Specials, Seite 1

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    Weil es nach der Wende im Osten überall an Kapital fehlt, kommt das Geld für Investitionen hauptsächlich aus dem Westen. Doch viele westliche Investoren verschätzen sich mit dem Osten, finanziell und psychologisch. Die erhofften Gewinne bleiben zumindest in den 90ern vielerorts aus. Neben den Westdeutschen kommen auch ausländische Großinvestoren zum Zuge – aus den USA, aus Asien, vor allem aber aus Frankreich. Französische Unternehmen pumpen bis 2003 mehr als acht Milliarden Euro in die neuen Länder – mehr als italienische, britische oder US-Betriebe. Wie einige der westdeutschen Großinvestoren scheitern auch viele von ihnen in den 90er Jahren.
    Viele französische Unternehmen ziehen sich ernüchtert wieder zurück aus dem Osten Deutschlands. Ein großer Deal, an dem vor allem die Ostdeutschen beteiligt sind, ist die Privatisierung der Landflächen. Rund zwei Millionen Hektar Wald, Tausende Herrenhäuser, volkseigene Güter und vor allem auch rund zwei Millionen Hektar Ackerland stehen nach der deutschen Einheit im Angebot. Gewonnen haben hier oft die Nachfolger der ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften aus DDR-Zeiten, die heute gewaltige Flächen bewirtschaften. Seit den 2000er Jahren interessieren sich ausländische Investoren auch wieder für ostdeutsche Innenstädte, denn im Osten geht es langsam aufwärts – und die Bankenkrise macht seit 2008 Investitionen in Stadtwohnungen noch interessanter.
    Auch abseits der boomenden Stadtzentren haben sich die Immobilien-Preise in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Die Zeit der Goldgräberstimmung, der großen und spektakulären Deals, hat mehr als nur Spuren hinterlassen. Das Ausmaß des gigantischen Umverteilungstransfers wird in allen seinen Dimensionen erst heute für Politik, Gesellschaft und Bürger langsam fassbar. Das Privateigentum ist endgültig angekommen im einstigen Land der volkseigenen Betriebe. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.09.2015arte
  • Tausende Betriebe, Hunderttausende Wohnungen, Schlösser und Burgen, Seen und Küsten, Millionen Hektar Wald und Land: All das hatte der DDR-Staat einst als Volkseigentum deklariert. Mit dem Mauerfall kam die schwierige Frage: Was gehört im Osten eigentlich wem? Und wem soll was in Zukunft gehören? Ein ganzes Land stand zum Verkauf, damals 1990: Goldgräberstimmung herrschte und Investoren aus aller Welt witterten das große Geschäft. Es begann die Zeit riesiger, teilweise spektakulärer Deals, die bis heute das Gesicht Ostdeutschlands deutlich prägen.
    Weil es nach der Wende im Osten überall an Kapital fehlte, kam das Geld für Investitionen hauptsächlich aus dem Westen. Anno August Jagdfeld ist einer der Großinvestoren der ersten Stunde. An das Ostseebad Heiligendamm hatte der umstrittene Investor sein Herz verloren. Und sich daran die Zähne ausgebissen. Das Grand Hotel musste er nach einer Insolvenz verkaufen und Villen an der Strandpromenade sind bis heute nicht saniert. Trotzdem gehören bis heute 90 Prozent der „weißen Stadt am Meer“ der Familie Jagdfeld.
    Viele Westinvestoren verschätzten sich beim Osten, finanziell und psychologisch. Die erhofften Gewinne blieben zumindest in den 1990er-Jahren vielerorts aus. Ein großer Deal, an dem vor allem die Ostdeutschen beteiligt waren, war die Privatisierung der Landflächen. Zwei Millionen Hektar Wald, Tausende Herrenhäuser, volkseigene Güter und vor allem zwei Millionen Hektar Ackerland standen nach der Wiedervereinigung im Angebot. Gewonnen haben hier oft diejenigen, die schon in der DDR am meisten hatten, die Nachfolger der ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften aus DDR-Zeiten, die heute gewaltige Flächen bewirtschaften.
    Und genau das hat neue Investoren angezogen wie die Hamburger AgroEnergy. Der Investor kaufte 4.200 Hektar Ackerland in Ostdeutschland, eigentlich gedacht zur Erzeugung von Bioenergie. Was sich bei diesen Käufen am Ende als noch wertvoller erwies, war der Boden. Denn die Preise für Ackerflächen steigen seit Jahren rasant. Seit den 2000er-Jahren interessieren sich ausländische Investoren auch wieder für ostdeutsche Innenstädte, denn im Osten geht es langsam aufwärts.
    Die Bankenkrise seit 2008 macht Investitionen in Stadtwohnungen noch interessanter. Auch Holger Krimmling und Jörg Zochert mischen mit. Sie kommen nicht aus dem Ausland oder aus dem Westen Deutschlands, sondern aus Leipzig. Als Ostdeutsche gehören sie jetzt selbst zu den Großinvestoren. Eines ihrer aktuellen Projekte ist die Sanierung eines alten Leipziger Industriebaus. Auch hier, abseits des boomenden Stadtzentrums, haben sich die Immobiliepreise in den letzten 15 Jahren verdoppelt.
    Hier sollen Luxuslofts entstehen. Allerdings müssen dazu jetzt die einheimischen Mieter den einheimischen Investoren weichen. Die Zeit der Goldgräberstimmung, der großen und spektakulären Deals hat mehr als nur Spuren hinterlassen. Das Ausmaß dieses gigantischen Umverteilungstransfers, in dem mehr als die Hälfte der Fläche Ostdeutschlands neu verteilt wurde, wird in all seinen Dimensionen erst heute für Politik, Gesellschaft und Bürger langsam fassbar. Das Privateigentum ist endgültig angekommen im einstigen Land ohne Kapital. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.01.2017Das Erste

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