Folge 2

  • 2. Berliner Aufschwung

    Folge 2 (75 Min.)
    Die Reichshauptstadt Berlin nach den Olympischen Spielen 1936: Die Jahre der Konsolidierung des Dritten Reichs zeichneten sich aus durch das gute Leben einerseits und den Terror gegen die Andersdenkenden und Andersartigen andererseits. Darum wirft dieser „Sittenspiegel“ auf alles einen doppelten Blick. Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung gibt es die Rüstung, neben dem „völkischen Unterhaltungsgut“ das „Artfremde“, Faszinierende.
    Nichts ist schwieriger, als noch einmal die Gleichzeitigkeit des Erlebens bei den damals jungen Berlinern darzustellen. Wolf Jobst Siedler sagt, das Reich sei viel normaler gewesen als es heute erscheine. Friedrich Luft (damals Adlatus von Werner Finck und gelegentlicher Feuilleton-Autor) merkt an, es habe sich „ungeheuer viel herübergerettet aus den 20er-Jahren“. Hans Abich kam als Student nach Berlin und war von der Hektik der Großstadt wie betäubt; Kristina Söderbaum kaufte sich erst einmal ein kleines Hütchen, damit sie erwachsener aussehe.
    In den Köpfen der Interviewpartner ist ein Stadtplan zurückgeblieben, den man abfragen kann und der mit dem Berlin von heute nur noch wenig zu tun hat. Da sind die Lokale in der Friedrichstraße und die Swing-Treffs im Delphi, da sind Schallplattenläden auf dem Tauentzien, in denen man illegal amerikanische Platten beziehen kann,
    und Geschäfte wie das Schuhgeschäft Leiser, aus denen die Juden von einem auf den anderen Tag verschwinden.
    Vielen Zuschauern mag diese Art von „Klatsch“ aus dem Dritten Reich suspekt vorkommen. Tatsächlich ist es auch für die Filmemacher schwierig, nicht klüger sein zu wollen als die Gesprächspartner. Dies ist ein Weg der „klimatischen“ Rekonstruktion, der nachfragt, ob man selbst sich in der Situation nicht manchmal ähnlich verhalten hätte. Immerhin: Die Arbeitslosigkeit geht 1937/​38 fast völlig zurück, man spricht von einem „Wirtschaftswunder“; der „Aufschwung“, so sagt Werner Finck in einem Zeitungsbeitrag, „sei die populärste Turnübung“. Die Nazis probieren die Moderne aus – in den Magazinen der Zeit kann man Berichte über Mode, Wohnungseinrichtungen und technische Errungenschaften durchblättern, die wie aus den 50er-Jahren oder noch später abgepaust erscheinen. Und dennoch: Die Kriegsvorbereitungen laufen, die Juden werden gebrandmarkt und aus dem Erscheinungsbild der Metropole getilgt.
    In den Gesprächen kommen u.a. Friedrich Luft, Annemarie Weber, Rainer Penkert, Hans Abich, Ilse Werner, Kristina Söderbaum, Margot Hielscher, Friedrich Meyer, Fritz Schulz-Reichel zu Wort. Weitere Mitwirkende: Gustav-Peter Wöhler, Walter Thielsch und Peter Behrens, Annette Uhlen, Marianne Rosenberg, Luggi Böttger. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 21.10.1987 Das Erste

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