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    Udo Röbel (Mitte), Journalist und Autor, war Augenzeuge beim Gladbecker Geiseldrama. Im Film berichtet er von seinen Eindrücken und hält kritisch Rückschau. – Bild: WDR/​Thomas Brill
    Udo Röbel (Mitte), Journalist und Autor, war Augenzeuge beim Gladbecker Geiseldrama. Im Film berichtet er von seinen Eindrücken und hält kritisch Rückschau.
    Neon-Leggings, Zauberwürfel und Neue Deutsche Welle von Aachen bis Bielefeld. Die 80er waren ein buntes Jahrzehnt, das Nordrhein-Westfalen geprägt, bewegt und oft genug auch erschüttert hat. Hier Disco-Fieber, schrille Mode und schräge Frisuren, dort leidenschaftliche Proteste, politische Umbrüche und Skandale. Menschen, die in diesem Jahrzehnt Geschichte schrieben, erzählen bewegende Geschichten – darunter Prominente wie 800-Meter-Läufer Willi Wülbeck, FC-Torwart Toni Schumacher und Zehnkämpfer Jürgen Hingsen. Aber auch weniger bekannte Menschen aus dem Westen erzählen von Erlebnissen, die ihr Leben geprägt haben – wie Fred Vohwinkel, damals Kellner in der Düsseldorfer Altstadt.
    Er erleichterte gemeinsam mit seinem Freund die Metro um Millionen und startete ins Luxusleben nach Rio. Oder Josef Jacobi: Der westfälische Bauer stellte sich den Panzern der Briten in den Weg und beendet damit das Militärmanöver. Eine Kölner Lektorin erzählt vom Ausnahmezustand, den die Morddrohung gegen den Autoren Salman Rushdie im Verlag auslöste. Und Sarah Nemitz aus Köln erinnert sich an die erste große Friedensdemo 1981, als Hunderttausende im Bonner Hofgarten zusammenkamen.
    Die Neue Deutsche Welle schwappte fröhlich auf ihren Scheitelpunkt zu – mit kräftiger Hilfe aus Hagen mit Nena und Extrabreit. Und die Kölner Band BAP schoss auf Platz eins der Hitparade; mit Kölsch-Rock, dessen Texte außerhalb des Rheinlands kaum jemand verstand. Und dann stand BAP plötzlich auch noch als Vorgruppe der Stones vor Zehntausenden auf der Bühne. In Bonn herrschte 1984 helle Aufregung im Verteidigungsministerium.
    Der höchste deutsche General, Günter Kießling, wurde unehrenhaft entlassen – weil er angeblich schwul war. Udo Röbel, damals stellvertretender Chefredakteur der Kölner Boulevardzeitung „Express“, machte sich auf Spurensuche im Kölner Rotlicht-Milieu und deckte einen ungeheuerlichen Skandal auf. Vier Jahre später wurde der Redakteur plötzlich selbst zum Akteur. Beim Geiseldrama von Gladbeck im Jahr 1988 stieg er in der Kölner Innenstadt ins Auto der Gangster, machte sich so auch zum Handlanger der Geiselnehmer. In Köln-Bocklemünd baute der WDR an der Zukunft des Fernsehens und ging mit der ersten deutschen Seifenoper an den Start: der „Lindenstraße“.
    Ein junger Radiologe aus Bochum wollte es genau wissen und zog nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl mit dem Geigerzähler los: Ausgerechnet in Hamm-Uentrop stellte Dietrich Grönemeyer erhöhte Strahlendosen fest, die aber nicht aus Tschernobyl stammten, sondern aus dem benachbarten Kernkraftwerk. Auch die Arbeiter hatten es schwer in unserem Land in den 80ern. Nicht nur machte im Dezember 1986 die letzte Essener Zeche Zollverein den Deckel auf den Pütt.
    In Hattingen kämpften die Stahlarbeiter vergeblich für den Erhalt der Henrichshütte. Und dann stand auch das Stahlwerk in Duisburg-Rheinhausen vor dem Aus. Betriebsrat Theo Steegmann erinnert sich daran, wie aus der Verzweiflung eine Bewegung wuchs, die erst Duisburg und dann das ganze Ruhrgebiet auf die Straße brachte. Erzählt wird der Film „Geschichte wird gemacht! – Unser Land in den 80ern“ von WDR 2-Moderator Thorsten Schorn, der in den 80ern zur Schule ging und zunächst noch die Schlumpf-Hitparade der Neuen Deutschen Welle vorzog. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 01.10.2021WDR

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