Olga Schogolewa war bis vor kurzem Biolehrerin an einem Gymnasium in St Peterburg – doch man hat ihr gekündigt. Eltern haben sich über sie beschwert. Weil sie im Internet in einem Chat für Erwachsene Sexualaufklärung betreibt. Tatsächlich ist das Thema an Russlands Schulen tabu. Nur ein wenig Anatomie wird unterrichtet – in Klasse acht. „Viele der Mädchen“, erzählt Olga aus ihrer Zeit an der Schule, „wussten nicht, was die Menstruation ist, und als sie das zum ersten Mal bekamen dachten sie, dass sie jetzt sterben oder sowas.“ Olga ist der Meinung, dass die Kinder etwas über Sex wissen sollten, sie hält nun Vorträge für Eltern, die
ihre Kinder aufklären wollen. Irina Wolynets wohnt 800 Kilometer östlich von Moskau. Sie hat drei Töchter und einen Sohn und findet, Kinder sollten bloß nicht zu früh mit dem Thema Sexualität in Berührung kommen. Sie ist im nationalen Elternkomitee, einer konservativen Organisation und setzt sich dort dafür ein, dass alles so bleibt wie es ist. Denn, so sagt sie, Sexualkunde könne zu Entwicklungsstörungen führen. Das Rollenverständnis in ihrem Ort Kasan ist eher konservativ. Wie auch in vielen anderen Regionen. Der Mann ist der Bestimmer, und so erklärt auch die Gynäkologin Ljubow Jerofejewa, für die Verhütung zuständig. (Text: WDR)