Wölfe im Schafspelz Folge 4: Der Junge, der seinen besten Freund erschlug
Folge 4
4. Der Junge, der seinen besten Freund erschlug
Folge 4
„Die Jungs waren unzertrennlich, beste Freunde seit dem Kindergarten.“ Beate und Bernd Marx sind immer noch erschüttert, wenn sie berichten, wie ihr Sohn mit dem zwei Jahre älteren Marc von morgens bis abends auf ihrem Bauernhof Trecker fuhr, Feldarbeit verrichtete oder die Pferde striegelte. Leon, ihr Sohn und sein enger Begleiter Marc, der quasi zur Familie gehörte. Marc ist der Mörder ihres Sohnes, der bei fast jeder Familienfeier dabei war. Im beschaulichen Geseke, einer Kleinstadt im Ostwestfälischen, ereignet sich am 24. Juni 2014 ein grausiges Verbrechen. Ein 19-Jähriger richtet seinen besten Freund (17) auf grausamen Weise hin. Warum? Diese Frage beschäftigt seitdem einen ganzen Ort. Neid, weil sein Freund Leon alles hatte? Streitereien um Mädels? Laut Verteidigung seien dies wohl die Motive für den in der Presse bezeichneten „Scheunenmord“. Doch reichen sie aus zur Erklärung eines derartigen Mordes? In einem spektakulären Prozess vor dem Landgericht Paderborn wird der 19-jährige Angeklagte Ende 2014 wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und wegen Totschlags zu einer Jugendstrafe von acht Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Eltern des Opfers, Beate und Bernd Marx, legen vor dem
Bundesgerichtshof Revision ein. Das Urteil ist ihrer Meinung nach zu gering ausgefallen. Der BGH gibt der Familie Recht und hebt Ende 2015 das Urteil auf. Der gesamte Prozess wird nun in Paderborn wieder aufgerollt. Brisant an dem Fall: Nur zwei Wochen vor dem Mord des Sohnes stirbt schon Bernhard Marx’ Bruder – wie er Nebenerwerbslandwirt. Bernd Marx findet seinen Bruder auf dessen Hof, betrunken von der Treppe gestürzt. Doch merkwürdige Veränderungen im Haus stellen eine ganze Familie noch immer vor Rätsel. Zwei Tote in einer Familie innerhalb von nur zwei Wochen. Eine Verbindung zwischen beiden Fällen schließt die Staatsanwaltschaft aus. Familie Marx muss nun ohne ihren Sohn und ohne den Bruder auskommen. Neben der Trauer eine enorme Belastung, denn beide haben auf dem 80 Hektar großen Bauernhof intensiv mitgearbeitet. Im Gefängnis lässt sich der Täter Marc zum Elektriker ausbilden. Von seinem Opfer Leon bleibt den Eltern nur ein überlebensgroßes Poster in seinem Kinderzimmer. Und neben der Hoffnung auf ein gerechtes Urteil für den Mörder ihres Sohnes hoffen sie auf eine Antwort auf die Frage: Warum kam es zu dem grausamen Mord? Hätte jemand vorher etwas merken und den Tod ihres geliebten Sohnes verhindern können? (Text: WDR)