwald erholt und dabei mit Hilfe seines Teams und eines Journalisten versucht herauszufinden, wer genau hinter dem Anschlag steckt. Spannend wie ein Thriller zeigt der Film (Kinostart 5.5.22) diese Recherche und schließlich Nawalnys Rückkehr nach Moskau, wo er direkt auf dem Flughafen festgenommen und Ende März zu neun Jahren Straflager verurteilt wird. „ttt“ spricht mit dem Regisseur und einem Vertrauten Nawalnys über die jetzige Situation.
    Schutz von ukrainischen Kunstschätzen – Ortsbesuch in Kiew
    Die Museen verrammelt, die Ausstellungsstücke geschützt und die historischen Gebäude der Altstadt sind vermessen und digital gesichert, zahlreiche Denkmäler mit Sandsäcken verbarrikadiert. So hat sich Kiew im Krieg gerüstet, sein Kunst- und Kulturgut gesichert, so gut es eben geht. Zwar ist die Belagerung der Stadt beendet – vorerst. Doch es drohen weiterhin Luftangriffe. Trotzdem wird der Alltag wieder versucht, Normalität behauptet – etwa im Leysa Theater, wo in diesen Kriegstagen die nächste Premiere vorbereitet wird. Ein Akt des Widerstandes gegen den allgegenwärtigen Krieg. „ttt“ ist zum Ortsbesuch in Kiew.
    Kulturbotschafter gegen den Krieg – Das Kyiv Symphony Orchestra
    Der Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine ist auch ein erklärter Krieg gegen die ukrainische Kultur, deren Eigenständigkeit von Putin aberkannt wird. Als Protest dagegen bringt das Kyiv Symphony Orchestra jetzt die Musik ukrainischer Komponisten auf die Bühne. Das traditionsreiche Orchester aus Kiew sieht sich als Teil einer „Kulturfront“ und ist trotz größter Schwierigkeiten gerade auf Deutschland-Tournee (25.4. bis 1.5.). „ttt“ trifft die Musiker*innen bei ihrem Gastspiel in der Berliner Philharmonie und beim Besuch im Deutschen Bundestag.
    Tomás Saraceno – Der „Spiderman“ der Kunst
    Der argentinische Künstler Tomás Saraceno züchtet und studiert Spinnen. Ihre Netze sind seine größte Inspirationsquelle. In seinem Berliner Studio bastelt er mit seinem Team unaufhörlich Netze, sie sind der Grundgedanke seiner Kunst. Tomás Saraceno baut hallenfüllende Abenteuerwelten, auf denen Besucher*innen herumturnen dürfen. Er ist ein Visionär, will die Welt vor der globalen Erwärmung retten, experimentiert zum Fliegen ohne Emissionen. Seine Kunstprojekte vernetzen Menschen auf dem ganzen Globus, mahnen jene, die mit ihrem Lebensstil die Umwelt zerstören und rücken die Kulturen ins Rampenlicht, die achtsam mit der Erde umgehen. „ttt“ trifft ihn vor der Eröffnung seiner neuesten riesigen permanenten Installation in Barcelona.
    Das Ende der Leichtigkeit – Die Geschichte von München 72
    Ein bunter Dackel als Maskottchen: Die Olympischen Sommerspiele in München 1972 sollen „heitere Spiele“ werden. Es ist die Chance, 36 Jahre nach Olympia unterm Hakenkreuz ein anderes Deutschland zu zeigen: voller Leichtigkeit und Lebensfreude, mit Schuhplattler statt Marschmusik. Doch am 11. Tag werden aus den heiteren Spielen tragische: Bei einem Terroranschlag auf die israelische Mannschaft und einer gescheiterten Geiselbefreiung sterben 17 Menschen. „The Games must go on“, entscheiden die Funktionäre. Das Buch „München 72. Ein Deutscher Sommer“ erzählt 50 Jahre später Geschichte und Geschichten hinter dem legendären Sportfest. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 01.05.2022Das Erste
  • Folge 17
    Die Rückkehr des Faschismus – Paul Mason über die neuen Formen eines alten Schreckens
    Lange wurde der Faschismus vor allem als ein Phänomen einer bestimmten Epoche, als Reaktion auf ganz bestimmte Ereignisse des 20. Jahrhunderts verstanden, manchmal sogar mit dem Wesen eines bestimmen Volkes verbunden, dem deutschen. Wer in den siebziger Jahren „Nie wieder!“ rief, meinte damit kein zu erreichendes Ziel, sondern einfach eine Tatsache. Der Schrecken des Faschismus war Geschichte. Dass er zurückkehrt: unvorstellbar.
    Ein Irrtum, sagt der britische Wirtschaftswissenschaftler, Journalist und Aktivist Paul Mason. In seinem neuen, so bedrückenden wie beeindruckenden Buch „Faschismus. Und wie man ihn stoppt“ fordert Mason scheinbar unabhängige Entwicklungen überall auf der Welt als Teil eines globalen Phänomens zu lesen: Wenn in Indien Attacken und Mordanschläge auf die 200 Millionen Muslime des Landes fast alltäglich und die rechten Lynchmobs dabei befeuert und legitimiert werden durch die Regierungspartei von Premierminister Narendra Modi, die in ihrer hindunationalistischen Propaganda offen von einer „Homogenisierung“ des Hindu-Volkskörpers fabuliert; Wenn in Brasilien unter Jair Bolsonaro rechte Angriffe auf den Obersten Gerichtshof still toleriert werden; Wenn in den USA, wo ein grölender Mob das Weiße Haus erstürmt, um, angestachelt von Donald Trump selbst, dessen Abwahl zu verhindern und dieser jetzt seine nicht unwahrscheinliche Rückkehr vorbereitet und dabei mit dem Narrativ der „Großen Auswechslung“ der Weißen durch Schwarze und Hispanics arbeitet – dann sind das für Paul Mason vorfaschistische Bewegungen, die den Weg in entsprechende Systemumstürze ebnen könnten.
    Anschläge von vermeintlichen Einzeltätern wie in Christchurch auf Moscheen oder auf die Synagoge in Halle sollen den faschistischen Mythos nähren, dass wir uns in einem Krieg befinden und dass ein Umsturz möglich und eventuell sogar nahe ist. Hinzu kommt, dass, wie Mason belegt, in der Hälfte der industrialisierten Staaten die Qualität der Demokratie in den vergangenen 15 Jahren gesunken ist – etwa bei der Meinungs- und Religionsfreiheit.
    Der Faschismus konnte zurückkehren, sagt Mason, weil ein anderes Glaubenssystem in die Krise geraten ist: die Ideologie des freien Marktes. Aber für Mason sind es nicht einfach die immer zahlreicher werdenden Verlierer des Hyper-Kapitalismus, die Opfer der wachsenden Ungleichheit, die Arbeitslosen, die prekär-Lebenden, die sich jetzt aus Wut den neuen Faschisten und ihren Wegbereitern zuwenden. Nein, es seien gerade auch die Gewinner dieses Systems, die Reichen und Superreichen, die sich von Demokratie und Liberalismus abwenden. Mason sieht in dem neoliberalen, libertären Denken, wie ihn etwa der Paypal-Milliardär Peter Thiel, aber auch viele andere Silicon Valley-Größen pflegten, eine „Pipeline“ zum Faschismus.
    Nach den Erschütterungen der Finanzkrise 2008 aber auch der Corona-Krise würden viele Milliardäre von „royalen“ Führerfiguren träumen, die diese neuen Aristokraten schützen und den Staat autoritär zu ihrem Vorteil führen. Peter Thiel verkündete bereits 2009, dass Demokratien und Freiheit nicht kompatibel seien. Das Ende der Demokratie sei angebrochen.
    In Russland, sagt Mason, könne man gerade erleben, wie die letzten Reste von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit beseitigt werden und gewaltsam ein monokultureller Ethnostaat errichtet werden soll. Putins Regime verknüpfe faschistische Attribute mit völkermörderischem Handeln in der Ukraine, sagt Mason. Deswegen ist seine klare Haltung: Liefert Waffen an die Ukraine! Die Demokraten müssten sich zusammenschließen und wehrhaft sein, um den Faschismus zurückzudrängen.
    „ttt“ hat Paul Mason in London zum Interview getroffen und ihn zu einer Ukraine-Demo vor der Russischen Botschaft begleitet.
    Die weiteren Themen der Sendung:
    Schlager statt Protestsongs – Über das politische Leben des Roland Kaiser
    Ein Versuch, die Welt zu retten – Sibylle Bergs Mammutroman „RCE“
    Heavy Metal Gottesdienst – Die Band Ghost und ihr neues Album „Impera“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 08.05.2022Das Erste
  • Folge 18
    Krieg in den Köpfen:
    Postsowjetische Schriftstellerinnen in Deutschland suchen nach Antworten
    Eine Geschichte von Schuld und Vergebung:
    Icíar Bollaíns ETA-Terrordrama „Maixabel“
    „Das eine Leben“
    Marius Müller-Westernhagen über Ruhm, Alter und Freiheit
    Kinshasas Subkultur:
    Das „Costume Art Project“ des belgischen Fotografen Kris Pannecouke
    Pionier, Krebsforscher, Nobelpreisträger:
    Bill Haneys Dokumentarfilm „Jim Allison“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 15.05.2022Das Erste
  • Folge 19
    Kulturkrieg gegen Russland?: Wie Putins Angriffskrieg das kulturelle Klima mit Russland vergiftet
    Sollte der russische Überfall auf die Ukraine auch zu einer Neubewertung der russischen Kunst und Kultur führen? Sind russische Künstler – lebende und bereits verstorbene – jetzt pauschal unter Verdacht? Mit dieser Frage muss sich derzeit auch der weltberühmte russische Theatermacher und Filmregisseur Kirill Serebrennikow beim Filmfestival in Cannes auseinandersetzen. Serebrennikow, ein erklärter Gegner Putins und seiner Politik, war zuletzt unter Hausarrest in Russland – wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten in seinem international renommierten Gogol-Theater in Moskau.
    Im Vorfeld der Aufführung seines Films „Tschaikowskis Frau“ beim Filmfestival in Cannes protestierten ukrainische Regisseure: Kultur in Russland diene immer der Propaganda – so der pauschale Vorwurf. Der nach Kriegsausbruch von Moskau nach Berlin emigrierte Publizist Michail Sygar sieht in den pauschalen Schuldzuweisungen Anzeichen für einen „Kulturkrieg“: Der mache ausgerechnet die zu Opfern einer antirussischen Canceling Culture, die schon durch das Putin-Regime zensiert und verfolgt würden. „ttt“ hat Kirill Serebrennikow in Cannes und Michail Sygar in Berlin interviewt.
    Autor: Andreas Lueg
    „Abrechnung mit der Empörungshysterie: Der Philosoph Robert Pfaller stellt in seinem neuen Buch unsere Scham-„Kultur“ vom Kopf auf die Füße
    Wir leben in einem Zeitalter der öffentlichen Dauerempörung: Vermeintliche oder tatsächliche Verfehlungen werden am digitalen Pranger geahndet. „Schäm Dich“ oder „Schämt Euch“ hallt es aus dem Social-Media-All, wenn jemand sich angeblich zu schämen hat. Ob es um Altkanzler Schröder geht, die Verfasser eines Briefes an Kanzler Scholz, die Maskenaffäre eines Influencers oder andere wichtige und unwichtige Anlässe. Dabei ist Scham etwas, so der Wiener Philosoph Robert Pfaller, das man nicht durch öffentliche Demütigung des Delinquenten erzwingen kann und sollte, sondern die Scham ist eine Tugend der Selbsterkenntnis.
    Und sie kann nur gedeihen in einem gesellschaftlichen Klima, dem Begriffe wie Demut gegenüber der eigenen Fehlbarkeit keine Fremdworte sind. „Die Scham ist ja auch das, was uns solidarisch macht mit anderen. Sie verhindert nicht nur, dass wir uns Blöße geben, sondern sie leitet uns auch dazu an, über die Blößen anderer gnädig hinwegzusehen.“ Robert Pfallers scharfsinniger Essay über die Scham ist nicht nur eine philosophische Analyse, sondern auch eine Abrechnung mit einer „Cancel-Culture“.
    Autor: Max Burk
    „The Queen – Schicksalsjahre einer Königin“: Die britische Langzeit-Königin feiert ihr 70-jähriges Thronjubiläum
    Mit 26, in einem Alter, da junge Frauen heute studieren oder Praktika machen wurde sie Staatsoberhaupt Großbritanniens und des Commonwealth. Kein Monarch und keine Monarchin hat Großbritannien länger regiert als Elisabeth II.. Als ihr Vater, König George VI. überraschend stirbt muss sie 1952 Krone und Zepter übernehmen. Im Laufe ihrer Regentschaft muss die Queen das Königshaus durch teils dramatische Zeiten und Ereignisse lenken. Und dies immer im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Immer wieder werden die von ihr hochgehaltenen Werte wie Familie, Zusammenhalt und Tradition zerschlagen, ihre Institution ins Wanken gebracht: Sei es durch „Unruhestifterinnen“ wie Lady Diana oder Meghan Markle, dem Brexit, ein bröckelndes Empire oder den Missbrauchs-Skandal ihres Sohns Prinz Andrew.
    Doch wer ist die Dame, die sich unter den markanten Hüten und den schrill bunten Kostümen verbirgt? Anlässlich ihres 70. Thronjubiläums erzählt die ARD in einer sechsteiligen Dokuserie das Leben der Queen und blickt dabei auf entscheidende Phasen, bewegende Momente und die größten Krisen ihrer Regentschaft zurück.
    Autoren: Lilli Klinger, Autor: Lutz Pehnert
    „Wir lebten glücklich während des Krieges“: Der ukrainisch-amerikanische Dichter Ilya Kaminsky
    Wann wurde ein Dichter zuletzt mit solchen Superlativen bedacht? 2019 kürte die BBC ihn zu einem von zwölf Künstlern, die die Welt verändert haben: Ilya Kaminsky, 1977 in Odessa geboren, 1993 mit seiner Familie in die USA emigriert. In seinem Epos „Republik der Taubheit“, das nun auf deutsch erscheint, erzählt er in Gedichten davon, wie Gewalt – und Liebe – unsere Welt formt: Von einer Stadt, die von Besatzern okkupiert wird, und von ihren Bewohnern, die den Aufstand wagen, in dem sie sich buchstäblich taub stellen. Stille als Akt des Widerstands: Ilya Kaminskys Buch ist eine große Parabel – vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine wirkt sie geradezu prophetisch. Doch zugleich ist es eine höchst persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie: Ilya Kaminsky ist schwerhörig, seit er mit vier an Mumps erkrankte: „Für mich ist die Poesie eine Sprache der Bilder. Ich erzähle nicht, ich zeige.“
    Autor: Tim Evers
    „Warpaint – Psychedelischer Indie-Rock aus den USA“: Eine Rockband, die seit 2009 ausschließlich von Frauen geführt wird, geht mit ihrem neuen Album auf Europa-Tournee
    Musik, die sich anfühlt, wie eine Umarmung, wie ein wohltemperiertes Wannenbad, schwärmen Fans über den Sound von Warpaint. Seit 2009 machen Theresa Emily Kokal, Jenny Lee Lindberg, Stella Mozgawa und Theresa Wayman zusammen Musik, die unter dem Etikett „Dream Pop“ firmiert. Sie sind keine „Girl Group“, aber eine Band, zu deren Identität es gehört, von Frauen geführt zu werden und ganz basisdemokratisch. Von Anfang an scheren sich nicht um ein bestimmtes Image und schnell gestrickten finanziellen Erfolg in der Musikindustrie. Stattdessen wollen sie unbedingte Selbstbestimmung und Selbstständigkeit und feilen lieber etwas länger an Technik und spielerischer Virtuosität. 2017 waren sie als Special Guest mit Depeche Mode auf deren „Global Spirit Tour“ unterwegs und spielten vor insgesamt drei Millionen Fans.
    Dass „Warpaint“ es ansonsten lieber entspannt angehen, hört man ihrer Musik an. „Radiate like this“ heißt ihr neues Album, es ist das vierte Studioalbum, mit dem sie jetzt auf Europatour sind.
    Autorin: Charlotte Pollex (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 22.05.2022Das Erste
  • Folge 20
    Putins Pinocchio-Tisch – Die Philosophie der Lüge: Was ist Lüge? Warum lügen wir? Ist Lügen überlebensnotwendig? Und: Warum belügen wir nicht nur andere, sondern auch uns selbst? Der norwegische Philosoph und Autor Lars Fredrik Svendsen widmet sich diesen Fragen in seinem Buch „Die Philosophie der Lüge“. Darin geht er dem Wesen der Lüge auf den Grund, fragt nach bei Platon, Machiavelli oder Hannah Arendt: wie wirken sich Lügen auf Individuum und Gesellschaft aus? Welche Techniken gibt es – gar eine Politik der Lüge? Von der Notlüge bis zum systemischen Lügen, das eine ganze Gesellschaft formt bzw. deformiert – wir sehen es permanent in der Welt. Hochaktuell – beim Zusehen werden die Nasen länger.
    - Die Frau, die Che Guevara rächte – Ein Buch über Monika Ertl
    Wer war diese Monika Ertl? Ein Buch erzählt jetzt, wie die Tochter von Leni Riefenstahls Kameramann zur Sozialrevolutionärin und Links-Terroristin wurde und schließlich in La Paz von Polizisten auf offener Straße erschossen wurde. Die Kulturwissenschaftlerin Karin Harrasser schildert eine dramatische, deutsche Familiengeschichte in Bolivien, vor dem Hintergrund von Altnazi-Communitys und Guerilla-Bewegung in Bolivien Ende der 1960er Jahre.
    - Dramen unter Palmen – Die 75. Filmfestspiele Cannes
    Das bedeutendste Filmfestival der Welt feiert Jubiläum – endlich, nach drei Jahren, wieder regulär. Mit alten Cannes-Darlings wie den Brüdern Dardennes oder David Cronenberg. Ruben Östlund, der Gewinner von 2017, ist dabei; mit einer bitterbösen Komödie. Aber auch große Unbekannte sind am Start. Außerhalb des Wettbewerbs ist viel Rock’n Roll: Ethan Coen zeigt eine Dokumentation über Jerry Lee Lewis und Baz Luhrmann widmet Elvis Presley ein pompöses Biopic.
    80 Jahre Hundeblick – Paul McCartneys Leben in einem Song: In „Hey Jude“ kulminiert Machtübernahme und Sentiment, Kitsch und Kunst. Scheinbar sind die Beatles im Zenit, tatsächlich: am Ende.
    1968 ist Paul 26, das vielleicht potenteste Alter des Mannes – zumindest als Pop-Komponist. Nie wird er Johns emblematische Wucht erreichen. Dem anderen reichen später 2, 3 schüttere Akkorde am weißen Flügel zur Kanonisierung. Er, der weitaus Virtuosere, muss ackern, beherrscht alles, kann musikalisch übers Wasser gehen. Kurz: nicht mal schwimmen kann er. So, so ungefähr haargenau muss Paul McCartney’s Sicht der Welt sein. Seit 1957 geht das so. („Was hat der da, dass die Menschen ihn lieben und mich nur achten?“) Nun, endlich, im Sommer 68 ist es Zeit. Er will Kalif werden anstelle des Kalifen.
    (Paul McCartney feiert am 18. Juni 80. Geburtstag) (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 29.05.2022Das Erste

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