Zwischen 2008 und 2011 genehmigte Europa Staatshilfen in Höhe von 4.500 Milliarden Euro, um Banken vor dem Bankrott zu bewahren. Das sind 37 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Union! Diese Maßnahmen belasten sowohl die Steuerzahler als auch die Staatsfinanzen. Doch haben die Banken ihre Praktiken seither geändert? Einige sind immer noch durch faule Kredite geschwächt: Bei der italienischen Banca Monte dei Paschi di Siena machen sie 39 Prozent des Kreditvolumens aus, bei der spanischen Banco Popular 35 Prozent. Doch auch die deutschen Banken haben Grund zur Sorge: Bei sechs Geldinstituten liegt der Anteil der zweifelhaften Forderungen über zehn Prozent. Seit dem 1. Januar 2016 gibt es eine neue Regelung. Droht einer Bank die Insolvenz, tritt die „Bail-in“-Bestimmung in Kraft: Um die Bank zu retten, werden zuerst die Aktieninhaber zur Kasse gebeten, dann die Anleihebesitzer und schließlich Kunden mit mehr als 100.000 Euro Einlagen bei dem maroden Kreditinstitut. Diese Maßnahme ergriff die Europäischen Union, damit künftig nicht mehr der Staat – und somit der Steuerzahler – für die Rettung der Banken aufkommen
muss. Doch die Umsetzung des „Bail-in“ schlägt Wellen. „Vox Pop“ recherchierte in Italien, wo die älteste Bank der Welt, die 1472 gegründete Monte dei Paschi di Siena, am Rande des Bankrotts steht. Trotz gegenteiliger Forderungen Europas hat der italienische Staat eine Rekapitalisierung in Höhe von 6,6 Milliarden Euro beschlossen. Denn die Situation ist höchst gefährlich: Ein Kollaps der Bank würde das gesamte Bankensystem des Landes erschüttern, und 40.000 Kleinanleger, denen ihre Banken zu „toxischen Krediten“ rieten, könnten um ihre Ersparnisse gebracht werden. Interview der Woche: Anne-Laure Delatte, Wirtschaftsspezialistin für Finanzkrisen und Expertin der Eurozone. Vox Report: Jede Woche beleuchtet ein „Vox-Pop“-Korrespondent ein weiteres aktuelles Thema aus Europa. Diesmal geht es nach Polen, wo die Regierung das Renteneintrittsalter gesenkt hat. Eine Entscheidung, mit der das Land gegen den europäischen Strom schwimmt. Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche. Heute erläutern sie, wie es um die Banken bei unseren europäischen Nachbarn steht. (Text: arte)