2019, Folge 32–68

  • Folge 32
    Mai 2017. Nach dem Konzert von Teenie-Star Ariana Grande gibt es in Manchester einen Selbstmordanschlag. Die Story „Wenn auf Terror Hass folgt“ begleitet die Menschen und die Polizei von Manchester über mehrere Monate und zeigt, wie sie sich um Einheit und Zusammenhalt bemühen, nach der schlimmsten Terrorattacke, die die Stadt je erlebt hat. Die Zahl von rassistisch motivierten Anfeindungen steigt in dieser Zeit um etwa das Doppelte. Vor allem unschuldige Muslime erzählen von Hass und Gewalt, wie zum Beispiel Sheraz: „Ich war im Auto unterwegs, Richtung Haus meiner Mutter.
    Da waren zwei junge Kerle, um die 20, und riefen etwas.“ Die Jugendlichen behaupten, er habe einen platten Reifen. Als Sheraz aussteigt, versuchen die beiden ihm eine Glasflasche über den Kopf zu schlagen. Verletzen ihn dabei an der Hand. Beschimpfen ihn als Terroristen. Sheraz bricht zusammen. „Man fragt sich, was geht hier vor, was läuft schief. Und es macht einem Angst.“ Dicht und unaufgeregt begleitet der Film in den aufwühlenden Monaten nach der Tat die Polizei, die versucht dem Hass Einhalt zu gebieten.
    Muslime sprechen offen über das, was sie erleben, in einer Stadt, die gerade Ziel eines Terroranschlages war. Ein Imam fordert mehr Ruhe und Besonnenheit angesichts wachsender Wut und zunehmender Vorurteile, die von Extremisten auf beiden Seiten befeuert werden. Die Story „Wenn auf Terror Hass folgt“ zeigt am Beispiel Manchester, was passieren kann, wenn der Hass gegen Andere instrumentalisiert wird und das friedliche Zusammenleben bedroht. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.06.2019WDR
  • Folge 33
    Ein Jahr nach der Übernahme des amerikanischen Saatgutriesen Monsanto ist das eingetreten, was viele Skeptiker schon bei Abschluss des Geschäfts befürchtet hatten: das Negativimage von Monsanto hat massiv auf Bayer abgefärbt, und die Leverkusener haben auch die juristischen Altlasten mit übernommen. Schon lange stand das von Monsanto weltweit massenhaft verkaufte Roundup, ein glyphosathaltiges Unkrautvernichtungsmittel, im Verdacht Krebs zu verursachen, inzwischen sind in Amerika tausende Klagen anhängig. Gerade erst hat ein Gericht in Kalifornien einem Ehepaar mehr als zwei Milliarden Dollar Schadensersatz zugesprochen. Der Kurs der Bayer Aktie hat sich im letzten Jahr halbiert, und auch im Unternehmen selbst machen sich die Folgen bemerkbar: rund 12.000 Arbeitsplätze sollen in den nächsten Jahren weltweit gestrichen werden, ein erheblicher Teil davon in Deutschland.
    Der Vorstand um den Fusions-Motor, CEO Werner Baumann, gerät immer stärker unter Druck, zuletzt verweigerten die Aktionäre der Führungsriege sogar die Entlastung. Die WDR-Autoren Michael Heussen und Ingolf Gritschneder zeichnen die Folgen der Fusion nach und folgen neuen Spuren möglicher von Glyphosat ausgehender Gesundheitsgefahren. Wie hat Monsanto in der Vergangenheit versucht, Politiker, Wissenschaftler und die öffentliche Meinung zu beeinflussen? Haben die Amerikaner tatsächlich intern bekannte Gefahren öffentlich bestritten und heruntergespielt? Und distanziert sich Bayer wirklich von solchen Praktiken? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.06.2019WDR
  • Folge 42
    Acht Uhr morgens am Flughafen Baden-Baden/​Karlsruhe: Partytouristen grölen: „Bulle-Alarm – lasst uns nach Bulgarien fahren“. Party-Schlagerstar Ikke Hüftgold hat eine Chartermaschine gemietet, um mit 150 Fans an den Goldstrand nach Bulgarien zu fliegen. Der erste Partyflieger überhaupt, sagt Ikke Hüftgold und verteilt Bier. „In Bulgarien ist der Alkohol günstiger als auf Mallorca, man kann Party machen ohne Ende“, sind sich die Partytouristen einig. Wird Bulgarien das neue Mallorca? Bulgariens Schwarzmeerküste boomt. Mehr als 8 Millionen Touristen kamen allein 2018 – bei gerade mal 7,15 Millionen Einwohnern.
    Wie verändert sich das Land durch den Massentourismus? Nicht nur der Goldstrand zieht die Urlauber an. Viele Familien und Rentner fahren an die Strände Bulgariens: Urlaub dort ist billig. Viele Investoren wittern das Geschäft und bauen Hotels – legal, aber auch illegal. „Sie nutzen Gesetzeslücken aus“, erklärt Assen Jordanov, einer der führenden Investigativ-Journalisten im Land. „Wir haben hier ein korruptes System, alles ist möglich.“ Jordanov zeigt den Autoren Dead City, eine Geisterstadt – mehrere Hektar Bau-Ruinen.
    Eigentlich hätten hier Hotels, Wohnungen und ein Casino gebaut werden sollen. Doch 2009 war Baustopp. Die Bauunternehmer waren Mitglieder der russischen Mafia, eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und kamen daraufhin ins Gefängnis. Seitdem wurde nicht weitergebaut und bis heute steht der Komplex leer. Die Schattenseiten des Tourismus zeigt der Film auch in Plovdiv. Die zweitgrößte Stadt Bulgariens ist dieses Jahr EU-Kulturhauptstadt. Die malerische Altstadt begeistert viele deutsche Touristen. Zwischen bunt gestrichenen Häusern und hippen Cafés tummeln sich Künstler.
    Doch nur ein paar Minuten weiter hausen Menschen in Wellblechhüten. Kinder spielen im Müll. Ein Ghetto, das den Urlaubern verborgen bleiben soll: Stolipinovo. Hier leben rund 45.000 Roma. Manche haben nicht einmal fließendes Wasser, viele keine Arbeit. Manche Kinder gehen nicht zur Schule, weil sich ihre Eltern die Stifte und Hefte nicht leisten können. Eine Generation ohne Zukunft wächst hier heran – und keiner hier profitiert von dem Tourismusboom. Hinter den Kulissen der Urlaubsfassade Bulgarien. Kann das ärmste und zugleich korrupteste Land der EU den Massentourismus in den Griff bekommen? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.08.2019WDR
  • Folge 44
    Sylt boomt wie nie zuvor. Wer etwas auf sich hält, macht hier Urlaub. Oder – noch mondäner – er kauft sich eine Immobilie. Immer teurer werden die Objekte, so teuer, dass die Einheimischen längst auf der Strecke geblieben sind. Selbst kleine Häuser sind unter 1,5 Millionen Euro nicht zu bekommen, in begehrten Lagen werden auch zweistellige Millionen-Preise fällig. Viele Häuser werden nicht genutzt und eingerichtet, sie sind reine Kapitalanlagen. Die Folge des Booms: Immer mehr Sylter finden keine bezahlbare Wohnung mehr und müssen die Insel verlassen.
    Das hat dramatische Auswirkungen: Die Sylter werden zu Dienstleistern von reichen Zweitwohnungsbesitzern in den Dörfern, die früher ihre Heimat waren. Die Kirche, die Kneipe und das Vereinsleben gibt es nicht mehr. Schulen werden geschlossen, die Kinder der wenigen noch auf der Insel lebenden Sylter müssen weite Schulwege in Kauf nehmen. Bei den Pendlern nach Sylt gibt es in diesem Jahr nur noch ein Thema: Die ständigen Verspätungen und Zugausfälle zwischen Niebüll und Westerland. „Nur jeder zweite Zug ist noch pünktlich“, weiß etwa Achim Bonnichsen.
    Er und über 2.000 andere Pendler haben sich einer Facebook-Gruppe angeschlossen, in der sich Pendler austauschen. Sylter Geschäfte, Hotels und Gaststätten suchen händeringend Mitarbeiter. Doch die gibt es nicht – zu hoch sind die Lebenshaltungskosten. 2012 waren die Autoren zum ersten Mal auf Sylt. In einer Langzeitbeobachtung verfolgen sie seitdem die Geschichten der Einheimischen: Die Eltern, die zur Geburt ihrer Kinder aufs Festland müssen – denn eine Geburtsstation im Krankenhaus gibt es nicht mehr.
    Die Sylter, die die Schließung ihrer Schulen miterleben müssen. Der Inhaber des einzigen Lebensmittelladens in Rantum, der ans Verkaufen denkt, weil hier kaum noch Einheimische leben. Die Freiwillige Feuerwehr, die händeringend Nachwuchs sucht. Und all die Sylter, die aufs Festland ziehen mussten – und nun täglich den Bahnärger haben. Sylt, die Insel mit traumhaften Stränden und Watt-Landschaften, droht zur bloßen Urlaubs-Kulisse zu werden. Eine Insel, auf der die Insulaner keinen Platz mehr haben. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.08.2019WDR
  • Folge 47
    Eine bezahlbare Wohnung zu finden, erscheint vielen inzwischen wie ein Lottogewinn. Doch das muss so nicht sein. Die Story hat Menschen getroffen, die sich mit der Krise auf dem Wohnungsmarkt nicht länger abfinden wollen. Menschen, wie die Dewalds aus Köln. Die vierköpfige Familie will der Millionenstadt mit ihren explodierenden Mieten jetzt den Rücken kehren. Im benachbarten Düren haben sie sich einer Gruppe angeschlossen, die gemeinsam Großes vorhat. 40 Wohnungen wollen sie selbst bauen. Alles wird gemeinsam entschieden und gemeinsam geplant.
    Cohousing nennt sich das. Klingt kompliziert, dauert auch, spart aber spürbar Geld und kann so ein Weg raus aus der Miete, rein ins Eigenheim sein. Von den explodierenden Mietpreisen in vielen Metropolen könnten auch Städte wie Duisburg profitieren. Davon ist der neue Baudezernent der Stadt, Martin Linne, überzeugt. Er will einen ganz neuen Stadtteil hochziehen, auf dem Gelände, auf dem sich 2010 die Loveparade-Katastrophe ereignete. Linne ist sicher, dass er viele Menschen, die in der Rheinregion arbeiten, dort aber kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden, mit attraktiven Baumaßnahmen ins nahegelegene Duisburg locken kann.
    Überhaupt scheinen Brachflächen ein Potential für den Wohnungsmarkt zu bieten, das bislang viel zu wenig genutzt wurde – auch, weil es für viele Investoren nicht attraktiv genug erscheint. Dabei sind diese Brachflächen in vielen Städten der einzig noch vorhandene Baugrund, wie Kathrin Möller weiß, die seit zehn Jahren im Vorstand der GAG Immobilien AG in Köln ist. Möller kümmert sich daher inzwischen vermehrt um die Erschließung vormals industrieller Brachflächen.
    So entstehen neue Wohnareale in Stadtteilen, die bislang nicht unbedingt zu den bevorzugten gehörten. Möller ist daher überzeugt: „Wenn man bereit ist, auch neue Stadtteile auszuprobieren und dort hinziehen will, dann kann man als junge Familie bei uns eine Wohnung finden.“ Erwin Stroot aus Münster hat auch die älteren Menschen im Blick. Viele leben nach dem Auszug der Kinder und dem Tod des Partners allein in ihrer großen Wohnung. Weil sie am gewohnten Umfeld hängen oder weil eine kleinere Wohnung mit neuem Mietvertrag oft deutlich teurer wäre.
    Hier setzt Erwin Stroots Idee an: Der pensionierte Lehrer bringt seit 13 Jahren Senioren mit viel Platz im Haus mit Studierenden zusammen, die zuvor kein bezahlbares Zimmer gefunden haben. Der Deal: Sie können günstig, zum Teil sogar mietfrei wohnen, wenn sie ihren Vermietern im Alltag helfen, etwa beim Einkaufen. Eine Story über Menschen, die auf Ihre Art alle Pioniere sind und die bewiesen haben, dass es möglich ist, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu finden.
    Vorausgesetzt, man ist bereit, neue Wege zu gehen: bei der Art zu planen, zu bauen oder in der Gemeinschaft mit anderen zu leben. „Wie geht es besser?“ Das fragt „Die Story“ nicht nur beim Thema Wohnen. Denn die Menschen in NRW wollen nicht nur eine bezahlbare Bleibe, sondern auch einen sicheren Job, einen kompetenten Hausarzt und eine Schule, die alle Kinder fördert. In vier Dokus zeigt „Die Story“ in diesem Herbst, wie das gelingen kann – mit Positivbeispielen, die Mut machen und zeigen, dass Veränderung auch unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich ist. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.09.2019WDR
  • Folge 49
    Was soll ich nur werden? Welcher Beruf hat Zukunft? Wie bekomme ich Familie und Arbeit unter einen Hut? Die Story macht sich auf Jobsuche mit Menschen, die sich jetzt genau diese Fragen stellen: Die Realschülerin, die in einen Pflegeberuf will, aber noch keine Ahnung hat von den Robotern, die sie bald ersetzen könnten. Der Gymnasiast, der es mal besser haben will als seine alleinerziehende Mutter. Die Studentin, die mit 27 Jahren immer noch keinen Plan für ihre Zukunft hat – aber bereits ein Kind, um das sie sich kümmern muss. Und gibt es noch eine Chance für den 50-jährigen Filialleiter eines Lebensmittel-Discounters, der davon träumt, jetzt Lokführer zu werden? Die gibt es – aber wie lange noch? Längst gibt es Pläne, dass Züge von Algorithmen gesteuert werden.
    Und: Künstliche Intelligenz und Robotik werden zahlreiche Berufe entweder komplett überflüssig machen oder zumindest grundlegend verändern. Die Story-Autoren treffen Experten, die wissen, welche Rolle künstliche Intelligenz und Roboter tatsächlich in der Arbeitswelt spielen werden und wie sich Berufsanfänger am besten aufstellen. Die Story macht sich auch auf die Suche nach Berufen, die zukunftssicher sind, und besucht Betriebe, die um die besten Bewerber buhlen: Mit Freizeitangeboten während der Arbeitszeit oder mit der 25-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Ist das die Lösung für eine bessere Arbeitswelt?
    „Wie geht es besser?“
    Das fragt „Die Story“ nicht nur beim Thema Arbeit. Denn die Menschen in NRW wollen nicht nur eine sicheren Job, sondern auch eine bezahlbare Bleibe, einen kompetenten Hausarzt und eine Schule, die alle Kinder fördert. In vier Dokus zeigt „Die Story“ in diesem Herbst, wie das gelingen kann – mit Positivbeispielen, die Mut machen und zeigen, dass Veränderung auch unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich ist. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.09.2019WDR
  • Folge 51
    „Es ist Zeit, zu rebellieren, um die Zukunft zu retten“, sagt die „Fridays for Future“-Gründerin Greta Thunberg. Ein Satz mit politischer Sprengkraft, auch für Deutschland. Seit Monaten demonstrieren junge Menschen – längst nicht mehr nur fürs Klima, sondern für einen grundlegenden Wechsel im Wirtschaftssystem, ja eine neue Idee des Zusammenlebens überhaupt. Gleichzeitig demontieren YouTuber die klassische Politik und deren manchmal hohlen Phrasen, sorgen für Umfrage-Desaster und für Gegenreaktionen, die das ganze Ausmaß der Realitätsferne etablierter Polit-Profis zeigen.
    Kurz vor dem weltweiten Klimastreik am 20. September beleuchtet die Story die Hintergründe: Welche Vorstellungen stecken hinter den Parolen von Fridays for Future und welche Widersprüche zeigen sich? Wie soll aus Protest Politik werden? Wie aus Wut Veränderung? Wie verträgt sich der moralische Impetus der jungen Weltretter mit dem Anspruch der Toleranz, auch andere Sichtweisen gelten zu lassen? Bislang stand die Politik dem Protest der Jungen fast sprachlos gegenüber. Doch plötzlich kann es den Parteien gar nicht schnell genug gehen mit der digitalen Öffentlichkeit: Sie wollen mit den Jungen ins Gespräch kommen, am besten vor laufenden Handy-Kameras und live im Netz.
    Plumpe Ranschmeiße oder späte Einsicht? Wie glaubwürdig ist die neue Netzpräsenz der Politik? Für manche riecht es nach Umbruch. Forderungen nach einem Ende des Wachstums, nach einer Verzichtgesellschaft stehen im Raum. Doch wer trägt das mit? Kann eine Bewegung wie Fridays for Future auch Jugendliche mitreißen, die im Alltag ganz andere Sorgen oder einfach keine Lust auf Verzicht haben? Und was halten Jugendorganisationen wie die Jungen Liberalen oder die Junge Union von den Protesten? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.09.2019WDR
  • Folge 53
    Es stinkt in North Carolina. Rick Dove ist Aktivist für sauberes Wasser am Neuse River, er steigt in ein Kleinflugzeug um zu zeigen, was die Ursache des üblen Geruchs ist: Schweine. Sehr viele Schweine. Ställe über Ställe, aneinandergereiht, so dass sie aus der Luft fast wie kleine Städte wirken. „Wir haben hier 8 bis 10 Millionen Schweine. Und das Problem ist, dass sie so dicht zusammengedrängt gehalten werden, und ihre Ausscheidungen das Wasser und die Natur der Küstenlinie von North Carolina belasten und bedrohen.“ Von oben sieht man überall große Jauchegruben, rotbraun schimmern sie in der Sonne. Was Rick Dove aus dem Flugzeug zeigt, ist ein Paradebeispiel für hochindustrielle Landwirtschaft.
    Es sind auch Anlagen des größten Schweinefleischproduzenten weltweit, Smithfield. In den späten 70er Jahren haben Firmen in den USA begonnen, die Landwirtschaft zu industrialisieren. Große Unternehmen wie Smithfield haben ganze Wertschöpfungsketten aufgebaut, von der Viehzucht über die Schlachtung bis hin zur Metzgerei. Vor ein paar Jahren wurde Smithfield von einer chinesischen Holding gekauft. Denn der Bedarf an Schweinefleisch in China wächst stetig, mit steigendem Wohlstand verzehren die Chinesen auch immer mehr Kalorien. Die industrielle Fleisch-Produktion soll diesen Hunger stillen.
    „Was wir sehen werden“, sagt Dan Basse, Chef einer Firma die globale Agrarstudien macht, „ist, dass der Kalorienbedarf auch in Ländern wie Indien, Bangladesch oder Nigeria ansteigt in den nächsten Jahren“. Und damit die Nachfrage nach günstigem Fleisch, wie Agrar-Riesen es produzieren und auf den Markt bringen. Die Story folgt den Spuren der industriellen Landwirtschaft weltweit, von den USA über Brasilien, Mosambik bis nach China und erzählt, wie große Unternehmen den Markt immer stärker beherrschen, kleine Bauern aufgeben, und ganze Landstriche sich zu Produktionsflächen wandeln. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.09.2019WDR
  • Folge 56
    Psychedelische Drogen erleben ein ungewohntes Revival. Microdoser nehmen LSD in kleinsten Mengen zu sich, um im Job und im Alltag besser zu funktionieren. Eigentlich verbindet man die Hippie-Droge mit Halluzinationen und Kontrollverlust. Doch die Mikrodosis soll leistungsfähiger, effizienter und kreativer machen. Kann das wirklich sein? LSD als Wundermittel? Im Silicon Valley ist diese Form der Selbstoptimierung bereits Realität. Und auch in Deutschland entdecken immer mehr Menschen das Microdosing. Wie gefährlich ist dieser Trend? Jeden dritten Tag steht Benno morgens vor seinem Gefrierfach.
    Es ist Zeit für seine kleine Ration LSD. Die steckt in einem Eiswürfel, den er langsam auf der Zunge zergehen lässt. Jeden dritten Tag konsumiert der 28-Jährige so eine Mikrodosis von 10 Mikrogramm LSD. Die Anleitung für die Mikrodosierung hat sich Benno im Internet besorgt. Mit der vermeintlich harmlosen Dosis fühlt er sich fokussierter, produktiver und sogar emphatischer: „LSD wirkt wie ein Verstärker meiner Gefühle und meiner Aufmerksamkeit. Ich bin mehr bei mir. Alles fühlt sich etwas leichter an.“ Im Silicon Valley ist diese Form der Selbstoptimierung längst ein Trend.
    Unter vielen Start-up-Unternehmern ist Microdosing ein offenes Geheimnis. „Diejenigen, die verantwortungsbewusst psychedelische Drogen in Mikrodosen zu sich nehmen, werden die künftige Arbeitswelt beherrschen“, sagt Paul Austin. Der 29-Jährige ist so etwas wie der LSD-Messias im Silicon Valley. Mit seinem Unternehmen „The Third Wave“ will er die psychedelische Droge wieder hoffähig machen. Doch Experten aus der Drogenarbeit sind skeptisch. Sie warnen vor einer Selbstmedikation, wie sie die Microdoser vornehmen.
    Denn wie konzentriert der Wirkstoff ist, lässt sich von Laien kaum einschätzen. Im Ernstfall kann es zu Psychosen und anhaltenden Wahrnehmungsstörungen kommen. Doch nicht nur bei Microdosern ist LSD angesagt, auch eine neue Generation von Forschern und Medizinern traut sich wieder an die Substanz. Jahrzehntelang lag LSD im Giftschrank der Labore. Heute staunen immer mehr Wissenschaftler über die Heilkraft psychedelischer Drogen. Sie sollen in der Lage sein, Depressionen und Angstzustände zu mindern. LSD als Medikament? An diesem Punkt stand die Forschung schon mal.
    Bis in die 60er Jahre ist LSD ein legaler Wirkstoff, der von Ärzten zur Behandlung von Depressionen und Alkoholsucht eingesetzt wird. Doch dann tritt LSD seinen Siegeszug außerhalb des Labors an. LSD wird zur Kultdroge der Hippie-Bewegung, bis die US-Regierung die Droge 1966 verbietet. Die Doku „Das Comeback der Hippie-Droge LSD“ beleuchtet offen, kritisch und ohne ideologischen Ballast das Revival psychedelischer Drogen. Noch sind sie weit entfernt von der Wiederzulassung als Medikament. Die Wirkstoffe wie LSD und Psilocybin bleiben vorerst illegal. Ist es Zeit für eine Neubewertung? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 09.10.2019WDR
  • Folge 57
    Schon lange trennen die Deutschen Müll. Schon lange ist Plastik als Umweltsünder bekannt. Und dennoch: In den letzten 15 Jahren hat sich der Plastikabfall aus Deutschland fast verdoppelt. 150 Kilo Verpackungsmüll pro Kopf im Jahr – damit sind wir mit klarem Vorsprung Europameister. Wie kann das sein? Für die Story verfolgt Antonia Coenen den Weg des Plastiks. Unmengen an Müllbergen hinterlässt zum Beispiel allein so eine Veranstaltung wie der Marathon in Hamburg. Tausende von Plastikbechern werden einmalig genutzt, um dann verbrannt zu werden. Und auch da, wo man Plastik nicht vermutet, ist es allgegenwärtig.
    70.000 Tonnen Agrarfolien bedeckten 2018 Deutschlands Felder. Nur 20% davon wurde recycelt. Das Mikroplastik im Boden ist mindestens ein genauso großes Problem wie das im Meer. Was tun? Plastik ist praktisch – und die Herstellung des Kunststoffs ist billig. Das liegt auch daran, dass die Bundesregierung die Plastikproduktion subventioniert, indem sie auf das zur Herstellung genutzte Rohöl keine Steuern erhebt. Im Plastikland Deutschland ist daher neues Einweg wesentlich billiger als Recycling. Und dort, wo recycelt wird, entstehen andere Probleme. Studien zeigen, dass die Sammelquote der Deutschen bei enormen 75% liegt.
    Aber anders als viele glauben, wird nur ein Bruchteil stofflich wiederverwendet. Der Rest wird zum einen ins Ausland verschifft, die Türkei ist heute einer der Hauptabnehmer unseres Plastikmülls, mit weitreichenden Folgen für das türkische Abfallsystem und deren Umwelt. Zum anderen endet unser Plastikmüll in der Verbrennung und die hochgiftigen Rückstände landen tief unter Deutschlands Erdboden. Der Film „Plastikland Deutschland“ verfolgt die Kunststoffproblematik in Deutschland bis an die südliche Mittelmeerküste der Türkei. Die Story fragt: Wo endet unser Kunststoffmüll und wieso wird er so oft nicht wiederverwendet? (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.10.2019WDR
  • Folge 58
    Am liebsten fahren die Deutschen immer noch mit ihrem Auto in den Urlaub. Ohne gute Reifen läuft da nichts. Ein boomender Markt, ein Milliardengeschäft. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als 50 Millionen Reifen verkauft. Wo kommt deren wichtigster Bestandteil, der Gummi eigentlich her? Der größte Produzent von Gummi, dem Naturkautschuk, ist Thailand. Auf den Plantagen des Landes werden über vier Millionen Tonnen Kautschuk jährlich geerntet. Allein in den vergangenen 30 Jahren ist die Produktion hier um 300 Prozent gestiegen. Einem Team von Exclusiv im Ersten ist es gelungen, auf Plantagen in Südostasien zu drehen. Die Arbeitsbedingungen sind hart. Bis zu 12 Stunden am Tag schuften die Arbeiter, zu sehr niedrigen Löhnen.
    Außerdem werden auf den Plantagen giftige Herbizide gegen Unkraut versprüht, die z.B. in Europa verboten sind. Für die Arbeiter auf den Feldern ein hohes Gesundheitsrisiko. Nach der Kautschuk-Ernte landet das ,,weiße Gold’’ bei Zwischenhändlern, die den Gummi weiter verkaufen, auch an deutsche Reifenkonzerne. Während beim größten Kautschukproduzenten Thailand die Anbauflächen leicht sinken, steigen sie im Nachbarland Kambodscha. Auch hier sind die Arbeitsbedingungen auf den Feldern extrem. Der Markt für Autoreifen wächst stetig, weltweit. Deutsche Konzerne wie z.B. Continental betonen, sie würden ,,natürliche Rohstoffe gewissenhaft’’ verwenden. Viele Autofahrer machen sich wohl kaum Gedanken, woher der Gummi stammt, der in ihren Reifen steckt. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.10.2019WDR
  • Folge 59
    Es ist die Frage, die über den Brexit entscheidet: Was passiert mit der Grenze zwischen Irland und Nordirland? Die Angst: Drohen neue Unruhen, Bombenterror und Attentate? Der Frieden der dort am Karfreitag 1998 gefunden wurde, war seit Beginn brüchig, aber die Sorge, dass der Terror wie früher zum täglichen Begleiter wird, ist riesengroß. Story-Reporter Peter Onneken reist nach Nordirland und begleitet die Menschen in ihrem Alltag. Die Diskussion um den Brexit stärkt vor allem die Extremisten. Etwa in Londonderry. Hier explodierte Anfang des Jahres eine Autobombe, die Journalistin Lyra McKee wurde hier im Frühjahr erschossen.
    Zu beidem bekannte sich die nIRA, die neue Irische Armee Fraktion. Das Stadtbild ist geprägt durch anti-britische Graffitis und Unterstützungsbekundungen für den „irischen Freiheitskampf“. Es ist die Stadt in der sich 1972 der Bloody Sunday ereignete, als 13 unbewaffnete irische Demonstranten erschossen wurden. Schon der Name symbolisiert den Konflikt: Auf dem Weg nach Londonderry, ist auf den Autobahnschildern London oft übersprüht oder durchstrichen. Londonderry liegt dicht an der Grenze zu Irland, die viele hier niemals akzeptieren würden, wie etwa Patrick.
    Er ist Ende Zwanzig und Sprecher des politischen Arms der nIRA. Er sei, so sagt er, in einem besetzen Land geboren und wolle die Briten mit allen Mitteln vertreiben. Auf der anderen Seite stehen loyalistische Scharfmacher, die bis heute nicht einsehen wollen, dass sie etwa die Regierungsmacht mit den irischen Republikanern teilen müssen. Der junge Vater Jamie versuchte das Belfaster Rathaus zu stürmen, weil dort die britische Flagge nicht mehr täglich gehisst werden sollte.
    Viele Loyalisten haben für den Brexit gestimmt. Sie haben noch immer die Sorge, dass sich die Republikaner durchsetzen könnten und sie plötzlich in einem vereinten Irland leben müssten. Für die Story „Pulverfass Nordirland“ quartiert sich unser Autor in der Stadt ein, denn an diesem Ort, an dieser Grenze zeigt sich besonders deutlich, wie der Brexit Menschen und das Land spaltet, wie er Ängste schürt, was er für den Alltag der Menschen bedeuten könnte und welche gefährlichen Konsequenzen ein ungeregelter Brexit haben könnte. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.10.2019WDR
  • Folge 62 (45 Min.)
    Wir wollen eine gute medizinische Versorgung, kompetente Hausärzte und Kinderärzte. Wir wollen, dass sich Ärzte und Ärztinnen Zeit für uns nehmen und uns gut beraten. Wie finden wir die Praxis, die all das bietet? Die Story macht sich auf die Suche und stößt dabei auf überraschende Erkenntnisse. Die meisten jungen Medizinabsolventen zieht es in die Städte, inzwischen sind ganze Landstriche medizinisch unterversorgt. Doch gerade aus dieser Not heraus entwickeln sich neue innovative Modelle: Die Ärztin, die sich zeitaufwendige Hausbesuche mit einer so genannten Versorgungsassistentin teilt, der Landarzt, der zu einem Pionier für Telemedizin geworden ist, und der App-Entwickler, bei dem Patienten das Anamnesegespräch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auf dem Smartphone führen.
    Trotz aller digitalen Versuche: Nach wie vor ist das persönliche Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin ausschlaggebend, ob sich Patienten in einer Praxis gut aufgehoben fühlen. Deshalb haben sich in Kleve die Mütter einer Elterninitiative jahrelang für mehr Kinderärzte eingesetzt – erfolgreich.
    Die Story-Autorin trifft Experten, die wissen, welchen Klischees wir in Ärzte-Bewertungsportalen auf den Leim gehen, besucht eine Elternschule, in der medizinisches Basiswissen der Kindergesundheit vermittelt wird, und begleitet einen Medizinstudenten, der sich vertraglich verpflichtet hat, nach seinem Studium das zu tun, was die wenigsten wollen: Landarzt sein. Und was wäre, wenn die Menschen erst gar nicht krank werden? Dieser Frage widmete sich eine kleine Region im Schwarzwald und startete ein außergewöhnliches Präventionsmodell mit großem Erfolg.
    Ist das sogar die Lösung für eine bessere Gesundheit? „Wie geht es besser?“ Das fragt „Die Story“ nicht nur beim Thema Hausarztpraxis. Denn die Menschen in NRW wollen nicht nur einen kompetenten Hausarzt, sondern auch einen sicheren Job, eine bezahlbare Bleibe und eine Schule, die alle Kinder fördert. In vier Dokus zeigt „Die Story“ in diesem Herbst, wie das gelingen kann – mit Positivbeispielen, die Mut machen und zeigen, dass Veränderung auch unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich ist. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.11.2019WDR
  • Folge 64
    Stolz läuft Brandon Ayissou (19) über einen langen roten Teppich. Sein Lieblingslied schallt laut durch den Raum, rechts und links stehen Lehrer, Eltern und Mitschüler und applaudieren. Vorne angekommen überreicht ihm seine Stufenleiterin in der Essener Gesamtschule Bockmühle das Abiturzeugnis. Durchschnitt 2,6. Im Publikum sitzt Brandons Mutter und hat Tränen in den Augen: „Ich danke Gott dafür, dass er das geschafft hat“, sagt sie in gebrochenem Deutsch. Denn eigentlich erfüllt Brandon alle Voraussetzungen, um im deutschen Bildungssystem zu scheitern.
    Zuhause sprechen sie meist kein Deutsch. Brandons Mutter ist alleinerziehend, verdient mit einem Teilzeitjob gerade genug Geld für sich und ihre zwei Kinder. Wenig Chancen an der Brennpunktschule? Es geht auch anders. Unzählige Bildungsstudien zeigen seit Jahren: Arme Kinder und Kinder mit Migrationshintergrund schaffen es seltener aufs Gymnasium, brechen häufiger die Schule ab und werden später schneller arbeitslos als Kinder aus wohlhabenderen Familien – und das bei gleichen kognitiven Fähigkeiten.
    Doch die Gesamtschule Bockmühle in Essen-Altendorf, einem Brennpunktstadtteil im Norden des Ruhrgebiets, zeigt, dass es auch anders geht. Obwohl zwei Drittel der Schüler hier von Hartz IV leben müssen und fast alle Fünftklässler so wie Brandon mit einer Hauptschulempfehlung an die Schule kommen, machen rund 25% eines Jahrgangs Abitur. Wie schafft die Schule das? Was kann man tun, damit Leistung und nicht Herkunft über den Schulabschluss entscheidet?
    Aus dem Brennpunkt an die Uni: Ideen für mehr Chancengerechtigkeit
    Um das herauszufinden, hat Story-Autorin Anna Herbst die Gesamtschule Bockmühle ein halbes Jahr lang begleitet und erlebt, wie Kinder und Jugendliche auch unter schwierigen Rahmenbedingungen in unserem unterfinanzierten Bildungssystem gefördert werden können – etwa durch die besonders intensive Lehrer-Schüler-Beziehung an der Bockmühle. Jede Klasse hat im besten Fall zwei Lehrer, die so viele Fächer in ihrer Klasse unterrichten wie möglich. Sie sind Ansprechpartner in allen Lebenslagen, führen Gespräche mit Eltern und dem Jugendamt, vermitteln Hilfsangebote, suchen mit ihren Schülern Stellen und schreiben Bewerbungen.
    Wenn es sein muss, gehen sie zusammen zur Polizei oder zum Psychologen. Unterstützt werden die Lehrer dabei von acht Sozialpädagogen. Und: An der Gesamtschule Bockmühle wurde der Frontalunterricht abgeschafft. Damit sich die Lehrer besser um jeden einzelnen der knapp 1.400 Schüler kümmern können, arbeiten alle Schüler selbstständig nach einem Lernplaner. Jeder kann in seinem eigenen Tempo lernen, aber es werden feste Tages- und Wochenziele vereinbart und Verhaltensregeln aufgeschrieben.
    „Was in unserem Gebäude steckt, ist Gold“ Am Ende ist es ein Puzzle aus vielen Maßnahmen, die in Essen ein Gesamtbild formen – und die Bockmühle zu einer Vorreiterin für Chancengleichheit machen. Doch es wird auch deutlich: Ohne das große Engagement der Lehrer würde das alles nicht gehen. Der Film zeigt, wie das Team im Kampf für die Schüler an Grenzen stößt: Das Schulgebäude ist ein Sanierungsfall, der Schulkiosk soll geschlossen werden und es gibt zehn unbesetzte Lehrer-Stellen.
    Doch die schwierigen Umstände scheinen die Lehrer noch enger zusammenzuschweißen: „Das Gebäude ist der Horror, aber was drin steckt, ist Gold“, sagt die 28-jährige Lehrerin Lisa Bartoleit. Für Schulleiterin Julia Gajeweski ist klar, dass Schulen in schwierigen Lagen viel mehr Personal, bessere Ausstattung und vor allem Wertschätzung brauchen. „Bis zu meiner Pensionierung sind es noch ein paar Jahre, so lange oder bis sich endlich etwas ändert, gehe ich hier allen auf die Nerven“, sagt sie. Und kämpft weiter. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.11.2019WDR
  • Folge 66
    Der Tatort: Karlsdorf bei Karlsruhe. Stundenlang hatte der junge Mann auf der Lauer gelegen und im Rückspiegel den Verkehr beobachtet. Wartete geduldig auf geeignete Opfer. Als sich ein älteres Ehepaar in ihrem Wagen nähert, gibt er Gas. Er schießt mit seinem BMW aus einer engen Gasse heraus und nimmt brutal sein Vorfahrtsrecht in Anspruch. Es kommt zum Crash. Ein provozierter Unfall, wie die Polizei in Karlsruhe später nachweisen konnte. Doch meistens bleiben solche Straftaten unentdeckt. Ralf König ist Polizeikommissar in Wuppertal.
    Als Spezialist für provozierte Unfälle ist er deutschlandweit unterwegs; König gibt Seminare für Polizisten, die täglich mit Crash-Situationen konfrontiert sind. Er will den Blick seiner Kollegen schärfen, sie aufmerksam machen für fragwürdige Unfallsituationen. „Wenn Ihr keine Zweifel bei der Unfallaufnahme habt“, so schärft er seinen Kollegen ein, „dann hat der Täter die erste Hürde zum vollendeten Betrugs schon genommen“. Die Masche der „Autocrasher“ ist immer gleich: Einen Schaden provozieren, ein Schadensgutachten mit weit überhöhten Reparaturkosten vorlegen und bei der Versicherung abkassieren.
    Besonders Fahranfänger und ältere Menschen sind bevorzugte Opfer. Wie viele Unfälle in Deutschland mutwillig herbeigeführt werden, kann auch Unfallermittler König nicht sicher sagen. Die Versicherungswirtschaft in Deutschland geht jedoch davon aus, dass jeder zehnte Unfall in Deutschland in irgendeiner Form manipuliert ist. Sei es, dass er vorgetäuscht, abgesprochen oder eben provoziert wurde.
    Der Schaden beliefe sich demnach auf ca. 1,3 Milliarden Euro, eine Summe, die alle Versicherungsnehmer durch Zuschläge auf ihre Versicherungsprämie tragen müssen. In der Story-Dokumentation erzählen die Opfer von Autocrashern, was sie erlebt haben. Daneben begleiten die Autoren Kommissar König bei seinen Ermittlungen zu manipulierten Unfällen. Und sie fragen, was die deutschen Versicherer gegen diese skrupellose Form des Betruges unternehmen – gegen das Geschäft mit dem Crash. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.11.2019WDR
  • Folge 68
    Afghanistan ist in den Medien meist nur mit düsteren Geschichten von Krieg und Gewalt präsent. Doch es gibt auch Lichtblicke, Beispiele dafür, dass die Zukunft für die Menschen im Land wieder mit Hoffnung verbunden ist. Der Film von Daniel Etter erzählt dazu eine überraschende und berührende Geschichte, die in der Region Bamiyan spielt. Dieser Teil Afghanistans wurde bekannt, als dort vor Jahren Taliban-Kämpfer die weltberühmten Buddha-Statuen zerstörten. Hier gibt es hohe Berge und schneereiche Winter, aber das Skifahren als Sport war bislang weitgehend unbekannt. Das sollte sich durch die spontane Idee eines Schweizer Touristen ändern: Er verschaffte zwei talentierten Amateur-Sportlern, Alishah Farhang und Sajjad Hussaini, die Chance, in der Schweiz zu trainieren.
    Das verwegene Ziel: Sie sollen sich als erste Athleten aus Afghanistan für olympische Winterspiele qualifizieren und ihr Land auf der großen Bühne vertreten. Eine gewaltige Herausforderung für die beiden jungen Männern. Dahinter steht vor allem die Hoffnung, dass der Skisport für ihre Heimat, die seit Generationen vom Krieg gezeichnet ist, neue Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten mit sich bringen wird. Der Film begleitet die beiden Sportler auf ihrem hindernisreichen Weg zwischen den Welten, zwischen Bamiyan und dem internationalen Skizirkus. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.11.2019WDR

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn WDR Story online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…