Von der Fabrik zur Kunst Folge 4: Das MACS in Grand-Hornu
Folge 4
4. Das MACS in Grand-Hornu
Folge 4 (26 Min.)
Im 19. Jahrhundert noch eine der größten Steinkohlezechen der Region, ist Grand-Hornu in der belgischen Provinz Hennegau heute ein Juwel der europäischen Industriekultur. Doch nicht nur das imposante Gelände lockt die Besucherinnen und Besucher trotz seiner Abgeschiedenheit an. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist auch ein Mekka für Kunst-Fans. Denn seit mehr als zwei Jahrzehnten wird im MACS, dem Musée des Arts Contemporains Grand-Hornu, zeitgenössische Kunst ausgestellt – und in Relation zur Geschichte des Industriekomplexes gesetzt. Die Geschichte beginnt mit Henri de Gorge, der als Gründer von Grand-Hornu ab 1810 eine „industrielle Kolonie“ rund um das Steinkohlewerk aufbaute. Sein Ziel war es, neue Arbeiter in sein Revier zu locken, um mehr Kohle fördern zu können. Er ließ eine Arbeitersiedlung bauen – mit einer Schule, einer Bibliothek und einem Krankenhaus, Grünflächen und sogar einem Ballsaal. Sein Plan ging auf: Innerhalb von nur zehn Jahren stieg die Zahl der Arbeiter um das
Siebenfache an und die Kohleförderung schnellte in die Höhe. Eine starke Gemeinschaft, um die er sich kümmerte – und die er gleichzeitig ausbeutete. Im Zuge der Kohlekrise Mitte der 50er Jahre musste auch Grand-Hornu die Zeche schließen. 1954 wurden die letzten Kohlestücke aus den Mienen gefördert und die Türen der Fabrik geschlossen. Jahrzehntelang lag das Gelände im Dornröschenschlaf und verfiel. Erst eine beherzte und mutige Initiative des Gründungsdirektors des MACS, Laurent Busine, sorgte für den Wiederaufbau und die Neuentdeckung des Ortes. Sein wagemutiger Plan: nicht nur ein renommiertes zeitgenössisches Museum zu gründen, sondern auch die Menschen aus der Umgebung miteinzubeziehen. Er ging von Tür zu Tür, organisierte kleine Treffen und brachte die Kunst sogar zu den Menschen nach Hause. „Von der Fabrik zur Kunst – Das MACS in Grand-Hornu“ blickt sowohl auf die bewegte Geschichte des Ortes im Kohlezeitalter als auch auf die mutige Entstehungsgeschichte des Museums. (Text: arte)
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