planet e. Folge 295: Zugekiest und zugeschottert – Wie Deutschlands Gärten versteinern
Folge 295
Zugekiest und zugeschottert – Wie Deutschlands Gärten versteinern
Folge 295 (30 Min.)
Gärten des Grauens: So nennt der Biologe Ulf Soltau die zugeschotterten Vorgärten. Ein großer Trend in deutschen Wohnsiedlungen: Granit und Kalkstein statt Büsche und blühende Stauden. Pflegeleicht soll es sein: Schotterflächen aus Marmor, Basalt oder Granit und mit Steinen gefüllte Drahtmauern ersetzen Wiesen und Hecken. Für Naturschützer eine ökologische Katastrophe. Denn Schottergärten bieten den heimischen Insekten keinen Lebensraum. Die steinerne Verfüllung ist zudem schlecht fürs Mikroklima. Denn sie speichert kein Wasser und trägt zur Aufheizung von Städten und Dörfern bei. Nicht nur das: In der heimischen Bevölkerung trifft der zunehmende Abbau der Bruchsteine und Flusskiesel auf immer mehr Widerstand. Und: Kies- und Schotterimporte aus dem Ausland werden unter oft fragwürdigen Bedingungen gewonnen. Geschätzt gibt es
mittlerweile fünf Millionen geschotterte Vorgärten – mit einer Fläche von der Größe des Chiemsees. Und der Trend hat gerade erst begonnen: Die Schotterindustrie boomt und verzeichnet Wachstumsraten von bis zu 20 Prozent im Jahr. In manchen Kommunen und Bundesländern steuert die Politik mit Verboten dagegen an, aber in den meisten Gemeinden wird lediglich auf Aufklärung und Freiwilligkeit gesetzt. Doch auch der Bund sieht das Problem und hat eine Kampagne für mehr Insektenschutz gestartet. „planet e.“ begleitet einen Hausbesitzer bei der Anlage seines Schottergartens. Worin sieht er die Vorteile? Was antwortet er den Kritikern? Wie wird er von den Händlern beraten? Der renommierte Insektenforscher Thomas Schmitt vom Senckenberg-Institut in Müncheberg hält dagegen und betont die wichtige Rolle der Gärten zum Erhalt der biologischen Vielfalt. (Text: ZDF)