Wenn die Tiere reden könnten … Folge 3: Kultur der anderen Art
Folge 3
3. Kultur der anderen Art
Folge 3 (45 Min.)
In den 30er Jahren entstand in England eine neue Frühstückskultur: das Rahm-Stibitzen. Blaumeisen in London hatten entdeckt, dass unter den Aludeckeln von angelieferten Milchflaschen Rahm zu holen ist. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die neue Sitte und wurde unter britischen Meisen zu einer festen Tradition. Bis heute ist zwar umstritten, wie weit die Vögel das Aufhacken der Alufolie von einander abgeschaut haben, auf jeden Fall aber haben sie eine Diskussion über Tradition und Kultur bei Tieren ausgelöst: Können Tiere neue Gewohnheiten und Fertigkeiten entwickeln und sie von Generation zu Generation weitergeben, wie es typisch ist für das Kulturwesen Mensch? Da gibt es zum Beispiel einen neuen Trend unter Kolkraben: ihre Vorliebe für Lammfleisch. Immer häufiger werden die Raben in Schafherden gesichtet. Hat sich die neue Futterquelle „herumgesprochen“? Fest steht, dass es auch im Reich der Tiere Entdecker und Erfinder gibt. Tubau gehört zu einer Gruppe von Javaner-Affen in einem Freigehege der Universität Zürich. Er ist eine Art Galilei der Affen: Er untersucht und erforscht, was ihm in die Quere kommt, experimentiert sogar mit Wasser. Eines Tages erfindet Tubau das „Apfelangeln“ – eine brillante Technik, Äpfel außerhalb des Geheges heran zu holen. Wird sich die lohnende Erfindung verbreiten? Wie schnell wird sie zum Allgemeinwissen unter den Javanern werden? Der renommierte Primatologe Hans Kummer hat den Fall von Beginn an untersucht – mit einem auch für ihn unerwarteten Resultat. Bei Tieren geschieht die Weitergabe von Wissen und Können nicht durch Unterricht und Lehrstunden – die
Jungen müssen sich selbst darum kümmern. Aber viele sind Meister im Nachahmen. Kleine Seeotter etwa schauen sich von ihrer Mutter ab, was man fressen kann, wo man es findet, wie man es zubereitet. Abalone unter Wasser los zu schlagen erfordert geeignetes Handwerkszeug und technisches Geschick. Seeotterkinder, die es sich in den ersten zwölf Monaten nicht abgeschaut haben, lernen es nie mehr. Was Hänschen nicht lernt … Ein Pinienwald bei Jerusalem ist Schauplatz einer besonderen Kulturrevolution. Hier leben gewöhnliche Hausratten, aber sie haben ihre Lebensweise revolutioniert: Sie leben wie Eichhörnchen in den Bäumen und ernähren sich fast ausschließlich von Pinienzapfen. Der Biologe Ran Aisner stand zunächst vor einem Rätsel, denn Hausratten – so glaubte er herausgefunden zu haben – können gar keine Pinienzapfen öffnen; die Technik ist zu kompliziert. Aber dann entdeckte er den vierwöchigen Schnellkursus, den jede neugeborene Ratte durchlaufen muss – wenn sie im Pinienwald überleben will. Kultur geht bekanntlich über Essen und Trinken hinaus – auch bei Tieren. Finken in San Francisco schlagen in jedem Stadtteil eine andere Mundart an. Orang-Utan-Dame Nonja malt mit Pinsel und Farben – oder kleckert sie nur? Hüttengärtner-Vögel in Irian Jaya erstellen prächtige Gartenanlagen; jeder pflegt dabei seinen individuellen Stil und bevorzugt eigene Farben. Buckelwale komponieren Gesänge, die bis zu 20 Minuten lang sind, und jedes Jahr erfindet einer der Sänger eine neue Variation – mit komplizierten Rhythmen und Tonfolgen über fünf Oktaven, die von den anderen Buckelwalen übernommen werden. Ist Kultur also kein Privileg des Menschen? (Text: arte)
Sendetermine
Mi. 08.09.2004
14:00–14:45
14:00–
Mi. 01.09.2004
19:00–19:45
19:00–
Fr. 31.08.2001
20:15–20:55
20:15–
Mi. 18.04.2001
19:00–19:45
19:00–
So. 27.08.2000
13:15–13:45
13:15–
Mi. 08.12.1999
19:00–19:50
19:00–
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