WDR Story Folge 16: Das kurze Leben der Rennpferde
Folge 16
Das kurze Leben der Rennpferde
Folge 16
Galopprennen in Deutschland: Schnelle Pferde, große Hüte, Champagner, Geld und beste Unterhaltung. Große Events mit Tradition und Prestige, die Jahr für Jahr rund eine Million Zuschauer anziehen. Nur Fußball ist für das Publikum noch attraktiver. Für die Rennpferde, die tierischen Athleten im Galopp-Zirkus, geht es allerdings weniger um Spaß als um höchsten Stress, und nicht selten ums Leben. Jedes Jahr sterben Tiere nach Stürzen direkt auf der Rennbahn. Viele Galopper verletzen sich tödlich beim Training oder werden wegen Leistungsschwäche und Verletzungen aussortiert und frühzeitig billig an Hobbyreiter verkauft. So auch Aspantau, ein Wallach bester Abstammung. Der junge, einst hoch gehandelte Galopper, war nach dem Ausscheiden aus dem Sport mit nur vier Jahren ein körperliches und seelisches Wrack. Viel zu früh antrainiert, lief er in England das erste Rennen schon mit zwei Jahren. Ohne Erfolg. Ein rapider Wertverlust war die Folge, er wurde billig nach Deutschland verkauft und hier bei kleinen Rennen förmlich
zugrunde geritten. Seine Biographie ist exemplarisch für einen Großteil der etwa 2.400 Rennpferde, die in den Boxen der deutschen Rennställe stehen. Gegner des Galoppsports, wie der ehemalige Rennbahntierarzt Dr. Maximilian Pick, äußern heftige Kritik am System. Viele Dinge, die Rennbahnbesucher ganz normal finden, erscheinen aus seinem Blickwinkel höchst fragwürdig: Vom Rennbahn-Einsatz zweijähriger Jungpferde, die praktisch noch „Kinder“ sind, über den Peitschengebrauch, bis hin zum Aussortieren der Pferde, die keine Leistung mehr bringen. Antonia Coenen und Wilm Huygen haben eine Saison lang in der deutschen Galopp-Szene recherchiert und Rennveranstaltungen, Trainingsställe und Auktionen im ganzen Land besucht. Sie haben die kurze Karriere der Rennpferde in Deutschland beobachtet. Es heißt, der Galoppersport käme von allen Pferdesportarten der Natur des Pferdes am nächsten. Die beiden Autoren haben anderes erlebt. Das edle Vollblut ist Sportgerät, Prestigeobjekt und Spekulationsobjekt zugleich. (Text: WDR)