Der Ton hat sich gewandelt: Geht es um die Auswirkungen des Klimawandels und die zu ergreifenden Massnahmen, nimmt Reto Knutti kein Blatt mehr vor den Mund. «Die Politik hat versagt», sagte er etwa im Frühling. Oder: «So kann das nicht funktionieren.» Klimaskeptikern wie Roger Köppel tritt er entschlossener entgegen als auch schon. Die Frustrationstoleranz scheint beim besonnenen Berner Oberländer langsam überschritten zu sein. Seit 12 Jahren forscht und lehrt der Klimaphysiker an der ETH Zürich und warnt in dieser Funktion auch immer wieder in der Öffentlichkeit vor den bedrohlichen Folgen der hohen Treibhausgasemissionen für die Lebensbedingungen auf der Erde. Doch auf politischer Ebene findet trotz der lautstarken Klimajugend nur langsam
ein Umdenken statt. Zu langsam, um das ambitionierte Ziel des Pariser Abkommens mit einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad zu erreichen? Die jüngsten Ereignisse würden es vermuten lassen. In Island wurde ein Gletscher offiziell für tot erklärt, Waldbrände wüteten in Polarregionen und produzierten dabei die dreifache Menge an CO2, die sonst in einem Jahr in der Schweiz ausgestossen wird. Der Sommer wartete mit neuen Hitzerekorden auf, und gegenwärtig muss die Weltgemeinschaft machtlos zusehen, wie im brasilianischen Regenwald ein gewaltiges Ökosystem in Flammen aufgeht. Wie sieht die Lage wirklich aus? Zusammen mit Reto Knutti analysiert Roger Schawinski die neusten Erkenntnisse und Prognosen der Wissenschaft. (Text: SRF)