Potosí ist ein lebendiges Erbe der Menschheit. Es besteht aus einem kegelförmigen Berg in den Anden Boliviens, in dem es einmal die reichsten Silberminen der Welt gab. Am Fuß des Berges befindet sich die Stadt Potosí mit einem kunstvollen Bewässerungssystem und Aufbereitungsanlagen für das Silbererz. Im 17. Jahrhundert war die Blütezeit dieser Stadt. Da war Potosí wegen seines Silbers so bedeutend wie London, Paris oder Berlin. Dieser Prunk der Kolonialherren kann nicht erhalten werden, die Stadt verfällt langsam. Auch wenn es hier keine Zwangsarbeit mehr gibt, suchen jeden Tag 4.000 Indios auf primitive Weise nach den Resten von Silber, Zinn und Blei, denn eine andere Arbeit gibt es hier für sie nicht. Der Teufel – der Schutzpatron der „mineros“ – erzählt im Film die traurige Geschichte von Potosí und seinem einst so reichen Berg, von der Zwangsarbeit unter
Tage, er führt durch Stadt und begleitet zu einem Fest, auf dem die Indios ihrer Mutter Erde, ihrer Gottheit Pachamama ein weißes Lamm opfern. Shibam, das sind 500 Hochhäuser aus Lehm auf engstem Raum, eine Skyline, die an Manhattan oder Chicago erinnert. Nur liegt Shibam in der Wüste, ist fast 2.000 Jahre alt und war einst Hauptstadt der Oase Hadramaut im Jemen, eine reiche Stadt am Ausgangspunkt der Weihrauchstraße. In Hochhäusern lebte man aus Sicherheitsgründen, denn der Reichtum lockte stets fremde Krieger. Heute fühlen sich nur Touristen noch von Shibam angezogen. Die Shibamis selber ziehen nach und nach aus, denn es gibt längst keinen Grund mehr, in Hochhäusern zu wohnen – so eng beieinander. Deshalb ist die Stadt dem Verfall preisgegeben. Unaufhaltsam bröckelt die Skyline aus Lehm. Shibam steht auf der Liste der bedrohten Denkmäler des Weltkulturerbes. (Text: SWR)
Deutsche TV-PremiereFr. 20.02.2004Südwest Fernsehen