Schätze der Welt Folge 263: Niederlande: Das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht – der Architekt und seine Muse
Folge 263
Niederlande: Das Rietveld-Schröder-Haus in Utrecht – der Architekt und seine Muse
Folge 263 (15 Min.)
Am Rande der malerischen holländischen Stadt Utrecht, direkt neben einer Stadtautobahn: ein kleines, würfelförmiges Häuschen – es wirkt etwas verloren. Als es in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut wurde, war es für die meisten ein Skandal, für einige aber eine Sensation. Heute ist es eine Ikone der modernen Baukunst: Das Rietveld-Schröder-Haus. Gerrit Rietveld, der eigentlich Kunsttischler war, entwarf es für die 35-jährige Anwaltswitwe Truus Schröder. Die junge Frau wollte für sich und ihre drei Kinder ein zeitgemäßes Heim schaffen. Sie konnte das große, gediegene Bürgerhaus ihrer Ehejahre nicht mehr ertragen: Ihr Haus sollte
offen und geschützt zugleich sein, nicht mit überflüssigen Dingen gefüllt, „transparent“ und „elementar“, nüchtern und schlicht. In ihre Lebens- und Kunstauffassung war sie sich eins mit ihrem Architekten. Rietveld hatte sich der avantgardistischen Künstlergruppe „de Stijl“ angeschlossen. Das Gebäude wirkt durch die asymmetrische Aufteilung der Wandflächen, durch die farbige Vertikal- und Horizontalgliederung und die großen Fenster fast durchlässig. Ein solches Wohnhaus konnten die Kleinstädter damals nur angewidert betrachteten. Aber für Schröder und Rietveld war ein Haus keine Geschmacks-, sondern eine Gesinnungsfrage. (Text: rbb)