Unsere Geschichte Folge 45: Stille Rebellen – Eine Partei gegen die SED
Folge 45
Stille Rebellen – Eine Partei gegen die SED
Folge 45
7. Oktober 1989: Tausende DDR-Bürger verlassen das Land. Bei Protesten zum 40. Jahrestag der DDR werden Hunderte Menschen verprügelt und verhaftet. 70.000 Leipziger Bürger versammeln sich zwei Tage später zur entscheidenden Montagsdemo. In dieser Situation gründen 46 Bürgerrechtler im brandenburgischen Schwante die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP). Es war das wichtigste Signal zur Revolution in der DDR und wurde zur Zerreißprobe für die Bonner SPD. Das Signal zum Sturz der SED-Alleinherrschaft in der DDR gibt ein Studentenpfarrer aus Greifswald: Arndt Noack. Im August 1989 veröffentlichen Markus Meckel und Martin Gutzeit, lange Zeit Pastoren in Vipperow und Schwarz in Mecklenburg, den Aufruf und organisieren die Gründung. Drei DDR-Bürger mit Widerstandsgeist und Zivilcourage: alle drei Christen der heutigen Nordkirche (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland). Die Ideen holen sie sich bei Václav Havel in Prag und bei der Solidarnosc in Danzig. Wichtigster Berater aus dem Westen ist Norbert Gansel aus Kiel. Auf eigene Faust trifft er die neuen Genossen aus dem Osten. Im SPD-Bundesvorstand kämpft er gegen „Wandel durch Annäherung“ und für „Wandel durch Abstand“ zur
SED. So wird Norbert Gansel zum wichtigsten Gegenspieler von Egon Bahr. Der Film folgt den Spuren von Arndt Noack, Markus Meckel und ihren Mitstreitern zu heimlichen Treffen in Pfarrhäusern, zu Vertretern des Prager Frühlings, zum Auftritt des Stasispitzels Ibrahim Böhme, zur Gründungsversammlung in Schwante, in die Volkskammer und an den Runden Tisch. Er zeigt außerdem, wie Norbert Gansel heimlich die Ostsozialdemokraten unterstützt und so die West-SPD in einen Richtungsstreit stürzt. Die Autoren stützen sich dabei auf bisher unveröffentlichtes Bildmaterial, zeigen unbekannte Dokumente und befragen prominente Zeitzeugen. Damit fördern sie bislang ungelüftete Geheimnisse zutage: Ein heimlicher Helfer aus dem Westen war Roland Jahn, der damalige Redakteur des ARD-Magazins „Kontraste“ und jetzige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Er war es, der Videokameras in den Osten schmuggeln ließ, mit denen die Gründungsversammlung gefilmt und öffentlich gemacht wurde. Ein weiterer Höhepunkt ist die Innensicht des DDR-Sicherheitsapparates, auch führende Offiziere des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) und Vertreter der SED kommen zu Wort. (Text: NDR)