2020, Folge 141–156

evtl. unvollständig
  • Folge 141 (45 Min.)
    Das außergewöhnliche Geschichtsformat erzählt aus der Perspektive von Amateurfilmern, was in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg die Menschen im Norden geprägt hat: Super-8. 162 Filmrollen von 14 Amateurfilmern sind die Basis für eine emotionale und filmische Reise zu den norddeutschen Wurzeln. Mit viel Humor erzählt, entsteht in drei Teilen „Unsere Geschichte. Der Norden auf Super-8“ eine einzigartige filmische Reise in die jüngste Vergangenheit. Eine Kindheit geprägt von Verzicht, Enge, aber auch unbändiger Lebensfreude wird dadurch wieder lebendig.
    Eine Zeit, in der das Kinderzimmer der Dorfplatz war und ganz selbstverständlich neben Kühen im Teich gebadet wurde. Als kurze Hosen getragen wurden und die Mutter noch die Haare schnitt. Das Super-8-Filmmaterial zeigt große Heimatverbundenheit. Dörfer, deren Bewohnerinnen und Bewohner und die Feste sind fester Bestandteil vieler Aufnahmen und geben einmalige und berührende Einblicke ins Alltagsleben der Menschen in Norddeutschland.
    Zeitzeugen aus Ostfriesland erinnern sich an die Armut in den 1950er-Jahren und wie sie bei der Tante in der Stadt stundenlang eine Wand anstarrten. Aus dieser Wand kam Wasser heraus. In Ostfriesland, dem damaligen „Armenhaus des Nordens“, musste das Wasser noch aus dem Brunnen geholt werden. Dafür kam wenigstens Fleisch und Gemüse auf den Tisch. Der Schweinestall war oft Teil des Hauses und Gemüse wuchs in jedem Garten. Ob Schwein, Schaf oder Kaninchen, Tiere sorgten für Wärme und Kleidung.
    Hobbyfilmer drehten alles, was ihnen vor die Linse kam. Selbst bei der Arbeit war die Kamera oft dabei. So dokumentierten sie auch den Wandel in der Arbeitswelt, die veränderte Rolle der Frau und die ersten Aufbrüche in die Ferne: mit dem VW-Käfer. In Mecklenburg-Vorpommern war glücklich, wer aufs Wasser durfte. Ob mit selbst gebautem Segelboot, Surfbrett oder Faltboot, der Horizont war weit und lud zum Träumen ein. Konflikte mit der Volkspolizei gehörten dazu und wurden auf norddeutsche Art gelöst. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.04.2020NDR
  • Folge 142 (45 Min.)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.04.2020NDR
  • Folge 143 (45 Min.)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.04.2020NDR
  • Folge 144
    Pandemien haben in der Geschichte bereits Hunderte Millionen Todesopfer gefordert und verbreiten bis heute Angst und Schrecken: Pest, Influenza und andere Seuchen gelten als Geißel der Menschheit. Die Dokumentation bietet einen Einblick in die Geschichte gefährlicher Krankheitserreger und den endlosen Kampf gegen Viren und Bakterien. Vorerst letztes Kapitel: ein neuartiges Coronavirus, das im Frühjahr 2020 das normale Leben in weiten Teilen des Planeten zum Erliegen bringt. „Das Auftreten von Seuchen ist medizinhistorisch eher der Normalfall“, sagt Prof. Karl-Heinz Leven, Medizinhistoriker und Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Universität Erlangen-Nürnberg.
    1918 hielt schon einmal eine Pandemie die Welt in Atem. Das Influenzavirus H1N1 führte seinerzeit zum Ausbruch der sogenannten Spanischen Grippe, die 30 bis 50 Millionen Menschen das Leben kostete. In den USA wurden ganze Städte unter Quarantäne gestellt. Der Mundschutz gehörte zum Alltag. Erst nach drei Jahren war die Gefahr vorbei. Immer wieder halten Viren die Welt in Atem. 1995 brach im damaligen Zaire das lebensgefährliche Ebolafieber aus.
    2003 drohte das Virus SARS zur Pandemie zu werden. Aber auch Bakterien haben in der Geschichte immer wieder tödliche Epidemien ausgelöst. 1892 wütete in Hamburg die Cholera. Unzufrieden mit dem zögerlichen Handeln des Senats, schickte die Regierung in Berlin Robert Koch an die Elbe. Der Bakteriologe hatte wenige Jahre zuvor den Beweis erbracht, dass Krankheiten durch Keime entstehen und konnte diverse Erreger identifizieren. Doch erst die Entdeckung des Wirkstoffs Penicillin dämmte die Gefahr von Bakterien im 20. Jahrhundert ein. Trotzdem ist auch der sogenannte „Schwarze Tod“ nicht völlig verschwunden.
    Im Mittelalter hat die Pest fast die Hälfte der Bevölkerung der Welt dahingerafft. Aufgrund katastrophaler hygienischer Bedingungen brach 1995 die Seuche im Südosten Indiens aus. Die Pandemie COVID-19 ist das vorerst letzte Kapitel im Kampf der Menschheit gegen Seuchen, der seit Jahrtausenden tobt und immer wieder dramatische Verluste fordert. Dank immenser Fortschritte in der Medizin ist es gelungen, einigen Krankheiten ihren Schrecken zu nehmen. Doch der Kampf gegen die Erreger ist noch lange nicht entschieden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.04.2020NDR
  • Folge 145 (45 Min.)
    Aufräumarbeiten beim Zippelhaus
    Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, endete der Zweite Weltkrieg in Deutschland. Doch tatsächlich kam der Frieden zu ganz unterschiedlichen Zeiten in das Land. Auch im Norden: Braunschweig kapitulierte bereits am 12. April 1945, Hamburg erst ganze drei Wochen später, am 3. Mai. Die Dokumentation „Als der Frieden in den Norden kam“ aus der Reihe „Unsere Geschichte“ beschreibt diese unmittelbare Nachkriegszeit in Norddeutschland, die „Zwischenzeit“ inmitten letzter Kriegshandlungen, Kapitulation und Frieden. Sie erzählt vom schweren Neubeginn in den Städten Hamburg, Lübeck, Braunschweig, Schwerin und Greifswald.
    Von Hungerwintern, Kohlenklau und Hamsterfahrten, von Befreiung und Besetzung, von Trauer und Hoffnung. Seltene Archivaufnahmen in Farbe zeigen Norddeutschland im Zustand zwischen Ungewissheit und Aufbaustimmung. Zeitzeugen wie Satiriker und Liedermacher Hans Scheibner (Jahrgang 1936), Schauspieler Peter Maertens (Jahrgang 1931) und andere erinnern sich an den Moment des Friedens, das Überleben in den Trümmern. Und daran, wie unterschiedlich die Zukunftsvorstellungen der Menschen damals waren. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.04.2020NDR
  • Folge 146 (45 Min.)
    Marathonläuferin Maria-Luise Kluge
    Kollektive norddeutsche Erinnerungen an längst vergessene Sporttrends: Schulsport in selbst genähten Turnhosen, Bürogymnastik im Minirock, Klimmzüge auf dem Trimm-Dich-Pfad. Sie waren allerdings auch ein Startschuss für die heutige Fitnessgesellschaft, in der Millionen Deutsche im Fitnesscenter oder Sportverein ihren Körper optimieren. Und die damaligen Sportarten sind bis heute die Säulen des Breitensports. In diesem Film erzählen Menschen aus Norddeutschland ihre persönlichen Erinnerungen an Bundesjugendspiele und Sportabzeichen, Urkunden und Medaillen.
    Und von den dazugehörigen, mitunter, merkwürdigen Sportgeräten. Die verschwanden allerdings so schnell wieder wie manche Trendsportart. Dauerhafter war die „Trimm-Dich-fit-Kampagne“, die der Deutsche Sportbund Anfang der 1970er-Jahre startete. Ein Urknall der Fitnessbewegung. 80 Prozent aller Deutschen kannten damals „Trimmy“, das kleine Maskottchen und Vorturner der Nation. Sport für alle, ganz ohne Wettkampfgedanken, nur dem eigenen Körper zuliebe, das war neu. Und dringend nötig, denn der Wohlstandsspeck musste weg. Ende der 1960er-Jahre machten nur 16 Prozent der Deutschen regelmäßig Sport, ein Drittel der Männer und 40 Prozent der Frauen waren übergewichtig.
    Dauerlaufen, Rumpfbeugen und Bockspringen, „Trimmy“ holte die Deutschen vom Sofa. Aerobic löste die „Trimm-Dich-fit“-Bewegung ab. Wie viele Trends kam Aerobic aus den USA, dort populär gemacht von der Schauspielerin Jane Fonda. Auch in Deutschland trafen sich immer mehr Frauen, um sich gemeinsam zu Musik fit zu halten. Dazu gehörte unbedingt das richtige Outfit! Einen Aufschwung erlebte auch der Tennissport, besonders nachdem Boris Becker Wimbledon gewann und Steffi Graf Weltranglistenerste wurde.
    In der DDR wurde Sport früh politisch gelenkt und gefördert. Jedes Talent wurde beobachtet. Die Kleinen trainierten im Kindergarten, die Erwachsenen im Sportverein, die Kaderathleten in Trainings- und Leistungszentren. Spitzensportler konnten auf Reisen gehen und genossen gesellschaftliche Anerkennung. Viele waren gedopt und ruinierten so ihre Gesundheit. Und auch im Osten blieb man von den Westtrends nicht verschont: geschwitzt wurde nicht beim Aerobic, sondern bei der sogenannten Popgymnastik.
    Auch „Medizin nach Noten“ im DDR Fernsehen war sozusagen die Ostversion der deutschen Aerobic-Sendungen. NDR Autorin Kati Grünig trifft sportbegeisterte Menschen und taucht mit ihnen noch einmal in die Zeit ein, als sich alle von „Trimmy“ mitreißen ließen, die Muskeln gestählt wurden oder Steffi Graf und Boris Becker Tennis aus der elitären Nische holten. Viele, die als Kinder sportlich waren, sind es bis ins Alter geblieben. So wie „Die alten Knochen“, die wohl älteste Turngruppe Norddeutschlands, die noch heute mit ihrem Schulterstand am Barren Fans begeistert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.05.2020NDR
  • Folge 147 (45 Min.)
    Ravioli sind gestern wie heute beliebt.
    Es war eine kulinarische Revolution: In der Nachkriegszeit erobern Konservendosen, Fertiggerichte und Tiefkühlkost die Küchen in Norddeutschland. Die Dokumentation erzählt amüsant und voller Überraschungen, wie sich durch Fischstäbchen, Ravioli in der Dose oder Toast Hawaii die Essgewohnheiten der Menschen für immer änderten. Deutlich wird, dass sich durch Dose, Tiefkühlkost & Co.das Essen in den letzten 100 Jahren vielleicht stärker verändert hat als in 1.000 Jahren zuvor. Anne Ocker ist auf dem Land aufgewachsen und erinnert sich noch gut an die Zeit, als exotische Früchte wie Ananas aus der Dose ins Angebot gekommen sind.
    Fernsehkoch Clemens Wilmenrod setzte sich mit seinem Toast Hawaii ein kulinarisches Denkmal. Für Klaus Helmbrecht waren das damals ganz neue Geschmackserlebnisse. Er führt in Hannover regelmäßig Besucherinnen und Besucher durch World Of Kitchen, kurz WOK, Europas einziges Küchenmuseum und verblüfft die Gäste dabei mit vielen spannenden Geschichten rund um Küche, Kochen und Konservendosen, die übrigens Napoleon zu verdanken sind.
    Das bis heute meistverkaufte Fertiggericht sind die Ravioli in der Dose. Für Anke Pauli war es das Geschmacksereignis ihrer Kindheit, während sie ihren beiden Kindern den Nudelklassiker auftischt. Seit 1958 gibt es die gefüllten Teigtaschen in deutschen Läden, Italien wird zum Sehnsuchtsland der Nachkriegsdeutschen. Mit der Reiselust kommen immer neue Speisen in die norddeutsche Küche. Besonders beliebt: die Bihunsuppe. Es sind zwei Brüder aus Sachsen, die nach ihrer Flucht von einem DDR-Kreuzfahrtschiff in Indonesien das Rezept entdecken.
    In Göttingen eröffnen sie ein Restaurant und steigern schon bald die Produktion: Die würzige Bihunsuppe wird in den 1970er-Jahren zum Verkaufsschlager. An der Revolution beim Kochen hat auch die Tiefkühlkost einen großen Anteil. Dirk Ahlers erinnert sich noch daran, dass in seiner Jugend Fisch selten frisch auf den Tisch gekommen ist. Die Transportwege waren zu lang, die Kühlung war zu schlecht. Bei einer Fahrt mit einem Fangschiff entwickelt der Gründer des Bremerhavener Unternehmens Frosta seine Geschäftsidee: Der Fisch soll gleich an Bord tiefgefroren werden, um ihn frisch zu halten.
    Der Beginn einer Erfolgsstory, nicht nur für Frosta. Die 1960er-Jahre sind zu einem Jahrzehnt der Tiefkühlkost geworden. Mit Fischstäbchen schaffen es Millionen von Müttern, ihren Kindern Fisch schmackhaft zu machen. Dabei hat noch längst nicht jeder Haushalt in der Nachkriegszeit einen eigenen Kühlschrank. Doch mit den neuen technischen Errungenschaften wird auch das Leben der Hausfrauen einfacher. Anne Ocker erklärt, dass auf einmal unheimlich viel freie Zeit da war.
    Sie glaubt, dass die neuen Produkte auch stark zur Emanzipation der Frauen beigetragen haben! Die Dokumentation spricht aber auch die kritischen Punkte dieser Entwicklung an. So erklärt Dr. Uwe Spiekermann, wenn alle Menschen so essen würden, werden die Ressourcen enden. In seinem Buch „Künstliche Kost“ hat er sich mit der Ernährungsweise seit 1840 befasst. Und er stellt sich die Frage, ob sich diese (Konserven-) Dose der Pandora wieder schließen lässt. Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/​Bremen mbH. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.05.2020NDR
  • Folge 148 (45 Min.)
    Sven Rogall führt in Norddeich das Lebenswerk seiner Mutter Meta weiter.
    Durch Diskotheken ist die Freizeit von Generationen geprägt worden. Und Norddeutschland hat maßgeblich zum Erfolg dieser seinerzeit neuen „Tanzschuppen“ beigetragen. Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren gab es überall im Norden Diskotheken, in fast jedem Dorf wurde damals diese neue Art von Tanzlokal eröffnet. In solchen Klubs haben heutige Weltstars angefangen. Zum Beispiel die Scorpions in Metas Musikschuppen in Norddeich, einem der ältesten und damals berühmtesten Läden. Meta Rogall als Besitzerin wurde zur Kultfigur, ihr Sohn Sven führt die Disco noch heute.
    In diesem Sommer feiert er mit vielen Stammgästen das 60-jährige Jubiläum. Besonders spannend: Bei Meta hat Howard Carpendale seine Karriere begonnen. Und auch Otto Waalkes hat dort mit 14 Jahren schon mit seiner Band gespielt. Beide blicken gerne auf diese Zeit zurück. Auch der Klub Hyde Park in Osnabrück hat eine lange und, wechselvolle Geschichte. Conny Overbeck betreibt den Laden seit über 40 Jahren. Schlagzeilen machte die Diskothek im Jahre 1983. Als sie geschlossen werden sollte und die Jugendlichen um den Verlust ihrer „zweiten Heimat“ bangten, gab es tagelang Ausschreitungen zwischen Punks und Polizei.
    Zeitzeugen von damals erinnern sich an die Krawalle von Osnabrück als dort die Straßen brannten. Und eine Diskothek kommt jetzt sogar ins Museum. Das Zum Sonnenstein aus Harpstedt wurde Stein für Stein demontiert und wird gerade im Museumsdorf Cloppenburg wieder originalgetreu aufgebaut. Damit wird die Diskothek erstmals zum wichtigen Kulturgut Norddeutschlands erklärt.
    Victoria Biesterfeld vom Museumsdorf erforscht die Geschichten der Diskotheken wissenschaftlich. Sie führt Interviews mit Zeitzeugen, sammelt Requisiten und begleitet den Wiederaufbau. Im September soll alles fertig sein. Auch Uwe Penske aus Aurich hält die Erinnerung an die gute, alte Diskothekenzeit wach. Zusammen mit seiner Gruppe Die Wattwerker hat er eine Liste mit über 5.000 progressiven Musiktiteln ins Netz gestellt. Alle 14 Tage gibt es dazu eine Livesendung bei Radio Ostfriesland, meist mit Talkgästen aus vergangenen Tagen.
    Einer davon ist Rio de Luca aus Wittmund. Seine Disco sieht noch genauso aus wie vor 50 Jahren. Und er steht immer noch als DJ am Mischpult, mit 74 Jahren. Die Dokumentation aus der Reihe „Unsere Geschichte“ zeigt die Entstehung und den Wandel der Diskotheken vom einfachen Auftrittsort für Tanzkapellen bis hin zum Techno-Tempel mit Lasershow. Gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/​Bremen mbH. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.05.2020NDR
  • Folge 149 (45 Min.)
    Norddeutschland lag nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend in Trümmern. Hamburg, Bremen, Kiel, Hannover, Hildesheim waren vom Bombenkrieg verwüstet. Leid und Kummer für die Bewohnerinnen und Bewohner. Doch Stadtplaner und Architekten sahen eine gute Gelegenheit, ihre Utopie von der neuen Stadt zu verwirklichen. Mittelalterliche Gassen und verwinkelte Höfe störten da nur. Licht und Luft sollte die Neubauviertel durchströmen. Wie Adern sollten breite Straßen den Verkehr durch die Stadt pumpen. Was der Krieg verschonte, opferten die Nachkriegsplaner allzu oft dieser Vision. In Hamburg plante der renommierte Architekt Ernst May Neu-Altona und wollte für den neuen Stadtteil die letzten Reste des alten Arbeiterviertels Altona abreißen.
    In Hannover ging der energische Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht ans Werk und verordnete seiner Heimatstadt ein völlig neues Verkehrskonzept, dem viele historische Bauten zum Opfer fielen. In Bremen trennte man sich zugunsten eines Innenstadtrings emotionslos von alten Klöstern und prächtigen Gebäuden der Gründerzeit. Doch die Utopie der neuen Stadt zeigte schnell ihre Schattenseiten. In den Neubauvierteln stellte sich selten eine gute Nachbarschaft ein. Die schöne neue Stadt von morgen wurde allzu oft zum Problemquartier der Gegenwart. Zwischen den nüchternen Nachkriegsbauten und überdimensionierten Straßen rieben sich die Menschen die Augen und wollten ihre alte Stadt zurück.
    Gegen massive Widerstände der Fachleute wurden zum Beispiel in Hildesheim die Nachkriegsbauten am Marktplatz wieder abgerissen und neu aufgebaut im Stil des Mittelalters. In der DDR war die Entwicklung ähnlich, nur Jahre später. Greifswald wurde vom Krieg verschont, dennoch hat die alte Stadt einen Großteil der Bebauung aus dem Mittelalter verloren, abgerissen noch in den 1980er-Jahren! Doch die Bürgerinnen und Bürger wehrten sich in Ost und West gegen den Kahlschlag. Zum Glück! Sonst hätte Norddeutschland so manche historische Innenstadt weniger. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.05.2020NDR
  • Folge 150 (45 Min.)
    Sie wurden als Spinner oder langhaarige Gammler bezeichnet: Junge Männer und Frauen, die vor 40 Jahren anders leben wollten, in Kommunen, Wohngemeinschaften und vor allem im Einklang mit der Natur. Den Boden nicht ausbeuten, nachhaltig wirtschaften, auch als Landwirt, das wollten sie. Viele Alteingesessene schüttelten oft den Kopf über Themen wie Biogemüse, Tierwohl und Windenergie. Nur im dünn besiedelten, norddeutschen Wendland war es etwas anders. Zwar wurden die Latzhosenträger auch dort nicht von allen freundlich empfangen, aber der Kampf gegen das atomare Endlager in Gorleben einte mehr als er trennte.
    Hier fanden die sogenannten Spinner nach und nach immer mehr Unterstützer. Heute sind bio, Windkraft und nachhaltiger Tourismus ein Markenzeichen der Region. Von denen, die mit diesem Trend begannen und ihren oft überraschenden Lebenswegen handelt diese NDR Dokumentation. Eine von ihnen ist Moni Tietke. Vor 40 Jahren hätte niemand gedacht, dass sie einmal Bäuerin werden würde. Sie selbst am wenigsten: „Ich bin ja hier hängengeblieben, bei einer Demo.“ Als Studentin kam Moni Tietke aus Berlin ins Wendland wegen der Proteste gegen die Atomkraft.
    Doch schnell hatte sie Lust aufs Landleben. Auch wegen Eckhard, dem Jungbauern, den sie bald darauf heiratete. Gemeinsam stellten sie den 450 Jahre alten Hof von Eckhards Familie auf bio um. Manche Nachbarn erklärten sie damals für verrückt. Aber die Tietkes haben durchgehalten: ein Erfolgsmodell, bis heute. Andere Bauern im Wendland übernahmen die Ideen der Ökos und begannen früh, mit alternativen Energien zu experimentieren. So wie Horst Wiese, der neben Hof und Dorfkrug auch einen Campingplatz betrieb. Seine Gäste brauchten zum Duschen Warmwasser. Also vergrub Horst Wiese kurzerhand Schläuche im Misthaufen, der das Wasser aufheizte.
    Fertig war die „Kompostdusche“, eine der ersten Bioduschen in Deutschland. Sie funktioniert bis heute. Sein Sohn Gerhard Wiese hat nicht nur Gasthof und Campingplatz vom Vater übernommen, er betreibt heute mehrere Windkraftanlagen im Wendland. Auch auf der anderen Seite der innerdeutschen Grenze entstand damals eine Ökobewegung. Doch in der ehemaligen DDR begann alles viel kleiner: In Schwerin taten sich 1979 ein paar Schülerinnen und Schüler zusammen und pflanzten Bäume. Einer von ihnen: Nikolaus Voss, heute Staatssekretär in Mecklenburg-Vorpommern.
    Anfangs unterstützten SED und Verwaltung die jungen Leute sogar, um sie unter Kontrolle zu behalten. Doch bald schon setzte die Stasi ihre IM auf die Umweltaktivisten an. Im Osten ein Öko zu sein war schwerer als im Westen. In seiner NDR Dokumentation erzählt Grimme-Preisträger Michael Richter von Pionieren, die vor 40 Jahren kaum einer ernst genommen hat. Mit Hartnäckigkeit und Fantasie haben sie ihre ökologischen Visionen in die Gesellschaft hineingetragen. Ein spannender und hoch unterhaltsamer Blick zurück auf die Tage, als die Ökos in den Norden kamen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.06.2020NDR
  • Folge 151 (90 Min.)
    Zwei Frachtschiffe begegnen sich an einer Kanalweiche.
    Es ist der gewaltigste Bau Norddeutschlands: der Nord-Ostsee-Kanal zwischen Kiel und Brunsbüttel, die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Doch der Kanal ist weit mehr als ein Bauwerk. Dieser Kanal hat Biografien, Familien und Generationen geprägt. Ende des 19. Jahrhunderts strömten zahlreiche Arbeiter aus aller Welt zum Kanalbau und sind in Schleswig-Holstein geblieben. Der Nord-Ostsee-Kanal ist vielen zur Heimat geworden, er ist ihre Identität, ihr Arbeitsplatz und Wirtschaftsfaktor. Auch für Hartmuth Jegliewski und Oliver Kumbartzky.
    Deren Urgroßväter kamen, um den Kanal mitzubauen. Noch heute leben sie am und vom Kanal. Dieses Doku-Drama erzählt die bisher unbekannte Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals. Denn gebaut wurde der Kanal nicht vom ehemals preußischen Kanzler Bismarck (dargestellt von Charles Brauer), Kaiser Wilhelm I. und seinem Enkel Kaiser Wilhelm II., sondern von genialen Ingenieuren wie Otto Baensch (dargestellt von Nicolas König) und einem Heer von zeitweise 9.000 Arbeitern, unter ihnen die Jegliewskis und Kumbartzkys aus Ostpreußen.
    Sie lebten in Barackenlagern, manch einer versoff seinen Lohn, anstatt ihn zu Frau und Kind nach Hause zu schicken. Nicht wenige Männer verloren bei Arbeitsunfällen ihr Leben. Und doch hatten sie nach nur acht Jahren Bauzeit den etwa 100 Kilometer langen Kanal mit Schaufeln und Baggern gegraben. Mit Moderationen von Hubertus Meyer-Burckhardt, aufwendigen Spielszenen, bildgewaltigen Aufnahmen des Kanals, spannenden Interviewpartnern und einzigartigen, bisher nie gezeigten Bildern von Glasplattenfotografien des Wasser- und Schifffahrtsamtes Kiel erzählt Autor Dietrich Duppel in seinem Film die 125-jährige Geschichte des Kanals vom Baubeginn bis heute.
    Schon bei der Eröffnung 1895 war der Kanal zu klein und musste bereits von 1907 bis 1913 erweitert werden. Neue Schleusen und Brücken, größere Fähren und die Rendsburger Eisenbahnhochbrücke mit der Schwebefähre wurden errichtet. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wollten die Nazis diese Brücken wieder sprengen. In den 1960er-Jahren wurden der Straßentunnel in Rendsburg und später dann die großen Autobahnbrücken gebaut.
    Bis heute verändert sich der Nord-Ostsee-Kanal stetig: neue Schleusen, neue Brücken, Erweiterungen. In der gesamten 125-jährigen Zeit des Bestehens findet sich ein Paradox des NOK: Er trennt und er verbindet das Land. Der Nord-Ostsee-Kanal durchschneidet eine gewachsene Kulturlandschaft und ist gleichzeitig identitätsstiftend und ein Stück Heimat. Das Doku-Drama aus der Reihe „Unsere Geschichte“ ist eine emotionale Reise durch eine spannende historische Episode Norddeutschlands. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 11.06.2020NDR
  • Folge 152
    Die Trakehner gelten als eine der ältesten deutschen Reitpferderassen. Ihre Geschichte begann im 18. Jahrhundert in Ostpreußen. Auf Wunsch von König Friedrich Wilhelm I. wurden damals erstmals wendige, bewegliche Pferde für die Reiter der Kavallerie gezüchtet. So ist eine neue Rasse entstanden, die bald zum Inbegriff des deutschen Reitpferdes und zum Vorbild für Züchter in aller Welt wurde. Das Gestüt, in dem ab 1732 schwerfällige Bauerngäule in wendige Militärpferde verwandelt wurden, hieß Trakehnen, heute ein kleines Dorf in der russischen Enklave Kaliningrad.
    1945 überrollten sowjetische Truppen Ostpreußen, Hunderttausende Menschen flohen in einem bitterkalten Winter Richtung Westen. Meist waren es Trakehner, die die Menschen getragen und die Wagen in sichere Gefilde gezogen haben. Nach dem Krieg begannen einige Pioniere, die wenigen und in alle Winde verstreuten Trakehner zu sammeln und mit der Zucht neu zu beginnen. Das war und ist harte Arbeit, denn diese Rasse wurde von Beginn an rein gezüchtet. Es dürfen also nur englisches und arabisches Vollblut zugeführt werden.
    Nicht nur wegen ihrer Herkunft gelten Trakehner als Aristokraten unter den Reit- und Sportpferden. Trakehner und ihre Besitzer*innen, Züchter*innen und Reiter*innen sind ein Clan, traditionsbewusst, trotzig, intelligent. Die Dokumentation zeigt wunderschöne Pferdeaufnahmen und unternimmt eine Spurensuche in die dramatische Vergangenheit der Trakehner. Zu Wort kommen etwa Veronika von Schöning und Hans-Werner Paul, die beide im alten Ostpreußen geboren wurden und 1945 als Kinder in den Westen geflohen sind. Beide gehören zu den Zuchtpionieren der ersten Stunde.
    Der Film zeigt das russische Gestüt Kirow, das nach 1945 mehr als 10.000 Trakehner und damit das Erbe der ostpreußischen Züchter übernommen hat. Bei einem Vielseitigkeitsrennen wird die sportliche Domäne der Trakehner beleuchtet und nicht zuletzt führt der Film in die schönsten und modernsten Gestüte Europas. Denn es ist viel Aufwand, ein modernes Reitpferd wie den Trakehner zu züchten und auszubilden. Schließlich sieht man, was für einen Trakehnerzüchter wirklich zählt: die Geburt eines gesunden Fohlens. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.06.2020NDR
  • Folge 153 (45 Min.)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.07.2020NDR
  • Folge 154 (45 Min.)
    Immer, wenn es darum ging, in den Osten zu reisen, hat der Westfale Pitt beim RIAS Berlin „Hier“ geschrien.
    Diese ost-westdeutsche Männerfreundschaft währt nun schon mehr als 30 Jahre, die Freundschaft zwischen Pitt und Olaf. Der gebürtige Westfale Pitt Venherm (heute 72) war damals Kameramann bei der Deutschen Welle und kam kurz nach dem Fall der Mauer nach Klein Vielen bei Neustrelitz. Der Abenteurer wollte beobachten, wie der große Lauf der Geschichte die kleine Welt der Menschen konkret verändert. In Klein Vielen traf er Olaf Schulz, der damals bei der LPG arbeitete. Keiner dort wusste, wie es nach dem Mauerfall weitergehen würde. Olaf Schulz (heute 67) packte sein Schicksal beim Schopf: 1990 gründete er mit 6.500 DM Startkapital, die ihm nach dem Umtausch der Ostmark in D-Mark geblieben waren, ein Fuhrunternehmen.
    Schon drei Jahre später hatte Olaf das erste Autotelefon im Dorf, fuhr durch ganz Europa in 48 Stunden, hatte bald 20 Lkw und viele Angestellte. Im Archiv von Pitt Venherm lagern unzählige Filmkassetten. Darauf sind Olafs erste Fahrten 1990, damals noch im Bäckerauto, später auf dem „großen Bock“ im Hamburger Hafen, zu sehen. Über 30 Jahre hinweg hat Pitt auch die Veränderung im Mikrokosmos Klein Vielen dokumentiert. Was aus den Träumen, Hoffnungen und Wünschen der Menschen in Mecklenburg geworden ist, erzählt dieser Film an den beiden Männern. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.09.2020NDR
  • Folge 155 (45 Min.)
    Helga Feddersen ist als Ulknudel der Nation im kollektiven Gedächtnis der deutschen TV-Nation in den 1970er- und 1980er-Jahren verankert. Doch Helga Feddersen war viel mehr als das. Sie drehte mit Rainer Werner Fassbinder, schrieb Fernsehspiele und war eine grandiose Schauspielerin. Der Film zeigt in ausgewähltem Archivmaterial die unbekannte Seite der Schauspielerin und Autorin Helga Feddersen, die sich nach einer Krebsoperation neu erfand und sich mit ihrem Schicksal arrangierte, ohne dabei ihren Humor und ihre Lebenslust zu verlieren.
    Als Schauspielerin begann Helga Feddersen ihre Karriere in den 1950er-Jahren. Aufgrund ihrer Krankheit endete diese aber schnell wieder. Langsam arbeitete sie sich erst als Souffleuse, später als Autorin und schließlich als Fernsehstar wieder nach oben. Das Publikum liebte sie für ihre nahbare und authentische Art. Privat lebte Helga Feddersen zurückgezogen mit ihrem 23 Jahre älteren Mann. Als er verstarb, widmete sie sich mit neuem Lebensgefährten ihrem eigenen Theater in Hamburg. Aufgrund des wiederkehrenden Krebsleidens musste sie es wieder schließen.
    Schon von der Krankheit gezeichnet, scheute sie sich nicht vor öffentlichen Auftritten, bis sie 1990 dem Krebs erlag. Ihre extrovertierten Auftritte standen im Gegensatz zu ihrem scheuen, warmherzigen und demütigen Charakter. Helga Feddersen wollte für ihr Publikum da sein, um es zu unterhalten. Der Ulk war dabei so etwas wie ihr Schicksal. Zahlreiche Interviews mit Freund*inne, Kolleg*innen und Bewunderern wie Dieter Hallervorden, Karl Dall, Frank Zander und anderen zeichnen die Ausnahmekarriere der unkonventionellen Künstlerin in diesem Film nach.
    Neben den immer noch gern gesehenen Highlights ihres komödiantischen Schaffens, fokussiert sich der Film auf ihre weniger bekannte Arbeit im Fernsehen und auf der Bühne und ermöglicht einen neuen Blick auf die Ikone deutscher Fernsehunterhaltung. 2020 wäre Helga Feddersen 90 Jahre alt geworden und ihr Todestag jährt sich zum 30. Mal, aber vergessen ist sie nicht. Der Film ist dem wahren Wesen einer Künstlerin auf der Spur, die das Leben liebte und ihr Sterben öffentlich machte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.11.2020NDR
  • Folge 156 (45 Min.)
    Blankenese im Winter 2010.
    Die Winter im Norden hatten es früher noch in sich: Schlittschuhlaufen auf der Alster, Schneezauber im Harz und auch auf den Inseln klirrende Kälte. „Unsere Geschichte“ zeigt historische Aufnahmen und Menschen, die sich an eine Zeit erinnern, als es noch echte Winter gab und sogar in der Weihnachtszeit jede Menge Schnee lag. So wie auf der Insel Baltrum. Die Winter der 1960er-Jahre sind für die alten Insulaner*innen bis heute unvergesslich. Die Weihnachtstanne auf dem Dorfplatz war eingeschneit und der ostfriesische Nikolaus, der Sünnerklaas, ritt bei klirrender Kälte mit dem Pferd von Haus zu Haus. Schneeweißes Vergnügen auch im Harz.
    Damals boomte der Tourismus rund um den Brocken. Viele „Flachländer“ entdeckten Ende der 1960er-Jahre den Winterspaß auf der Piste, das Après-Ski in der Schneebar oder ließen sich mit dem Pferdeschlitten durch den Ort fahren. Winterzauber auch auf der Alster. Dank Dauerfrost wurde das Gewässer für die Menschen in Hamburg zur Eisbahn. In Blankenese rüschten unterdessen die Kinder mit ihren Kreeks die Hänge runter. Das Lenken der flachen Kastenschlitten, mit denen früher Kohlen und Kartoffeln im Treppenviertel transportiert wurden, erforderte Geschicklichkeit und viel Mut. In Schleswig-Holstein gerieten im Januar 1968 bei Eisgang zwei Schiffe in Seenot und wurden an den Deich von Dagebüll gespült.
    Hier wurden sie zur Attraktion für Wochenendausflügler. Schnee und Frost auch am Saaler Bodden in Mecklenburg-Vorpommern. Nur noch wenige Fischer beherrschen hier die richtige Klappertechnik, um beim Eisangeln Zander und Barsche anzulocken. Früher fuhren sie noch regelmäßig raus, hatten sogar Fischerschlitten mit den typischen rostbraunen Segeln. Die werden heute noch liebevoll restauriert und gepflegt, ob sie allerdings jemals wieder zum Fischen über das Boddeneis gleiten, ist fraglich. Eine frostige Zeitreise durch den Norden, damals als die Winter noch kalt waren. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.12.2020NDR

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