Schätze der Welt Folge 260: Vall de Boi – Ein Tal, ein Lifan und andere Geheimnisse (Spanien)
Folge 260
Vall de Boi – Ein Tal, ein Lifan und andere Geheimnisse (Spanien)
Folge 260 (15 Min.)
Das Vall de Boi ist ein schmales Tal, tief hineingegraben in die katalonischen Pyrenäen. Vor mehr als tausend Jahren entstanden im Tal sieben kleine Dörfer, an die sich wohl niemand erinnern würde, wäre zu jener Zeit nicht auch neun romanische Kirchen gebaut worden. Die Abgeschiedenheit hat dazu noch beigetragen, dass zumindest einige dieser Kirchen noch fast originalgetreu erhalten sind. Um diese Kirchen ranken sich Geheimnisse. So ist bis heute nicht geklärt, wer die Arbeiter, Baumeister und Maler waren, die sie errichtet haben. St. Joan de Boi und St. Climente de Taüll sind im Inneren mit wunderbaren Fresken ausgemalt. Heilige Fabelwesen schmücken die Wände. Ein Lifan, der mit dem namensähnlichen Elefanten die Stoßzähne gemeinsam hat, ein Kamel, das eben von
Bergbewohnern und nicht von Wüstensöhnen erdacht wurde. Heute lässt sich das Weltbild der Romanik, das Glaubensbekenntnis in dieser verschlossenen Bergwelt nur noch erahnen. Die Kirchen, waren Türen zu einer anderen Welt. Dahinter verschwammen die Linien zwischen Realität und Fantasie – das raue Leben zwischen den Felsen mit den biblischen Geschichten, die alltäglichen Bedrohungen durch wilde Tiere mit den Visionen von Weltuntergang und jüngstem Gericht. Ein Universum, das dem neuzeitlichen Pyrenäen- Wanderer wie dem weltläufigen Kunsthistoriker weitgehend ein Rätsel bleibt. Und letztlich wird es auch ein Geheimnis bleiben, warum gerade hier, jenseits aller großen Handelsstraßen und Städte, in einer kargen Gebirgslandschaft so viele Kirchen errichtet wurden. (Text: NDR)