Sportclub History Folge 17: Das Rennen um die 8000er
Folge 17
17. Das Rennen um die 8000er
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Es war die größte alpine Herausforderung seit der Erstbesteigung des Mount Everest: Wer bezwingt als erster Mensch alle 14 der 8.000er-Gipfel dieser Erde? In den 1980er-Jahren wird aus dieser Idee ein Wettrennen in der Todeszone, bei dem einer der Konkurrenten sein Leben verliert. Im Mittelpunkt steht – wie so oft, wenn es um die Geschichte der Himalaya-Abenteuer geht – Reinhold Messner. Er liefert sich ein Fernduell mit dem Polen Jerzy Kukuczka und dem Schweizer Marcel Rüedi. Ein Wettrennen, das keines sein soll. Alle drei Bergsteiger leugnen Zeit ihres Lebens, dass es sich um ein Rennen handelt. Und doch war es wohl in den Köpfen – und ganz sicher war es in den Medien ein Wettrennen. Am Ende kommt Messner im Oktober 1986 als erster Bezwinger aller 8.000er nach Hause. Aber es ist ein Triumph mit vielen Kontroversen. Von den Medien, die er selber als Profi-Bergsteiger immer gerne befeuert, wird er als Sieger eines Wettrennens gefeiert. Messner genießt den Triumph bei einem großen Empfang in seiner Heimat Südtirol samt Live-Übertragung ins deutsche Fernsehen, distanziert sich aber gleichzeitig von den Bewertungen, er habe einen Wettkampf gewonnen: „Die Idee eines Rennens war mir immer fremd. An den hohen Gipfeln gibt es keine Wettrennen. Dass ich sie am Ende alle hatte, war eher ein Zufallsprodukt.“ Messners langjähriger Weggefährte
Hans Kammerlander, der mit ihm auf sieben der 14 8.000er stand, ordnet die Ereignisse fast 30 Jahre später anders ein: „Natürlich war es ein Wettrennen. Etwas anderes zu behaupten, ist Unsinn. Ich habe es beim Reinhold deutlich gespürt: Als die anderen aufholten, ging es nur noch darum, die Liste zu komplettieren.“ Kammerlander beschreibt den Wechsel in Messners Prioritäten: „An den letzten Bergen haben wir nur noch die Standardrouten gewählt, um möglichst große Erfolgsaussichten zu haben, die Gipfel zu erreichen. Ausgefallene Routen zu wählen, was uns jahrelang ausgezeichnet hatte, spielte keine Rolle mehr.“ Der Film zeigt auch, in welche Obsessionen die höchsten Gipfel der Erde Menschen treiben. Der Schweizer Marcel Rüedi – ein Hobby-Bergsteiger im Hauptberuf Metzger – ließ sich von dem Gedanken verleiten, er könne der Ausnahmefigur Messner die Stirn bieten und ging zu ungestüm und ohne ausreichende Akklimatisierung auf Gipfeljagd. Am Makalu, seinem zehnten Achttausender, verausgabte er sich völlig und starb beim Abstieg vom Gipfel an Erschöpfung. Jerzy Kukuczka schaffte es zwar als zweiter Mensch auf alle 8.000er. Ihm gelang es aber nicht, sich danach unbeschadet aus dem Höhenbergsteigen zu verabschieden. Es trieb ihn weiter in den Himalaya, wo er 1989 bei einer waghalsigen Expedition an der Südwand des Lhotse abstürzte und starb. (Text: NDR)