WDR Story Folge 51: Kritisch reisen: Eifel statt Malle – Tourismus vor der Haustür
Folge 51
Kritisch reisen: Eifel statt Malle – Tourismus vor der Haustür
Folge 51 (50 Min.)
Überfüllte Wanderparkplätze, genervte Anwohner, hoffnungsvolle Gastgeber: Auf die Eifel wirkt die Pandemie wie ein Brennglas. Der lange Lockdown und die unsichere Reisesituation sorgen dafür, dass die Besucherzahlen in die Höhe schießen. Nur eine gute Autostunde von den großen Ballungsgebieten des Rheinlands entfernt locken eine unberührte Natur, ein funkelnder Sternenhimmel und Nordrhein-Westfalens einziger Nationalpark. Die Touristen suchen hier Ruhe und Abgeschiedenheit – gemeinsam mit tausenden anderen Urlaubern. Die Folge: Andrang, Motorradlärm, Müll. „Der Massentourismus hat uns im letzten Jahr brutal erwischt“, gesteht Marco Schmunkamp, Bürgermeister von Nideggen, einer kleinen Eifelstadt oberhalb des Rurtales. Weil der Parkplatz des Beachclubs am Ufer der Rurtalsperre völlig überfüllt war, parkten die Touristen kreuz und quer, blockierten Rettungswege und Einfahrten. Die Anwohner schlugen Alarm. In diesem Jahr soll alles besser werden und ein Shuttle-Service das Parkchaos verhindern, hofft der Bürgermeister. Denn: Ohne Touristen geht es nicht. Wanderer und Motorradfahrer, Camper und Tagesgäste, sie alle lassen Geld in der eher
strukturschwachen Region. Für Wais Al-Ramadan, den neuen Pächter des Beachclubs am Rursee, können es gar nicht genug Touristen sein. Er kam vor sechs Jahren als syrischer Flüchtling in die Eifel, jetzt im Coronasommer hofft er auf das Geschäft seines Lebens. Auch Kerstin Uhlig braucht Gäste; sie hat gemeinsam mit einer befreundeten Familie ihr Kölner Großstadtleben aufgegeben und einen Campingplatz in Hellenthal gekauft. Der Sommer wird zeigen, ob ihre Entscheidung richtig war. Sascha Wilden dagegen ist als Ranger jeden Tag im Nationalpark Eifel unterwegs und beobachtet den Massenansturm von Touristen mit Sorge. 1,3 Millionen Menschen kamen schon im vergangenen Jahr in das Schutzgebiet. Nicht wenige von ihnen verlassen die Wanderwege, schlagen im Schutzgebiet ihre Zelte auf, zünden Feuer an und bedrohen dadurch seltene Tierarten wie die Wildkatze. Und wenn es Nacht wird in der Eifel, stapfen Touristen aus den Großstädten durch den Wald, um hier den besonders gut zu sehenden Sternenhimmel zu genießen. Die Bedürfnisse Touristen, die Interessen der Eifelbewohner und den Schutz der Natur zu vereinbaren – keine leichte Aufgabe in diesem Sommer. (Text: WDR)