Sportclub Story Folge 36: Heinz Bonn – Homosexueller HSV-Profi vor 25 Jahren ermordet
Folge 36
Heinz Bonn – Homosexueller HSV-Profi vor 25 Jahren ermordet
Folge 36
Sein Leben endete grausam: Am 5. Dezember 1991 wurde der ehemalige Fußballbundesligaspieler Heinz Bonn, von 50 Messerstichen getötet, in seiner Wohnung in Hannover aufgefunden. Der ehemalige HSV-Profi (1970 bis 1973) hatte tagelang in seiner Wohnung gelegen, ehe eine Nachbarin nach dem Rechten schaute. Heinz Bonn war homosexuell, aber das durfte niemand wissen. Weder beim Wuppertaler SV noch später beim HSV. Uwe Seeler erinnert sich: „Das war ein lustiger Mannschaftskamerad, mit dem wir viel Spaß hatten, aber dass er schwul war, davon haben wir nichts mitbekommen!“ Willi Schulz sagt: „Er war ehrgeizig und zuverlässig, ein sympathischer Kerl, aber welche Neigungen er sonst noch hatte, davon wussten wir nichts.“ Als Bonn Fußball spielte, gab es noch den aus der Nazizeit stammenden Paragrafen 175, der gleichgeschlechtliche Liebe unter Strafe stellte. Das Wuppertaler Fußballidol Günter Pröpper äußert sich: „Es war
besser, dass er sich nicht geoutet hat, viele hätten gelästert!“ Der Historiker Werner Skrentny meint: „Es war eine Zeit, da haben sich die Journalisten noch nicht für das Privatleben interessiert. Ein Outing wäre damals undenkbar gewesen!“ NDR Redakteur Andreas Becker hat sich zwei Jahre lang auf Spurensuche begeben, hat neben den einstigen Fußballidolen Seeler, Schulz und Pröpper die Schwester von Heinz Bonn, Ruth, einen ehemaligen Mannschaftskameraden aus seiner Heimat in Siegen und einen Nachbarn befragt, um das Leben eines Bundesligakickers nachzuzeichnen, der seine sexuellen Neigungen bis zu seinem grausamen Tod verborgen hat. Heinz Bonn, der 1.000 D-Mark Rente wegen Sportinvalidität bezog, hatte in seinen letzten Jahren finanzielle Sorgen, trank viel und verkehrte im Strichermilieu. Das haben Polizei und Staatsanwaltschaft in Hannover umfangreich ermittelt. Aber der Mord ist auch 25 Jahre danach nicht aufgeklärt. (Text: NDR)