158 Folgen, Folge 70–92
70. Cowboys und Indianer – Leben am Limit
Folge 70 (30 Min.)Die Navajo-Frau Irene Bennalley züchtet Schafe in den trockenen Gebieten des Navajo-Reservats im Südwesten der USA. Ihre Schafrasse ist besonders widerstandsfähig, trotzdem gab es für sie wegen der Dürre in den vergangenen Jahren selten genug zu fressen. Ihr Heu bekommt Irene von Ranchern aus den Bergen Utahs, wie der Mormonen-Familie Gleave. Auch Stanton und Irene Gleave haben mit ihren vier Söhnen unter der Trockenheit gelitten. Die Familie lebt mit und von der Natur und versucht, sich ihr anzupassen, so gut es geht. Stanton und Irene wollen die Tradition am Leben erhalten. Und dass ihr uramerikanischer Way of Life respektiert wird. Doch sie stoßen immer wieder an Grenzen, die ihnen die Behörden setzen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 01.06.2019 Das Erste 71. 60 Jahre im Exil – Was bleibt vom Dalai Lama?
Folge 71 (30 Min.)Vor 60 Jahren musste der Dalai Lama mit seinen Getreuen ins Exil nach Indien fliehen. Zuvor war es in Tibet zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der mehrheitlich buddhistischen Bevölkerung und chinesischen Truppen gekommen. Die Tibeter waren hoffnungslos unterlegen. Seit 1959 lebt das geistige Oberhaupt der Tibeter, der 14. Dalai Lama, in Dharamsala im Norden Indiens. Seit der Flucht fordert die Exilgemeinde „Free Tibet“ – befreit Tibet von den Chinesen. Nach 60 Jahren ist dieses Ziel weiter entfernt als je zuvor. Der Dalai Lama hält die hunderttausendköpfige Exilgemeinde zusammen.
Doch er ist 84 Jahre alt. Wie geht es weiter mit den Tibetern im Exil? Tenzing Peldon ist in Dharamsala geboren. Sie ist Chefredakteurin des Radiosenders „Voice of Tibet“. Die Bewahrung der kulturellen Tradition ist quasi ihr Berufsalltag. Das ist nicht immer einfach. Informationen aus Tibet selbst kommen immer spärlicher. Die Exilgemeinde schrumpft und die Zuhörerschaft wird immer älter. Peldon will ihre kulturelle Identität als Tibeterin nicht aufgeben. Obwohl sie in Dharamsala geboren ist, sieht sich die Mittvierzigerin nicht als Inderin.
Für ihren 16 Jahre alten Sohn wünscht sie sich eine Tibeterin als Frau. „Schließlich wollen wir unsere Gemeinschaft erhalten“, sagt sie. Doch Tenzing Peldon weiß, dass die Zeit für die Chinesen arbeitet. Unterstützung aus dem Ausland bröckelt. Kaum ein westlicher Staat will es sich mit China verscherzen durch ein Bekenntnis für „Free Tibet“. ARD-Korrespondent Peter Gerhardt besucht die tibetische Exilgemeinde. Er begleitet Tenzing Peldon, trifft Zeitzeugen, die 1959 bei der Flucht aus der Heimat dabei waren, und besucht eine Lehrstunde des Dalai Lama. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 22.06.2019 Das Erste 72. Australien – Dingos oder Schafe?: Überleben am längsten Zaun der Welt
Folge 72 (30 Min.)Es ist der längste ununterbrochene Zaun der Welt: Mehr als 5600 Kilometer Maschendrahtzaun – quer durch Australien, von der Südküste bis zur Ostküste. Der Dingozaun soll Australiens Wildhunde von den Schafen fernhalten, schon seit mehr als 130 Jahren trennt das Jahrhundert-Bauwerk Australiens schafreiche Gebiete im Südosten des riesigen Landes von den wilderen nördlichen Regionen. Die Wildhunde sind perfekt an ihre harte Umgebung angepasst. Mit ihrem goldbraunen Fell sind sie schwer in der Umgebung auszumachen, sie sind schnell und extrem ausdauernd – und wenn die Nahrung im kargen australischen Outback zu spärlich wird, dann wandern die Dingos zu den Schafherden im Süden.
Für die Farmer eine echte Bedrohung. In manchen Bundesstaaten gibt es Kopfgeldprämien für jeden toten Dingo. Schaf- und Rinderverluste durch Dingos kosten die australische Wirtschaft jährlich Unsummen. Deshalb wird der Zaun aufwendig intakt gehalten, ständig repariert und gewartet – sieben Ranger teilen sich die Strecke und patrouillieren entlang des Zauns, der sich durch drei Bundesstaaten schlängelt. Nicht nur Stürme und starker Regen, sondern auch Tiere, vor allem die wilden Kamele, beschädigen den Megazaun. Die Arbeit der Ranger ist mühsam, denn die Bedingungen im Outback sind extrem – heiß, trocken und menschenleer.
Die Pfosten-Draht-Konstruktion ist eine der radikalsten Anstrengungen, die ein Land je unternommen hat, um Raubtiere von Viehherden zu trennen. Die Instandhaltung kostet das Land jährlich mehrere hunderttausend Euro. Doch inzwischen wird die Kritik von Tierschützern und Wissenschaftlern an dem Bauwerk immer lauter: Die Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht sind enorm, da Dingos und auch andere Wildtiere aus einem riesigen Teil des australischen Kontinents komplett ausgeschlossen sind. Wildkatzen und Füchse breiten sich dort ungehindert aus und richten großen Schaden im empfindlichen Ökosystem Australiens an. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 14.07.2019 Das Erste 73. Lachs und Avocado für Europa – Die dunkle Seite von Trend-Food
Folge 73 (30 Min.)Der Lachs gehört eigentlich nicht in die Küstengewässer von Chile. Er ist auf der Nordhalbkugel heimisch, aber hier wächst er wunderbar zur Schlachtreife heran. So nennen es die Betreiber der Aquakulturen. 700.000 dieser Raubfische züchten sie im Süden von Chile für den Weltmarkt. In den 1980er Jahren war es noch ein Luxusprodukt, zu finden auf den Buffets der Reichen, mittlerweile ist Lachs aber zum Trend-Food geworden. Auch dank der Massenzucht in Chile ist der Fisch erschwinglich geworden. Relativ billig und eine gesunde Alternative zum Fleisch – alles scheint für den Lachs zu sprechen.
Wäre da nicht die dunkle Seite des Booms. Antibiotika-Gaben, damit der Fisch in den Aquakulturen gesund bleibt, bis zu 700-mal mehr als in Norwegen zum Beispiel, weil in Chile die Umweltgesetze so viel laxer sind. Schließlich wurden die Lachse, die eigentlich Raubfische sind, zu Vegetariern „erzogen“. Klingt erst einmal wie eine gute Idee, so kann verhindert werden, dass die Meere leer gefischt werden. Die Kehrseite des „vegetarischen Lachses“ findet man in Brasilien.
Soja-Anbau in riesigen, immer mehr Land verschlingenden Agrar-Großbetrieben. Dazu kommt, dass die Soja-Pellets für das Lachs-Mästen mit gesundheitsschädlichen Mitteln behandelt werden, die in der EU und in den USA verboten sind. Aber nur so kann das Soja haltbar gemacht werden, um es in riesigen Mengen zu den Lachs-Farmen zu transportieren. Die dunkle Seite des Trend-Foods, wie Matthias Ebert im Süden Lateinamerikas zeigt. Weiter im Norden bauen Farmer Avocados im großen Stil an. Ein Lebensmittel, das fast schon Kult-Status in den USA und in Europa erreicht hat: Gesundes Fett, cremig liegt es bei Veganern, Vegetariern und der wachsenden Hipster-Gemeinde der Metropolen im Trend.
In Mexiko werden mehr Avocados produziert als irgendwo sonst in der Welt. Das „grüne Gold“ nennen sie es hier, doch längst glänzt es nicht mehr, wie Xenia Böttcher zeigt. Niemals hätte José Gonzalez gedacht, dass Avocados sein Leben so dramatisch verändern würden. Seit 35 Jahren arbeitet er im Avocado-Geschäft und die steigende Nachfrage hat ihn zu einem wohlhabenden Mann gemacht.
Und zu einem bedrohten. Nur noch mit schwer bewaffneten Bodyguards geht er auf seine Plantagen, sein Sohn wurde bereits entführt, 100.000 USD sollte er zahlen. Er selbst wurde schon zwei Mal entführt. Erhielt Gonzalez für ein Kilo Avocados einst 20 Cent, so sind es jetzt bereits 3,50 Euro. Und es werden Milliarden Avocados exportiert. Mexikos organisierte Kriminalität will mitmischen beim Geschäft mit dem „grünen Gold“. Kartelle streiten im Bundesstaat Michoacan um die Macht. Die „Tempelritter“ gegen „Jalisco – neue Generation“.
Der Kampf ist besonders brutal, Hinrichtungen keine Seltenheit. Der Terror, die Angst soll die Farmer gefügig machen. Wer sein Schutzgeld nicht zahlt, verschwindet oder wird leblos aufgefunden. In Lateinamerika haben Globalisierung und der Boom von Lebensmitteln, die in den Industriegesellschaften zum Trend werden, nicht selten brutale Auswirkungen. Ausbeutung von Natur und Menschen, damit in der nördlichen Hemisphäre der Tisch gedeckt ist. Eine Reportage der ARD-Lateinamerika-Korrespondenten Xenia Böttcher und Matthias Ebert über die dunkle Seite von Trend-Food. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 21.07.2019 Das Erste 74. Zypern – Kampf um die Insel
- Alternativtitel: Leben an der Grenze - Zypern und die Chance auf Wiedervereinigung
Folge 74 (30 Min.)Die Mittelmeerinsel Zypern ist seit 1974 geteilt. Damals hatte die türkische Armee nach einem Militärputsch der griechischen Zyprer den Nordteil der Insel besetzt. Die Green Line, die Demarkationslinie, zieht sich rund 180 km quer über die gesamte Insel. Sie trennt Städte und ganze Dörfer. Mit jedem weiteren Jahr werden sich die griechischen und türkischen Zyprer fremder, denn Ressentiments und Feindbilder werden bereits in der Grundschule geschürt. Auf ihrer Reportage entlang der Green Line trifft ARD-Korrespondentin Katharina Willinger Zyprer, die aktiv für eine Wiedervereinigung kämpfen, aber auch solche, denen es schwer fällt, Vergangenes zu verzeihen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 28.07.2019 Das Erste deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 27.04., dann für den 14.07.2019 angekündigt75. Kosovo: Alte Wunden – Neue Perspektiven
Folge 75 (30 Min.)„Aufblühende Städte, Minarette und orthodoxe Klöster inmitten einer malerischen Landschaft und junge, gut ausgebildete Fachkräfte“: Im Kosovo wirbt man um Touristen und um Investoren, zehn Jahre nach der Unabhängigkeit und 20 Jahre nach Kriegsende. Doch dieses Bild wird getrübt durch die noch immer bestehenden Spannungen zwischen ethnischen Albanern und Serben. Ende Mai sorgte eine Razzia der kosovarischen Polizei im mehrheitlich von Serben bewohnten Norden Kosovos für neue Unruhe. Serbiens Präsident Vucic setzte sogar das Militär in Bereitschaft.
20 Jahre nach der NATO-Intervention ist die internationale KFOR-Mission trotz reduzierter Truppenstärke noch immer ein Garant für die Sicherheit und Stabilität im Land. Der Alltag ist für die meisten Kosovaren schwierig, egal ob Albaner oder Serben. Ein Drittel der Bevölkerung ist arbeitslos. Die Wirtschaft hängt am Tropf von internationalen Hilfsorganisationen und ist abhängig von den Überweisungen der Gastarbeiter aus dem Ausland. Kosovo benötigt Investitionen.
Aber wer investiert, wenn der Markt nur knapp zwei Millionen Einwohner umfasst und der politische Status ungeklärt ist? Noch immer kennt Serbien die Unabhängigkeit des Kosovo nicht an. Eine neue Form der kosovarisch-deutschen Kooperation wird derzeit im ehemaligen Bundeswehr-Feldlager Prizren entwickelt. Das Ende 2018 geschlossene KFOR-Camp soll umgewandelt werden in einen Business-Park mit Berufsbildungszentrum. Und es gibt weitere Erfolgsgeschichten: Die Landwirtschaftskooperative von Fahrije Hoti im Dorf Krusha, die als „Witwen von Krusha“ 1999 traurige Berühmtheit erlangten.
Ihre Männer waren von serbischen Truppen getötet worden waren. Die Kooperative sichert bis heute die Existenz der Kriegswitwen, die ihre Erzeugnisse nicht nur im Kosovo, sondern auch nach Deutschland und in die Schweiz verkaufen. Öko-Tourismus im Sharr Nationalpark soll den Bewohnern im Südosten des Kosovo nachhaltiges Einkommen sichern.: Und es gibt den Künstler Vigan Nimani, der seine persönlichen Träume verwirklichen konnte. (Drehzeit: Mai, Juli 2019) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 04.08.2019 Das Erste 76. Babuschkas online – ein russisches Dorf rettet sich selbst
Folge 76 (30 Min.)Noch immer lebt fast die Hälfte der Russen auf dem Land. Und das, obwohl es dort kaum Arbeit und keine Infrastruktur gibt. Manche dieser Dörfer sind nicht einmal über eine Straße zu erreichen. Die jungen Menschen ziehen in die Städte, die alten und armen Leute bleiben zurück. So ist es auch in dem Dorf Malyj Turysch mit 50 Einwohnerinnen und Einwohner tief im Ural. Die 30-jährige Gusel Sanschapowa kommt ursprünglich aus diesem Dorf. Ihre Eltern wohnen dort immer noch einen Teil des Jahres. Gusel selbst lebt zwar im fast 2.000 Kilometer entfernten Moskau ein junges modernes Großstadtleben, aber sie will mit den Methoden ihrer Generation Malyj Turysch vor dem Aussterben retten. Sie hat mit den alten Frauen im Dorf eine Firma gegründet: Sie produzieren Honig, Tees und Bonbons, die in den hippen Bioläden Moskaus verkauft werden.
Die Dorfbewohner vermieten dank Gusel ihre alten Holzhäuser auf Airbnb. Per Crowdfunding wollen sie jetzt den alten Dorfklub wieder aufbauen, damit wieder Gemeindefeste gefeiern und Kinoabende gemacht werden können, so wie früher. Eine weitere Idee steht vor dem Start: Es sollen traditionelle duftende Kräuterkissen hergestellt werden. Gusel verhandelt gerade mit Ikea Russland über den Verkauf. Es sieht auch für dieses Projekt gut aus! Ihr Traum: Wenn in Malyj Turysch alles funktioniert, will sie mit dem nächsten Dorf weitermachen, damit noch mehr Menschen in der vernachlässigten ländlichen Provinz eine Chance haben. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Sa. 17.08.2019 Das Erste 77. Islands eisige Riesen
Folge 77 (30 Min.)Islands Gletscher haben dem Land im äußersten Norden Europas seinen Namen gegeben. Island, das Eisland, hat heute noch etwa 300 von ihnen. Doch die Klimaerwärmung bedroht sie: Die Gletscher schmelzen. In ein paar hundert Jahren könnten sie verschwunden sein. Der Fotograf Ragnar Axelsson hält die Anatomie der eisigen Riesen mit der Kamera fest. Seit vielen Jahren fliegt er mit einer kleinen Maschine kreuz und quer über die Insel, dokumentiert die Schönheit der Gletscher – aber auch deren Rückzug. Für ihn haben die eisigen Riesen etwas Menschliches, sie haben Augen, Gesichter. Mit seinen Fotos will er die Menschen auf die Veränderungen in der Arktis aufmerksam machen.
„Der Schnee, der vor Tausenden von Jahren auf Island gefallen ist, verschwindet jetzt nach und nach im Meer“, sagt Axelsson. Häufig ist er auf seinen Touren ins nicht mehr ewige Eis mit seinem Freund Tomas Gudbjartsson unterwegs. Als einer der angesehensten Herzchirurgen Islands widmet der sich in seinem Alltag am Universitätskrankenhaus von Reykjavík der menschlichen Anatomie. Doch auch die Beschaffenheit seiner Heimat Island kennt Tómas bis ins letzte Detail – als Kind hat er gemeinsam mit seinem Vater, einem Geologen, die Insel bis in ihre entlegensten Winkel erwandert.
Wenn er nicht als Herzchirurg Leben rettet, führt Tómas heute Touristen in die isländischen Highlands und auf die riesigen Gletscher. Deren mächtige Eispanzer scheinen für das ungeübte Auge unberührt dazuliegen; doch der unheilsame Aderlass durch den Klimawandel hat längst begonnen. Skandinavien-Korrespondent Christian Stichler und das Team vom ARD-Studio Stockholm begleiten Ragnar und Tomas zwei Wochen lang bei ihren Touren auf Island und treffen Menschen, die an und von den eisigen Riesen leben. Denn die tauenden Gletscher sind auch das Ziel von Millionen Touristen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 24.08.2019 Das Erste 78. Zentimeter um Zentimeter: Minensucher in Bosnien-Herzegowina
Folge 78 (30 Min.)Leben zwischen tödlichen Minenfeldern: Das ist auch 24 Jahre nach Ende des Bosnien-Krieges für einige Menschen in Bosnien-Herzegowina Realität. 94 Tonnen explosives Material liegen heute noch in der Erde – so viel wie in keinem anderen Land Europas. Eigentlich sollten die Minen bis 2019 weitgehend beseitigt sein, doch bisher konnte nur etwa die Hälfte der im Krieg gelegten Minen geräumt werden. Ein Problem besonders für Menschen auf dem Land, die gezwungen sind, Holz zum Kochen oder Heizen in verminten Wäldern zu schlagen. Immer wieder lösen die Holzer dabei Minen aus, verletzen sich schwer oder sterben. Die Autorinnen Jasmin Körber, Rachel Roudyani und Tatjana Thamerus sind nach Bosnien-Herzegowina gereist, waren mit Minenräumern unterwegs und wollten verstehen, wieso Bosnien 2019 immer noch nicht minenfrei ist. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.09.2019 Das Erste 79. Mexiko – Dauerläufer in Sandalen
Folge 79 (30 Min.)Die Sohlen der Sandalen sind aus alten Autoreifen. Die Kleidung, wie die ihrer Vorfahren: üppige Faltenröcke und bunte Blusen. So rennt Lorena Ramirez zurzeit von Erfolg zu Erfolg. Von Marathon zu Ultramarathon. Sie trainiert nicht und siegt trotzdem. Mit jedem Sieg eröffnet Maria ihrem Volk, ihren Frauen neue Möglichkeiten. Lorena ist Tarahumara, eine Superheldin in Sandalen. Sie stammt von einem indigenen Volk, einst so groß wie das der Azteken, bis das Volk von den spanischen Conquistadores getötet und vertrieben wurden.
„Raramuri“ nennen sie sich – „jene, die weit laufen“. Ihre Laufkunst und Ausdauer gilt als legendär. Für die Männer der Tarahumara gehörte es zur Jagd, die Tiere „per pedes“ die Berge hinauf zu hetzen, bis die Tiere erschöpft zusammenbrachen. In die „Sierra Madre“ hatte sich das Volk vor den Spaniern zurückgezogen. Zerklüftetes Land, bergig und trocken, Canyons, viermal so groß wie der Grand Canyon in den USA. Irgendwann fingen die Dörfer an, untereinander eigene Wettbewerbe auszurichten. Völlig unbemerkt vom Rest der Welt.
Nun durchbrechen die Tarahumara die Unsichtbarkeit. Sie nehmen an großen Marathons und Ultramarathons teil. Und der Star unter ihnen ist nicht etwa ein Mann, sondern eine Frau, María Lorena Ramírez. Lorena Ramirez eröffnet nicht nur ihrer Familie, sondern auch den Frauen ihrer Gemeinde neue Chancen. Mit ihren Preisgeldern entsteht ein kleiner Wohlstand, landesweit erntet das indigene Volk mehr und mehr Anerkennung. Maria ist schüchtern, sie redet nicht viel und inspiriert trotzdem die jungen Mädchen im Dorf dazu, von mehr zu träumen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 14.09.2019 Das Erste 80. Sri Lanka – Das zerrüttete Paradies
Folge 80 (30 Min.)Dr. Judy Ramesh Ibyarumar ist unterwegs zu einem Patienten in Batticaloa. Der Arzt hat sich auf die Behandlung von Trauma-Patienten spezialisiert. Seit am Ostersonntag Selbstmord-Attentäter in Sri Lanka über 250 Menschen in den Tod gerissen haben, hat der Therapeut alle Hände voll zu tun. Alte Wunden reißen auf: Schließlich befand sich das Land von 1983 bis 2009 in einem Bürgerkrieg. Dr. Ramesh selbst hat dabei 30 Familienmitglieder verloren. Die jüngsten Anschläge haben das Land tief erschüttert. Dr. Ramesh geht dennoch mit gutem Beispiel voran. Er behandelt Christen, die die meisten Opfer der Selbstmordanschläge vom Ostersonntag zu beklagen haben genauso wie Muslime, die im Verdacht stehen, die Attentäter unterstützt zu haben.
„Wir müssen uns selbst helfen, um die Wunden dieser Gesellschaft endlich zu schließen“, sagt er. Doch es gibt nicht viele, die denken wie er. Angst und Misstrauen haben zugenommen, die Spannungen sind gewaltig. Die politischen Nutznießer sind schon zur Stelle: Es sind die alten Eliten, die für Morde, Folterungen, das Verschwinden tausender Menschen während des Bürgerkrieges verantwortlich waren. Sie werben offen, ungeniert und ungehindert für sich. Und sie haben eine Chance, zurück an die Macht zu kommen. Denn im Dezember stehen Wahlen an und der Ruf nach dem starken Mann, der in Sri Lanka für „Recht und Ordnung“ sorgt, wird immer lauter. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 28.09.2019 Das Erste 81. Ruanda – Der lange Weg zur Versöhnung
Folge 81 (30 Min.)Der Völkermord kostete fast eine Million Menschen in gerade einmal 100 Tagen das Leben. Radikale Hutus hetzten die eigene Volksgruppe auf, die Minderheit der Tutsi zu töten. Heute, 25 Jahre später, ist Ruanda auf seinem Weg zur inneren Versöhnung noch lange nicht am Ende angekommen. Aber es passiert etwas in dem Land. Seit dem Ende des Genozids hat sich Ruanda enorm entwickelt. Unter der jetzigen Regierung, die das Morden 1994 beendete, ist das kleine ostafrikanische Land zu einem Vorzeigestaat Afrikas geworden. Wirtschaftswachstum, saubere Straßen, offiziell keine Korruption. Der Preis für die Bevölkerung ist eine massiv eingeschränkte Meinungsfreiheit.
Die Regierung rechtfertigt sich, denn der Feind sei noch immer eine Bedrohung, da in das benachbarte Ostkongo hunderttausende Hutu geflohen waren, aus Angst vor der Rache der Befreier. Bis heute leben tausende Kämpfer ruandischen Ursprungs in den Wäldern im Ostkongo. Die Region leidet unter Gewalt. Sabine Bohland erzählt von Begegnungen mit der „Generation 25“, Begegnungen mit jungen Menschen, die während oder kurz nach dem Genozid im Jahr 1994 geboren wurden. Ihre Reportage „Der lange Weg zur Versöhnung“ zeigt, wie eine Generation von Ruandern mit der Bürde der eigenen Geschichte umgeht.
Eine Generation, die sich nicht von der Vergangenheit aufhalten lassen will, eine Generation, die den Traum von einer versöhnten Gesellschaft verwirklichen will. Da ist Vanessa, deren Geschichte in dem Theaterstück „Generation 25“ stellvertretend für viele Schicksale in Ruanda erzählt wird. Eine sterbende Mutter bittet ein junges, 13 jähriges Mädchen, ihr Baby an sich zu nehmen. Das Baby ist heute 25 Jahre alt und eben jene Vanessa. Noch immer lebt sie mit Grace zusammen, dem damals 13-jährigen Mädchen.
Der Film erzählt aber auch die Geschichte junger ruandischer Kämpfer, die im Ostkongo geboren wurden und dort von den Anführern der alten Hutu-Milizen im Rebellenkampf verheizt werden. Sie predigen den jungen Männern noch immer die Ideologie der Völkermörder. Manche von ihnen können fliehen, wie Habimana Moise – auch ihn traf Sabine Bohland bei ihren Dreharbeiten. Die Begegnungen der ARD-Korrespondentin zeigen den weiten Weg Ruandas zur Versöhnung. Sowohl die Schauspieler der Theatergruppe, als auch die nach Ruanda geflohenen Rebellen lernen, in kleinen Schritten mit dem Trauma ihrer „Generation 25“ zu leben. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 12.10.2019 Das Erste 82. Mama ist im Himmel – Amerikas verlorene Mütter
Folge 82 (30 Min.)„Guten Morgen, Mama!“ ruft die zweijährige Soleil jeden Morgen. Doch ihre Mutter kann nicht mehr antworten. Wenige Wochen nach der Geburt ihrer Tochter ist Shalon Irving gestorben. Seitdem lächelt sie nur noch von den vielen Fotos in ihrem Haus in Atlanta. Die Ärzte hatten die Beschwerden der jungen Schwarzen nach der Entbindung nicht ernst genommen – bis sie ins Koma fiel. Shalons tragischer Tod ist kein Einzelfall. Das Risiko während der Schwangerschaft oder Entbindung ums Leben zu kommen, ist für Afro-Amerikanerinnen rund viermal so hoch wie für weiße Frauen in den USA.
Vor allem in den Südstaaten sieht es noch schlimmer aus. Die Statistik zur Müttersterblichkeit gilt seit langem als nationale Schande. ARD-Korrespondent Stefan Niemann und das Team vom ARD-Studio Washington sind mit Hebammen und Ärzten unterwegs, sind im Kreißsaal, aber auch bei einer Hausgeburt dabei, für die sich viele Afroamerikanerinnen entscheiden müssen. Das Krankenhaus ist schlicht zu teuer oder zu weit weg.
Soleil wächst heute bei ihrer Großmutter Wanda auf. Die 66-Jährige fordert Gerechtigkeit, der Tod ihrer Tochter Shalon müsse die Nation endlich wachrütteln. In Atlanta, Georgia und anderen Bundesstaaten kämpfen Bürgerrechtlerinnen, Geburtshelferinnen und Hebammen gegen Vorurteile, Ignoranz und Rassismus im Gesundheitswesen. Sogar bis nach Washington in den Kongress hat Wanda ihre Wut und Trauer schon getragen. Sie will dazu helfen, die schreiende Ungerechtigkeit für schwangere schwarze Frauen zu beenden. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 02.11.2019 Das Erste 83. Im Wartesaal der Nordafrikaner
Folge 83 (30 Min.)Ouassim hat nicht gezählt, wie oft er das schon versucht hat: nachts über den Hafenzaun klettern. Einen Lastwagen aussuchen, der dort zum Einschiffen bereitsteht. Hoffen, dass weder Spürhunde noch Detektoren anschlagen. Und dann: ab nach Europa. Bisher wurde er jedes Mal erwischt. So wie Ouassim warten in Marokko tausende junger Männer auf ihre Chance zur Flucht. Auf einer Fähre, in einem morschen Holzboot – egal. Hauptsache, weg. Wo soll das gelingen, wenn nicht hier: an der Küste um Tanger? An ihrer engsten Stelle ist die Straße von Gibraltar nur 14 Kilometer breit.
Bei gutem Wetter scheint es manchmal, als ob man Spanien mit Händen greifen könnte. Einen Sohn in Europa zu haben, bringt marokkanischen Familien ungeheuren Prestigegewinn – und regelmäßige Geldgeschenke. Der Druck auf junge Männer, ihren Eltern diesen Wunsch zu erfüllen, ist enorm. Ankommen heißt aber noch lange nicht Erfolg haben. Viele landen in Spanien auf der Straße, haben Probleme mit der Polizei, werden körperlich und psychisch krank. Jeder Jugendliche, dem das erspart bleibt, ist für Mounira El Alami ein Erfolg.
Die Multimillionärin kämpft gegen den Exodus der Jugend. Sie wendet einen Teil ihres Vermögens für Ausbildung junger Leute auf. Es gibt zu viele Ouassims mit zu vielen Illusionen, findet Mounira El Alami. In ihrer alten blauen Villa lernen Jugendliche Metallbau, Gastronomie oder Französisch. Sie will sie dazu bewegen, zu bleiben – und Bildung, sagt sie, ist dafür der Schlüssel. ARD-Korrespondentin Natalia Bachmayer erzählt vom Weggehen und vom Dableiben, vom Erfolg und vom Scheitern. Und davon, warum so viele den Traum von Europa nicht aufgeben wollen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 16.11.2019 Das Erste 84. La Chef – und ihr Azubi
Folge 84 (30 Min.)Amandine Chaignot ist eine der bekanntesten Spitzenköchinnen in Paris. Sie hat eine rasante Karriere absolviert, mit fast allen Stars der französischen Küche gearbeitet. Sie ist „La Chef“. 40 Jahre alt, und soeben hat sie ihr eigenes Restaurant eröffnet. Ein chaotischer Tag: Während die Handwerker noch Fliesen legen und Sitzpolster befestigen, steht Amandine morgens um 7:30 Uhr bereits in der Küche und schält Zwiebeln. Die ersten Tische im Restaurant sind für 12 Uhr mittags bestellt. Gelernt hat Amandine in der berühmtesten Kochschule von Paris: der École Ferrandi, seit fast 100 Jahren die Schule der Spitzenköche. Dort hat Luca gerade mit seiner Ausbildung begonnen. Er ist 17 und ziemlich schüchtern. Aber er weiß, was er will: ein kreativer Chefkoch werden. Und: Er will in die Lehre zu Amandine Chaignot. – Die Spitzenköchin und ihr Schüler, eine Reportage über die Mühen und die Leidenschaft des Kochens. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.11.2019 Das Erste 85. Antarktis-Expedition – Forschen auf brüchigem Eis
Folge 85 (30 Min.)Es gibt wohl keinen Ort der Welt, der weiter weg sein könnte. Und sicher kaum einen Ort, der so mühsam zu erreichen ist wie die Neumeyer-Station, die deutsche Forschungsstation in der Antarktis. ARD-Korrespondent Matthias Ebert im Studio Rio reist zu den deutschen Forschern in ihre Polarstation. Im antarktischen Frühling schaut er ihnen bei der Arbeit über die Schulter. Eine Welt, zu der Außenstehende gewöhnlich keinen Zugang haben. Die Meteorologen und Klimaforscher arbeiten dort in erster Linie zum derzeitigen Top-Thema der öffentlichen Diskussion, nämlich dem Klimawandel: Schmelzen des Schelfeises, also der Eiskante der Antarktis, die enorme Auswirkungen auf die Meeresspiegel hat.
Sie erforschen das Wetter, dokumentieren den Anstieg der Wassertemperaturen in der Antarktis und haben ein Augenmerk auf die dort ansässige Kaiserpinguin-Kolonie. Matthias Ebert und sein Team zeigen die Arbeit auf der Forschungsstation. Leben unter Extrembedingungen, die Enge und wie es die Besatzung trotzdem schafft, täglich frisches Obst und Gemüse auf den Teller zu bringen. Und er berichtet über die erschreckend eindeutigen Ergebnisse in Sachen Erderwärmung. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.12.2019 Das Erste 86. Sambia – Invasion der Flughunde
Folge 86 (30 Min.)Jedes Jahr im November – wenn die Früchte rund um den Kasanka Naturpark reif sind – schwärzt sich in Sambia der Himmel. Dann kommen Millionen Flughunde aus den Nachbarländern im Park an. Es ist die weltweit größte Wanderung einer Säugetierart. Eine, die seit langem die Menschen fasziniert: Wie finden die Tiere Jahr für Jahr den Weg über hunderte von Kilometern hinweg? Warum kommen sie immer wieder zurück an denselben Ort? Wie genau verläuft ihre Flugroute? Und wie viele Tiere sind es tatsächlich? Thomas Denzel und sein Team begleiten Martin Wikelski und Dina Dechmann vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell, wenn sie Flughunde einfangen und Sender an ihnen anbringen, um ihre Flugbewegungen zu erforschen.
Doch der Lebensraum der Flughunde ist bedroht. Der Wald, in den sie jedes Jahr zurückkehren, schrumpft. Wilderer legen Feuer – sie hoffen, dass das aus der Asche nachwachsende frische Gras Antilopen anlockt. Heute ist der Wald der Flughunde nur noch 1000 auf 500 Meter groß. Illegale Feuer sind ein großes Problem in der Gegend – auch, weil viele Menschen hier von der Produktion von Holzkohle leben, die sie am Straßenrand verkaufen. Manche Menschen rund um den Park jagen die Tiere und verarbeiten sie zu Zaubermedizin, weil sie ihnen übernatürliche Kräfte zuschreiben.
Für die Wildhüter des Naturparks ist es deshalb oft schwer, die Menschen in Sambia vom Schutz der Flughunde zu überzeugen. Sie besuchen Dorfbewohner und Farmer und klären darüber auf, dass die Flughunde nicht nur das Tourismus-Geschäft ankurbeln, sondern auch für die Verbreitung von Pflanzen wichtig sind. Regelmäßig lädt der Naturpark Kinder aus den umliegenden Schulen ein, die Flughunde im Park zu besuchen. Einige Kinder werden gezielt gefördert. Sie bekommen aus den Tourismus-Einnahmen Schulgeld, Bücher und Schuluniform bezahlt und werden so zu Botschaftern des Naturschutzes. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 18.01.2020 Das Erste 87. Australien im Feuer
Folge 87 (30 Min.)Deutsche TV-Premiere Sa. 01.02.2020 Das Erste 88. Traumjob oder Ausbeutung? Thailändische Beerenpflücker in Schweden
Folge 88 (30 Min.)Jeden Sommer ziehen tausende Thailänder durch Schwedens Wälder. Sie sind um die halbe Welt geflogen, um nach Blau- und Preiselbeeren zu suchen. Einheimische lassen sich für diesen Job nicht mehr finden. Ohne die Thailänder würde die schwedische Beeren-Industrie zusammenbrechen. Doch immer wieder ist von unerträglichen Arbeitsbedingungen die Rede. Was treibt die thailändischen Reisbauern trotzdem nach Schweden? Chang ist einer von mehr als 6.000 thailändischen Saisonarbeitern, die in den schwedischen Wäldern nach Beeren suchen. Statt auf dem Reisfeld zu schuften, pflückt er jetzt täglich bis zu zwölf Stunden Blau- und Preiselbeeren.
Viel weiß er nicht über das skandinavische Land, aber für ihn ist es eine Riesenchance: „In Thailand würde ich jetzt nur auf die Reisernte warten, aber hier in Schweden kann ich hoffentlich viel Geld machen!“ Chang ist das erste Mal in Schweden. Eine Leiharbeitsfirma hat ihn angeheuert und ihm das Arbeitsvisum und Flugticket besorgt. Dafür hat sich Chang hoch verschuldet. Und auch in Schweden muss er zunächst die Kosten für Unterbringung und Verpflegung abarbeiten, bevor er überhaupt etwas verdient.
Die Skandale in den vergangenen Jahren haben ihn nicht abgeschreckt. Thailändische Arbeiter wurden um ihren Lohn geprellt. Im Jahr 2013 beging ein Pflücker sogar Selbstmord in Schweden. Zu groß war seine Verzweiflung, ohne Geld nach Hause fliegen zu müssen. Eine besondere Regelung hat den Kampf um die Beeren erst möglich gemacht. In Schwedens Wäldern herrscht „Jedermannsrecht“. Der kostbare Rohstoff gehört dem, der ihn zuerst erntet. Unternehmen haben daraus ein Riesengeschäft gemacht. Doch gleichzeitig hat das mancherorts zu Verhältnissen wie im Wilden Westen geführt.
Zwar gibt es inzwischen einen garantierten Mindestlohn von knapp 2.000 Euro, doch ob der auch immer gezahlt wird, lässt sich nur schwer kontrollieren. Das Risiko gehen immer die Pflücker aus Thailand ein, sagt Mats Wingborg. Der investigative Journalist berichtet seit Jahren über die Situation der Beerensammler: „Das System ist anfällig für Betrug. Dazu kommt, dass die Thailänder mindestens einen Monat arbeiten müssen, um erstmal ihre Schulden abzubezahlen. Und wenn die Ernte schlecht ausfällt, fahren manche sogar mit Schulden nach Thailand zurück.“ (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.03.2020 Das Erste 89. Malediven: Die Inselretter
Folge 89 (30 Min.)Thilafushi quillt über. Jeden Tag wächst die Müllinsel der Malediven im Indischen Ozean um einen Quadratmeter in den Indischen Ozean. Jahrzehntelang wurde der Dreck der 400.000 Einwohner des Inselstaates und der Müll der Touristen einfach abgekippt. So kann es nicht weitergehen, sagte sich Shaahina Ali und nahm den Kampf auf – vor allem gegen den Plastikmüll. Fast jeden Tag ist die Tauchlehrerin mit ihren Mitstreitern unterwegs von Insel zu Insel. Gemeinsam mit einer Umweltorganisation hat sie Müllpressen beschafft, um Plastikmüll transportabel zu machen. Ab zu Recycling-Anlagen im Ausland. Sie hält Vorträge, kämpft für die Vermeidung von Plastikmüll, berät Hotelmanager und sogar den Staatspräsidenten der Malediven.
Nicht nur Müll bedroht das Inselparadies. Wegen des Klimawandels steigt der Meeresspiegel. Die Malediven drohen unterzugehen. Deshalb testen Umweltschützer seit Neuestem schwimmende Plastikbarrieren gegen Hochwasser – ein Recycling-Produkt aus Abfall. Wann immer Shaahina Ali noch Zeit findet, geht sie tauchen. Doch auch unter Wasser sieht sie die Folgen der Umweltzerstörung: Fische in Plastikringen gefangen, sterbende Korallen. „Wir können es uns nicht leisten, nur ein Problem anzugehen“, sagt sie, „wir müssen uns um alles zugleich kümmern, denn hier im Meer hängt alles mit allem zusammen.“ Neben den Mitstreitern ihrer Umweltorganisation „Parley for the Oceans“ hat Ali Verbündete in der Politik gefunden.
Im vergangenen Jahr gab es auf den Malediven einen demokratischen Machtwechsel. „Die neue Regierung betrachtet die Umweltschützer nicht mehr als lästige Störenfriede, sondern sieht uns als Partner“, sagt Ali. Es ist ein Kampf gegen die Zeit für die Inselretter. „Wenn wir keinen Erfolg haben“, sagt Shaahina Ali, „geht für uns nicht nur ein Urlaubsparadies verloren. Wir verlieren unsere Heimat.“ (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 21.03.2020 Das Erste 90. Nichts für die Tonne: Tschechiens Kampf gegen die Verschwendung
Folge 90 (30 Min.)Jan Cerný auf seiner täglichen Tour: Mit einem zerbeulten Kleintransporter sammelt er bei Prager Supermärkten Lebensmittel ein. Es gibt viel zu tun. Tschechien hat ein Gesetz erlassen, das Lebensmittelhändler dazu verpflichtet, Waren zu spenden, statt sie wie früher einfach in den Müll zu werfen, wenn sie sich nicht mehr für den Verkauf eignen. Sobald alles aufgeladen ist, steuert Jan Cerný ehemalige Lagerräume nördlich von Prag an. Hier hat die Prager Lebensmittelbank ihren zentralen Umschlagplatz. Vera Douová, eine resolute Dame in den Siebzigern, führt hier das Regiment. Täglich verteilen sie und ihre Mitarbeiter an die gut zehn Tonnen Lebensmittel.
Die Abnehmer: mehr als 150 Hilfsorganisationen – Obdachlosenhilfen, Suppenküchen, aber auch Rentner und alleinerziehende Mütter. Was morgens reinkommt, ist abends wieder weg. Allein im Umland von Prag kommt die Hilfe der Lebensmittelbank rund 22.000 Menschen zugute. Vera Douová freut sich, dass neuerdings mehr Essen vor dem Müll gerettet werden kann. Wie wirkt sich das neue Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung auf ihre Arbeit aus? Hilft es, die Armut zu lindern? Und wie sinnvoll finden das die Discounter? Wir begleiten Helfer und Hilfsbedürftige in der Millionen-Metropole Prag. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 04.04.2020 Das Erste 91. Hasankeyf geht unter – Der umstrittene Ilisu-Staudamm der Türkei
Folge 91 (30 Min.)Seit Jahrtausenden leben in Hasankeyf Menschen. Archäologen bezeichnen den Ort im nördlichen Mesopotamien als eine der Wiegen der Menschheitsgeschichte. 20 Hochkulturen haben das Tal entlang des Flusses Tigris geprägt. Doch Hasankeyf und 200 weitere Orte eines 300 Quadratkilometer großen Gebiets verschwinden derzeit nach und nach unter den Fluten eines ständig ansteigenden Tigris. Ein 1,3 Kilometer langer und 170 Meter hoher Damm staut seit einigen Monaten das Wasser des Flusses. Zehntausende Menschen verlieren ihre Heimat. Von Menschenhand gebaute Höhlen, die bis in die 80er Jahre bewohnt waren, säumten die Felsen entlang des Tigris.
Sie sind bereits verschwunden. Das umstrittene Staudammprojekt wurde trotz größter Widerstände der Bevölkerung und der Kritik vieler Experten radikal umgesetzt. Deutschland zog vor 14 Jahren Hermesbürgschaften für deutsche Unternehmen zurück, die am Projekt mit Millionenaufträgen beteiligt waren. Die Schweiz und die Niederlande ebenfalls. Von all diesem Widerstand ließ sich der türkische Staatspräsident Erdogan nicht beeindrucken. Jahrhundertealte Denkmäler, Moscheen, Minarette wurden auf Betonsockel gesetzt und aus dem historischen Hasankeyf in einen Museumspark verfrachtet. Der historische Ortskern Hasankeyf ist inzwischen ein Trümmerfeld.
Der Staudamm hat auch geostrategische und ökologische Auswirkungen auf die gesamte Region, denn die Türkei dreht mit dem Damm dem Irak das Wasser ab. Das Team des ARD-Studios Istanbul hat über Jahre hinweg den Widerstand gegen den Staudamm filmisch begleitet. In den letzten Monaten war es wiederholt in Hasenkeyf, um Bewohner, aber auch den deutschen Umweltschützer Ulrich Eichelmann zu interviewen. Hasankeyf wird es bald nicht mehr geben. Eine Reportage über „eines der großen Verbrechen an einer der wichtigsten Stätten der Menschheitsgeschichte“, wie Beobachter sagen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 18.04.2020 Das Erste 92. Japan – Rebellen des Alltags
Folge 92 (30 Min.)Konformität, Arbeiten bis zum Umfallen, leben, wie es die Gesellschaft vorschreibt – das waren lange die Klischees, die die japanische Gesellschaft kennzeichneten. Doch diese Klischees werden langsam aufgeweicht: ARD-Korrespondent Uwe Schwering begleitet drei untypische Japaner aller Generationen in ihrem Alltag. Wie leben die Menschen heute in Japan? Was treibt sie an? Wie gehen sie mit den Herausforderungen ihrer Zeit um? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere Sa. 25.04.2020 Das Erste
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