Spricht er von seiner Jugend, benutzt er das Wort «Räubergeschichten». Zugetragen haben sich diese in Thun, der Heimatstadt von Lukas Bärfuss. Der 44-Jährige ist zurzeit der erfolgreichste Schweizer Dramatiker und Schriftsteller. In Thun lernte Bärfuss, wie die Gesellschaft «von unten» ausschaut. Bärfuss beendete mit Ach und Krach die Realschule und liess sich dann eine Zeit lang treiben. Über das Lesen kam er zum Schreiben, was ihn, so scheint es, gerettet und nach Zürich gebracht hat. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder: Dieser blieb in Thun. In «Koala», Bärfuss’ drittem Roman, für den er im Herbst den Schweizer Buchpreis erhielt, sucht der Autor – wie er sagt – die Frage auf die Antwort, die ihm der
Bruder mit seinem Suizid gegeben habe. Bärfuss’ Bücher und Theaterstücke sind Rohkost, in der Regel schwer verdaulich. «Hundert Tage», sein zweiter Roman, spielt in Ruanda während des Genozids. Der Protagonist des Theaterstücks «Zwanzigtausend Seiten» kämpft mit den Fakten aus dem Bergier-Bericht. Und in «Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» entdeckt eine Behinderte ihre Sexualität. Das Stück gehört zu den meistgespielten zeitgenössischen Theaterstücken. Mitte Februar kommt die Geschichte in die Kinos. Was bedeutet Lukas Bärfuss sein Erfolg? In «Schawinski» spricht er darüber, was ihn antreibt und weshalb er sich als Schriftsteller verpflichtet fühlt, sich in politische Debatten einzumischen. (Text: SRF)